Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale. Frater LYSIR
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Doch da die Pflanze primär in Afrika auftaucht, stellt sich jetzt die Frage, was es mit dem Voodoo in Haiti? Nun, erst einmal muss man sagen, dass die Kalabarbohne auch in Brasilien heimisch ist, obwohl sie dort „eingeschleppt“ wurde, hat sie trotzdem dort Fuß gefasst.
Daher kann es sein, dass auch einzelne Gewächse auf Haiti existieren. Viel wichtiger ist aber, dass das Physostigmin zu der Gruppe der Indolalkaloide gehört, genauso wie Ajmalin, Reserpin, Yohimbin und auch die große Gruppe der Vincaalkaloiden, sodass man hier Pflanzen findet, die in den Familien der „Immergrün“ (Vinca), der „Schlangenwurz“ (Rauwolfia / Rauvolfia) und auch die Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) vorhanden sind. Und hier gibt es eben auch Vertreter auf Haiti, auf Kuba, allgemein in der Karibik. Es ist definitiv nicht die exakt gleiche Substanz, auch die Wirkung ist nicht absolut identisch. Auch die molekulare Struktur ist deutlich abweichend, dennoch sind hier starke Ähnlichkeiten vorhanden, sodass die Vergiftungserscheinungen ohne weiteres als „sehr ähnlich“ beschrieben werden können. Man muss einfach daran denken, dass das Zombiepulver hier nicht auf eine deutsche Arzneimittelreinheit basiert, sondern auf eine naturmagische und naturreligiöse Zusammensetzung. Somit findet man also auch entsprechende Pflanzen im Bereich des haitianischen Voodoos, sodass also auch hier die Möglichkeit gegeben ist, die besagten Bestandteile zusammenzufügen.
Nun ja, Möglichkeiten sind immer und überall vorhanden, doch wenn man jetzt noch einmal die Kritik aufgreift, dass TTX möglicherweise hier falsch tituliert wird, als primäres Zombiegift, dann sind hier immer noch im Allgemeinen der Cholinesterasehemmer Physostigmin zu nennen, da dieser Giftstoff in vielen Pflanzen vorkommt, selbstverständlich aber auch im Giftstoffgehalt starken Schwankungen unterworfen ist, da auf der einen Seite einmal die Standortbedingungen berücksichtigt werden müssen, also Qualität des Bodens, Wasserangebot, wie viel Licht bekommt die Pflanze, welche Mineralien nimmt sie auf etc., und auf der anderen Seite man nicht ohne weiteres sagen kann: „Iss diese Pflanze, und du wirst 3,579 mg Physostigmin aufnehmen“. Man müsste in diesem Kontext also Pflanzenauszüge erschaffen, sodass man hier eine bessere Dosierung, eine gezieltere Dosierung erreichen kann. Gleichzeitig ist es im chemischen Kontext nicht ganz so einfach, dass das Physostigmin aus den Pflanzen herausgelöst werden kann, da es hier wieder darauf ankommt, ob die Substanz lipophil oder hydrophil ist, bzw. eher basisch oder sauer. Dennoch muss ja irgendwo die Grundidee einer Vergiftung bzw. einer Zombiefizierung mit der Hilfe von Pflanzengiften herkommen. Fakt ist, dass Acetylcholin zu den wichtigsten Neutrotransmittern im Körper gehört, und wenn hier eine Hemmung erfolgt, eben durch Physostigmin, dann werden alle Reizweiterleitungen gestört. Acetylcholin existiert im zentralen Nervensystem, genauso wie im peripheren Nervensystem, was wieder bedeutet, dass hier eine Hemmung ein Herzrasen, eine Bradykardie auslösen kann, aber auch eine Hypertonie, also einen klassischen Bluthochdruck, sodass hier natürlich Schwindel, Verwirrtheit, Kopfschmerzen, aber auch Müdigkeit und eine große Schwäche, eine Asthenie vorhanden sind, wie auch eine immense Unruhe, eine Agitiertheit, möglicherweise ein Zittern des Körpers, also ein Tremor, dann selbstverständlich auch Albträume, Müdigkeit sind möglich, da diese natürlich noch forciert werden, da man hier permanent in einem Dämmerzustand ist, sodass hier jeglicher Cholinesterasehemmer als primäre Bestandteil auch ohne weiteres gehandelt werden kann.
