Diebe in Nastätten. Ute Dombrowski
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Undine lachte, denn sie wusste, dass Jasmin immer locker und redselig wurde, wenn sie etwas getrunken hatte.
„Meine Liebe, die Werkstatt war noch da, aber meine Arbeitsschuhe sind weg.“
„Und nun denkst du, die hat ein furchtbarer Einbrecher gestohlen?“
Jasmin sah Undine jetzt das erste Mal direkt an und grinste. Sie nahm die Freundin nicht ernst.
„Die hat jemand geklaut. Hast du etwas gehört oder gesehen?“
„Nein, ich sagte doch schon, dass ich hier drin war. Diese ollen vergammelten Dinger klaut doch keiner.“
„Doch! Wo sollten sie denn sonst sein?“
„Nun mach mal halblang. Die hast du sicher irgendwo hingestellt, wo du nicht mehr dran denkst.“
Undine winkte ab. Sie würde hier umsonst auf Unterstützung hoffen, also winkte sie Jasmin zu und ging hinaus. Sie wollte zuerst in die Werkstatt und dann ins Bett. Nochmal suchte sie das Haus nach den Schuhen ab, aber sie blieben verschwunden.
2
„Jennifer! Frühstück ist fertig.“
Juliano hatte den Frühstückstisch gedeckt und goss gerade Kaffee ein, als Jennifer in die Küche kam.
„Oh, womit habe ich denn das verdient?“
Sie stieg über die Schultasche, die Juliano in der Tür abgestellt hatte und küsste ihn zärtlich.
„Das hast du immer verdient. Ich mag es, wenn ich morgens neben dir aufwachen darf, weil ich gleich gute Laune habe.“
Jennifer lächelte. Es war noch sehr früh und Juliano musste erst zur dritten Stunde in die Schule, trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, den Morgen mit Jennifer zu beginnen.
„Wie lange hast du heute?“
„Bis vier. Heute ist die Fußball-AG. Und du?“
„Mal sehen, wenn nichts Schlimmes passiert, dann mache ich pünktlich Feierabend. Ich wollte dann zu Undine und sie fragen, ob sie noch Hilfe braucht.“
„Ich habe noch Klausuren auf dem Schreibtisch. Dann sehen wir uns eher morgen, oder?“
„Ja, es ist zwar schade, ohne dich einzuschlafen, aber ich werde die eine Nacht überleben.“
Sie sahen sich jetzt fast jeden Tag, nachdem sie es im Sommer hatten langsam angehen lassen. Seitdem sich Jennifer klar geworden war, dass Juliano der Mann war, mit dem sie alt werden wollte, hatte sie ihm mehr und mehr Platz in ihrem Leben eingeräumt. Jetzt schaute sie auf die Uhr.
„Oh, schon so spät. Ich muss los.“
Jennifer sprang auf, küsste Juliano noch einmal und eilte zum Auto. Im Büro war sie noch allein. Seit Reiner in Nastätten wohnte, trödelte er morgens gerne ein bisschen, aber seine Laune war erheblich besser geworden. Undine hatte ihn umgekrempelt, obwohl Reiner das niemals zugeben würde.
„Guten Morgen!“, rief er fröhlich, als er die Tür aufriss.
Er lief leichtfüßig zu seinem Platz und ließ sich auf den Stuhl fallen.
„Na, was machen die Verbrecher?“
„Nichts und das ist gut so. Ich habe gestern noch den Bericht von dem Unfall fertig getippt. Der Mann, der mit Absicht in den Sportwagen gefahren ist.“
„Du bist toll. Danke. Ich hätte es sonst heute gemacht.“
In dem Moment klingelte das Telefon. Reiner ging dran.
„Undine! Was gibt es denn?“
Er lauschte in den Hörer und ein Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit.
„Das ist sicher ein Zufall. Hast du die irgendwo anders hin geräumt?“
Es wurde gesprochen.
„Nein, ich halte dich nicht für senil.“
Reiner zwinkerte Jennifer zu.
„Ja, ich komme heute Abend und wir können in Ruhe darüber reden. Bis später.“
Er legte auf und schüttelte den Kopf.
„Was ist passiert?“
„Undines Werkstatttreter sind verschwunden. Sie vermutet Einbrecher.“
„Was sind das für Treter?“
„Na so gammelige, ausgelatschte. Die hat sie zum Töpfern an.“
„Ich glaube, ich weiß, welche du meinst. Aber wer klaut denn solche Schuhe?“
„Eben keiner. Ich verstehe nicht, warum sie so ein Geschiss drum macht. Naja, ich höre mir das um des lieben Friedens willen heute Abend mal an.“
„Vielleicht hat sie die Dinger an einem anderen Platz ausgezogen und erinnert sich nicht mehr.“
„Das sagst du ihr aber“, erwiderte Reiner, immer noch mit einem breiten Grinsen.
Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie Undine der lieben Jennifer den Kopf waschen würde, wenn sie ihr das sagte. Undine war schon genug aufgebracht gewesen, weil er ihre Idee vom Diebstahl vor ein paar Minuten angezweifelt hatte.
„Lieber nicht. Aber nehmen wir mal an, sie hat recht. Wer klaut Schuhe und warum?“
„Fängst du jetzt auch noch an zu spinnen?“
„Nein, mein Lieber, es ist mir ernst. Auf dieser Welt passieren die merkwürdigsten Dinge, warum nicht auch ein Schuhdiebstahl? Nehmen wir mal an, einem Obdachlosen wurden seine Schuhe gestohlen und jetzt läuft er los und sucht neue. Da es jetzt auffallen würde, wenn er zum Beispiel teure Sportschuhe mitnehmen würde, nimmt er alte Dinger, die ihm zufällig ins Auge fallen.“
„Quatsch!“, rief Reiner und schlug die Faust auf den Tisch. „Das ist doch an den Haaren herbeigezogen. Woher sollte er denn wissen, dass genau solche Schuhe bei Undine an der Werkstatt stehen?“
„Manchmal steht das Tor offen.“
„Und woher wusste er, dass die Größe passt?“
„Er hat einen Blick dafür.“
„Warum hat er keine Männerschuhe gesucht?“
„Er kennt Undine und findet sie nett.“
„Ich finde sie auch nett und würde trotzdem keine Frauenschuhe anziehen.“
Jennifer winkte ab. Es hatte keinen Sinn, Reiner von etwas überzeugen zu wollen, was er für sich schon abgehakt hatte. Sie beschloss, das Thema zu wechseln.
„Wir