Herzjuwel. Geshe Kelsang Gyatso

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Herzjuwel - Geshe Kelsang Gyatso

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der Geist: «Ja, das kann ich dir versprechen.» Palden Sangpo sammelte dann die Perlen seiner Mala von den Ausgängen des Hauses auf, und der Geist verließ sofort den Körper des Sohnes und floh. Der Junge wurde wieder normal und litt nicht mehr. Später erkannten die Menschen ganz klar, daß jeder, der das Ganden-Lhagyäma- oder Migtsema-Gebet rezitiert, vor Schaden durch Behar-Geister beschützt wird.

      Sowohl das Ganden-Lhagyäma- als auch das Migtsema-Gebet entstammen der Kadam-Emanationsschrift. Diese Schrift, die die gleiche Natur wie Manjushris Weisheit hat, kann von gewöhnlichen Wesen nicht gesehen werden, und die Unterweisungen, die sie enthält, sind nicht mit normalen Buchstaben geschrieben. Damit gewöhnliche Wesen diese Gebete sehen können, schrieb sie Palden Sangpo mit normalen Buchstaben in Prosaform nieder. Später schrieb Khädrub Sangye Gyatso die Verse, die wir heute rezitieren.

      Je Palden Sangpo überlieferte diese Unterweisung an Gyuchen Gendunpai, der sie an Gyuchen Tashipa weitergab. Dieser gab sie an Je Samdrub Gyatso weiter, der sie wiederum an Tsöndrupa überlieferte. Tsöndrupa reichte sie weiter an Dorje Sangpo und dieser an Khädrub Sangye Gyatso. Schließlich erreichte die Unterweisung den spirituellen Vater und Sohn Je Phabongkhapa und Kyabje Trijang Dorjechang.

      Diese Überlieferungslinie ist eine außergewöhnliche nahe Überlieferungslinie, die von Buddha Shakyamuni an Manjushri und dann von Manjushri direkt an Je Tsongkhapa, Je Sherab Senge und so fort weitergegeben wurde. Dank der Güte Je Sherab Senges, Je Palden Sangpos und Khädrub Sangye Gyatsos erblühte diese Unterweisung in ganz Tibet. Da diese Lamas aus einem Gebiet namens Se in der Gegend des Klosters Tashilhunpo kamen, heißt diese Überlieferungslinie «die Segyu-Überlieferungslinie».

      Wenn wir den Guru-Yoga von Je Tsongkhapa gemäß der Segyu-Überlieferungslinie praktizieren, meditieren wir über unseren Wurzel-Guru im Aspekt Je Tsongkhapas – der Verkörperung von Avalokiteshvara, Manjushri und Vajrapani – bringen die sieben Glieder und das Mandala dar, bringen Bitten durch das Migtsema-Gebet vor und üben die Stufen der Praxis der tiefgründigen Meditationen aus. Wenn wir auf diese Weise aufrichtig praktizieren, können wir unser gesamtes negatives Karma und unsere Hindernisse überwinden sowie unsere Verdienste, Lebensspanne und Dharma-Realisationen vermehren. Insbesondere, da Je Tsongkhapa zugleich eine Ausstrahlung von Avalokiteshvara (der Verkörperung des Mitgefühls aller Buddhas), von Manjushri (der Verkörperung der Weisheit aller Buddhas) und von Vajrapani (der Verkörperung der Kraft aller Buddhas) ist, können wir sehr leicht unsere Realisationen von Mitgefühl, Weisheit und spiritueller Kraft vergrößern. Von diesen drei ist das Vermehren unserer Weisheit besonders wichtig, da Weisheit das Gegenmittel gegen Unwissenheit ist, die Wurzel unseres gesamten Leidens. Wie Buddha im Sutra der Vollkommenheit der Weisheit sagt, sind diejenigen, denen es an Weisheit mangelt, wie Blinde, die ständig Probleme und Leiden erfahren, weil sie nicht sehen können. Die beste Methode, unsere Weisheit zu vergrößern und uns damit vor Leiden zu schützen, ist das Praktizieren des Guru-Yogas von Je Tsongkhapa, da Je Tsongkhapa eine Manifestation der Weisheit aller Buddhas ist.

      Wenn wir als Grundlage unsere Negativität und unsere Hindernisse überwinden sowie unserer Lebensspanne, unsere Verdienste, unser Mitgefühl, unsere Weisheit und unsere spirituelle Kraft vergrößern, werden wir, wenn wir uns auf diese Praxis verlassen, alle Realisationen von Sutra und Tantra und schließlich die Vereinigung des Nicht-mehr-Lernens, die Buddhaschaft, leicht erlangen. Da die Anhänger Je Tsongkhapas eine besondere Verbindung zu ihm haben, können alle diese nutzbringenden Ergebnisse, die mit dem Eintreten in Je Tsongkhapas Lehre verbunden sind, durch die Praxis dieses Guru-Yogas mit Leichtigkeit erzielt werden.

