Aus der frühen Geschichte Pommerns - die Pomoranen, Liutizen und Obodriten - der 30kährige Krieg - Stralsund 1678. Johann Ludwig Quandt

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Aus der frühen Geschichte Pommerns - die Pomoranen, Liutizen und Obodriten - der 30kährige Krieg - Stralsund 1678 - Johann Ludwig Quandt gelbe Buchreihe

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Zinsbarkeit gebracht. — Nach seinem Tode (1035) verheerten die Wenden in Dänemark. Magnus, seit 1042 dort König, setzte alle Wenden in Schrecken, belagerte Jumne, tötete viele Piraten in der weiten Feste, eroberte sie aber nicht, denn der Verlust war auf beiden Seiten gleich. 1050 eroberten Liutizen Wulin, natürlich die östlichen, die von Wanzlowe, das stets die Insel Usedom, 1124 noch dazu Lassan, Ziethen und Gützkow begriff, zu welchem letzten damals auch Groswin gehörte. Eben diese müssen sein „die zahlreiche heidnische Nation in Leutecia mit ihrem Könige, die zur See (NB.) und zu Lande kriegskundig“ zugleich mit Polen (Pommern) dem Könige Sveinn Estridson 1069 nach England Hilfsschaaren sandte, darunter Verehrer von Wodan, Thor, Freia, den nordischen Gottheiten; — in dem inneren Kriege, welcher 1057 die Macht der Liutizen brach, war auch dieser Dänenkönig unter den von den Rederen und Tolensern gegen die Czirspanier zu Hilfe gerufenen, (Ad. Br. 3, 21, 22. Helm. 1, 22. Das Nähere und über die Zeit ein anderes Mal.) dadurch sind die an der See unter ihn gekommen;— sie müssen sein „die Herrschaft, die unter König Sveinn stand (o. Z. bis zu seinem Tode 1074), welcher sein Sohn Erik Ejegod waltete, indem er Erbrecht ansprechend, alles Volk zum Gehorsam zwang,“ (Giesebr. 2, 157 —160 aus einem Skaldenliede.) denn unter ihm ward (das seit 1050 mit jenen Liutizen verbundene) Julin (um 1100) gezwungen, Geld zu zahlen und die Piraten auszuliefern, und 1121 griffen die Dänen nur Jumne und Usedom (Osna) cm; die Herrschaft ging so 1074 als 1103 bei den Thronstreitigkeiten nach Sveinns und Eriks Tode verloren.

      Die Vikinger zu Jom waren von den verschiedenen Völkern des Nordens. Tokes Satzung, dass kein Weib in der Feste sich aufhalten, kein Viking länger als drei Nächte außer ihr zubringen durfte, sowie ihre teilweise Aushebung durch Sigvaldi, mussten ein sehr gemischtes Geschlecht in der Stadt zur Folge haben mit wendischem Hauptstock. So schildert denn auch Adam v. Br. Jumne als bewohnt von Slawen und Leuten aus allen Nationen, auch Sachsen, die aber ihr Christentum verbergen oder verleugnen mussten (Ad. Br. 2, 19; 4, 20; 1, 62. Die zweimaligen Graeci et barbari sind gewiss die neutestamentliche Phrase = alle Nationen.). Wie daher dort 1124 die Julsäule war, so darf 1069 der Kultus nordischer Gottheiten nicht auffallen, auch nicht bei jenen Liutizen, o. Z. denen des Vortigern (Dadurch erklärt sich die Meldung des Mönchs der Normandie (A. 17) genügsam. Zum Beweise, dass noch damals Germanen unter den Wenden selbstständig sich erhalten, wovon Thietmar, Adam — also auch sein Hauptgewährsmann König Sveinn selber — schweigen, die Begleiter Ottos 55 Jahre später nichts wahrnahmen, die bald daraus beginnenden U. nichts ahnen lassen, genügt sie offenbar nicht.).

