Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg. Sam Watkins
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg - Sam Watkins страница 9
Unser Regiment war am Samstagabend die Vorhut und war in ein leichtes Geplänkel verwickelt, aber General Gladdens Brigade überholte uns und bezog direkt vor uns Stellung. Am Sonntag bei Tagesanbruch wurde Gladden von Chalmers` Brigade abgelöst. Als Gladden gerade an uns vorbeiritt, kam ein Kurier angeritten und sagte etwas zu ihm. Ich weiß nicht, worüber sie sprachen, aber ich hörte Gladden sagen: „Richten Sie General Bragg aus, dass mein Spürsinn für Yankees ebenso scharf ist, wie der von General Chalmers!“
Am Sonntagmorgen, einem klaren und schönen Tag, erhielt die gesamte Armee den Befehl, vorzurücken und sofort anzugreifen. Wir unterstützten eine Brigade aus Alabama. Das Feuer wurde eröffnet: peng, peng, peng, rasseldipeng, peng, peng, bumm, pengpeng, peng, bumm, peng, bumm, peng, bumm, peng, bumm, peng, bumm, zisch, zisch, krach, knall, bumm, peng! Die Luft war voll von Kugeln und tödlichen Geschossen. Die Bahrenträger schafften die Sterbenden und die Verwundeten vom Feld. Wir konnten die Schreie der Stürmenden, den unablässigen Donner der Geschütze und das Rasseln der Musketen hören und wir wussten, dass die beiden Armeen in einen Kampf Mann gegen Mann verwickelt waren. Ständig drangen erfreuliche Neuigkeiten nach hinten. Jeder, der von vorne zurückkam, wurde begrüßt mit den Worten: „Und, was gibt es Neues von der Front?“ „Nun Jungs, wir treiben sie vor uns her. Wir haben alle ihre Lager erobert, alle ihre Habseligkeiten und ihre gesamte Verpflegung und ihre Ausrüstung und überhaupt alles!“ Als wir vorrückten, um die vor uns kämpfende Alabama-Brigade beim Angriff zu unterstützen, hatten einige Soldaten bereits die Flucht ergriffen und waren sichtlich von Panik ergriffen. Einige Jungs aus unserem Regiment lachten sie aus, fragten sie, wohin sie wollten und riefen „Flicker! Flicker! Flicker!“, so klingt der Ruf des Goldspechtes, „Flicker! Flicker! Flicker!“ [Anm. d. Übers.: Der Goldspecht ist der Wappenvogel des Staates Alabama.] Während wir weiter vorrückten, sahen wir den äußerst fettleibigen Oberst vom 23. Tennessee, der, wenn ich mich recht entsinne, Matt Martin hieß und schwer verwundet war. Er rief uns zu: „Gebt ihnen Dresche, Jungs! Jawohl, mein tapferes 1. Tennessee, blast ihnen ordentlich den Marsch!“ Wir blieben einen Moment lang stehen und ich fragte ihn: „Herr Oberst, wo sind Sie verwundet?“ Er antwortete in tiefem Bass: „Mein Sohn, ich bin am Arm verwundet, am Bein, am Kopf, am ganzen Leib und an einer Stelle, die zu nennen mir der Anstand verbietet.“ Dies waren die Worte des tapferen alten Obersts. Als wir weitermarschierten, sahen wir General Albert Sidney Johnston, der von seinem Stab und Gouverneur Harris aus Tennessee umringt war. Wir sahen, dass die Menge, die Johnston umringte, von Unruhe ergriffen war, aber wir wussten zu dieser Zeit nicht, dass er tot war. Das wurde den Truppen verschwiegen. Gegen Mittag galoppierte ein Kurier heran und befahl uns, vorzurücken und General Braggs Zentrum zu unterstützen. Dazu mussten wir den Boden überqueren, auf dem die beiden Armeen schon den ganzen Tag lang gekämpft hatten.
Ich hatte zuvor schon von Schlachtfeldern gehört, über sie gelesen und Bilder von ihnen gesehen: von Pferden und Männern, Geschützen und Wagen, alles ineinander verkeilt, während der Boden mit Toten, Sterbenden und Verwundeten bedeckt war; ich muss jedoch gestehen, dass ich keine Vorstellung von dem „Pomp und Schauspiel“ des so genannten „glorreichen Krieges“ hatte, bevor ich das Folgende sah. Männer lagen in jeder vorstellbaren Position auf der Erde, die Toten mit aufgerissenen Augen und die Verwundeten mitleiderregend um Hilfe flehend. Einige winkten mit ihren Hüten und riefen uns zu, wir sollten weiter vorrücken. Dies alles schien mir ein Traum zu sein; ich fühlte mich von einer Art Nebel umgeben, als uns plötzlich, zisch, zisch, zisch, die Kugeln der Yankees um die Ohren flogen. Ich musste wieder an den Iren denken: „Tatsächlich, die Kerle schießen wirklich mit Kugeln!“ Bald stürzte zuerst ein Bursche, dann ein weiterer, tot oder verwundet. Jetzt erhielten wir den Befehl, die Bajonette aufzupflanzen. Ich hatte mich den ganzen Morgen über bedrückt gefühlt, so als hätte ich ein Schaf gestohlen, aber als wir den Befehl zum Sturmangriff bekamen, wurde ich plötzlich ausgelassen. Ich fühlte mich besser als jemand, der in einer Methodistenkirche seinen Glauben empfängt. Ich brüllte. Es war ein einziger Spaß. Alle sahen glücklich aus. Wir rückten ihnen auf den Pelz. Ein weiterer Sturmangriff und ihre Linien begannen zu wanken und brachen schließlich auseinander. Sie wichen in Verwirrung zurück. Wir jubelten wie verrückt; wir waren siegreich. Die Offiziere schafften es nicht, die Männer in einer organisierten Formation zu halten. Kugel um Kugel jagten wir in die fliehenden Reihen. Die Toten und Verwundeten der Unionsarmee bedeckten die Erde. Gerade als der Sieg unser war, kam die Order, anzuhalten. Was?! Nach dem heutigen Erfolg? Sidney Johnston war gefallen, General Gladden war gefallen [Anm. d. Übers.: Gladden verlor bei Shiloh einen Arm, starb jedoch erst eine Woche später.], ein ganzer Haufen Generäle und tapferer Soldaten war tot und die gesamte Yankee-Armee wich auf ganzer Linie zurück. Diese vier Buchstaben, H-A-L-T, wie bitter klangen sie in unseren Ohren. Der Sieg war vollständig, aber das Wort „Halt“ verwandelte ihn in eine Niederlage.
