Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018. Alfred Bekker

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      Berringer wusste aus seiner Zeit bei der Düsseldorfer Polizei, wie erbärmlich der Ausbildungsstand dieser Sicherheitsfirmen häufig war. Das qualitativ Hochwertigste an diesen Security Guards, die auch zur Bewachung von Werksanlagen oder als Sicherheitsdienst in Bürohäusern eingesetzt wurden, war oft schon die respekteinflößende Fantasie-Uniform, mit deren martialischer Pseudoautorität sich die Obdachlosen aus den noblen Passagen herausmobben ließen.

      „Brauchst du mich heute?“, fragte Mark. „Ich hab da einen lukrativen Schwarzarbeit-Job. Möbelschleppen bei einem Firmenumzug. Da könnt ich mir 'n paar Euro dazuverdienen, damit endlich mal mein Konto wieder im Plus ist.“

      „In Ordnung“, sagte Berringer.

      „Aber wenn bei dir irgendwas anliegt, dann hat das natürlich Vorrang.“

      „Ich hab hier gerade einen Klienten. Du beurteilst die Lage am besten vor Ort und entscheidest dann nach Lage der Dinge“, sagte Berringer in einem Tonfall, der an Ernsthaftigkeit und Bedeutungsschwere kaum zu überbieten war.

      „Irgendwie redest du heute komisch“, fand Mark.

      „Ist schon in Ordnung.“

      „Na ja, wie auch immer. Danke, dass du mir keine Knüppel zwischen die Beine wirfst und mich Geld verdienen lässt. Mein Kühlschrank und mein Bankkonto werden es dir danken.“

      „Wiedersehen und alles Gute“, sagte Berringer und beendete das Gespräch. Dann fuhr er – an Vanessa gewandt, in Wahrheit aber mehr an Marwitz gerichtet – fort: „Auf Mark werden wir im Moment verzichten müssen. Die Observation zieht sich noch etwas hin. Aber er ist zuversichtlich, dass wir die Angelegenheit heute noch zum Abschluss bringen können.“

      „Wunderbar!“, sagte Vanessa etwas zu übertrieben, als dass es wirklich überzeugend gewesen wäre. Doch Marwitz war dennoch beeindruckt. Vielleicht war auch seine Furcht vor dem, weswegen er die Detektei aufgesucht hatte, größer als die Angst davor, von Berringer noch einmal in den Würgegriff genommen zu werden.

      Zögernd setzte auch er sich. „Ihr Laden scheint gut zu laufen. Offenbar behandeln Sie nicht alle Ihre Klienten so grob wie mich.“

      „Ich kann mich gern noch dreimal entschuldigen, wenn Sie wollen“, erwiderte Berringer knurrig. Die Situation hatte ihn mindestens genauso mitgenommen wie das „Opfer“ seiner Attacke. „Aber es wird Ihnen wahrscheinlich kaum ein Trost sein, wenn ich Ihnen den Grund dafür erkläre, weshalb ich mich Ihnen gegenüber – wie soll ich sagen? – etwas merkwürdig benommen habe.“

      „Das ist reichlich untertrieben“, erwiderte Marwitz. „Ich betrete Ihr Büro und denk mir nichts Böses, da fällt der Herr des Hauses mich an, als ob ich ein Einbrecher oder was weiß ich wäre! Ich habe Ihnen weder etwas getan, noch Sie provoziert oder beleidigt. Ja, genau genommen hatte ich ja noch nicht einmal die Möglichkeit, überhaupt ein Wort zu sagen, da haben Sie mich schon angegriffen!“ Er betastete seinen Hals, insbesondere die Gegend um den Adamsapfel. „Glauben Sie mir, wenn ich nicht so verzweifelt wäre, ich wäre schon weg. Davon abgesehen ...“ Er räusperte sich. „Ein Bekannter hat Sie mir empfohlen, den Sie offenbar nicht so traktiert haben.“

      „Darf ich fragen, wer dieser Bekannte ist?“

      „Frank Meier. Besser bekannt als Paul Pauke.“

      Berringer nickte. „Ja, da klingelt’s bei mir.“

      Frank Meier trat unter dem Namen Paul Pauke als Partysänger in den Clubs von Mallorca auf und hatte unter den Nachstellungen einer Stalkerin gelitten, bis Berringer dem ein Ende gesetzt hatte.

