Eine vernünftige Verbindung. Catherine St.John
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Er winkte ab und grinste schief.
*
Sie sah ihm nach, als er in Richtung London davonritt. Sie kannte ihren zukünftigen Gemahl noch nicht gerade gut, aber eben hatte er einen deutlich jüngeren Eindruck vermittelt, als seine fünfunddreißig Jahre es hätten erwarten lassen. Er hatte sich eher wie ein Jugendlicher angehört, der sich dem Willen seines Vaters beugen musste… nun, vielleicht hatte er dem alten Earl bis jetzt einen eher unreifen Eindruck vermittelt?
Glaubte man nicht allgemein, dass Ehestand und Kinder einen Mann erst reifen ließen? Vielleicht hing der alte Earl (so teuflisch kam er ihr wenigstens nicht vor) ja auch dieser Auffassung an?
Im Haus traf sie zuerst auf Deirdre, die den Flur sauber gekehrt hatte und sich schon sehr auf Easton Manor freute, egal, wie sehr Emily ihr das Haus in den schwärzesten Farben ausmalte: „Sicher, Miss Allington, aber dort gibt es doch auch noch den Diener des gnädigen Herrn, nicht wahr? Und es gibt satt zu essen? Und Räume, die Sie und Ihr Gemahl nicht verwenden, müssen wir doch auch nicht gar so oft putzen, nicht wahr?“
Das konnte Emily nicht in Abrede stellen. „Und vielleicht können wir uns sogar noch etwas mehr Personal leisten. Für meinen Vater stellen wir hier einen kräftigen Diener ein. Du hast Recht, Deidre, wir sollten zuversichtlich in die Zukunft blicken.“
„Oh! Miss! Freuen Sie sich denn gar nicht auf die Heirat?“
„Ach, doch. Damit haben wir schließlich eine Zukunft, vor allem William, nicht wahr? Wo ist er überhaupt?“
„Er ist oben und packt seinen Koffer für die Schule. Der Pfarrer hat ihm ein lobendes Zeugnis ausgestellt, ist das nicht nett von ihm?“
„Sehr nett, ja. Du hast dein Gepäck auch schon fertig?“
„Gewiss, Miss Allington. Ich bin sehr froh, dass ich mit Ihnen mitkommen darf.“
Emily lachte auf: „Hast du gedacht, ich lasse dich hier bei meinem Vater, der dich nur anknurrt und dir kein Geld für Lebensmittel gibt? Keine Angst, meine Liebe!“
Kapitel 8
Schließlich war der große Tag gekommen; Miles hatte zwei Wagen gebraucht, um im einen seine Braut und sich selbst und im anderen sämtliches Gepäck, Deidre und Nate zu transportieren. Im Gegenzug hatte sich ein kräftiger Diener, der versichert hatte, er sei Kummer gewohnt, für ein angenehmes Salär im Haus von Sir Charles eingefunden.
Emily hatte immerhin noch das Brautkleid ihrer Mutter samt einem gut erhaltenen Schleier gefunden, es gesäubert und gelüftet und schließlich eingepackt, so dass sie jetzt in einem gemütlichen Schlafzimmer stand, in cremefarbene Seide gehüllt, und etwas unzufrieden an sich herumzupfte, denn ihre Mutter war etwas kleiner und dafür etwas kräftiger gewesen als sie. Deidre versuchte ihr Bestes, um den Sitz des Brautkleids zu verbessern, aber die Situation entspannte sich erst, als das Erste Hausmädchen des Earls an die Tür klopfte und ein silberdurchwirktes Band hereinreichte.
„Das ist noch von der Großmutter des jungen Herrn! Vielleicht kann die junge Lady es um die hohe Taille binden? Dann hat sie doch auch gleich etwas Altes, nicht wahr?“
Emily lachte auf. „Altes habe ich eigentlich genug. Sagen wir, es ist etwas Geborgtes!“
Das Band verbesserte den Sitz der alten Robe beträchtlich; Emily legte noch ihre bescheidenen Perlenohrringe an, Deidre bemühte sich, sie ordentlich zu frisieren und seufzte dabei: „Vielleicht stellen Sie, wenn wir im Manor sind, doch lieber eine Zofe an und ich bin Hausmädchen? Damit wäre ich auch schon recht zufrieden, Miss!“
„Das sehen wir dann schon, Deidre. Hier vielleicht noch eine Haarnadel… und dann versuchen wir es mit dem Schleier.“
Danach fand Emily sich recht elegant, wenn man bedachte, dass die ganze Ausstattung keinen Penny gekostet hatte.
