Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale. Frater LYSIR

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Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale - Frater LYSIR Voodoo, Hoodoo und Santería

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und das war es auch schon! Sie hat kein Gift, sie hat keine giftigen Bestandteile, keine besonderen Drüsen oder sonst irgendetwas, was eine pharmazeutische Wirkung hat. Also hat man auch hier schon wieder ein Bestandteil, der überflüssig ist, und offensichtlich ausschließlich der Dramaturgie dient. Gut, was kommt jetzt? Nun, jetzt kommt eine Tarantel! Echt jetzt? Eine Tarantel? Ja, und zwar die „Phormictopus cancerides“, die „Braune Haitivogelspinne“, die – sehr streng genommen – nicht so ganz eine Tarantel ist, aber durch die englische Bezeichnung für Vogelspinne, „Tarantula“ wird es sich hier um diese handeln. Außerdem, in seltenen Fällen werden auch Vogelspinnen, Theraphosidae, als Tarantel bezeichnet. Nun, wie der Name schon sagt, kommt sie unter anderem auch auf Haiti vor, aber auch in weiten Teilen von Südamerika, und ist hier mit einer Größe von 75-85 mm eine normale Vogelspinne. Diese Spinne besitzt Brennhaare, die sie auch abschießen kann, sodass man hier von einer Bombardierung spricht, und die bei einem Menschen allergische Reaktion hervorrufen können, also leichte Entzündungen, Ausschläge und eben einen starken Juckreiz. Dieser Juckreiz kann mehrere Stunden und sogar bis zu Tagen anhalten.

      Hier findet man also eine Erklärung, warum Haitivogelspinnen möglicherweise im Zombiepulver verarbeitet werden sollen. Es geht um die Brennhaare. Einverstanden, dieser Bestandteil könnte Sinn machen! Wobei diese Brennhaare über keine eigentlichen Gifte verfügen, und man davon ausgeht, dass allein die mechanische Reizung dieser Brennhaare das Jucken verursacht. Bei den Spinnen sind also andere Brennhaare von Mutter Natur „verbaut“ worden, als bei manchen Raupen oder Insekten. Da die Brennhaare der Spinnen über winzige Widerhaken verfügen, ist hier also eine Pulverisierung denkbar, wobei man auch hier wieder darauf achten muss, dass die Brennhaare nicht ihre Wirkung verlieren, wenn diese zu stark gepulvert, zerstoßen, gemörsert werden. Im Folgenden will ich einmal eine Abbildung einer Haitivogelspinne wiedergeben:

Grafik 1

      Und jetzt? In Afrika kommen zum Beispiel diese Tiere nicht direkt vor, wobei die Haiti-Schlankboa vollkommen irrelevant ist, und die Braune Haitivogelspinne vielleicht als Lieferant für Brennhaare dienen kann. Aber hier könnte man eben auch afrikanische Spinnen nehmen, die entsprechende Brennhaare besitzen. Daher gilt bis jetzt, dass in Afrika und auch in Haiti entsprechende Bestandteile zusammen gemischt werden können. Und was ist mit diesen blauen Eidechsen? Nun die Haiti-Ameive kann auch eine bläuliche Färbung haben, meist aber bräunlich. Auch der Hispaniola-Maskenleguan (Leiocephalus schreibersi) bzw. der Glattkopfleguan (Leiocephalus) ist hier denkbar, wie auch der Rotkehlanolis (Anolis carolinensis). Doch da diese Tiere keine nennenswerten Gifte haben und auch sonst im pharmazeutischen Kontext keine Relevanz besitzen, sind diese Bestandteile eher als Glaubens- oder Füllmaterial zu sehen, wie eben auch die Haiti-Schlankboa. Wenn man Glaubens- oder Füllmaterial verwenden will, wird man immer fündig werden, egal, ob es nun auf Haiti oder irgendwo in Afrika ist.

      Gut, was kommt jetzt in das Zombiepulver? Als Nächstes kommt die weit verbreitete Sonchus oleraceus, die „Gemüse-Gänsedistel“, die eigentlich weltweit vorkommt. Die primären Wirkstoffe sind hier unter anderem Eisen, Phosphor, Beta-Carotin und Vitamin C sowie verschiedene Eiweiße. Im Volk wurde die Gänsedistel unter anderem zur Behandlung von Warzen eingesetzt, wobei sie auch gegen Fieber hilft, bei Regelschmerzen während der Menstruation und auch bei Entzündungen auf der Haut hilfreich eingesetzt werden kann. Warum diese Distel dann im Zombiepulver verwendet wird, ist fraglich, es sei denn, sie soll ein wenig den Juckreiz mindern, sodass hier „nach und nach“ der Reiz auftaucht, und man nicht sofort ein Brennen spürt. Hier eine Abbildung:

