Plot & Struktur: Dramaturgie, Szenen, dichteres Erzählen. Stephan Waldscheidt

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zu Ende erzählt ist. Noch zu verknüpfende lose Fäden werden meist besser vor dem Höhepunkt zusammengeführt. Überhaupt müssen nicht alle Fäden verknüpft werden. Ein offenes Ende in dem einen oder anderen Subplot ist für den Leser oftmals die bessere Variante.

      Falls der Roman jedoch als Teil einer Serie oder Reihe fungiert, kann hier schon der Grundstein für den nächsten Teil gelegt werden.

      Beispiel: In der letzten Szene des Films »Iron Man« (USA 2008) nach dem Abspann taucht Nick Fury auf und bietet Tony Stark alias Iron Man eine Mitgliedschaft bei den Avengers an.

      Der einfachste Weg, einen Roman zu plotten

      Lassen Sie sich zu Beginn der Planung Ihres Romans nicht von Strukturideen oder Charakterentwicklungen leiten, die Sie in Lehrbüchern, Schreibratgebern oder Blogs finden. Nicht zu Anfang. Fragen Sie sich zunächst: Was will ich erzählen? Was bedeuten die Themen, mit denen ich mich in dem Roman befasse, was steckt dahinter? Gehen Sie offen und spielerisch in dieses erste Brainstorming hinein. Vielleicht erfordert Ihr Roman eine andere als die übliche, eine ganz individuelle Form.

      Aber täuschen Sie sich nicht, machen Sie es sich nicht zu einfach. In den meisten Fällen werden Sie feststellen, dass die bewährte Erzählstruktur nicht von ungefähr bewährt ist. Sie wird wahrscheinlich auch Ihrer Geschichte den besten Dienst erweisen. Aber vorher darüber nachzudenken, ob dem wirklich so ist, wird Ihnen bereits viel über Ihren Roman verraten. Und es wird Sie sicherer machen, wenn Sie an die Planung und ans Schreiben gehen.

      Falls Sie im Zweifel sind, ob Sie den einen oder anderen Meilenstein brauchen, machen Sie die Nagelprobe. Fungieren Sie als Ihr eigener Advocatus Diaboli und fragen Sie sich etwa beim Midpoint: »Was gibt es für einen guten, vom Roman indizierten Grund, an dieser Stelle nicht für eine große Wende zu sorgen, den Roman nicht mit neuer Energie aufzuladen, den Protagonisten nicht proaktiv das zentrale Romanproblem anzugehen?« Sie werden schnell feststellen, dass es fast immer einen überzeugenden Grund für die Verwendung eines der Meilensteine gibt – und nur selten etwas, was dagegen spricht.

      Gönnen Sie sich die Zeit, zunächst das Wesen Ihres Romans und seiner Themen näher zu erforschen, auch wenn diese Zeit Ihnen wenig fruchtbar erscheinen mag. Sie werden sehen, es zahlt sich aus. Vielfach. Nicht nur wird der Roman besser. Er gelingt Ihnen schneller und mit weniger Überarbeitungen.

      Versuchen Sie einfach mal, wie ein Muschelfarmer zu plotten. Manche Farmer spannen Seile vom Meeresboden zur Wasseroberfläche. Damit bieten Sie Muscheln die Möglichkeit, sich festzusetzen und sich so an den Seilen zu entwickeln. Mit der Zeit wachsen immer mehr Muscheln an den Seilen und sogar aufeinander.

      Stellen Sie sich vor, die Muscheln wären die Wörter Ihres Romans. Und die Seile die Meilensteine wie etwa die Plotpoints oder der Höhepunkt.

      Auch beim Plotten eines Romans können Sie zunächst solche Seile spannen oder Pflöcke ins Watt hämmern, indem Sie die wichtigsten Roman-Meilensteine einzeln durchdenken. Haben Sie diese erst einmal fest an Ort und Stelle, gruppieren sich die Wörter wesentlich einfacher darum. Tatsächlich ergeben sich viele der Ereignisse zwischen den Meilensteinen wesentlich einfacher und auch schlüssiger. Es fühlt sich beinahe an wie ein organisches Wachsen.