Vorsichtig schlüpfte sie in die Schuhe ihrer Mutter, die glücklicherweise passten, und machte sich auf den Weg nach unten. In der Halle traf sie auf den alten Earl, der sich herausgeputzt hatte, als ginge es auf einen Ball, und in einem nachtschwarzen Rock und seidenen Kniehosen in blassem Gelb eine sehr gute Figur machte.
Ihre Anerkennung musste sich ihm mitgeteilt haben, denn er keckerte und tätschelte ihr die Hand. „Na, Mädchen, hast du überlegt, ob ich nicht die bessere Wahl wäre? Da kommst du vierzig Jahre zu spät, fürchte ich. Komm, ich führe dich zum Altar. Mit Sir Charles, dem alten Spinner, ist ja wohl nicht zu rechnen?“
„Das ist reizend von Ihnen, Sir. Mein Vater kann leider nicht teilnehmen, er glaubt, er habe einen entscheidenden Hinweis entdeckt.“ Leise fügte sie hinzu: „Wie nahezu täglich.“
Der Earl lachte spöttisch und bot ihr den Arm, um sie zur Kapelle zu führen.
Dort warteten bereits der Pfarrer, William in einem neuen Anzug, der krampfhaft ein Kissen festhielt, auf dem der Trauring lag, und vor allem Miles, mindestens so elegant wie sein Großvater, nur ohne die doch sehr unmodernen Kniehosen. Er sah wirklich gut aus…
Sie lächelte ihm zu, als sie am Arm des alten Earls den Gang zum Altar entlang schritt. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie in einer Kirchenbank eine recht elegant gekleidete Frau in mittleren Jahren und einen eher unauffällig aussehenden jungen Mann, vielleicht ihren Sohn…
Der Earl übergab Emilys Hand an seinen Enkel und sie staunte, wie beruhigend der feste, warme Griff auf sie wirkte, so, als sei sie in einer sicheren Zukunft angekommen.
Sie warf einen kurzen Blick auf ihre andere Seite, wo William stand und so glücklich wirkte, als empfinde er genau das gleiche.
Der Pfarrer begann mit den Trauformeln; Miles und Emily sagten an den richtigen Stellen mit fester Stimme „Ja“, William reichte Miles vorsichtig den Ring, Miles steckte ihn seiner frischgebackenen Frau an, lächelte und küsste sie leicht auf die Wange, dann unterschrieben sie im Kirchenbuch.
Es war geschafft. Jetzt mussten sie nur noch aus dem Manor ein Zuhause machen!
Die elegante Dame in mittleren Jahren stellte sich als Lady Fenwick vor. Emily reagierte freundlich auf die Glückwünsche, aber auch leicht verwirrt, weil sie den Namen gar nicht einordnen konnte, bis Miles sagte: „Ich freue mich, dass du und James kommen konntet, Tante Prunella!“
„Na, du bist schließlich mein einziger Neffe, oder? Und jetzt habe ich auch eine Nichte…“ Sie lächelte Emily an. „Und woher stammst du, Emily?“
„Ach, eigentlich aus der Nachbarschaft. Mein Vater - unser Vater -“ sie zog William näher zu sich heran – „hat einen kleinen Besitz zwischen hier und London.“
„Aha… und wer ist dein Vater, Cousine Emily?“ Das war James, dessen harmloses Gesicht sich freundlich verzog, als er diese Frage stellte. Kurz überlegte Emily, ob die beiden wohl fürchteten, eine gewöhnliche Bauerntochter habe sich bei den noblen Eastons eingeschlichen, dann rief sie sich zur Ordnung und erwiderte das Lächeln. „Mein Vater ist Sir Charles Allington.“
James runzelte die Stirn. „Diesen Namen kenne ich doch? Aber woher nur?“
„Der Ahnenforscher“, warf Miles ein und legte einen Arm um Emilys Taille. James lachte auf. „Sherborne? Ach ja…“