Schiffselektriker – Werft, Schiffe, Seeleute, Funkbuden – Jahrgang 1936. Conrad H. von Sengbusch

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Schiffselektriker – Werft, Schiffe, Seeleute, Funkbuden – Jahrgang 1936 - Conrad H. von Sengbusch

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frühest möglichen Zeitpunkt mit 18 Jahren bei der Oberpostdirektion in Hamburg bestanden.

      Und gerade mich beauftragte der Meister bei späteren Abbau-Aktionen immer wieder, die gesamte FT-Anlage, Ortungsgeräte, Kommandoanlagen und mehr sicherzustellen. Gleichzeitig erinnerte er mich bei jedem Auftrag immer wieder daran, sollte ich auch nur ein Teil des Ausbaugutes an mich nehmen, dann wäre meine Zukunft ruiniert. Manche Versuchungen nahmen mir einzelne Werftleute ab, die grundsätzlich alles privat gebrauchen konnten. Einer von ihnen verbreitete, dass die „Matratzen“-Antennen der Funkmesseinrichtungen aus purem Silber seien. Innerhalb kürzester Zeit waren Bolzenschneider zur Hand, und die „Experten“ zerlegten in Windeseile diese filigranen Metallkonstruktionen in handliche Schrottpartien. Am nächsten Tag hörte ich, dass es nur eine seewasserfeste Legierung gewesen sei. Da hatten wohl schon einige Leute den Verkauf versucht. Wieder andere Interessenten sicherten sich die Einschübe und den Inhalt des ganzen ELA(Elektro-Akustik-Anlage)-Gestells mit dem 70-W-Kommandoverstärker, dem Plattenspieler, den Schallplatten, dem Bedienteil und dem großen TELEFUNKEN-Gemeinschaftsempfänger ELA 1012. Wie sie diese Geräte aus der Werft herausschafften, ist mir heute noch ein Rätsel. Vielleicht hatte der Meister ja auch die Zustimmung gegeben. Werftarbeiter hielten zusammen.

      Sie konnten manches gebrauchen, und im Tausch konnte man von den Leuten auch einiges bekommen. Die Keller und Schreberbuden waren damals gut für manche Überraschung. Immerhin, das nun leere Gestell der ELA-Anlage war noch vorhanden, das durfte ich dann auch noch ausbauen. An den Einrichtungen der Funkanlagen war außer mir niemand interessiert. Die wunderschönen Kurz- und Langwellensender, UKW-Bord-zu-Bord-Funksprechgeräte, Empfänger, Peiler, Funkmess- und Sichtgeräte, Umformer, Morsetasten, Kopfhörer, Ersatzteile und weiteres reichhaltiges Zubehör, nicht zu vergessen die ENIGMA-Verschlüsselungsmaschine (heutzutage ein Wert von 20.000 €) wogen ja auch Zentner. Ich baute also die gesamten Partien aus und verbrachte sie zu unserem Lager „Ostseite“. Da standen schon in langen Reihen Geräte gleicher Art und Type aus früheren Abbau-Aktionen. Man darf heute als geläuterter alter Funker über diese Zeit nicht nachdenken: Vermögende Sammler blätterten heute allein für die funktechnischen Geräte, die auf unserer kleinen 700-Mann-Werft anfielen, ohne nachzudenken den baren Wert eines Zweifamilienhauses in guter Lage hin. Kurzum, eines Tages erhielt ich vom Meister die Order, für einen seiner Bekannten diverse Teile aus diesen Geräten auszubauen. Es tat mir in der Seele weh, hier intakte Substanz mit Seitenschneider, Kombizange und Schraubendreher plündern zu müssen, blieb für meine Funkbude dabei doch nichts übrig. Von Zeit zu Zeit bekam ich (wer sonst?) dann den Auftrag, die Geräte auf den Lkw des örtlichen Schrotthändlers H. zu verladen. Der zahlte der Werft nur drei Pfennige pro kg Funkschrott und maulte noch, weil die Kabelbäume aus den Geräten noch nicht herausgeschnitten waren und damit Spritzguss und Kupfer schon mal getrennt waren. Andererseits war er auch viel zu gerissen, um mir auch nur eines der Geräte günstig zu verkaufen. Aus der Traum. Für die Ausrüstung meines „Funkshacks“ musste ich andere Quellen finden.