      Irgendwann wachsen die Wörter so dicht, dass Ihr Protagonist trockenen Fußes über die zusammengewachsenen Wörter gehen kann. Sein Pfad ist Ihr Roman!

      Es kommt weniger darauf an, nach welcher Methode Sie Ihren Roman plotten, ob nach einer festgelegten wie der Heldenreise oder der Schneeflockenmethode, oder nach einer eigenen, die Sie selbst im Lauf Ihrer Erfahrungen entwickelt haben. Wichtig ist, dass Sie sich eine suchen, die zu Ihnen und zu Ihrem Roman passt.

      Die Methode Ihrer Wahl sollte ...

      * Ihnen liegen und sich möglichst natürlich anfühlen;

      * genug Raum sowohl für eine Herangehensweise mit Herz und mit Verstand bieten;

      * Sie auch in schwierigen Phasen immer wieder motivieren;

      * Ihnen möglichst viele Ideen eingeben und neue Ideen erlauben;

      * Sie möglichst viel Text produzieren lassen;

      * Ihre Arbeit effektiv (hoher Grad an Zielerreichung) und effizient (hohe Wirtschaftlichkeit) machen.

      Falls Sie sich noch nicht für eine Methode entschieden haben, hier einige grundlegende Tipps für das stressfreieste Plotten Ihres Romans:

       0. Schreiben Sie auf, welche Ideen Sie für Ihren Roman haben.

       1. Notieren Sie sich die allgemeinen Meilensteine der Struktur.

       2. Füllen Sie jeden der Meilensteine mit Leben.

      Das heißt: Was geschieht in Ihrem Roman an dieser Stelle im Plot?

      * Denken Sie dabei in maximal großen Gegensätzen.

      Beispiel: Sie haben die Idee, dass Ihr Held am Ende von einem Boot fällt und durchs offene Meer schwimmen muss, um seine Mutter zu retten. Dann schaffen Sie am Anfang eine Szene oder einen Meilenstein, wo er deutlich macht, dass er Wasser hasst oder nie schwimmen lernen will.

      * Denken Sie an ein Wechselbad der Gefühle für den Leser.

      Das heißt, dass jeder Meilenstein anders gestimmt sein sollte als der davor. Waren die Ereignisse um den Plotpoint 1 negativ für den Helden, sollten die Dinge um Midpoint positiv für ihn laufen.

      * Denken Sie dramatisch, in Bildern, Handlung, Emotionen (Film und emotionale Achterbahnfahrt für die Leser).

       3. Füllen Sie die Leerräume zwischen den Meilensteinen mit Leben.

      * Platzieren Sie Ihre Ideen dort, wo sie in die Struktur passen.

      * Was muss jeweils passieren, was muss die Protagonistin tun, um von Meilenstein X zu Meilenstein Y zu gelangen? Fangen Sie mit einem Satz an. Von dort aus gehen Sie tiefer ins Detail.

      Nehmen Sie nicht die erstbeste Idee. Die ist fast immer ein Klischee oder zu naheliegend. Nutzen Sie den Vorteil dieser Planung. So billig und einfach wie hier können Sie später beim eigentlichen Schreiben keine Ideen mehr austesten. Was Sie hier fünf Minuten kostet, kostet Sie beim Schreiben womöglich Monate.

      * Denken Sie in Charakteren und Zielen: Was will die Protagonistin? Was will ihr Gegenspieler?

      * Denken Sie in Konflikten: Was geht schief?

      * Denken Sie in Steigerungen: Wie kann es noch schlimmer werden für den Protagonisten?

      * Denken Sie in Konsequenzen: Was folgt aus Ereignis A?

      * Denken Sie in Voraussetzungen: Was muss passieren, damit B passiert?

      * Denken Sie in Erwartungen: Was erwartet der Leser und was kann ich tun, um ihn zu überraschen?

      * Denken Sie in einer Webstruktur: Schaffen Sie viele Verbindungen zwischen Einzelelementen, um eine dichte Struktur zu erhalten. Dazu gehören Vorbereitungen,

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