Herzjuwel. Geshe Kelsang Gyatso
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VERBEUGUNG
Sich zu verbeugen ist eine kraftvolle Methode, negatives Karma, Krankheiten und Hindernisse zu reinigen und unsere Verdienste, unser Glück und unsere Dharma-Realisationen zu vergrößern. Vorübergehend verbessern Verbeugungen unsere körperliche Gesundheit, und letztendlich bewirken sie, daß wir den Formkörper eines Buddhas erlangen. Vertrauen zu den heiligen Wesen zu erzeugen ist geistiges Verbeugen. Lobpreisungen an sie zu rezitieren ist sprachliches Verbeugen, und ihnen mit unserem Körper Respekt zu erweisen ist körperliches Verbeugen. Wir können körperliche Verbeugungen machen, indem wir respektvoll unseren ganzen Körper auf dem Boden ausstrecken, oder indem wir mit unseren Knien, Händen und unserer Stirn respektvoll den Boden berühren oder unsere Hände beim Herzen respektvoll zusammenlegen.
Um besondere Verbeugungen vor Je Tsongkhapa zu machen, beginnen wir damit, uns die herausragenden Qualitäten seines Geistes, seiner Rede und seines Körpers zu vergegenwärtigen. Da Je Tsongkhapa die Behinderungen zur Allwissenheit aufgegeben hat, kennt sein Geist alle Phänomene ohne Ausnahme, und er erkennt alle konventionellen und endgültigen Wahrheiten klar, direkt und gleichzeitig. Allein schon das Hören von Je Tsongkhapas Rede bewirkt, daß vom Glück begünstigte Wesen reines Glück erfahren. Für sie ist daher seine Rede ein erhabenes Ohrornament, das nichtverunreinigte Glückseligkeit entstehen läßt. Es ist eine Freude, Je Tsongkhapas Körper zu betrachten, da er mit allen Hauptzeichen und Nebenmerkmalen des Formkörpers eines Buddhas versehen ist. So führt bereits schon das Betrachten des wirklichen Körpers Je Tsongkhapas oder eines Abbildes davon, das Hören seiner wirklichen Rede oder seiner Unterweisungen oder die Erinnerung an seine guten Qualitäten zu einer riesigen Ansammlung von Verdiensten und Weisheit. Dies bedenkend, erzeugen wir tiefes Vertrauen in Je Tsongkhapa. Und dann, um kraftvolle Verbeugungen vor ihm zu machen, stellen wir uns vor, daß aus jeder Pore unseres Körpers ein neuer Körper ausgestrahlt wird und aus jeder Pore dieser Körper wieder neue Körper ausgestrahlt werden, bis unsere ausgestrahlten Körper die ganze Welt ausfüllen. Während wir dann den Vers aus dem Sadhana rezitieren, entwickeln wir die tiefe Überzeugung, daß alle diese zahllosen Körper vor Je Tsongkhapa – dem wichtigsten Feld für die Ansammlung von Verdiensten – und allen anderen Gurus, Yidams, Buddhas, Bodhisattvas, Dakas, Dakinis und Dharma-Beschützern Verbeugungen machen.
DARBRINGUNGEN
Wir stellen uns vor, daß sich alle Ozeane, Seen, Teiche, Quellen und Flüsse der Welt in Nektar zum Trinken, in reines Badewasser und in Parfüm verwandeln. Wir stellen uns vor, daß diese reinen Wässer sowie alle Blumen, aller Weihrauch, alles Licht, alle Speisen und die gesamte Musik dieser Welt von der Natur erhabener Weisheit sind und bewirken, daß die heiligen Wesen nichtverunreinigte Glückseligkeit erfahren. Während wir dann den Vers aus dem Sadhana rezitieren, bringen wir den heiligen Gurus, Je Tsongkhapa und seinem Gefolge alle diese Substanzen in ihrer jeweiligen Form dar, beispielsweise als Nektar zum Trinken, als Badewasser und so weiter.