Die Soldaten hatten die Lager der Yankees erobert und sahen all die guten Dinge, die sie zu essen hatten in den Marketenderläden und den Offizierszelten und binnen kurzer Zeit wühlte jeder herum, um zu sehen, was er finden konnte. Es war eine reiche Ernte und sie wurde von vielen fleißigen Händen eingebracht. Die Negerjungen, die ihren jungen Herren als Diener gefolgt waren, wurden reich. Es fand sich jede Menge Papiergeld, reichlich gute Kleidung und mehr Verpflegung, als wir brauchten. Die Jungs lebten wie die Made im Speck. Das war am Sonntag.
Am Montag wechselte das Schlachtenglück. Nun, diese Yankees hatten Dresche bezogen und zwar ordentlich und gemäß allen Regeln des Krieges hätten sie abziehen müssen. Aber sie taten es nicht. Überhäuft mit Siegen bei Fort Henry und Fort Donelson, der Eroberung von Nashville und der Besetzung von ganz Tennessee, sollte der Sieg erneut ihre Banner krönen, denn Buells Armee kam Grant nach einem Gewaltmarsch in letzter Sekunde zu Hilfe. Die ganze Nacht hindurch waren Transportschiffe und Kanonenboote damit beschäftigt, Buells Armee überzusetzen. Wir hörten den Klang der Schiffsglocken, das Paffen des Rauchs und das Zischen des Dampfes aus ihren Kesseln. Unser Regiment stand auf dem äußersten Vorposten und wir sahen, wie zuerst die Plänkler der Yankees vorrückten, dann ihre geschlossene Infanterie und schließlich die Artillerie. Wir lieferten ihnen am Montagmorgen einen guten Kampf und ich war überrascht, als wir den Befehl erhielten, uns zurückzuziehen anstatt anzugreifen. Aber wie ich zuvor bereits sagte, lieber Leser, der einfache Soldat ist nur eine Maschine und weiß nicht, was zwischen den Generälen vorgeht. Ich kann nur jene kleinen Dinge und Begebenheiten schildern, die ich mit eigenen Augen sah und an die ich mich noch erinnere. Sollte dir daran gelegen sein, mehr über die Schlacht zu erfahren, so verweise ich dich an die Geschichtsbücher. An ein bestimmtes Ereignis erinnere ich mich noch sehr gut: Ein Yankee-Oberst saß auf einer schönen grauen Stute und sah zu uns herüber, als sei er auf einer Parade. W. H. stürmte vorwärts, ergriff das Pferd am Zaum und befahl dem Oberst gleichzeitig, sich zu ergeben. Der Yankee ergriff die Zügel, lehnte sich im Sattel nach hinten, richtete den Lauf seines Revolvers auf den Kopf von W. H. und drückte ab. Praktisch genau zu dem Zeitpunkt, als er den Abzug drückte, traf ihn eine verirrte Kugel von irgendwoher in die Seite. Er stürzte tot vom Pferd, dieses geriet in Panik und galoppierte davon, wobei es den Toten durch die konföderierten Linien schleifte. Sein Revolver hatte sein Ziel verfehlt.
Ich habe hunderte alter Soldaten von den Unmengen an Papiergeld erzählen hören, die sie auf dem Schlachtfeld von Shiloh fanden und aufklaubten. Sie dachten jedoch, das Geld sei wertlos und machten sich nicht die Mühe, es mitzunehmen. Ein Bursche, ein Kurier, dessen Pferd getötet worden war, fing sich ein Maultier ein und während des letzten Angriffes, kurz bevor der fatale Halt befohlen wurde, stürmte er ganz alleine nach vorne. Die Soldaten riefen: „Schaut euch diesen tapferen Kerl an, er stürzt sich direkt in den Schlund des Todes!“ Er begann die Zügel hin und her zu zerren, biss die Zähne zusammen und schrie schließlich: „Das bin nicht ich, Jungs! Das ist das verdammte alte Maultier! Brr! Brr!“
Am Montagmorgen besorgte auch ich mir ein Maultier. Es war kein schnelles Exemplar und ich fand bald heraus, dass es dachte, es sei ebenso schlau wie ich. Es hielt sich für sehr weise. Es neigte dazu, jedem kleinen Trampelpfad zu folgen, an dem wir vorbeikamen. All meine Beschimpfungen konnten