Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale. Frater LYSIR
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Doch 1994 war es dann soweit, dass hier weitere Untersuchungen unternommen wurden, um das klassische Zombiegift zu thematisieren. Es wurde erst einmal postuliert, dass Edmund Wade Davis klassisch einem Betrug zum Opfer gefallen ist, sodass darauf geachtet wurde, dass Davis nicht selbst als Betrüger tituliert wurde. Nachdem dies abgearbeitet war, wurde noch einmal das Gift TTX genauer betrachtet, gerade in Bezug auf das Zombiegift, sodass man der Meinung war, dass hier ein wilder Mix aus Knochensplittern, Pflanzen, Krötensekreten und eben Tetrodotoxin zusammengepanscht wurden, um einen Menschen zu zombifizieren. In Bezug auf die Kröte wurde hier irgendwann einmal die Art „Bufo marinus“ betitelt, die eben auch giftige, halluzinogene Sekrete ausscheidet. Ferner wurde darauf gebaut, dass das Gift des Kugelfisches, also das Tetrodotoxin, verwendet wurde, um eben den Zustand des Scheintods zu erreichen. Und ja, es wurde bereits bestätigt, dass durch TTX die Atmung des Opfers angegriffen wird, letztlich auch das Herz, aber auch die Muskulatur, genauso wie unendlich viele der verschiedenen Stoffwechselfunktionen, die dann im Körper herabgesetzt werden. Und wenn die Dosis zu hoch ist, erfolgt klassisch der klinische Tod. Nun, da man aber hier von einem „Zombie-Pulver“ immer sprach, wurde weiter vermutet, dass hier der Giftcocktail zusammen mit klassischem „Juckpulver“ (hier können die feinen Härchen der Kerne der Hagebutten genommen werden, aber auch gemahlene Glaswolle, genauso wie die so genannte Juckbohne [hier gibt es die sogenannte afrikanische Juckbohne, Mucuna pruriens]) verabreicht wurde, sodass man dann eben durch Kratzen, das eigentliche Gift kutan bzw. subkutan aufnimmt. Im Übrigen, der Kugelfisch kommt in den Gewässern vor Togo, Ghana, Benin und Nigeria vor, genauso wie in den Gewässern von Haiti. Das Gift sitzt primär in der Haut, in der Leber und während der Laichzeit auch in den Eierstöcken. Dies würde aber bedeuten, dass man entweder die richtige Phase abpassen muss, einen Kugelfisch zu fangen, der im Übrigen eher scheu ist, oder dass man hier speziell immer seine Leber verwenden muss, bzw. Teile der Haut. OK, d.h. also, dass letztlich das Tetrodotoxin „EIN Gift“ ist, das letztlich den Menschen tötet bzw. so weit schädigt, dass man „organisch“ von einem Zombie sprechen kann. Das Tetrodotoxin ist eben ein Alkaloid, das in Aceton gut löslich ist, in Wasser jedoch sehr schlecht löslich ist, was dann wieder bedeutet, dass es sinnig ist, hier eine Pulvergrundlage zu verarbeiten. Ach so und ja, es stimmt, Tetrodotoxin vor allem in Kugelfischen und Igelfischen enthalten ist. Aber auch bei den westamerikanischen Wassermolchen (Taricha), den Stummelfußfröschen (Atelopus) und auch einigen Krebsen, Schnecken und Seesternen wurde das TTX entdeckt. Auch die „blaugeringelte Krake“ besitz Tetrodotoxin, was bedeutet, dass man eben auch andere Quellen nehmen bzw. finden kann, auch wenn der Kugelfisch wirklich „der Klassiker“ für TTX ist. Wie ich schon erwähnt habe, blockiert das TTX die spannungsaktivierten Natriumkanäle in den Neuronen, sodass hier keine Aktionspotentiale mehr ausgelöst werden können. Kurz gesagt bedeutet das, dass jegliche Nerven- und Muskelerregung unterbunden sind, wodurch dann die Folge motorische und sensible Lähmungen sind.
