Integration von Muslimen. Ino Weber
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Auch die gewünschte Integration von Menschen anderer Kulturkreise, ob zugewandert oder längst bereits in Deutschland heimisch geworden, wird durch stümperhaftes Reden und Denken nicht gerade günstig beeinflusst. Stereotype, bezogen auf das Volk der Deutschen und ihre vermeintliche historische Schuld, sind ebenso strikt abzulehnen wie jedweder Fremdenhass.
Der Respekt muss immer beiden Seiten gelten, also Deutschen und sogenannten Ausländern, und natürlich allen Menschen und Gruppierungen, mit all ihren Einstellungen und tagesaktuellen Meinungen, seien sie zufällig aufgeschnappt, mehr oder weniger bloß Gefühlssache oder denkerisch erarbeitet.
Der Islam-Experte Bassam Tibi, Autor von vierzig Büchern und zahlreichen wissenschaftlichen Artikeln, hat die passende Kritik parat für jene, die mit ihrem Toleranzgerede nur von den wahren Problemen abzulenken versuchen: „Eine auf der Basis des Schamgefühls über die deutsche Vergangenheit entwickelte allgemeine Fremdenliebe, die allen Deutschen verordnet wird, ist ebenso problematisch und abzulehnen wie Fremdenfeindlichkeit.“ (Tibi, Bassam: „Im Schatten Allahs – Der Islam und die Menschenrechte“, Piper-Verlag 1994, S. 15).
Im Islam gibt es außerordentlich viele Menschen, die ihren Glauben sehr rigoros praktizieren, moralisch strenger als alles, was wir in Europa seit über 200 Jahren kulturell gewohnt sind. Auch extremistische Auslegungen sind nicht gerade selten, still heimlich oder offen heraus hegt man Sympathien zu den Islamisten, das heißt ihren radikalen Einstellungen und Zielen. Genau das ist das Problem, in Deutschland und weltpolitisch, nicht irgendeine diffuse Feindlichkeit im Denken der anderen.
Was heißt denn islamophob? Müssen wir den Extremismus etwa auch mögen, da er offenbar dazu gehört? Dürfen wir keine Kritik üben? Die Fakten sind doch allzu deutlich: Im Islam ist der Anteil an Fundamentalisten und an Gewalttätern gewiss um ein Vielfaches höher als in jeder anderen Weltreligion. Dies muss man der Religion selbst ankreiden und da helfen keine Ausreden, Kultur und Geschichte oder westliche Vorherrschaft in der Welt seien daran hauptsächlich schuld. – Der Islamismus ist gerade heute ein wahrhaft furchterregendes Problem, das die ganze Welt betrifft.
Kulturrelativismus – ehrbare Haltung oder üble Ignoranz?
Kulturrelativismus bedeutet, die Kulturen der Welt jeweils nur in Bezug auf ihren inneren Zusammenhang zu bewerten, nicht aber mit den Maßstäben anderer Kulturen oder der eigenen. Aufgrund dieses Ansatzes wird auch jeder Eingriff in eine fremde Kultur abgelehnt. Diese Sichtweise ist der eigentlich anerkennenswerte Versuch, das Besondere jeder Kultur erst einmal wertfrei zu würdigen. Dahinter steckt zumeist das inständige Bemühen, sich gegen jede Form von Rassismus zu positionieren.
Der Gegensatz zu Kulturrelativismus ist ein sogenannter Ethnozentrismus. Die Ethnozentriker sehen ihre eigene Kultur grundsätzlich als die allerbeste, was ein freies Diskutieren mit kulturfremden Menschen stark behindern kann, bis zur Unmöglichkeit. Oft genug besteht sogar der Wunsch, den anderen einfach das eigene Wert- und Kultursystem überzustülpen. Auf diese Weise werden die eigenen Wertvorstellungen ohne weitere Überlegung als absolut gesetzt. Man beachtet hierbei nicht oder nicht ausreichend, dass es nicht funktionieren kann, sie anderen Menschen und kulturellen Gruppen aufzuzwingen. Es besteht die Gefahr, einen Fanatismus zu pflegen, der im praktischen Leben zu ausgeprägter Unduldsamkeit, Diskriminierungen und offenem Rassismus führt.
