Integration von Muslimen. Ino Weber

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Integration von Muslimen - Ino Weber

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Bürger sollen und müssen sich immer auch an die eigene Nase fassen, wenn sie sich über etwas aufregen. In der Demokratie lautet die Frage grundsätzlich: „Was kann ich auf legale und menschlich anständige Weise tun, um die beklagten Übelstände zu bekämpfen?“ Und: „Was habe ich mit zu verantworten, wenn ich dies oder jenes tue, diesen oder jenen bequemen Lebensstil pflege, mich nicht ausreichend informiere, und ggf. politisch notwendiges Engagement unterlasse?“

      Politisch aktiv zu werden ist immerhin eine Möglichkeit, allerdings für den Einzelnen kaum besonders erfolgversprechend. Man könnte zum Beispiel öfters mal bei Volksbegehren und Petitionen mit abstimmen oder seine Kritik gezielt an bestimmte Politiker richten, notfalls per Brief. Per Email geht’s am einfachsten. Adressen ausfindig zu machen, ist unproblematisch. Das Netzwerk Avaaz ist eine weltweit operierende Organisation, die schon viel erreicht hat. Unterschriften sind hier für angemeldete Netzwerker sehr einfach per Klick möglich. Auf abgeordnetenwatch.de kann sogar jeder Bürger mit einzelnen Politikern direkt kommunizieren, denn in der Regel wird auch geantwortet.

      Meckern wurde in Deutschland längst zum beliebten Volkssport, gerade im Internet tobt man sich aus. Die stattfindende Hetze ist im Grunde unerträglich und dabei völlig sinnlos. Seriöse Kritik ist jedoch außerordentlich selten zu finden. Sie macht ja auch wesentlich mehr Mühe. Wenn jemand aufgrund seines selbst verschuldeten Defizits an Information und des Versäumnisses, auch mal die Meinung Andersdenkender in Ruhe zu betrachten, zu falschen Schlüssen gelangt, so ist dies wahrhaft traurig. Bei vielen aufgeregten Menschen wirkt es sich mehr oder weniger tragisch aus, denn wer die gefühlsmäßige Kontrolle verliert, wird schnell zum Gewalttäter oder geistigen Brandstifter.

      Bei aller Kritik sollte man nie vergessen, dass womöglich das Wissen um bestimmte Fakten und wichtige Zusammenhänge fehlt und das eigene Urteil zu schnell, daher auch zu schief sein kann. Gesprächsbereit bleiben ist grundsätzlich enorm wichtig. Wenn aber Berufspolitiker so extrem wenig Selbstkritik zeigen wie es in Deutschland der Fall ist, stößt dies uns allen enorm übel auf. Es ist kaum verzeihlich, da demokratisch notwendige Prozesse dadurch behindert werden. Man könnte fast sagen: Unsere Politiker, die sich neben dem nervtötenden Alltagsgeschäft viel zu sehr und zu oft mit Fehlervertuschung und Geheimniskrämerei beschäftigen, jedoch skandalöse Zustände nicht ausreichend bekämpfen, ja meist nicht einmal wahrhaben wollen, sind damit in gewisser Weise selbst Extremisten! Sie verursachen dann allzumal Schaden, geistig und praktisch.

      Auf die große Linie bezogen, die bundesdeutsche Politik haben sollte, bleibt immer die Hoffnung, die Verantwortlichen wüssten schon, was sie tun und was auf längere Sicht richtig ist oder wenigstens nicht nachhaltig schadet. Dem gesellschaftlichen Klima durch falsche politische Wahrnehmungen, Einschätzungen und Entscheidungen einige Dellen zuzufügen, es quasi herabzuziehen auf jenes Niveau, wo Ressentiments und Hass gedeihen, ja lebhaft aufblühen, ist ein schwerwiegender Fehler, womöglich sogar der größte anzunehmende Schaden, den eine allzu sorglose oder scheuklappenbehaftete Politik verursachen kann.

      Eine ehrliche Selbstkritik in unserem glorreichen Westen, die beinah sämtliche Politiker und das gesamte System betrifft, muss sich die Frage vorlegen: Wie sehr und wie oft bewirkt die geradezu manische Ausrichtung auf wirtschaftliche Eckdaten eine Missachtung der Menschen und ihrer elementaren Bedürfnisse, ja sogar der Grundrechte? Die Frage kann man gar nicht oft genug stellen, nur leider werden sehr wenige dazu überhaupt bereit sein. Wie sollen dann bitteschön die benötigten Antworten zustande kommen und die angemessenen Reaktionen erfolgen?

      Dass Politiker jeglicher Couleur die elementaren Sorgen größerer Gruppen, die ihr Dasein am unteren Ende der Gesellschaft fristen, zuweilen völlig auszublenden gewillt sind, konnte man am Beispiel „Pediga“ zahllose male beobachten. Und man wird es in Zukunft ohne Zweifel noch oft medial serviert bekommen, denn die längst totgesagte Bewegung hat viele Anhänger hinzu gewonnen, zum Beispiel über die neuen Ableger in anderen Städten, und ist somit alles andere als tot.