      Marwitz wurde etwas lockerer. „Ich war es ja, der Paul Pauke dazu überredet hat, auch in Deutschland aufzutreten. Schließlich gibt es genügend Leute, die ihre Urlaubserinnerungen von der Sonneninsel in der Heimat gern wieder auffrischen lassen, und wo immer wir zusammen aufgetreten sind, sind wir auch hervorragend angekommen. Und ... nun, wenn Sie nicht gewesen wären, würde diese Spinnerin Paul noch immer belästigen. Aber Sie haben genug Beweise sammeln können, um sie schließlich juristisch an den Eiern zu kriegen und ...“ Marwitz stockte. Offenbar war ihm die Absurdität seines Sprachbilds selbst aufgefallen. „Also, Sie wissen schon, was ich meine.“

      „Klar“, sagte Berringer.

      „Wussten Sie, dass Paul Pauke wegen dieser Verrückten schon fast so weit war, die Auftritte in Deutschland abzublasen?“

      Berringer nickte. „Ja, das hat er mir gesagt, und ich habe ihm damals erklärt, dass ihm das sehr wahrscheinlich nichts nützen würde, weil dieser Täter-Typ notfalls auch den letzten Cent dafür ausgibt, dem Opfer zu folgen. Oder in diesem Fall Dauerurlaub auf Mallorca zu machen.“

      „Nun, jedenfalls hat mir Paul Pauke so ziemlich alles erzählt, was Sie für ihn getan haben, und ich bin natürlich froh, dass er weitermacht und ich ihn weiterhin als Party-Act in hiesigen Discos einsetzen kann. Na ja, daher wusste ich auch, dass Sie bei der Polizei waren und auf Ihrem Gebiet wirklich gut sind. Mein Problem ist ja so ähnlich wie das von Pauke. Nur, dass diese Stalkerin nicht versucht hat ihn umzubringen.“ Während Marwitz redete, hatte er wieder sein Feuerzeug hervorgezogen und spielte damit herum. Wie ein Taschenspieler ließ er es durch die Finger wandern, bis es ihm zu Boden fiel. Dabei bewegte sich der Mund des Event-Managers unablässig, er machte nicht einmal eine Komma-Pause, auch nicht, als er sich nach vorn beugte, um das Feuerzeug wieder vom Boden aufzunehmen, woraufhin er anfing, damit herumzuklicken.

      Berringer spürte, wie sich wieder Schweiß auf seiner Stirn bildete. „Hören Sie auf damit!“, unterbrach er Marwitz so barsch, dass sich dagegen jeder Unteroffizier morgens auf dem Kasernenhof wie ein säuselnder Sozialpädagoge ausnahm.

      „Wie ...?“, fragte Marwitz.

      „Tun Sie besser, was er sagt“, bat Vanessa und verdrehte genervt die Augen.

      Marwitz blickte auf sein Feuerzeug, runzelte die Stirn und steckte es ein. „Seitdem man versucht, mich umzubringen, rauche ich wieder, obwohl ich es seit meinem Engagement beim Shopping-Sender drangegeben hatte, weil es die Haut ruiniert. Aber dass Sie so ein militanter Nichtraucher sind, Herr Berringer ...“

      „Der Reihe nach“, unterbrach ihn Berringer. „Wenn Sie schon wissen, dass ich bei der Polizei war, dann sollten Sie auch wissen, warum ich den Dienst dort geschmissen hab. Vor ein paar Jahren ermittelte ich gegen das organisierte Verbrechen, und diese Schweinehunde haben sich an meiner Familie vergriffen. Meine Frau und mein Kind wurden in unserem Wagen in die Luft gesprengt. Ich habe mit angesehen, wie sie darin verbrannten. Ob die Gangster dachten, dass ich auch drin sitze, weiß ich nicht. Jedenfalls ...“

      Als er stockte, führte Vanessa den Satz für ihn zu Ende: „... leidet er seitdem unter einer posttraumatischen Belastungsstörung.“

      „Ich habe davon gehört“, erklärte Marwitz, und er sagte es in einem fast mitleidigen Tonfall. Genau deswegen erzählte Berringer normalerweise niemandem etwas davon.

      Aber in diesem Fall ließ es sich nicht vermeiden. Schließlich hatte Marwitz ein Recht darauf zu erfahren, weshalb Berringer scheinbar grundlos auf ihn losgegangen war.

      „Ich konnte nicht länger bei der Polizei bleiben. Es ging einfach nicht“, sagte Berringer, „und deswegen habe ich damals den Dienst quittiert.“

      „Ich verstehe. Wie bei den Afghanistan-Soldaten, die erlebt haben, wie ihre Kameraden in die Luft gesprengt

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