Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg. Sam Watkins
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Kann sich Watkins in den obigen Fällen noch mit erzählerischen Kniffen behelfen, so führt in einem Punkt für ihn kein Weg an einer glatten Lüge vorbei: der sehr eindringlich geschilderten Kapitulation des Regiments am 26. April 1865 bei Greensboro, North Carolina. Tatsächlich war er bei dieser bitteren Szene nicht mehr als Augenzeuge zugegen. Nachdem die konföderierte Tennessee-Armee nach der schweren Niederlage bei der Schlacht von Nashville als effektive Streitmacht zu existieren aufgehört hatte, war Leutnant Watkins unter den zahlreichen Deserteuren und im April 1865 leistete er der Union in Memphis, Tennessee den Treueid.
Da es niemals Ziel dieses Buches war, eine exakte Geschichtslektion zu vermitteln, vermögen diese Ungereimtheiten, sofern man sich ihrer bewusst ist, den Wert dieses Werks jedoch nicht zu schmälern. Es bietet einen wertvollen und eminent lesbaren Einblick in das alltägliche Leben und den inneren Antrieb eines Soldaten der Konföderierten Staaten von Amerika und gilt zu Recht als eines der Standardwerke der Bürgerkriegsliteratur.
Oberstes Anliegen der vorliegenden Übersetzung war es, Watkins' eigentümlichen Sprachstil bestmöglich zu bewahren, gelegentlich erschien eine Angleichung an die Gepflogenheiten der deutschen Sprache jedoch angeraten; insbesondere einige der südstaatlichen Spruchwörter, deren Sinn sich dem heutige Leser durch eine bloße wortgetreue Übersetzung nicht erschließt, wurden behutsam in eine verständliche Form überführt. Die eingestreuten Liedtexte und Gedichte wurden, sofern es sich lediglich um den Titel eines Liedes handelt, unübersetzt übernommen, zitierte Lied- und Gedichtstrophen wurden unter größtmöglicher Wahrung von Versmaß, Reim und Inhalt des Originals übersetzt.
Einfache Fehler, die nicht zum Wesen des Textes beitragen, wurden stillschweigend korrigiert (etwa, wenn Watkins seinen Oberst Hume R. Feild durchgängig „Field" nennt oder die Begriffe „Coup de grâce" und „Coup d'état" verwechselt). Irrtümer, die der Klärung bedürfen sowie Anspielungen, die nicht mittels einfachster Recherche seitens des Lesers aufzulösen sind, werden unter möglichst geringfügiger Beeinträchtigung des Leseflusses im Text erläutert.
Florian Dexheimer
Kapitel 01: Rückblick
„Wir sind eins und ungeteilt“
Ich denke, es war vor etwa 20 Jahren (jedoch bin ich mir nicht sicher), dass ein Mann, dessen Name, wenn ich mich recht entsinne, William L. Yancey lautete (ich schreibe dies basierend auf meiner Erinnerung und es war vor langer Zeit), die sonderbare Ansicht vertrat, dass die Sonne im Osten aufgehe und im Westen untergehe und dass der Kompass nach Norden und Süden zeige. Nun, damals wussten alle, dass dies lediglich der Eigentümlichkeit eines verwirrten Geistes entsprang und dass es in den Vereinigten Staaten von Amerika weder einen Norden noch einen Süden, weder einen Osten noch einen Westen gab. Wie dem auch sei, er begann seine seltsame Doktrin zu predigen, dass derlei Dinge existierten und mit der Zeit schlossen sich ihm seine Anhänger an.
Wie du weißt, ist es nicht von Bedeutung, wie absurd, lächerlich oder grotesk eine gepredigte Doktrin ist, sie wird immer einige Anhänger finden. Nun, ein Mann namens (so glaube ich mich zu erinnern) Rhett sprach diese Ansicht laut aus. Er wurde mit einem lauten „Psssst!“ zum Schweigen gebracht. Später wiederholte ein weiterer Bursche namens Toombs (an diesen Namen erinnere ich mich genau, da er nach Friedhof klang) diese Meinung und ihn traf ein noch energischeres „PSSSST!“ Nach einiger Zeit äußerten ganze Gruppen von Leuten die Ansicht, dass es einen Norden und einen Süden gäbe und noch etwas später waren Hunderte, Tausende, gar Millionen überzeugt, es gäbe einen Süden. Dies waren jene Leute, die in der Richtung, in welche die Wasserläufe fließen, lebten.
Nun kamen jene Leute, welche dort lebten, wo die Wasserläufe entsprangen, um sich die Sache anzusehen und sie sagten: „Meine Herren, das sehen sie völlig falsch. Wir sind auf der Mayflower hierhergekommen und früher haben wir Hexen für die Behauptung, die Sonne gehe im Osten auf und im Westen unter, verbrannt, da die Sonne weder auf- noch untergeht; die Erde dreht sich lediglich um ihre Achse und wir wissen, wovon wir reden, denn wir sind Puritaner.“ Der Wortführer dieser Partei (und ich glaube, mich gut an seinen Namen zu erinnern, da seine Erwähnung mich stets in tiefe Trübsal stürzte) hieß Horror [Horace] Greeley und ein weiterer Herr namens Charles Sumner sagte, es gäbe keinen Norden, keinen Süden, keinen Osten und keinen Westen und man solle dergleichen auch nicht behaupten. Nun begannen die Leute, die in der Richtung lebten, wohin die Wasserläufe fließen, sich zu sträuben und weiterhin zu behaupten, es gäbe einen Norden und einen Süden. Jene, die bei den Ursprüngen der Wasserläufe lebten, wurden nun furchtbar wütend und wollten jene, die in Laufrichtung der Wasserläufe lebten, zwingen, ihre Behauptungen zurückzunehmen. Nun, daraufhin begannen sie mit fürchterlicher Vehemenz zu bohren und zu beißen, zu zerren und zu kratzen.
Eine Seite wählte sich einen Häuptling namens Jeff Davis, auch der einäugige Jeff genannt und einen Unterhäuptling namens Aleck Stephens, auch bekannt als der Schlaue Aleck. Die andere Seite erwählte zu ihrem Häuptling den Sohn von Nancy Hanks aus Bowling Green und dem alten Holzhacker Bob Lincoln und der Name des Sohnes war Abe. Nach dessen Wahl zum Häuptling ernannten sie zum Unterhäuptling ein Individuum zweifelhafter Herkunft namens Hannibal Hamlin, einen Spross des Geschlechtes von Ham, dem bösen Sohn des alten Noah, der ihn verfluchen wollte, bis er blass wurde, es jedoch übertrieb und ihn verfluchte, bis er schwarz wurde.
Wie ich bereits erwähnte, begannen die beiden nun also gegeneinander zu kämpfen und die Seite vom alten Abe trug den Sieg davon.