Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale. Frater LYSIR
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Gut! So viel dazu! Wenn man jetzt die Zombiethematik ganz genau nimmt, und diese auf alle afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen münzen würde, kann man sagen, dass hier immer eine entsprechende Thematik vorhanden ist. Nun ja, da der Begriff aus Afrika stammt, ist es eigentlich auch hier wieder logisch, dass sich dieser Wortschatz auch in die Voodoo-Religion begeben hat, gerade deswegen, da hier Urteile gesprochen werden, um Menschen zu bestrafen.
Doch kann das sein? Sind diese Zombies wirklich real? Sicherlich ist dies doch alles Aberglaube oder? Vergiftung hin, Vergiftung her! Man muss hierbei bedenken, dass es nicht um irgendeine feinstoffliche Energie geht, nicht um einen Geist, nicht um ein Gespenst, auch nicht um einen Vampir, einen Werwolf oder was es sonst noch so gibt. Nein, es geht hier um einen realen Menschen, der vergiftet wurde, und der hierdurch seine grundsätzliche „Menschlichkeit“, seine intellektuellen und mentalen Fähigkeiten eingebüßt bzw. verloren hat. In diesem Kontext ist hier ein vergifteter Mensch zu sehen, der sich wie ein lebender Leichnam bewegt, wie ein wandelnder Toter. Rein biologisch gesehen ist er natürlich nicht tot, rein psychisch gesehen – irgendwie schon. Daher ist die Angst in der Voodoo-Religion definitiv begründet. Es geht hier also um eine Verurteilung von Menschen, die ein Verbrechen begangen haben, welches so schlimm war, dass sie zu einem „lebendigen Toten“ gemacht wurden. Gut, hier gibt es selbstverständlich immer noch Gerüchte, dass auch hier einfach durch Magie eine entsprechende Zombiefizierung erreicht wird. Man könnte es sogar so weit treiben, dass man eine Besessenheit, eine parasitäre Besessenheit, auch als eine Art Zombiefizierung deklariert. Auch hier ist des Öfteren der Mensch nicht mehr wirklich her seiner Sinne, und verhält sich wie ein lebendiger Toter.
Hinzu kommt die Thematik, dass in der Voodoo-Religion die Lebenden mit den Toten sehr eng verbunden sind, hier ihre Ahnen, ihre Verstorbenen, ihre Egungun ehren, sie wahrnehmen, mit ihnen sprechen, mit ihnen arbeiten, mit ihnen leben, sodass in diesem Zusammenhang der Tod etwas ganz Natürliches, Lebendiges und Alltägliches ist. Und dass auch hier manchmal die Angst keimt, dass die Verstorbenen wieder zurückkehren, weil sie vielleicht doch nur scheintot waren, was ohne weiteres möglich ist, denn es wäre nicht der erste Mensch, der „aus Versehen“ lebendig begraben wurde, da hier eben der Puls nicht mehr zu fühlen war, jedoch nur eine temporäre Vergiftung vorlag, und die Hirnaktivität noch vollkommen vorhanden war. Doch eine solche Angst existierte nicht nur in Afrika und in der Karibik, nein, eine solche Angst existierte auch in Europa. Gerade dadurch, dass sich in den verstorbenen Menschen Faulgase entwickeln, können diese aufblähen, teilweise Geräusche von sich geben, sich hierdurch sogar bewegen, existierte auch in Europa die Angst, dass einige Leichen einfach wiederkommen. Daher ist es nicht überraschend, dass man bei Ausgrabungen Leichenfunde gemacht hat, wo diese gefesselt waren, gepfählt waren (der berühmte Pflock durchs Herz), sodass hierdurch definitiv verhindert wurde, dass die Lebenden von den Toten belästigt werden würden. Diese Angst ist im Grunde in allen Kulturen irgendwann einmal thematisiert worden. Es ist ja auch irgendwie verständlich, denn der Tod ist im Endeffekt etwas Unverständliches. Und wenn der Mensch etwas nicht versteht, dann wird hier versucht eine Erklärung zu generieren. Natürlich kann es auch sein, dass die gefesselten und gepfählten Menschen einfach Verbrecher waren, und man hier eine klassische Hinrichtung fand. Möglich ist es! Dennoch wäre es sehr verwunderlich, denn in den entsprechenden Epochen, in denen man die Toten datieren kann, existierte sehr deutlich die Angst vor Wiedergängern/Widergängern. Und die klassische „Totenwache“ war nicht nur eingesetzt, um zu verhindern, dass der Leichnam gestohlen wurde, nein, die Totenwache hatte auch den Auftrag, einen Wiedergänger/Widergänger zu erschlagen, wenn er sich vom Totenbett erheben würde. Wenn man also wirklich nur scheintot war, wenn man eine temporäre Lähmung hatte, und man sich plötzlich wieder bewegen konnte, würde man spätestens dann erschlagen werden. Keine guten Aussichten!