Macht man aus diesem Ansatz des Kulturrelativismus aber eine ideologische Doktrin, die jedwede Einmischung in andere Kulturen verbieten möchte, ja bereits sinnvolle Vergleiche zwischen ihnen ablehnt, so führt das zu einer menschlich und moralisch geradezu absurden Haltung. Diese Haltung mag sich selbst zwar als „wissenschaftlich“ definieren, birgt aber die große Gefahr, zur einseitigen Weltanschauung zu missraten und quasi ins andere Extrem abzugleiten. Man ist nun in der Selbstwahrnehmung kein „Rassist“ mehr, dafür aber moralisch ignorant und vermag gar nicht mehr recht zu erkennen, welches menschliche Entwicklungsniveau eigentlich wünschenswert ist. In dieser allzu nüchternen, aber gewiss nicht wissenschaftlich vorbildlichen Haltung fehlt es klar an Empathie mit den Mitmenschen und meist versäumt man es, in der nötigen Deutlichkeit für die Errungenschaften unserer modernen Zivilisation, allzumal die Menschenrechte, Stellung zu beziehen.
Ein weiterer eklatanter Widerspruch in ihrer Haltung scheint den eingefleischten Kulturrelativisten gar nicht mehr aufzufallen. Man verabscheut den Rassismus aus tiefstem Herzen, hält ihn für absolut unmoralisch, will diese Überzeugung jedoch mit einer amoralischen Argumentation verdeutlichen, ja mit einer selbst auferlegten Blindheit für ethische Belange! Dies ist wohl nicht weniger verabscheuungswürdig als der beklagte Rassismus. Und darüber hinaus beinhaltet es ein Maß an absichtlicher Dummheit (!), das jeden Rechtsextremismus und seine Vorurteile noch in den Schatten stellt.
Wen will man denn mit dieser Haltung überhaupt beeindrucken? Wen will man bekehren? Und wozu, etwa zum besseren oder klügeren Menschsein? Auch wenn die moralische Indifferenz nach außen nur zur Schau gestellt wird, rhetorisch hübsch verpackt, oder schlicht die Attitüde vorherrscht, andere zu provozieren, dies ist mit Sicherheit der falsche Weg. In dieser unausgegorenen Haltung redet man einer Integrationsverweigerung das Wort und ist somit nichts anderes als verantwortungslos gegenüber Staat und Bürgerschaft. Man schürt Ressentiments, anstatt sie abzubauen! Gerade die vermeintlichen Rassisten im Land werden durch irrwitzige intellektuelle Klimmzüge dieser Art gewiss nicht beeindruckt, aber alle übrigen, die sich aus ehrlichem Antrieb für die Menschenrechte einsetzen und diese aus innerster Überzeugung befürworten, werden arg vergrätzt, ihnen wird das Leben unnötig schwer gemacht.
So sollten sich die Ideologen unter den Kulturrelativisten, die auch in der Öffentlichkeit auftreten und versuchen, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, endlich einmal gründlich überlegen, was sie überhaupt gesellschaftspolitisch wollen und ob ihre geistigen Methoden die richtigen sind.
Das hauptsächliche Manko dieser Denkweise ist, wie gesagt, eine moralische Fehlhaltung. Wir können dies noch präziser und wissenschaftlich korrekter formulieren: Man verkennt, dass es eine universelle Ethik gibt, deren zentraler Bestandteil die allgemeinen Menschenrechte sind und dass sich in Bezug darauf jeder kulturrelativistische Ansatz aus humanen Gründen streng verbietet. Die tatsächliche Universalität dieser Ethik zu bestreiten, führt im Endeffekt zu einer Duldung und Rechtfertigung von objektiv gegebener Grausamkeit. Es sollte für jeden vernünftigen Menschen selbstverständlich sein, eine derart falsche Toleranz zu durchschauen und folglich die unangebrachten Rechtfertigungen zu unterlassen.
Angesichts der Missverständnisse kann es leicht geschehen, in Zorn zu geraten und die Argumente entsprechend harsch zu formulieren. Die Position pro Menschrechte, stark von Empathie getragen, hat in jedem Fall die größte Überzeugungskraft. Rassisten verstoßen ja ebenfalls gegen die Menschenrechte, indem sie andere diskriminieren. Der Einsatz für die Menschenrechte ist der gemeinsame Nenner, aber der Kampf gegen den Rassismus nur ein Nebenprodukt. Sich zu sehr darauf zu fokussieren, wie es nicht wenige Kulturrelativisten tun, kann in die Irre führen. – Mögen die Intellektuellen besser erkennen, was eine ehrenwerte und wirklich kluge Haltung ist, wen man folglich unterstützen sollte und vor allem, dass man den Bemühungen um die gesamtgesellschaftliche Anerkennung und Durchsetzung der Menschenrechte nicht permanent schaden darf.
Seyran Ates hat zu dieser Thematik eine sehr klare Meinung, sie spricht sich dagegen aus, „Minderheiten kulturrelativistisch mit Samthandschuhen anzufassen, aus der allgegenwärtigen Angst heraus, ihnen zu nahe zu treten“. Und sie fügt eine wichtige Feststellung hinzu: „Das ist ebenso rassistisch wie das entgegengesetzte