Grafik 2

      Weitere Bestandteile sind die Blätter des Cashewbaum, wobei hier auch zum Teil die Früchte verwendet werden, da diesen medizinische und rituelle Wirkungen im Voodoo zugesprochen werden. Die Cashewäpfel beinhalten das Cashew-Schalenöl, welches toxisch bis hautreizend wirkt. Doch auch die Cashewkerne können hier verwendet werden, wobei hier eigentlich primär der positive Effekt zu nennen ist, da die Cashewkerne sehr viele Mineralstoffe beinhalten, wie zum Beispiel Magnesium, und auch hier Aktivitäten von Enzymen steuern, und auch wieder Eisen beinhalten. Viel spannender ist jedoch, dass ein Cashewbaum auf Haiti mit der Liebe assoziiert wird, was in diesem Kontext nicht wirklich zum Zombiepulver passt. Hingegen passt das Cashew-Schalenöl ganz gut in das Zombiepulver, da man hier einmal eine Trägersubstanz generieren kann, im Öl selbst Phenolalkanamine enthalten sind, die sehr schnell aushärten, wobei der primäre Bestandteil die Anacardsäure ist, sodass auch hier wieder ein Juckreiz, ein Kratzen möglich ist, wobei auch bakterizide Wirkungen existieren. Doch eine antibakterielle und antibiotische Wirkung ist hier wohl nicht das primäre Ziel, sondern eher die Hautreizung. Der Cashewbaum kommt primär in den Ländern, Togo, Nigeria und Ghana vor, in Ausnahmefällen aber auch in der Karibik, wobei hier die Population definitiv nicht so stark ist wie in Afrika. Somit ist dieser Bestandteil auch wieder in beiden Voodooheimaten denkbar.

      Hier entsprechende Abbildungen:

      Grafik 4 Grafik 5

      Als Nächstes wird dann die sogenannte Juckbohne (Mucuna pruriens) thematisiert, die auch manchmal als „Seidenbohne“ bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich um eine Pflanzenart aus der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae), und die als primäre Aufgabe einfach das „Juckpulver“ stellt, sodass hier eine Verwendung existiert, damit das Gift TTX, durch das Kratzen, durch das blutig Kratzen der Haut, in den Blutkreislauf des Opfers dringt. Da auch in Afrika die Thematik der Zombies gegeben ist, will ich hier sagen, dass diese Pflanze auch in Afrika bekannt ist, genauso wie auf Haiti. Ursprünglich stammt sie zwar aus Ostindien, aus Kaschmir, fand aber dann eine Verbreitung, sodass heutzutage die gesamten Tropen als Heimat deklariert werden können. Dies umfasst die Karibik, genauso wie die Länder Benin, Togo, Ghana und Nigeria. Wenn es also um das Zombiegift geht, welches mit der Hilfe von Juckpulver appliziert werden soll, dann findet man diesen Bestandteil im afrikanischen Voodoo, genauso wie im haitianischen Voodoo. Hier eine entsprechende Zeichnung der Juckbohne:

Grafik 143

      Wenn man sich dann auf die Kalabarbohne (Physostigma venenosum) bezieht, dann findet man auch hier wieder einen Schmetterlingsblütler, wobei die Herkunft sich hier speziell auf Westafrika bezieht, primär auf Nigeria. Es ist eine Pflanze, die hochgiftig ist, und zu Muskelkrämpfen führt. Speziell geht es hier um die Samen, da hier ausschließlich die Giftstoffe zu finden sind. Alle anderen Pflanzenteile sind in diesem Kontext ungefährlich. In den Pflanzen sind entsprechende Alkaloide vorhanden, die eben die Muskelkrämpfe auslösen können, speziell ist hier Physostigmin zu nennen. Wenn die Samen zu einem Pulver vorsichtig verrieben werden, und dieses Pulver einem Opfer ins Gesicht geblasen wird, dann würde eine Applikation über die Bindehaut der Augen erfolgen, sodass hier nach relativ kurzer Zeit ein Zittern der Glieder einsetzt, eine beschleunigte Herzfrequenz, Schweißausbrüche und natürlich allgemeines Unwohlsein. Mit der Zeit würden Entzündungen in den Luftwegen entstehen, genauso wie an den Bindehäuten der Augen selbst. Auch der Kehlkopf wäre betroffen, sodass hier eine entsprechende Heiserkeit, bis hin zu einem Verlust der Sprache möglich ist. Da jedoch das Physostigmin als Gegenmittel zum Atropin verwendet werden kann, würde dies eigentlich gegen die Nutzung der Kalabarbohne sprechen, es sei denn, dass Atropin, der Stechapfel, wird wirklich nur verwendet, um das Opfer vorab zu betäuben.

      Doch wenn man sich ein wenig auf die Historie der Kalabarbohne bezieht, und hier schaut, wie die kulturellen Verwebungen sind, dann wurde die Kalabarbohne bewusst für Vergiftungen eingesetzt, für Vergiftungen in Ritualen, um hier ein entsprechendes „Gottesurteil“ herbeizuführen, d. h. also, dass den „möglichen Verbrechern“ die Bohne gegeben wurde – die Samen – und dass es dann den Vodun oblag, zu richten, ob der Mensch es überleben würde, oder nicht. Nun ja, man kann hiervon

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