Forschungsreisen in früheren Jahrhunderten - Band 124 in der maritimen gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski. Jürgen Ruszkowski

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Forschungsreisen in früheren Jahrhunderten - Band 124 in der maritimen gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski - Jürgen Ruszkowski maritime gelbe Buchreihe

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Seidengewebe, noch schöner als die in Mossul, ferner Samt, Damast und Goldbrokate, in die Figuren von Vögeln kunstvoll hineingewebt sind. Bagdad ist überhaupt der Umschlagplatz für viele Kostbarkeiten der Welt. Alle Perlen, die von Indien nach Europa kommen, werden hier durchstochen und gefasst. Aber auch der Gelehrte kommt in dieser Stadt zu seinem Recht. Man kann hier ebenso das mohammedanische Gesetz studieren wie Physik, Astronomie und sogar Magie.Von Persien weiß Marco nicht viel Gutes zu berichten: „Es ist ein großes Land, das in alten Zeiten sehr berühmt und mächtig war. Aber jetzt haben die Tataren alles verwüstet und zerstört.“ Auch verknüpfen sich für ihn mit diesem Lande böse persönliche Erinnerungen. „Dort gibt es Banditen, die verstehen sich auf teuflische Zauberkünste, wodurch sie das Tageslicht verdunkeln können, so dass man kaum seinen Reisegefährten neben sich erkennt. Diese Dunkelheit können sie über eine Strecke von sieben Tagereisen erzeugen.“ Offenbar handelte es sich um eine Verdunkelung des Himmels durch Staub oder trockenen Nebel, worüber auch spätere Reisende aus diesen Gegenden berichten. „Marco wurde von diesen Banditen während einer solchen Verdunkelung gefangen genommen. Aber es gefiel Gott, dass er gerade noch davonkam und sich in eine benachbarte Ortschaft retten konnte. Er verlor dabei alle seine Begleiter bis auf sieben; die anderen wurden gefangen und teils als Sklaven verkauft, teils getötet.“ In der Hafenstadt Hormons hatten die Polos schwer unter der Hitze zu leiden. „Im Sommer weht dort oft ein so unerträglich heißer Wind, dass er jedermann töten würde, wenn die Leute nicht sofort bis an den Hals ins Wasser gehen würden. Dort bleiben sie, bis der Wind nachgelassen hat.“Von Hormos aus durchqueren die Reisenden ganz Persien von Süd nach Nord. Sie lernen dabei zum ersten Mal alle Beschwerden einer Wüstenreise kennen: „Wenn man von der Stadt Kerman aufgebrochen ist, hat man sieben Tagereisen weit einen höchst mühseligen Weg. Während der ersten drei Tage findet man fast gar kein Wasser. Das wenige, das man trifft, ist bitteres grünes Zeug, so salzig, dass kein Mensch es trinken kann. Wenn man auch nur einen Tropfen davon zu sich nimmt, bekommt man üblen Durchfall, wenigstens zehnmal hintereinander.“ – Kurz danach müssen sie noch einmal ein Gebiet von ganz ähnlicher Beschaffenheit durchqueren, die berüchtigte persische Salzwüste. Auch hier sind die wenigen Wasserstellen für Menschen ganz unbrauchbar. „Das vom Durst gepeinigte Vieh trinkt freilich das Wasser so, wie es in der Wüste vorkommt. Seine Herren machen es ihm so schmackhaft wie nur möglich, indem sie es mit Blumen mischen.* * *Auf der SeidenstraßeAuf der SeidenstraßeWir wissen nicht, was die Polos veranlasst hat, den weiten Umweg über Mesopotamien und Südpersien zu machen. Von Armenien aus wäre der direkte Weg nach der nordpersischen Provinz Khorassan am Südufer des Kaspisees viel kürzer gewesen. War es lediglich der Wunsch, diese Länder kennen zu lernen, von denen man sich märchenhafte Dinge erzählte? Haben sie unterwegs – wie aus einigen Andeutungen hervorzugehen scheint – gewinnreiche Geschäfte betrieben? Oder hatten sie ursprünglich gar die Absicht, wofür auch einige Anzeichen sprechen, von Hormos, dem Ausgangspunkt der persischen Schifffahrt nach Indien, die Reise nach dem fernen Osten zur See zu versuchen? Marco gibt uns in seinem Buch keine klare Auskunft darüber.Grafik 153Marco Polo – © Christoph GäblerDie Polos befanden sich jetzt in Khorassan auf der großen Karawanenstraße, die im Westen in Layas am Mittelmeer und in Trapezunt am Schwarzen Meer begann, den Kaspisee südlich umging und dann durch West- und Ost-Turkestan in nahezu gleich bleibender Richtung nach Osten führte. Die Luftlinie hat eine Länge von rund 7.500 Kilometern, die tatsächliche Wegstrecke mit allen Windungen beträgt 10.000 Kilometer, also ein Viertel des Erdumfangs! Es war die berühmte „Seidenstraße“ Asiens, auf der schon seit vielen Jahrhunderten Waren aus China in das Abendland gebracht wurden. Mit der Konsolidierung des Tatarenreiches unter den Nachfolgern von Dschingis Khan entwickelte sich der Verkehr auf diesem Landweg zu solcher Blüte, dass er dem Seehandel über Indien und Alexandrien erhebliche Konkurrenz machte.Ungewöhnlich enthusiastisch wird die sonst so sachliche Darstellung Marcos bei der Schilderung des Klimas in dem Bergland bei Badakshan (afghanische Provinz). Er kommt dabei – was in dem ganzen Buch nur selten geschieht – sogar einmal auf sich selbst zu sprechen, da er die Wirkung dieses heilkräftigen Klimas am eigenen Leibe verspürt hat. „Die Luft in diesen Höhen ist so rein“, berichtet Marco, „und der Aufenthalt dort so gesund, dass die Menschen, die in den dumpfen Städten der Täler und Ebenen unter bösem Fieber und allerlei Beschwerden leiden, rasch einmal zur Erholung in diese Berge gehen.