Forschungsreisen in früheren Jahrhunderten - Band 124 in der maritimen gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski. Jürgen Ruszkowski

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Forschungsreisen in früheren Jahrhunderten - Band 124 in der maritimen gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski - Jürgen Ruszkowski maritime gelbe Buchreihe

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Reisebuch Marco Polos ist uns in einer großen Zahl von Manuskripten überliefert, die in manchen Einzelheiten voneinander abweichen. So bringt der italienische Text, der auf die noch zu Lebzeiten Marcos von dem Dominikanermönch Pipino von Bologna angefertigte lateinische Übersetzung zurückgeht, die obige Geschichte mit den Worten: „Eine schmähliche Gewohnheit, die nur aus der Verblendung des Götzendienstes hervorgehen konnte, herrscht unter dem Volke dieses Landstriches...“ Im Text des berühmten französischen Manuskriptes, das sich in der Pariser Nationalbibliothek befindet und das höchstwahrscheinlich dem wirklichen Diktat Marcos am nächsten steht, fehlen diese Eingangsworte. Dagegen findet sich hier am Ende der Geschickte die Bemerkung: „Damit habe ich alles über diese Heiratssitte berichtet. Es ist eine nette Geschichte, die zeigt, wie angenehm es sich für einen jungen Mann in diesem Lande reisen lässt.“ Wie ist dieser Widerspruch in der moralischen Beurteilung zu erklären? Wollte Marco Polo im Alter — als er selbst Vater von drei Töchtern war — von der frivolen Schlussbemerkung abrücken? Oder hielt es der fromme Pater Pipino für zweckmäßig, sich von dem Inhalt der Geschichte etwas zu distanzieren, indem er diese Sitte als den Ausfluss finstersten Heidentums hinstellte? Wir wissen es nicht. Die Frage ist mehr amüsant als gewichtig. Andere Abweichungen der Manuskripte sind freilich weit bedeutungsvoller, und es bedurfte streng methodischer philologischer Untersuchungen, um den Text herauszufinden, der vermutlich dem ursprünglichen Diktat am nächsten steht.Marco Polo war der erste Abendländer, der Kunde von der Existenz des japanischen Inselreiches erhalten hat. Er nennt es Zipangu. Nach seiner Beschreibung ist es eine sehr große Insel, die im Osten weit draußen im Ozean liegt, 1.500 Meilen vom Festland entfernt. Die Menschen dort sollen weiß, zivilisiert und wohlgestaltet, der Reichtum der Insel an Gold und Perlen ungeheuer sein.Da Marco sich lediglich auf chinesische Quellen von zweifelhaftem Wert stützen konnte, sind seine Nachrichten über Zipangu dürftig und farblos. Wichtig ist, dass er auf Grund dieser Informationen die Entfernung Japans vom Festland ungeheuer überschätzt hat, weil dadurch in Europa Jahrhunderte lang völlig falsche Vorstellungen über die Lage der Inseln im großen Ozean entstanden sind. Ausführlich schildert er die Bemühungen Kublai Khans, Japan zu erobern oder wenigstens tributpflichtig zu machen, wie es der Kaiser so gern bei den seinem Reiche benachbarten Ländern tat. Nach der Darstellung Marcos scheiterte der entscheidende Invasionsversuch an der Eifersucht der beiden rivalisierenden Armeeführer, denen der Khan die Oberleitung übertragen hatte. Dafür ließ der Kaiser dem einen den Kopf abschlagen, den anderen bestrafte er auf eine Weise, die auch sonst in China üblich war: Man wickelte ihm den Leib und beide Arme in eine frisch abgezogene Büffelhaut, die fest zugenäht wurde. Sobald diese trocknet, presst sie den Körper so grausam zusammen, dass der Gefangene sich nicht rühren und helfen kann und elendiglich umkommt.Dieser Bericht wie auch manche Bemerkung in den späteren Kapiteln des Buches werfen ein etwas anderes Licht auf die Person des Groß-Khans, als wir es bisher bei Marco fanden. Das Motiv für den völlig unprovozierten Angriff auf Japan gibt dieser unumwunden in dem schlichten Satz an: „Als der große Khan Kublai hörte, dass die Insel Zipangu so reich sei, dachte er daran, sie in seine Gewalt zu bringen und seinem Reiche einzuverleiben.