Stiefbrüder küsst man nicht. Eva Markert

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Stiefbrüder küsst man nicht - Eva Markert

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weil ich nicht wollte, dass die arme Annika an ein solches Ekel geriet.

      Bei anderen Gelegenheiten bezweifelte ich stark, dass er sich viel aus ihr machte. Zum Beispiel, wenn er sofort in seinem Zimmer verschwand, obwohl sie da war. Wenn er in sie verliebt wäre, würde er doch länger mit ihr zusammen sein wollen. Oder störte ich? Aber falls das zuträfe, könnte er sich ja mit ihr allein verabreden. Er machte aber keinerlei Anstalten, und um ehrlich zu sein, war ich darüber erleichtert.

      Eines Tages fing Annika mit dieser bescheuerten Idee an. „Ich halte das nicht mehr aus“, jammerte sie. „Ich muss endlich wissen, wie Dominik zu mir steht. Finde du heraus, ob ich eine Chance bei ihm habe.“

      „Und wie soll ich das, bitteschön, anstellen?“

      „Sprich mit ihm über mich. Horche ihn ein bisschen aus.“

      „Ich bin aber nicht gut in solchen Sachen“, wandte ich ein.

      „Dir wird schon was einfallen. Er darf nur nicht merken, dass du ihn aushorchst.“

      „Du machst mir Spaß! Das ist ja gerade das Problem!“

      Annika klopfte mir auf die Schulter. „Das schaffst du schon. Warte auf eine günstige Gelegenheit. Es muss sich fast wie von selbst ergeben. Aber warte nicht zu lang.“

      Annikas Auftrag machte mir Kopfzerbrechen. Gelegenheiten, mit Dominik zu sprechen, gab es zwar genug. Schließlich wohnten wir im selben Haus. Aber woher sollte ich wissen, welche davon günstig war?

      Auf jeden Fall müssten wir dafür allein und ungestört sein. Das war zum Beispiel jeden Donnerstagnachmittag der Fall. Da hatten Dominik und ich nämlich zufällig beide keinen Nachmittagsunterricht, Stefan aber wohl.

      Ich nahm mir vor, gleich am nächsten Donnerstag mit ihm zu reden, und sagte Annika Bescheid. „Komm an dem Tag nicht zu uns. Dann werde ich es versuchen.“

      Oh, was wurde sie da aufgeregt, die Arme!

      Ich hatte kein gutes Gefühl. „Aber erwarte nicht zu viel“, fügte ich hinzu.

      „Nee, nee“, beteuerte Annika, aber ich wusste natürlich, dass sie sich trotzdem große Hoffnungen machte. „Ruf mich sofort an, wenn du was in Erfahrung gebracht hast.“

      Ich versprach es. Himmel, ich war ganz und gar nicht glücklich über diese heikle Mission!

      Nach der Schule wartete ich in meinem Zimmer, dass Dominik nach Hause kam. Ich war fast so nervös, als ob es um mich selbst ginge. Wahrscheinlich, weil ich Angst hatte, alles zu vermasseln.

      Endlich kam er. Kurz darauf hörte ich ihn in der Küche fuhrwerken. Ich holte ein paar Mal tief Luft, dann gesellte ich mich zu ihm.

      „Hi.“

      „Hi.“ Er belegte gerade ein Brot mit Wurst und schaute nicht hoch.

      Ich stellte mich neben ihn und holte einen Teller aus dem Schrank. „Ich mache mir ein Käsebrot.“

      „Mm.“

      Das tat Dominik gern. Er brummte, statt zu antworten. Der Ehrlichkeit halber muss ich allerdings hinzufügen, dass man auf meine Bemerkung auch nichts Großartiges hätte erwidern können.

      „Annika kann heute nicht kommen“, fuhr ich fort.

      „Aha.“

      Das war ebenfalls typisch für ihn. Seine Antwort bestand oft nur aus einem Wort.

      Aus den Augenwinkeln beobachtete ich ihn. Er strich Senf auf die Wurst. Scharfen Senf. Fingerdick. Mir grauste, als ich das sah. „Dass du nicht zum feuerspeienden Drachen wirst, wenn du das verschlingst“, wunderte ich mich.

      „Werde ich nicht.“

      Ich Idiotin! Hätte ich doch nicht von diesem blöden Senf angefangen! Wie kam ich jetzt zurück zu Annika?

      „Annika fühlte sich heute nicht gut“, schwindelte ich.

      „Oh.“

      Mehr kam nicht. Keine nähere Frage, kein Mitleid. Es sah in der Tat nicht rosig für sie aus. Wie könnte ich Gewissheit bekommen, ohne sie in die Pfanne zu hauen? Ich hatte keine Ahnung. Wahrscheinlich war trotz allem der direkte Weg der beste.

      „Wie findest du Annika eigentlich?“, erkundigte ich mich.

      Er antwortete nicht sofort. Mein Herz fing an zu klopfen.

      „Warum fragst du?“, hakte er schließlich nach.

      „Einfach so.“

      „Sie ist okay.“

      Sie ist okay. Was bedeutete das? Ich musste es genau wissen. „Findest du sie bloß okay ... oder ein bisschen mehr als das?“

      Er wollte gerade in sein Brot mit Senf und Wurst beißen. Nun legte er es wieder hin und wandte sich zu mir um. „Glaubst du etwa, dass ich in sie verknallt bin, oder was?“

      Ich merkte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Fast so, als hätte ich ihn gefragt, ob er in mich verknallt wäre. „Nicht wirklich“, stotterte ich, „ich dachte nur, dass es sein könnte, möglicherweise, dass du ... beziehungsweise dass sie, vielleicht ...“ Nun hatte ich mich rettungslos verhaspelt.

      Dominik lehnte sich mit dem Rücken gegen die Anrichte und lachte. Es klang nicht unsympathisch, aber auch nicht wirklich nett. „Hör mal zu, Mädel“, begann er. „Ich muss da wohl was klarstellen.“

      „Rede nicht so von oben herab“, wollte ich ihn anfahren, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen.

      „Ihr beide seid für mich nichts weiter als kleines Gemüse. Nicht im Traum würde es mir einfallen, mich mit kleinen Mädchen wie euch einzulassen. Ihr seid viel zu unreif, zu kindisch, zu ...“

      Ich ließ ihn nicht ausreden. „Spar dir deine Erklärungen. Außerdem geht es überhaupt nicht um mich. Mir würde es ebenfalls nicht im Traum einfallen, mit einem wie dir was anzufangen.“ Ich schnappte mein Brot und stürmte an ihm vorbei zur Tür.

      „He, warte!“, rief er.

      Ich blieb nicht stehen.

      „Bring es Annika schonend bei.“

      Dieser Mistkerl! Nun hatte er uns zu allem Überfluss auch noch durchschaut!

      ***

      Damit stand ich vor einem weiteren Problem! Wie sollte ich Annika verklickern, dass Dominik uns als „kleines Gemüse“ und „kleine Mädchen“ bezeichnet hatte?

      Nachdem ich mich ein bisschen beruhigt hatte, rief ich sie an.

      „Und?“ Ihre Stimme klang zittrig und atemlos.

      „Er findet uns zu jung.“

      Annika stockte nur einen Moment. „Das ist doch nicht schlimm“, rief sie lebhaft. „Wenn ich mit ihm rede, merkt er doch schnell, dass ich kein kleines Kind mehr bin.“

      Sie

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