“ Kaum sind sie zwei oder drei Tage dort, so bessern sie sich zusehends und werden wieder ganz gesund. Marco kann dies aus eigener Erfahrung bestätigen. Denn als er in die Gegend kam, war er schon etwa ein Jahr lang recht krank. Da riet man ihm, dieses Bergland aufzusuchen, und kaum war er dort, wurde er sofort gesund.Nicht immer folgten die Polos der großen Karawanenstraße. So zogen sie nach der Durchquerung West-Turkestans den Oberlauf des Amudarja (mündet in den Aralsee) – im Altertum Oxus genannt – aufwärts und erreichten die westliche Abdachung jenes mächtigen Gebirgsmassivs, in dem die Bergketten Zentralasiens wie in einem Knoten zusammenlaufen. Marco Polo gibt diesem gewaltigen Hochland bereits den Namen, den es noch heute führt: Pamir oder das Dach der Welt. Selbst die Pässe liegen hier in einer Höhe von fast 5.000 Metern, und der Gipfel Mustag-Ata, der „Vater der Eisberge“, gehört mit 7.800 Metern zu den höchsten Bergen der Erde. Hier entdeckte Marco Polo das berühmte Wildschaf, das später nach ihm „Ovis Poli“ genannt wurde, und hier machte er auch die Beobachtung, dass Wasser in großer Höhe schwerer als sonst zum Kochen zu bringen ist. „Wenn man weiter nach Nordosten reitet, kommt man auf ein gewaltiges Hochland. Da gibt es wilde Tiere in Menge. Unter anderem leben hier Wildschafe; die sind sehr groß, ihre Hörner sind gut sechs Handbreit lang. Aus diesen Hörnern machen die Hirten große Ess-Schüsseln. Marco erfuhr auch, dass Wölfe hier sehr häufig sind und viele dieser wilden Schafe töten. Daher kommen die Massen der Hörner und Knochen, die man überall sieht. Sie werden am Wege zu großen Haufen aufgeschichtet, damit die Reisenden auch im tiefen Schnee den Weg finden können. Dieses Hochland wird Pamir genannt; man braucht zwölf Tagereisen, um es zu überschreiten. Das ganze Gebiet ist so hoch und so kalt, dass man nicht einen einzigen Vogel trifft. Wegen der großen Kälte brennt das Feuer sehr schlecht und gibt nicht so viel Hitze wie gewöhnlich, so dass man hier nur schwer kochen kann.“Vom Pamir-Hochland bis zum Ziel ihrer Reise war es noch ein weiter Weg. Sie erreichen die große Karawanenstraße wieder bei Kaschgar und folgen ihr über die Kette der berühmten Städte Ost-Turkestans wie Yarkand und Khotan weiter nach Osten, das Tarimbecken mit der gefürchteten Wüste Takla-Makan im Süden streifend.Für Marco Polo, der vor Antritt seiner großen Reise wohl kaum über den engeren Umkreis seiner Vaterstadt hinausgekommen war, hat das Erlebnis der Wüstenlandschaft einen unwiderstehlichen Reiz. Sorgfältig sammelt er seine eigenen Erfahrungen und trägt alle Berichte zusammen, die ihm zu Ohren kommen. In der Nähe des Lop Nor, jenem seltsamen wandernden See mitten im Herzen Asiens, erlebt er mit seinen Begleitern noch einmal die bedrohliche Majestät der Wüste, die den Reisenden mit magischer Gewalt in ihren Bann zieht: „Eine höchst merkwürdige Sache wird von dieser Wüste berichtet. Wenn von einer Reisegesellschaft, die nachts unterwegs ist, ein Mann zurückbleibt oder einschläft und dann versucht, seine Leute wieder zu erreichen, so hört er Geisterstimmen, die ihn beim Namen rufen. Im Glauben, dass es seine Kameraden sind, wird er in die Irre geführt, so dass er die Karawane niemals wieder findet und elend zugrunde geht. Auch das Getrappel großer Reiterscharen hört ein verirrter Reisender manchmal abseits vom Wege. Das hält er dann für das Geräusch seiner Gefährten; er folgt dem Klang, und erst bei Tagesanbruch merkt er, dass er genarrt wurde. Daher ist es üblich, dass sich die Reisenden auf dieser Strecke dicht beisammen halten. Auch haben alle Tiere große Glocken um den Hals, damit sie sich nicht so leicht verirren können. Nur auf diese Weise kann man die Große Wüste durchqueren.“* * *Kublai Khan – der Herr der ErdeKublai Khan – der Herr der ErdeGrafik 736Dschingis KhanDas Tatarenreich war entstanden aus der Vereinigung zahlreicher Stämme in der Mongolei unter dem so gewalttätigen wie genialen Herrscher Dschingis Khan. Diese junge Staatenbildung, die auf streng militärischer Grundlage beruhte, zeigte von Anfang an eine außerordentliche Expansionskraft. Noch zu Lebzeiten ihres Begründers wurde 1215 Peking erobert und Turkestan unterworfen. Die Russen, die sich dem Ansturm entgegenstellen wollten, wurden bei Mariupol am Asowschen Meer geschlagen. Erst die Schlacht bei Liegnitz verhinderte 1241 das weitere Vordringen der Tataren nach Europa.

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