      19. Die Lücken, welche diese nordischen Nachrichten über Jumne für 1000 ff. 1035 — 1050 lassen, fülle ich aus durch das, was ein Mönch von Pegau im Leben des Stifters seines Klosters, des Grafen Wigbert von Groitzsch, über dessen Vorfahren mitteilt (Vita Viperti comitis Groicensis in Hoffmann SS. rer. Lusaticarum I p. 6 ff. Die Excerpte (fast vollständig) bei Barthold 1, 362 ff. Giesebrecht 2, 7, 8, 64, 65; v. Raumer Reg. Brand. 346. 361.). Er beginnt: Emelricus, König Teutoniens, hatte zu Brüdern Ditmar den Verduner und Herlibo den Brandenburger. Herlibo zeugte drei, Hartungen genannte Söhne, nämlich Emelricus, Vridelo und Herlibo. Von diesen heiratete Herlibo eine Königstochter aus (de) Norwege und bekam von ihr zwei Söhne, Svetibor und Wolf. Jener hatte zu Söhnen den Scambor und seine Brüder. Wolf erlangte Pomeranorum primatum, dann aus der Provinz vertrieben nahm er seine Zuflucht zu einem Könige der Dänen, der den jugendkräftigen und schon vorher durch den Ruf bekannten Mann gern aufnahm, auch nach oftmaliger Erprobung unter die vornehmsten familiäres, und ihm seine Tochter gab. Nach kurzem Verlauf stellen deren Brüder sich feindlich, um ihn von sich und ihren Grenzen zu vertreiben, Gleiches von ihm nach des Vaters Tode fürchtend. Er weicht vor ihrem Neide, aber bald nachher, als er den Tod des Schwiegervaters erfuhr, überfällt und tötet er sie, und erhält, da Alle ihm günstig, das regnum als Eidam. Glücklich fortan in seinen Unternehmungen, erhielt er von gedachter Gattin drei Söhne, Otho, Hermann und Wigbert. Überdies gewann er durch Kriegszug die Herrschaft des Balsamerlandes. Als Wolf endlich durch Alter oder die häufigen Kriege aufgerieben war, nahm ihn das Volk doch als Glückbringer mit, band ihn zuletzt, als er wegen Schwäche nicht mehr reiten konnte, auf dem Pferde fest. Als er starb, bestatteten ihn die barbari ehrenvoll mit Waffentanz in einem Göttertempel. Nach seinem Tode übte der avunculus derer, die er in Danorum provincia getötet, Rache; seinen Einbruch auszuhalten, misstrauten die Söhne und entwichen aus dem väterlichen Gebiet, Otho nach Griechenland, Hermann nach Russia, (Bekanntlich bestand die Leibwache zu Constantinopel damals aus Vordländern, die auch häufig in Russland) Wigbert aber hatte sich ins Balsamerland begeben, das ihm aus der väterlichen Erbschaft zugefallen war. Als wackerer Krieger sich auszeichnend, heiratete er Sigena, Tochter des älteren Grafen Goswin von Leige, von der er den Sohn Wigbert und zwei Töchter bekam. Im Besitz des Balsamerlandes, eingedenk so der väterlichen Tapferkeit, als der durch seine und seiner Brüder Vertreibung erlittenen Unbill, befehdete und beraubte er oft barbarorum provinciam et praecipue urbem quae Posduwlc-i. e. urbs Wolfi barbarica lingua dicitur. Noch juvenis starb er frühzeitigen Todes, da sein Sohn noch puerulus. Sigena, die den Grafen Friedrich von Lengenfeld (bei Regensburg) heiratete, erzog ihn treulich, gab den Heranwachsenden in den Dienst des Stadischen Markgrafen Udo, bei dem er aufwuchs, der ihm den Rittergürtel und Tangermünde zu Lehn gab, dem durch Kriegstaten ausgezeichneten juvenis dann, für die eigenen Söhne fürchtend, für das Balsamerland Groitzsch, für Tangermünde andere Lehne der Nordmark, in Tausch gab.