REINIGUNG
Seit anfangsloser Zeit haben wir durch unsere Handlungen von Körper, Rede und Geist viel Negativität erzeugt. Wenn diese Handlungen in uns heranreifen, werden sie dazu führen, daß wir zahllose Wiedergeburten als Höllenwesen, Hungrige Geister und Tiere erfahren. Zudem haben wir in unseren früheren Leben viele Male unsere spirituellen Verpflichtungen und die drei Gruppen von Gelübden – die Pratimoksha-, die Bodhisattva- sowie die Tantra-Gelübde – gebrochen. Als Folge dieser Übertretungen wird sich unser spiritueller Fortschritt verzögern, und es wird schwierig sein, Realisationen zu erlangen. Dies erkennend, entwickeln wir tiefes Bedauern und fassen den festen Entschluß, solche Handlungen in Zukunft nicht zu wiederholen. Mit diesem Gedanken reinigen wir unsere Negativität, indem wir sie mit der Rezitation des Verses aus dem Sadhana vor den heiligen Wesen bekennen.
SICHERFREUEN
In seiner Autobiographie sagt Je Tsongkhapa, daß er als erstes den Dharma umfassend studierte, dann erkannte, daß alle Unterweisungen Buddhas persönliche Ratschläge seien, und schließlich, indem er Tag und Nacht praktizierte, tiefe Dharma-Verwirklichungen erlangte. Dann widmete er alle seine Tätigkeiten dem Gedeihen des reinen Buddhadharmas. Kurz gesagt, Je Tsongkhapa gab in dieser degenerierten Zeit Dharma-Praktizierenden das beste Beispiel, dem sie folgen können. Er lehrte, was reiner Buddhadharma ist, wie man Dharma studiert und praktiziert und wie man vollständige Realisationen erlangt. Dies bedenkend, erfreuen wir uns aus tiefstem Herzen an seinen großen Taten, während wir den Vers aus dem Sadhana rezitieren.
DIE BITTE, DAS DHARMA-RAD ZU DREHEN
Buddha Shakyamuni zeigte in Bodh Gaya die Art und Weise, wie die große Befreiung der vollen Erleuchtung erlangt wird. Hätte er jedoch anschließend den Dharma, den er erfahren hatte, nicht gelehrt, so hätten die Menschen dieser Welt keine Möglichkeit gehabt, Befreiung aus dem Ozean samsarischer Leiden zu erlangen. Aus diesem Grund richteten die Götter Brahma und Indra, während sich Buddha im meditativen Gleichgewicht befand, folgende Bitte an ihn:
Ohne einen Beschützer, der Schutz bietet,
Werden die blinden Wandernden dieser Welt in die niederen Bereiche fallen.
O Schatz des Mitgefühls, bitte erhebe Dich aus Deiner Meditation
Und drehe das Rad des Dharmas.
Als Folge dieser von Brahma und Indra geäußerten Bitte gab Buddha viele Dharma-Unterweisungen. Sie sind die Medizin, die die Krankheiten der Verblendungen heilt. Bis zum heutigen Tage haben zahllose Wesen durch die aufrichtige Praxis der Unterweisungen Buddhas die vollkommene Befreiung von samsarischen Leiden erreicht. Ähnliches gilt für Je Tsongkhapa: Es gibt zwar viele seiner Ausstrahlungen in der Welt, wenn sie aber nicht Je Tsongkhapas Dharma lehren, werden die Menschen dieser Welt keine Möglichkeit haben, diesen besonderen Dharma zu hören, ihn in die Praxis umzusetzen und reine Realisationen zu erlangen. Deshalb bringen wir durch die Rezitation des Verses aus dem Sadhana eine besondere Bitte vor, das Dharma-Rad zu drehen.
WIDMUNG
In einem Gebet heißt es:
Indem ich das Pferd der Tugend reite,
Es mit den Zügeln der Widmung auf korrekte Pfade lenke
Und mit der Peitsche des freudvollen Bemühens vorantreibe,
Mögen alle Wesen die Stadt der großen Befreiung erreichen.
Da die Erlangung der großen Befreiung vom Gedeihen des reinen Buddhadharmas abhängt, widmen wir alle unsere Tugenden diesem Ziel und beten, daß damit alle fühlenden Wesen die große Erleuchtung erlangen mögen. Wir rezitieren den Vers aus dem Sadhana.
DIE MANDALA-DARBRINGUNG
In diesem Zusammenhang bedeutet das Wort «Mandala» Universum. Wenn wir den heiligen Wesen ein Mandala darbringen, bringen wir ihnen alles dar: das ganze Universum mit all seinen Objekten und allen Wesen, die es bewohnen. Da die Verdienste, die wir mit einer Darbringung erzeugen, der Natur der Darbringung entsprechen, wandeln wir hier im Geiste das ganze