      Immer wenn die Rede auf diese „fremdenfeindliche Bewegung“ kommt wird sie mit Elan verunglimpft und pauschal, also in der Gesamtheit (!) als rassistisch verurteilt. Nachdem der erste Moderator im Fernsehen das Adjektiv „fremdenfeindlich“ hinzu gedichtet hatte, folgten alle übrigen schnell diesem Beispiel, ohne zu erkennen wie kontraproduktiv ein solches Abstempeln ist. Schüsse mit dieser „Kanone“ gehen immer nach hinten los. Anderen ein Etikett zu verpassen, ist ja genau dieselbe Verhaltensweise, die man an allen vorurteilsbelasteten Mitmenschen, allzumal den Rassisten, so scharf kritisiert.

      Inwieweit die Pegida-Bewegung tatsächlich rassistisch oder rechtsradikal geprägt ist, wollen und können wir hier nicht beantworten, das kann keiner. Aber die pauschale Verunglimpfung der demonstrierenden Menschen, viele tausend an der Zahl, ist unschicklich. Und vor allem auch diese Unart gilt es scharf zu kritisieren. Im Übrigen ist die zunehmende Radikalisierung von Pegida, ihren Ablegern und vielen ihrer Anhänger zum guten Teil der missratenen Berichterstattung und dem ungeschickten, ja unangemessenen Umgang mit diesem Problem zuzuschreiben, der einer Demokratie eigentlich nicht würdig ist. Da dies keine Verteidigungsschrift für Pegida sein soll und ganz gewiss nicht beabsichtigt ist, irgendwelche Fremdenfeindlichkeit zu rechtfertigen, belassen wir es bei der klar ausgesprochenen Kritik.

      Als Realist muss man neben den auffälligen Unstimmigkeiten natürlich auch erkennen, dass die multikulturellen Veränderungen im Einwanderungsland Bundesrepublik ohnehin gar nicht zu verhindern sind, selbst wenn eine Regierung dies wollte. Denn die Wanderbewegungen und die schleichenden Veränderungen im gesellschaftlichen Bewusstsein finden in heutiger Zeit notgedrungen weltweit statt. – Stichwort: Globalisierung. Dies muss ja auch nichts Schlechtes sein, doch es gehen unleugbar einige Fehlentwicklungen damit einher.

      Zuwanderungspolitik lässt sich bekanntermaßen auch sehr rigoros praktizieren, wofür die USA ein herausragendes Beispiel sind. Doch dieses politische Fachgebiet und seine Streitpunkte sind hier nicht unser Hauptthema. Wir gehen vom aktuellen Status aus, den Verhältnissen in Deutschland und Europa, und damit haben wir wahrlich bereits genug zu tun. Eine Besonderheit besteht darin, dass der Islam hier immer stärker wird, schon lange vor der Flüchtlingswelle. Nun könnte auch kulturell eine neue Dimension erreicht werden, was an einer reibungslosen und erfolgreichen Integration in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sehr zweifeln lässt. Umso größer müssen die künftigen Anstrengungen sein, das neue Zusammenleben friedlich zu bewerkstelligen. Integration ist eine kolossale Aufgabe, vor die sich Staat und Gesellschaft nun gestellt sehen und sie ist beileibe nicht mit der Schaffung von ausreichend Arbeitsplätzen bereits erledigt.

      Kulturelle Angleichung und Verträglichkeit

      Im sogenannten Westen, stark christlich geprägt, wirkt der Islam von vornherein wie ein kultureller Fremdkörper, obwohl er sich unter den dortigen Bedingungen gewöhnlich in gemäßigten Formen zeigt. Während sich die Muslime zum größten Teil an den Westen angepasst haben, hat der Islam hier eine wesentlich andere Ausprägung angenommen, die formal mit freiheitlich-demokratischen Werten übereinstimmt. Dass hier geborene Menschen mit islamischem Migrationshintergrund beim Aufwachsen meist klar westliche Verhaltensweisen erlernen und sich benehmen wie alle anderen Jugendlichen auch, kann gar nicht ausbleiben. So steht der Islam als Religionszugehörigkeit oft lediglich auf dem Papier. Mit echter Integration hat diese Tatsache allerdings noch nicht viel zu tun.

      Die sogenannte Überfremdung, wie stark sie auch manche empfinden mögen, ist in Wahrheit kaum mehr als ein unschönes Gefühl, kein echtes Problem. Man muss ja fragen: Wieviele Deutsche haben diese Wahrnehmung tatsächlich schon mal intensiv erlebt und wie oft kam das bei ihnen vor? Ein diffuses Gefühl flackert hier und da mal auf, wenn man sich gerade im Getümmel der Einkaufszentren, auf belebten Straßen oder in den Innenstädten und ihren Fußgängerzonen bewegt.

      Mitten in den sozialen Brennpunkten der Großstädte zu leben, schafft indessen ganz andere Befindlichkeiten, dort können schnell gewisse Abneigungen und Ressentiments aufblühen und sogar

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