Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale. Frater LYSIR

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Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale - Frater LYSIR Voodoo, Hoodoo und Santería

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muss sich vorstellen, dass das Opfer betäubt oder auch paralysiert wird, sodass es dann von den jeweiligen Helfern des Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, oder der Caplata, vollkommen bewusst, dramaturgisch gezielt, magisch ausgeführt, beerdigt wird. Es wird darauf geachtet, dass das jeweilige Opfer wirklich in einen Sarg gelegt wird, beerdigt wird, und dort auch zurückgelassen wird. Es wird davon berichtet, dass das Opfer in etwa 2-3 Tage begraben sein soll, wobei man sich dann hier selbst ausrechnen kann, was so etwas mit der Psyche eines Menschen macht. Wenn hier auch noch ein gewisser Sauerstoffmangel hinzukommt, ist es auch wieder möglich, dass hier Schädigungen auftauchen, die irreparabel sind. In diesem Kontext spricht man von einer hypotoxischen Hirnschädigung, sodass hier das Gehirn eine Unterversorgung erleidet, wodurch eben dann schwerste Störungen der jeweiligen Hirnfunktionen auftreten können. Im medizinischen Normalfall kann dies natürlich auch auftauchen, gerade dann, wenn die Menschen reanimiert werden müssen, sodass sie hier zu lange ohne Atmung sind. Im Voodoo wird dies jedoch bewusst gemacht, sodass auch hier ein Sauerstoffmangel herbei geführt wird. Es geht hierbei nicht immer darum, dass der Mensch klinisch tot ist, und wiederbelebt wird. Nein, eine hypotoxische Hirnschädigung kann auch durch ganz andere Thematiken erreicht werden. Im Allgemeinen sind hier eigentlich Vergiftungen, Hirnblutungen, Herzstillstand, Unfälle aller Art und auch schwere allergische Reaktionen zu nennen. Nun, dass hier nicht ein Begraben eines lebendigen, atmenden Menschen aufgeführt wird, sollte klar sein. Da hier bewusst eine schwere Schädigung in Kauf genommen wird, sind hier primär Orientierungs- und Gedächtnisstörungen vorhanden, die sich jedoch auch auf motorische Störungen erweitern können. Man kann davon ausgehen, dass die bewusste Beerdigung eines lebenden Menschen auch in Haiti, genauso wie in den verschiedenen afrikanischen Ländern, von den Behörden nicht gern gesehen wird. Doch Voodoo ist Voodoo! Und man kann sich sicher sein, dass der Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto oder die Caplata, zusammen mit ihren Helfern, darauf achten werden, dass auf der einen Seite das Opfer massiv bestraft wird, eben durch das lebendige Beerdigen, gleichzeitig aber nicht an dem irgendwann auftretenden Sauerstoffmangel stirbt. Dennoch wird hier eine Schädigung des Gehirns bewusst in Kauf genommen.

      Da das menschliche Gehirn bei einer hypotoxischen Situation bereits nach einigen Minuten mit dem Absterben von Nervenzellen reagiert, kann man sich auch hier vorstellen, was es bedeutet, dass das jeweilige Opfer 2-3 Tage lang beerdigt bleibt. Gleichzeitig muss man sich aber auch vorstellen, dass hier der Mensch nicht sofort erstickt. Der normale Mensch nutzt bei einem normalen Atemzug nur einen geringen Teil seiner Lungenkapazität. Man kann erst einmal davon ausgehen, dass die erwachsene Lunge etwa ein Gesamtfassungsvermögen von ca. 5,5-6 Litern besitzt. Der Wert schwankt natürlich stark, da die biologische Bauweise von Frauen und Männern unterschiedlich ist, genauso wie es auf die Größe der Person ankommt. Daher sind diese 5,5-6 Liter eher eine Art Richtwert. Doch der Atemzug eines Menschen nimmt in etwa nur 0,5 Liter auf. Hinzu kommt, dass der Sauerstoffgehalt in der Luft bei ca. 21 % liegt (20,95 Vol.-%), hierbei aber die gesamten 21 % bei weitem nicht verwendet werden. Nein, die ausgestoßene Luft des Menschen beinhaltet in etwa immer noch 16 % Sauerstoff, sodass man hier grob sagen kann, dass der Mensch für einen Atemzug ca. 5 % Sauerstoff seiner Umgebung benötigt. Würde der Mensch die ganzen 21 % aufnehmen, wäre jede Mund-zu-Mund-Beatmung tödlich, da hier die Person, die Hilfe benötigt, keinen Sauerstoff erhalten würde. Gut, der Mensch verbraucht also 5 % Sauerstoff. Jetzt kann man weiter davon ausgehen, dass der Mensch, der sich einen Zombiefluch aufgeladen hat, der also hier von der Gemeinschaft gerichtet werden soll, in einem Sarg liegt, der in etwa 2 Meter lang, 90 cm breit und 80 cm hoch ist. Dies würde in etwa ein Volumen von 1,44 m3 Luft bedeuten, was dann 1440 Liter Luft sind. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass man im Schlaf in etwa 14 Atemzüge macht, man ca. 0,5 Liter Luft pro Atemzug aufnimmt, dann wird man mit dem Volumen von 1440 Liter ca. 800 Minuten Sauerstoff haben. Wenn man den Sauerstoffgehalt zu 100% aufnehmen würde, also die 21 % Sauerstoff der Luft, dann würden die 1440 Liter bei 14 Atemzügen pro Minute, also 7 Liter, „nur“ etwas über 200 Minuten überleben. Da man aber nur 5 % verwendet, wird man also über 800 Minuten kommen – zumindest in der Theorie. Tja, 800 Minuten sind etwas mehr als 13 Stunden. Etwas weit weg von 2-3 Tagen. Gut, in Haiti und auch in den afrikanischen Ländern werden nun keine Eichensärge verwendet. Es können hier einfache „Holzkisten“ sein, es kann auch nur ein Tuch sein. Ein Tuch wäre gut, wenn man nicht zu tief begraben wird. Hier würden die Lufteinschlüsse in der aufgelockerten Erde mehr Luft zur Verfügung stellen, als ein hermetisch abgeriegelter Sarg. Aber auch eine Holzkiste ist nicht so schlimm, denn auch hier werden große Spaltmaße existieren, sodass hier Luft eindringt. Außerdem soll das Begrabenwerden eine Strafe sein, sodass man sich auch hier vorstellen kann, dass ein Luftrohr existiert, sodass hier etwas Luft das Opfer erreicht. Eine andere Möglichkeit ist aber der Gedanke, dass dann Helfer oder der Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto oder die Caplata selbst, das Opfer nach Erfahrungswerten „ausgraben“, sodass hier eine „eigene Zeit“ existiert, wann das Opfer ausgegraben wird. Dies kann nach 10 Stunden sein, nach 24 Stunden oder auch länger.