      Kleinlaut nahm ich wieder Kontakt mit unserem Laternenanzünder auf, den ich ab und an traf und ihm von meinem Malheur mit einem Mitglied des damaligen „Allg. Radio-Bund Deutschlands e.V.“ berichtete. Er war mir wohl gesonnen. So wurde ich kurz darauf für ganze 5 Mark Besitzer des PHILIPS-Allwellenempfängers „H2L7“ nebst zugehörigem Universalnetzteil. So konnte ich schon mal als Hörer dem örtlichen Funkverkehr am Sonntagmorgen lauschen. Etwas später bekam ich aus der gleichen Quelle für 35 Mark, also einem ganzen „Monatslohn“, einen weiteren PHILIPS-Kurzwellenempfänger, den „HMZL 34 okm“. Dieses Gerät der ehemaligen Kriegsmarine hatte noch weit mehr Möglichkeiten und konnte mit dem gleichen Netzteil wie der „H2L7“ betrieben werden konnte. Stolz schleppte ich den etwa 40 kg schweren Empfänger nach Hause. Nun, da ich einen Superhet der Spitzenklasse hatte, gehörte ich zur „Creme“ der Besitzenden unter den Funkamateuren in Cuxhaven. Es fehlte nun nur noch der Sender, aber davon später mehr. Der Grundstock für eine eigene Funkstation war jedenfalls schon mal geschaffen.

      Doch zurück zum Werftalltag: Pünktlich am Montagmorgen mussten die Berichtshefte abgeliefert werden. Darauf legte der Meister großen Wert. Immerhin gab es auch damals unter den Lehrlingen einige, die sich sehr gehen ließen und die abzugleiten drohten. Viele Kinder wuchsen ohne Vater auf, der gefallen, vermisst oder noch in Gefangenschaft war, und manche Ehe hatte auch nicht gehalten und wurde geschieden. Die allein erziehenden Mütter baten dann den Meister „an Vaters statt“ die Erziehung mit zu übernehmen. Für diese Aufgabe fanden sich neben dem Meister auch immer ein paar Gesellen, denen der Ruf nach „Zucht und Ordnung“ noch sehr vertraut war. War also am Montagmorgen das Berichtsheft nicht vorhanden, dann fragte der Meister sofort, ob der Bericht denn geschrieben sei. Nur einmal sagte Uwe S., dass der Bericht fertig geschrieben zu Hause läge und er ihn nur vergessen habe. Meister L. gab ihm wortlos sein Fahrrad und den Budenviz als Begleitperson gleich mit dazu und sagte, er, Uwe, hätte 20 Min. Zeit für die Hin- und Rückfahrt. Uwe holte das Heft, natürlich ohne den Bericht. Es war klar, dass in so kurzer Zeit der Text von einer Seite in Normschrift nebst Zeichnung und Unterschrift der Mutter nicht zu schaffen war. Wieder zurück, setzte es eine gewaltige Ohrfeige vom Meister, dazu als Dreingabe saftige, grobe Flüche und noch eine weitere, wesentlich härtere Strafe: Uwe musste sich am folgenden Sonntagmorgen um 09.00 Uhr auf der Werft einfinden, um dort den Bericht nachzuschreiben. Hier hatte er dann so lange zu bleiben, bis es dem Meister gefiel, bei seinem Sonntagsspaziergang mal hereinzuschauen. Es wurde später Nachmittag, bis der Meister kam. Für Uwe war „der Tag gelaufen“, und es war eine schmerzliche Erfahrung, die er da machte. Der heilige Sonntag war unser einziger ganz freier Tag, auf den wir uns schon im Voraus freuten. Wir hatten damals noch die 48-Stunden-Woche und arbeiteten am Sonnabend bis 12.30 Uhr.

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