Die Zeitmaschine. H. G. Wells

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Die Zeitmaschine - H. G. Wells

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Herausgeber setzte zu einer Frage an.

      »Ich sage es Ihnen in Kürze«, sagte der Zeitreisende. »Mir ist etwas – wunderlich! Gleich wird alles wieder gut sein.«

      Er stellte sein Glas ab und schritt in Richtung der Treppe. Wieder fielen mir sein Hinken und das leise, sanfte Geräusch seiner Schritte auf, und als ich an meinem Platz aufstand, konnte ich seine Füße sehen, als er hinausging. An ihnen befand sich nichts außer einem Paar zerfetzter, blutbefleckter Socken. Dann schloss sich die Tür hinter ihm. Mir war halb danach, ihm zu folgen, bis mir wieder einfiel, wie sehr er es hasste, wenn man ein Getue um ihn machte. Vielleicht eine Minute lang war ich vollkommen abwesend. Dann hörte ich, wie der Herausgeber sagte: »Bemerkenswertes Verhalten eines Herausragenden Wissenschaftlers.« Er äußerte sich in Schlagzeilen, wie es seine Art war. Das lenkte meine Aufmerksamkeit auf die helle Dinnertafel zurück.

      »Was ist denn überhaupt los?«, fragte der Journalist. »Spielt er den Amateurbettler? Ich verstehe das nicht.« Ich begegnete dem Blick des Psychologen und las meine eigene Interpretation in dessen Gesicht. Ich dachte daran, wie der Zeitreisende schmerzhaft nach oben humpelte. Ich glaubte nicht, dass ein anderer sein Hinken bemerkt hatte.

      Der erste, der sich völlig von seiner Überraschung erholte war der Mediziner, der die Glocke läutete – der Zeitreisende hasste es, wenn Diener beim Essen aufwarteten – um eine heiße Platte kommen zu lassen. Daraufhin wandte sich der Herausgeber mit einem Grunzen seinem Besteck zu, und der Schweigsame Mann tat es ihm nach. Das Dinner wurde fortgesetzt. Die Unterhaltung beschränkte sich für eine kurze Weile auf einige Ausrufe, erfüllt von staunendem Keuchen; dann überwältigte den Herausgeber sein neugieriger Eifer.

      »Bessert unser Freund sein bescheidenes Einkommen als Straßenfeger auf? Oder hat er Anwandlungen, sich wie Nebukadnezar aufzuführen?«, wollte er wissen.

      »Ich bin mir sicher, dass es mit dieser Zeitmaschine zu tun hat«, sagte ich und nahm von dem Psychologen den Faden seines Berichtes über unser voriges Treffen auf.

      Die neuen Gäste glaubten ganz offen nichts davon. Der Herausgeber erhob Einwände. »Was war das denn für eine Zeitreise? Ein Mann kann sich ja wohl kaum mit Staub bedecken, indem er sich in einem Paradox wälzt, oder?« Und dann, als der Gedanke in ihm herangereift war, wandte er sich dem Spott zu. Gab es in der Zukunft etwa keine Kleiderbürsten?

      Der Journalist wollte ebenfalls um keinen Preis etwas davon glauben und schloss sich dem Herausgeber an, die ganze Sache der Lächerlichkeit preiszugeben. Sie gehörten beide der neuen Art von Journalist an – sehr spaßige, respektlose junge Männer.

      »Unser Sonderkorrespondent im Übermorgen berichtet«, sagte der Journalist – oder rief es vielmehr – als der Zeitreisende zurückkam. Er trug gewöhnliche Abendkleidung, und nichts außer seiner abgezehrten Miene war von den Veränderungen geblieben, die mich so überrascht hatten.

      »Hören Sie«, sagte der Herausgeber ausgelassen, »diese Burschen hier behaupten, Sie seien in die Mitte der nächsten Woche gereist! Erzählen Sie uns doch bitte alle Neuigkeiten von unserem kleinen Premier Rosebery. Was wollen Sie für das ganze Paket haben?«

      Der Zeitreisende trat ohne ein Wort an den Platz, der für ihn reserviert war. Er lächelte auf seine alte Weise leise vor sich hin. »Wo ist mein Hammel?«, fragte er. »Was für ein Vergnügen, die Gabel wieder in ein Stück Fleisch zu stecken!«

      »Die Story!«, rief der Herausgeber.

      »Verdammt sei die Story!«, sagte der Zeitreisende. »Ich möchte etwas essen. Ich werde kein Wort sagen, bis ich etwas Pepton in meinen Adern habe. Danke. Und das Salz.«

      »Auf ein Wort«, sagte ich. »Haben Sie eine Zeitreise unternommen?«

      »Ja«, sagte der Zeitreisende mit vollem Mund und nickte.