Diese ganzen Symptome der Vergiftung, die eben nach einer Aufnahme des Giftes eintreten, beginnen innerhalb einer recht kurzen Zeit. Es kommt natürlich wieder auf die Masse des Menschen an und wie seine Konstitution ist, aber dennoch kann man in etwa von 45 Minuten ausgehen. Dann geht es los, dass das Opfer diverse Lähmungserscheinungen zeigt, darunter die Lähmung der Skelettmuskulatur und somit auch der Atemmuskulatur, was dann definitiv bemerkt wird. Im weiteren Verlauf werden dann Koordinations- und Wahrnehmungsprobleme auftreten, sodass man hier recht schnell Hilfe benötigt – oder eben unfähig ist, sich zu wehren. Hier einmal eine Abbildung des Kugelfischs und die Formel des TTX:
Gut, doch wie geht es weiter? Letztlich ist alles ohne weiteres denkbar, auch wenn es immer noch keine 100-prozentigen Beweise gibt. Hinzu kommt der Umstand, dass in den verschiedenen Versuchen eben unterschiedliche Ergebnisse produziert wurden. Dies war eben auch der primäre Punkt der negativen Kritik. Edmund Wade Davis wollte hier selbstverständlich einen wissenschaftlichen Beweis, sodass er in seinen Anfangsjahren der Zombiepulvererforschung dem Columbia Presbyterian College in New York eine Probe schickte, und hier Schnelltests von Professor Leon Roizin durchführen ließ. Auch hierbei soll berichtet worden sein, dass das Pulver im Vorfeld aus einem „Schädel eines toten Babys“, „blauen Eidechsen“, „einer großen Kröte“, „Juckbohnen“ und irgendwelchen „Innereien eines Fisches“ hergestellt wurde. Aha! Der Schädel eines toten Babys?! Gut, im Mittelalter musste man auch den Oberschenkelknochen eines Vatermörders finden, den Kopf eines Ziegenbock, der eine Frau entjungfert hat, den Kopf einer Katze, die neun Tage lang mit Menschenfleisch gefüttert wurde, um den Satan zu beschwören, also kann man bei einem Zombiepulver selbstverständlich auch den Schädel eines toten Babys nehmen. Ohne Worte! Aber Dramaturgie und Show ist hier immer vorhanden. So mag man meinen? Wie „so mag man meinen“? Was soll das denn bedeuten? Das bedeutet, dass Edmund Wade Davis bei der Suche nach dem eigentlichen Zombiepulver wortwörtlich über Leichen ging. Na gut, das heißt nicht, dass er Menschen tötete, aber er beauftragte Grabräuber entsprechende „Ingredienzien des Friedhofs“ zu organisieren, da ihm von den jeweiligen Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, mit denen er zusammenarbeitete, gesagt wurde, dass hier Reste von Leichen essenziell sind.
Also der Schädel eines Babys?! Nun ja, es ging erst einmal um verweste Fleischreste, eines verstorbenen Menschen. Hier wurde ein verstorbenes Kind wieder ausgegraben, und es wurde mit einem Stock das verweste Gehirn herausgeholt. Hiervon soll es Fotos geben, sodass Edmund Wade Davis hierfür sehr stark kritisiert wurde. Dass eine Kinderleiche geschändet wurde, zeigt, dass Edmund Wade Davis ethische und moralische Grenzüberschreitungen für seine Zielsetzung ausführte, und sich hierbei eben auch Hilfe holte, sodass man auch hier wieder sagen kann, dass Grabräuberei auf Haiti nicht so unüblich ist, wie es zum Glück in Deutschland der Fall ist.
Gut, Pulver hin, Pulver her, Leon Roizin führte entsprechende Experimente aus, sodass er Teile des Pulvers Ratten kutan (auf der Haut) auftrug. Er rasierte den Ratten den Rücken kahl, und rieb die entsprechende Stelle