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schon allerhand seltsame Unfälle. Spitze Lauscher spielten bisher keine Rolle dabei, andere nichtigere Dinge jedoch schon«, sagte Garlàn und holte einen Topf mit Wasser.

      »Komm, wir müssen den Kram auswaschen. Ich warne dich: Vermutlich fallen dir sämtliche Haare aus.« Er betrachtete argwöhnisch seine eigenen geröteten Hände.

      Kieran erhob sich. Draußen traf ihn das eiskalte Wasser unvorbereitet. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund, prustete und keuchte. Das Wasser und die Reste des Bleichmittels liefen ihn unter das Hemd und färbten seinen Hosenbund dunkel. Er strich sich fröstelnd die Haare aus dem Gesicht und sah auf.

      Garlàn starrte ihn an wie ein Weltwunder.

      »Was? Ist es so schlimm?«, scherzte Kieran, aber der Schmied holte bloß die Spiegelscherbe hervor. Staunend fuhr Kieran sich durch das kurze Haar.

      Das Schwarz war einem gelblichen Blond gewichen. Seine Haare waren dermaßen blass, damit hatte er nicht gerechnet.

      »Na, jetzt fällst du definitiv nicht mehr auf«, meinte Garlàn. Gleichzeitig deutete er ein weiteres Mal auf Kierans Ohren. »Damit wäre ich mir aber nicht so sicher.«

      Kieran strich sich über das gekürzte Haar, bis die Strähnen halbwegs seine Ohrspitzen verhüllten.

      »Dagegen kann ich kaum was machen. Es muss so gehen.«

      06 – Unruhe

      Später in der Nacht lag Ariana neben Fionn im Bett und starrte die Decke an. Der Schlaf wollte nicht kommen. Gleichzeitig war ihr bewusst, dass Fionn ebenso wenig schlief. Die Gespräche mit ihm gestalteten sich zunehmend schwierig. Sie zögerte immer häufiger, offen mit ihm umzugehen. Wann hatte sich ihre Beziehung derart ins Negative verkehrt? War es, als sie ihn um Unterstützung bat, weil sie die Hüter aufspüren wollte, um zu Kieran zurückzukehren? Oder war die Hochzeit der ausschlaggebende Punkt gewesen? Mit dem Verlust seiner Hand, nachdem er ihretwegen einen einfachen Bauern ermordet hatte? Oder waren es die Gefühle, die ihnen wie eine unüberwindbare Mauer im Weg standen? Sie hatte Fionn als ihren Freund betrachtet. Daran hatte auch die Hochzeit nicht viel geändert. Zwar wusste ihr Verstand sehr wohl, dass ihre platonische Beziehung mit dem bindenden Hochzeitsschwur für immer vorbei sein würde. Aber ihr Herz wollte nicht begreifen, dass sie fortan nur noch wegen einer Allianz aneinandergekettet waren, die viel mehr enthielt als sie oder Fionn.

      Ihre Verbindung sollte ihre beiden Herrschaftszonen und deren Wirtschaft auf Basis der Kristallminen stärken. Ihr Bündnis sollte zu weniger Streitigkeiten im Land führen. Aber stattdessen gärte die Unzufriedenheit wie ein eitriges Geschwür vor sich hin. Nach außen hin schien alles friedlich. Unter der Oberfläche jedoch, in den Häusern der Menschen, da brodelte es.

      »Du solltest schlafen«, durchbrach Fionn ihre Gedanken.

      »Ich kann nicht.« Sie wollte fragen, was ihn am Einschlafen hinderte, aber sie konnte nicht. Denn er bewegte sich, ein Luftzug streifte ihren Arm auf der Decke und ihren Hals, als er sich ihr zuwandte.

      »Du fühlst dich unwohl«, bemerkte er. »Ari, es tut mir leid, dass du den Spannungen in diesem Haus ausgesetzt bist. Es war nicht angemessen von mir, dir so spät das Vorhaben für die Zukunft zu offenbaren. Es ist nur ... ich bin wütend auf meinen Vater.«

      »Ich weiß.«

      »Dann ist dir klar, dass ich im Recht bin. Er beging Unrecht, indem er meine Mutter immer wieder mit Mätressen betrog.« Er berührte ihren Arm. Seine Fingerspitze strich über ihre Haut und hinterließ ein Kribbeln entlang der feinen Haare. »Ich würde dir nie etwas Derartiges antun, da kannst du dir sicher sein.«

      Ariana war es einerlei, ob er mit anderen Frauen ins Bett stieg. Schließlich sehnte sie sich selbst nach einem anderen Mann. Dennoch zögerte sie, ihren Gedanken laut auszusprechen. Ein Teil von ihr fürchtete, er könnte sie beim Wort nehmen. Denn obwohl sie ihn weiterhin als Freund betrachtete, war in den vergangenen zwei Wochen ihrer Ehe eine irritierende Verbindung zu ihm entstanden, gegen die sie nicht völlig immun war.