      »Ich würde einen Schilling für einen ausführlichen Bericht geben«, sagte der Herausgeber.

      Der Zeitreisende schob sein Glas auf den Schweigsamen Mann zu und klirrte mit einem Fingernagel daran; daraufhin fuhr der Schweigsame Mann zusammen, denn er hatte ihm ins Gesicht gestarrt, und schenkte ihm Wein ein. Der Rest des Dinners verlief unbehaglich. Was mich anging, so drangen mir immer wieder plötzliche Fragen an die Lippen, und ich wage zu behaupten, dass es den übrigen nicht anders erging. Der Journalist versuchte die Spannung zu lösen, indem er einige Anekdoten einer gewissen Hettie Potter zum Besten gab. Der Zeitreisende widmete seine Aufmerksamkeit dem Dinner, und dies mit dem Appetit eines Landstreichers. Der Mediziner rauchte eine Zigarette und beobachtete den Zeitreisenden durch seine Wimpern. Der Schweigsame Mann schien sogar noch unbeholfener als gewöhnlich und trank Champagner aus schierer Nervosität in einem entschlossenen Takt.

      Schließlich schob der Zeitreisende seinen Teller von sich und sah in die Runde. »Ich nehme an, ich muss mich entschuldigen«, sagte er. »Ich war einfach ausgehungert. Ich hatte ein höchst erstaunliches Erlebnis.« Er griff nach einer Zigarre und schnitt das Ende ab. »Aber folgen Sie mir doch in den Rauchersalon. Die Geschichte ist zu lang, um über schmutzigen Tellern erzählt zu werden.« Und damit führte er uns in den Raum nebenan, wobei er auf dem Weg die Glocke läutete.

      »Sie haben Blank, Dash und Chose von der Maschine berichtet?«, fragte er mich und lehnte sich in seinem Sessel zurück, während er die drei neuen Gäste beim Namen nannte.

      »Aber das Ganze ist doch nur ein einfaches Paradox«, sagte der Herausgeber.

      »Heute Abend kann ich nicht darüber diskutieren. Es macht mir nichts aus, Ihnen die Geschichte zu erzählen, aber ich kann nicht diskutieren. Ich werde«, fuhr er fort, »Ihnen berichten was mir zugestoßen ist, wenn Sie möchten, aber Sie müssen davon absehen, mich zu unterbrechen. Ich möchte alles erzählen. Unbedingt. Das meiste wird sich wie eine Lüge anhören. So sei es! Es ist wahr – jedes einzelne Wort, eins wie das andere. Ich war um vier Uhr in meinem Labor und seitdem...habe ich acht Tage gelebt…Tage, wie sie kein menschliches Wesen zuvor je erlebt hat! Ich bin nahezu völlig ausgelaugt, aber ich werde nicht schlafen bis ich Ihnen die ganze Sache erzählt habe. Dann werde ich zu Bett gehen. Aber keine Unterbrechungen! Einverstanden?«

      »Einverstanden«, sagte der Herausgeber, und der Rest von uns wiederholte sein »Einverstanden«.

      Und damit begann der Zeitreisende seine Geschichte, so wie ich sie festgehalten habe. Zunächst hatte er in seinem Sessel Platz genommen und sprach, als sei er völlig erschöpft. Später wurde er etwas lebhafter. Während ich dies niederschreibe, verspüre ich nur zu deutlich wie unzulänglich Stift und Tinte sind – und darüber hinaus meine eigene Unzulänglichkeit – um das Gehörte in aller Konsequenz auszudrücken. Sie lesen es, wie ich annehme, aufmerksam genug; aber Sie können nicht das bleiche, ernste Gesicht des Sprechers sehen, im hellen Kreis der kleinen Lampe, und auch nicht die Betonungen seiner Stimme vernehmen. Sie können nicht wissen, wie seine Miene den Wendungen der Geschichte folgte! Die meisten von uns Zuhörern saßen im Schatten, denn die Kerzen im Rauchersalon waren nicht entzündet worden, und nur das Gesicht des Journalisten und die Beine des Schweigsamen Mannes von den Knien abwärts wurden beleuchtet. Zu Beginn blickten wir uns hin und wieder gegenseitig an. Nach einer Weile aber hörten wir damit auf und betrachteten nur noch das Gesicht des Zeitreisenden.

      Kapitel 3

      »Ich habe einigen von Ihnen schon letzten Donnerstag die Prinzipien der Zeitmaschine erläutert und diesen das Gerät selbst gezeigt, als sie unvollendet in meiner Werkstatt stand. Dort ist sie nun, ein wenig reisemüde, allerdings; und eine der Elfenbeinstangen ist gebrochen, und eine Messingleiste verbogen; aber der Rest davon ist noch ziemlich intakt. Ich rechnete damit, sie am Freitag

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