Auch die Dosierung ist etwas einfacher, denn während beim TTX noch 10µg pro Kilogramm Körpergewicht des Menschen als letale Dosis gilt, ist die Dosierung bei einem Cholinesterasehemmer bei ca. 10 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Dass in diesem Kontext dann ein Herzstillstand, und auch eine Atemlähmung, stattfinden, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit besteht, dass der Herzschlag minimiert wird, genauso wie die Atmung, sodass hier ein Scheintod eintritt, zeigt eine weitere Möglichkeit, dass eigentlich ein Cholinesterasehemmer primär als Zombiegift gehandelt werden könnte. Also ist die Kalabarbohne (Physostigma venenosum) hier wirklich ein heißer Kandidat, ein Kandidat für das Zentrum des Zombiepulvers. Doch nicht nur die Kalabarbohne ist hier zu nennen, sondern auch ein Stoff, der in Bärlappgewächsen (Lycopodium) vorkommt, und zwar „Huperzin A“. Es ist ein Lycopodium-Alkaloid, und wenn man dann noch weiß, dass es immens viele Arten gibt, dann wird die Wahrscheinlichkeit immer größer. Und da das Gewächs Lycopodium clavatum (gewöhnlicher Bärlapp) auch in der Karibik vorkommt, ist hier eine mögliche Quelle auch für das haitianische Voodoo denkbar. Tja, die Kalabarbohne (Physostigma venenosum), die eben auch Gottesurteilbohne genannt wird, ist wirklich der Klassiker, wenn es um die Aufzeichnungen von Edmund Wade Davis geht, zumindest, wenn es um das Physostigmin geht. Doch, es gibt hier weitere Quellen und Möglichkeiten, nämlich die Früchte des Mancanilla-Baum (Hippomane mancinella), die man dann verwenden kann. Auch hier ist das besagte Physostigmin enthalten, und das der Mancanilla-Baum in der Karibik, aber auch in Westafrika vorkommt, zeigt wiederum, dass es hier ausreichend Pflanzen gibt, die die entsprechenden Gifte besitzen, sodass der jeweilige Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, oder die Caplata, definitiv nicht auf „ein einziges Rezept“ für sein Zombiepulver angewiesen ist, da die jeweiligen primären Wirkstoffe, in einigen Pflanzen vorhanden sind. Ob man jetzt die Kalabarbohne nimmt, oder die Äpfel des Mancanilla-Baumes, oder auch Teile eines der unzähligen Gewächse irgendeines Schlangenkrauts nimmt, obliegt dem Hersteller des Zombiepulvers. Zum Schluss wieder eine Abbildung der Kalabarbohne, Bärlapps bzw. des Schlangenkrauts, des Mancanilla-Baum, und der Formel des Physostigmin:
Die dritte Pflanze, Albizia lebbeck, die im Zombiepulver eine Verwendung finden soll, finden kann, ist eine Art von Albizia, die in den tropischen und subtropischen Regionen vorkommen kann. Es geht hier letztlich wieder um eine Gattung, die zwischen 100 und 150 Arten umfasst, sodass auch hier wieder in Benin, Togo, Ghana und Nigeria, genauso wie auf Haiti, entsprechende Ableger existieren. Die Bestandteile in den verschiedenen Arten umfassen eine gigantische therapeutische Breite. So können hier äußerliche Anwendungen stattfinden für Furunkel und Geschwüre, einige Bestandteile sind giftig, können aber auch wieder bei Schlangenbissen angewendet werden, als entsprechendes Antidot, manche Bestandteile werden bei Magen-Darm Problemen eingesetzt, wieder andere sind krampflösend, die nächsten sind aber auch wieder verkrampfend, und wieder einige gehen auch auf die Zellteilung, da sie Zellgifte sind, ähnlich wie die Bestandteile der Indolalkaloide, sodass also auch hier eine breite Vergiftung denkbar ist, was bedeutet, dass auch hier wieder das Nervensystem des Opfers nachhaltig geschädigt werden kann, genauso wie die mentalen und kognitiven Fähigkeiten.
Doch es gibt auch noch weitere Pflanzen, bzw. Nüsse und Bohnen, die im klassischen Zombiepulver eine Verwendung finden sollen! Doch bei allen Pflanzen muss man immer daran denken, dass die Quelle primär der Ethnobotaniker Edmund Wade Davis ist, der nach seinem Expeditionen für das Zombiepulver auch den Spitznamen „Indianer Jones der Ethnobiologie“ von einigen Kollegen erhalten hat. So findet auch noch die Muskatnuss einen Weg ins Zombiepulver, genauso wie die Ackerbohne. Eigentlich zwei sehr bekannte Bestandteile einer jeden Küche, sodass man hier erst