      Wie wir gesehen haben, hat Palden Sangpo Behar-Geister kontrolliert, viele Menschen vor vorzeitigem Tod bewahrt und ihr Leiden durch die Praxis der Rezitation des Ganden-Lhagyäma- und des Migtsema-Gebetes gelindert. In der oben erwähnten Erzählung sah der Behar-Geist in den Perlen von Palden Sangpos Mala furchterregende, zornvolle Wesen, die in Wirklichkeit Yamantaka waren. Dies weist eindeutig darauf hin, daß die Verwirklichung der Erlangung von Je Tsongkhapa die gleiche Funktion hat wie die Verwirklichung der Erlangung von Yamantaka, daß die Rezitation des Migtsema-Gebetes die gleiche Funktion hat wie die Rezitation des Mantras von Yamantaka und daß die Meditation über Je Tsongkhapa die gleiche Funktion hat wie die Meditation über Yamantaka und so fort. «Yamantaka» oder «Shin je she» auf Tibetisch bedeutet «Gegner von äußeren, inneren und geheimen Hindernissen». Folglich sind die Praxis von Ganden Lhagyäma und von Migtsema kraftvolle Methoden, diese drei Arten von Hindernissen zu überwinden. Zu den äußeren Hindernissen gehören Schaden durch Menschen oder nichtmenschliche Wesen, Gefahren durch äußere Elemente wie Feuer und Wasser, verschiedene Arten von Unfällen und der Mangel an notwendigen Voraussetzungen für eine spirituelle Praxis. Zu den inneren Hindernissen gehören Krankheiten, starke Verblendungen und negative Gedanken, die in unserem Geist entstehen. Geheime Hindernisse sind gewöhnliche Erscheinungen, gewöhnliche Vorstellungen und subtile dualistische Erscheinungen.

      Zwar sind sowohl Yamantaka als auch Je Tsongkhapa Manifestationen Manjushris, für die Anhänger von Je Tsongkhapa ist die Praxis von Ganden Lhagyäma und von Migtsema jedoch kraftvoller als die Praxis von Yamantaka. Hierfür gibt es drei Gründe: erstens haben die Anhänger Je Tsongkhapas eine direkte Verbindung mit Je Tsongkhapas Lehre, zweitens wurde die Praxis von Ganden Lhagyäma und Migtsema von Manjushri selbst gelehrt, und Je Tsongkhapa ist der Haupt-Guru dieser Praxis, und drittens besitzen die Unterweisungen über Ganden Lhagyäma und Migtsema die oben erwähnte außergewöhnliche nahe Überlieferungslinie. Wenn wir die Praxis von Ganden Lhagyäma und Migtsema vollenden, vollenden wir nicht nur die Praxis des zornvollen und friedvollen Manjushri, sondern auch die Praxis von Avalokiteshvara und Vajrapani.

      Mahasiddha Menkhangpa sagte: «Der fehlerfreie Dharma ist Lamrim, Lojong und Mahamudra.» Mahamudra bezieht sich hier auf Vajrayana-Mahamudra, das sowohl die Praxis der Erzeugungs- als auch der Vollendungsstufe des Geheimen Mantras enthält. Die Unterweisung über diese drei Dharmas – Lamrim (die Stufen des Pfades), Lojong (die Geistesschulung) und Mahamudra – ist das Herz der Lehre Je Tsongkhapas und die eigentliche Essenz des Buddhadharmas. Um die Realisationen dieser drei Dharmas zu erlangen, müssen wir die kraftvollen Segnungen Je Tsongkhapas in unseren Geist empfangen, indem wir aufrichtig die Praxis des Ganden-Lhagyäma- und des Migtsema-Gebetes ausüben.

      Mahasiddha Menkhangpa und der Panchen Lama Palden Yeshe verfaßten elf verschiedene Unterweisungen über rituelle Heilpraktiken in Verbindung mit dem Migtsema-Gebet. Es sind Methoden, um erstens Regen für die Ernte zu machen, zweitens Wolken zu sammeln, drittens die «Drib-Krankheit» zu heilen – eine Krankheit des Körpers, die durch Geister verursacht wird und bewirkt, daß Menschen ohne irgendeinen sichtbaren Grund hinfallen und bewußtlos werden –, viertens Verletzungen durch Waffen zu verhindern, fünftens zukünftige «Drib-Krankheiten» zu vermeiden, sechstens Krankheiten der Winde («Lung») zu heilen, siebtens körperliche und geistige Behinderungen zu heilen, achtens sich vor Dieben, Räubern und Feinden zu schützen, neuntens Hindernisse für das Wachstum der Ernte – beispielsweise Insekten – zu beseitigen, zehntens Nahrung zu finden und elftens Hindernisse auf Reisen zu überwinden. Wer ein Handlungsannäherungs-Retreat über Migtsema abgeschlossen hat, kann diese Heilpraktiken anwenden, um anderen Lebewesen zu helfen.

      Insgesamt gibt es einhundertacht rituelle Praktiken in Verbindung mit dem Migtsema-Gebet, die von verschiedenen Autoren beschrieben wurden. Es sind alles Methoden, fühlenden Wesen zu helfen.

      Die Praxis des Migtsemas ist sehr wichtig, um sowohl unsere eigenen Wünsche wie auch die Wünsche anderer Lebewesen zu erfüllen. Da viele Menschen den Nutzen der Rezitation des Migtsema-Gebetes nicht verstehen, betrachten sie diese Praxis mit Geringschätzung. Andere schenken ihr keine Beachtung, da sie denken, daß sie nur eine kleine Praxis sei. Einige denken sogar: «Diese Praxis ist klein, ich hingegen bin ein großer Praktizierender.» Diese Haltung gründet auf einer falschen Vorstellung. Ein mongolischer Minister bat einmal den Panchen Lama Palden Yeshe, ihm eine kleine Praxis zu geben, die er jeden Tag machen könne, da er anderweitig

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