      Die Nächte, die sie mittlerweile dicht beieinander verbrachten, waren nicht alle von Kummer durchzogen. Ihr Gefühl sagte ihr, dass er sich bemühte, sie für sich zu gewinnen. Dieser Konflikt zwischen ihren Gedanken und Gefühlen verunsicherte sie. Es fiel ihr immer schwerer, klare Grenzen zu definieren.

      Fionn bot ihr Sicherheit, ein Heim, Zuneigung.

      Sie dagegen klammerte sich an die abstrakte Hoffnung, einen Elfenkönig wiederzusehen.

      Der Aufenthalt in Kierans Reich erschien ihr inzwischen mehr und mehr wie ein Traum. Um ihn nicht zu vergessen, rief sie sich Tag für Tag die Erinnerung zurück ins Gedächtnis.

      Gereizt zuckte sie mit dem Arm, sodass Fionn seine Hand zurückzog.

      »Ariana«, flüsterte er. »Was kann ich tun? Wie erweiche ich dein Herz für mich? Warum schottest du einen Teil deiner Seele von mir ab?«

      »Ich kann nicht anders«, flüsterte sie zurück. »Ich will dich nicht verletzen, Fionn.«

      »Du meinst, mehr als bisher?«

      Wut schwelte in seinen Worten. Ariana verübelte es ihm nicht. Wer wäre unter solchen Bedingungen nicht aufgewühlt? Der Gedanke, Kieran könnte ihr gegenüber empfinden wie sie für Fionn, zerbrach ihr das Herz.

      »Ich kann nichts dafür«, brachte sie hervor.

      Einen Moment zögerte er mit der Antwort. »Bist du sicher?«

      »Was meinst du?«

      »Vielleicht willst du nur nicht? Vielleicht sperrst du dich absichtlich gegen mich, weil ich seit unserer Kindheit dein Freund bin?«

      »Warum sollte ich das tun?« Ariana verstand es nicht. Seit wann konnte man Gefühle steuern? »Du kennst mich. Ich habe dir erzählt, was passiert ist. Ich habe mich in einen anderen verliebt. Das lässt sich nicht lenken wie eines deiner Pferde. Wärst du wirklich mein Freund«, fuhr sie fort, »dann würdest du mich nicht unter Druck setzen. Du würdest mich freigeben, mich unterstüt-«

      »Nein. Das habe ich dir bereits gesagt. Ich liebe dich, ob du willst oder nicht. Ich gebe dich nicht her. Jetzt nicht – und in Zukunft ebenso.«

      Sie schlug die Decke beiseite. »Du sagst, du liebst mich. Aber deine Liebe zu mir ist egoistisch.« Ihr Blick streifte ihn. Sie griff nach dem Morgenmantel am Fußende. »Du bist egoistisch. Ich soll dir Liebe entgegenbringen, wie es eine brave Gattin tut. Aber was tust du für mich? Du willst, dass ich dich liebe, wie ich ihn liebe. Aber wie könnte ich? Wie soll ich dich mehr lieben als einen Freund aus Kindertagen, wenn du mich in deinem Bett haben willst, meine Gefühle übergehst und nur darauf bedacht bist, was für dich das Beste ist? WIE, Fionn?«

      Er erhob sich ebenfalls. Dabei bewegte er sich langsam.

      Lauernd.

      Ariana klopfte das Herz bis zum Hals.

      »Ich bin immer noch dein Freund.«

      Sie schnaubte und verschränkte die Arme. Ihre Hände umklammerten die Oberarme, als wären sie in einem Schraubstock gefangen. Sie zitterte, doch ihr Griff war fest genug, um es zu verbergen. »Dann verhalte dich zur Abwechslung wie einer«, schimpfte sie.

      Abrupt kehrte er ihr den Rücken zu. Die Emotionen kochten in ihnen beiden. Vielleicht mussten sie jetzt und hier endgültig klären, was

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