Auch in der Voodoo-Religion ist dieses Phänomen belegt, doch in der Voodoo-Religion geht es auch darum, dass hier durch reale Vergiftungen, man könnte auch sagen, „bewusst herbeigeführte pharmazeutische Vergiftungen“, ein Mensch so vergiftet wurde, dass er im physischen Sinne nicht wirklich tot ist, im psychischen Sinne aber auch nicht mehr wirklich lebt. So gibt es die ersten schriftlichen Belege von dem französischen Ethnologen Michel Leiris (20.4.1901 bis 30.9.1990), der einen Zombie definierte und erklärte. Nach Michel Leiris waren Zombies Menschen, die man bewusst in einen Scheintod versetzte, welcher künstlich/pharmazeutisch induziert wurde, um diese dann zu beerdigen, nach einer gewissen Zeitspanne wieder auszugraben, zu erwecken, wodurch die kognitiven Fähigkeiten extrem eingeschränkt/zerstört waren, und man diese Menschen als billige Arbeitssklaven, als Lasttiere verwendete.
Zwar wird hier darauf noch eingegangen, dass die besagten Zombies dann glauben würden, dass sie tot seien, da sie ja letztlich begraben wurden, doch kann man davon ausgehen, dass die kognitiven Fähigkeiten so dezimiert wurden, dass ein solcher Gedankengang im Grunde kaum noch möglich ist. Natürlich ist dies sehr schwer zu belegen und zu beweisen, doch man kann sich sicher sein, Religion hin oder her, Glaube hin oder her, dass sich der Mensch, der vermeintliche Zombie, der Leibeigene, der Sklave, dass Lasttier, doch irgendwann befreien würde.
Etwas spannender und auch konkreter wurde es, als der Ethnobotaniker Edmund Wade Davis in den frühen 1980ger Jahren in Haiti speziell auf die Suche nach dem Zombiegift, nach dem Zombiepulver ging. In seinem Buch „Die Toten kommen zurück“ geht er hier darauf sehr genau ein, sodass letztlich der Film „Die Schlange am Ende des Regenbogens“ (von 1988, vom Regisseur Wes Craven) diese Thematik aufgriff und sehr populär machte. Nun ja, und hier haben wir auch ein kleines Problem. Mittlerweile wird Edmund Wade Davis sehr deutlich kritisiert, von seinem Buch wird sich distanziert, sodass die Thematiken, die eigentlich wissenschaftlich das Zombiepulver, dass Zombiegift belegen sollten, mittlerweile sehr kritisch beäugt werden müssen. Primär ging es um das Gift Tetrodotoxin, welches in einigen Proben, die von wissenschaftlichen Instituten analysiert wurden, als „verschwindend gering“ bestätigt wurden, während andere wieder ausführten, dass hier „signifikante Mengen“ existierten. Dies war in den späten 1980er Jahren, sodass hier Edmund Wade Davis, ähnlich einem Pingpongball, hin und her geschleudert wurde. Gelobt, verachtet, um dann wieder gelobt zu werden, um dann erneut verachtet zu werden. Wissenschaftler lieferten sich wilde Gefechte, sodass hier Methoden der Untersuchung kritisiert wurden, lächerlich gemacht wurden, da es immer darum ging, ob das Gift TTX (Tetrodotoxin) nun in ausreichender Menge vorhanden war, oder nicht. Irgendwann ist man zum Glück mal auf die Idee gekommen, dass TTX einmal überhaupt auf die Behauptung „Zombiegift“ zu untersuchen, was bedeutete, dass geschaut wurde, ob es überhaupt irgendwie möglich ist, einen Menschen durch die Applikation von Tetrodotoxin so zu „schädigen/manipulieren/vergiften“, dass dieser, ähnlich einem Zombie, agiert. Da TTX sich auf die Natriumkanäle in den Nervenmembranen auswirkt und diese blockiert, führt dies unter anderem zu Lähmungen, Sprachstörungen, Taubheit, Atemproblemen, bis hin zu einem Atemversagen und natürlich letztlich zum Tod. Lähmungen! Sprachstörungen! Taubheit! Nun ja, mit etwas Wohlwollen, kann man hier einen „wandelnden Toten“ möglicherweise klassifizieren.
Das große Problem war aber, dass Edmund Wade Davis in seinem Buch (bzw. in seinen Büchern, denn er schrieb ein Folgebuch, welches den Titel „Die Schlange am Ende des Regenbogen“ trug) postulierte, dass die haitianischen Zauberer, hier wurde kein großer Unterschied gemacht, sodass alle über einen Kamm geschoren wurden, egal, ob es nun ein Houngan/Oungan,