      Ein anderer Punkt, der aber manchmal gerne vergessen wird, und den Hersteller des Zombiegiftes betrifft, ist der eigene Schutz. Man hantiert hier mit immens tödlichen Giften, die eben auch über die Haut aufgenommen werden, was bedeutet, dass man sich hier auch selbst schützen muss, bevor man eben ein Opfer seiner eigenen Unvorsichtigkeit wird.

      Doch was ist, wenn hier eigentlich doch keine konzentrierten Gifte verwendet werden, sondern nur berauschende Drogen, und man sich auf der einen Seite auf den Glauben der jeweiligen Menschen stürzt, und auf der anderen Seite auf die Einfältigkeit und auf die Ängstlichkeit? Was wäre, wenn man sich einen Menschen aussucht, der in den Augen der Gemeinschaft eine Schuld auf sich geladen hat, eine Schuld, die nicht gesühnt werden kann, die eine Todesstrafe beinhalten soll, und diesen nur betäubt, bzw. unter einem Drogeneinfluss setzt, diesen theatralisch beerdigt, ihm glaubhaft versichert, dass er tot ist, und ihn nach kurzer Zeit wieder ausgräbt, ohne dass hier physische Schädigungen eintreten. Dass in diesem Kontext psychische Schädigungen sicherlich auftreten, dürfte nicht überraschend sein. Was wäre also, wenn dies alles nur eine gigantische Dramaturgie ist, und sich darauf beruft, dass die Menschen einfach an Zombies glauben?! Der Glaube versetzt Berge und wenn dann wirklich die Kriminellen bestraft werden sollen, hier in eine Zeremonie beerdigt wurden, im Kontext tot waren, wieder ausgegraben wurden, um den Menschen zu helfen, denen sie Schaden zugefügt haben, dann ist es denkbar, dass hier eine entsprechende Möglichkeit existiert. Wenn in diesem Zusammenhang die Zombies, die Straftäter, immer wieder unter Drogen gesetzt werden, sodass hier eine Art Dämmerzustand beibehalten wird, dann festigt sich dieser Gedanke immer mehr und immer mehr. Vielleicht hatte der Ethnobotaniker Edmund Wade Davis eine spannende Geschichte niedergeschrieben, über das ominöse Zombiegift, über besondere Wirkmechanismen, Giftcocktails und Tierfragmente, die manchmal mehr und manchmal weniger sinnhaft anmuten. Möglich ist so vieles. Eine weitere Möglichkeit ist auch die, dass hier geistig behinderte Menschen einfach als „Zombies“ tituliert, als billige Sklaven missbraucht und als Menschen ausgenutzt werden. Das Familien ihre Kinder verkaufen, kommt auch heute noch vor. Und wenn man jetzt davon ausgeht, dass die verschiedenen Strukturen im Voodoo sehr klar patriarchalisch sind, ist es zumindest nicht von der Hand zu weisen, dass behinderte Familienmitglieder wirklich als Arbeitssklaven verkauft werden.

      So bleibt zum Schluss nur noch zu sagen, dass die Angst vor den Zombies, vor der Zombiefizierung, in den Voodoogemeinschaften existiert. Dies alles ist aber auch ein Sinnbild der vergangenen Sklaverei, sodass hier die Individualität fortgenommen wird, man nur noch ein Werkzeug ist, keine Rechte mehr besitzt, und im Grunde bis zum Ableben arbeiten muss. So sind hier die eingebrannten Muster im kollektiven Unterbewusstsein als Rollenbilder zu verstehen, da durch ethische und moralische Perversionen, die Sklaverei Alltag war, und in den Köpfen manchmal noch hochkocht. So ist das mit den Mustern, so ist das mit den Menschen, und irgendwie ist dies dann auch so mit den Zombies!

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