      Der Bericht präsentiert sich apokryphisch genug, ist daher von neueren Forschern als unglaubwürdig aufgegeben, Wolfs Herkunft schon längst. Suhm fand diesen in dem 1027 ermordeten Jarl Ulf, bei Adam v. Br. Wolf, Schwestermann des Königs Knud und Vater des Königs Sveinn Estridson, dessen sehr vornehmes Geschlecht nach Saxo in der vierten Generation vor ihm aus Schweden stammte; ihn griff der Mönch auf, um seinen Helden von ihm abzuleiten. Barthold (28): Der vor dem Ende des 13. Jahrhunderts schreibende Mönch meint den Jarl Ulf, der mag eine Zeitlang die dänische Herrschaft an Pommerns Küste hergestellt und irgendein Gebiet dort besessen haben; die Erwähnung des Namens Pasewalk in seiner ältesten Form lässt zu Knuds Zeit eine Herrschaft der Dänen und Slawen aus Jumne in einem liutizischen Landstrich (über Haff und Wildnis hinaus?) erraten; Jarl Ulf mag ein kleiner Dynast des liutizischen Bundes gewesen sein, (also seine Herleitung bei Saxo ist zu verwerfen,) der als König Svein Haraldson sein Ansehen im Wendenlande verlor, (er hat nie Ansehen oder Herrschaft darin gehabt,) ihm nach Dänemark und England folgte; Suantibor und Scambor sind zu beseitigen als Erdichtung; Pase- walk war zur Zeit des Mönchs bekannt genug, und er mochte wegen der Deutung des Namens es gewählt haben, um die ehemalige pommersche Herrschaft seines Grafen bestimmen zu können. — Man sieht, das sind drei verschiedene Conjecturen, vom Ganzen bleibt nichts als: Wolf hieß der Großvater Markgraf Wigberts, stammte aus dem Wendenlande.

      Giesebrecht: Von absichtlicher Verfälschung war der Mönch ohne Zweifel sehr fern; er schrieb auf die Aussage von Augenzeugen, deren die meisten noch lebten, also nicht nach 1150; annehmliche Überlieferung vom Vater und Großvater des Helden, sagenhafte zwei Glieder höher hinauf in der Ahnentafel sind auf gleiche Weise in gutem Glauben ausgenommen; die Erzählung ist wahr und unwahr. Demgemäß wird aus den Nachrichten über die Vorfahren nur die Abstammung aus Brandenburg beibehalten; Wilk ist ein slawischer Edler, dessen Namen ins Deutsche Wolf übersetzt ward, geht abenteuernd nach Pommern, erlangt fürstliche Ehre, wird vertrieben, geht zu dem Jarl der Dänen im Wendenlande, vielleicht dem Sigvaldi, wird dessen Eidam, entweicht, kehrt bei dessen Tode zurück, erweitert sein Fürstentum landeinwärts, — Posduwlc ist vielleicht Pasewalk, — gewinnt nach Ottos III. Tode 1002 das Balsamerland, das er sogleich oder später dem Wigbert überlässt; seine Herrschaft an der Küste scheint umgestürzt zu sein, als Knud um 1025, die Küstenländer unterwarf, er vielleicht der Bluträcher, der avunculus, als Sohn der Gunhild, wenn die Jomsvikingersage Recht hat, die ihre Schwester Astrid zu Sygvaldis Gattin macht. — Die vermutete Verknüpfung mit den nordischen Berichten ist abzulehnen. Da Sigvaldi im Jahre 1000 nicht nach Jumne zurückkehrte, später in Seeland lebte, Astrid, wenn je, erst 996 heiratete, so kann der vor 1025 gestorbene, seit um 1000 an der Küste herrschende nicht sein Eidam, sein Nachfolger beim Tode durch Tötung seiner Söhne sein. Die so stark markierte nichtslawische Herkunft der Familie ist festzuhalten, oder der ganze Bericht zu verwerfen; ob der eigentliche Name Wolf oder Wtlk sei, kann nicht zweifelhaft sein, der Bericht hat das erste und alle drei im Slawenlande geborenen Söhne haben deutsche

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