“ Er war offensichtlich persönlicher Grausamkeiten ebenso fähig wie sein Ahne Dschingis Khan und in der Politik ebenso skrupellos, scheint also doch nicht ganz dem von Marco entworfenen Bild eines stets milden, gütigen und toleranten Herrschers zu entsprechen.* * *Der Weg zurückDer Weg zurückDie drei Venezianer waren nun schon ein halbes Menschenalter lang am Hofe des Groß-Khans. Sie hatten in dieser Zeit unendlich viel gesehen und erlebt, auch große Reichtümer gesammelt, und der Herrscher hatte sie stets in Ehren gehalten. Trotzdem wuchs von Jahr zu Jahr die Sehnsucht nach ihrem Vaterlande. Dieses Gefühl wurde zur Sorge, wenn sie an das Alter des Khans dachten. Er war jetzt ein Greis von fast achtzig Jahren. Sollte er vor ihrer Abreise sterben, so würden sie kaum die zahllosen Schwierigkeiten der Rückreise überwinden können. Ja, es war fraglich, ob man ihnen dann überhaupt erlauben würde, das Land zu verlassen.Nur bei Lebzeiten des Khans konnten sie also hoffen, ihre Heimat in Sicherheit zu erreichen. Nicolo Polo benutzte daher eines Tages die Gelegenheit, als er den Herrscher in besonders guter Laune fand. Er warf sich zu seinen Füßen und bat darum, dass ihm und den Seinen die Heimreise gestattet werden möge. Doch der Groß-Khan wurde höchst unwillig. Es sei Unsinn, meinte er, sich den Gefahren einer Reise auszusetzen, auf der sie leicht ihr Leben verlieren könnten. Strebten sie nach größerem Gewinn? Dann wollte er ihnen gern alle Reichtümer, die sie bereits erworben hatten, verdoppeln! Auch an äußeren Ehren wollte er ihnen verleihen, was sie nur wünschen könnten. Die Abreise aber müsse er verweigern, gerade um der Liebe willen, die er zu ihnen hege.Sie machten noch mehrere Versuche, den Khan umzustimmen, aber alles war vergeblich. Schließlich kam ihnen ein Zufall zu Hilfe, auf den sie kaum hatten hoffen können. Um diese Zeit war es, dass in Persien die Gemahlin des Königs Argon starb, die aus Cathay stammte. In ihrem Testament hatte sie den König beschworen, nur eine Frau aus ihrem eigenen Geschlecht zu wählen, wenn er sich wieder verheiraten wollte. Argon, der ein Großneffe Kublai Khans war, wollte dieser Bitte nachkommen und schickte darum drei Edelleute als Gesandte zu seinem Oheim mit der Bitte, man möge ihm eine Jungfrau aus dem Geschlecht der verstorbenen Königin zur Gemahlin geben. Der Groß-Khan selbst wählte eine junge Dame von siebzehn Jahren mit Namen Kogatin; sie war schön und wohlgebildet und gefiel den Gesandten außerordentlich.Nachdem ein zahlreiches Gefolge bestimmt war, das der künftigen Königin dienen sollte, wurden die Gesandten vom Kaiser huldvoll entlassen. Sie begaben sich mit der Prinzessin auf demselben Wege, den sie gekommen waren, wieder heimwärts. Schon waren sie acht Monate unterwegs, da wurde ihre Weiterreise durch kriegerische Verwicklungen gehemmt, die zwischen einigen tatarischen Fürsten Innerasien ausgebrochen waren. Sie mussten darum wieder an den Hof des Groß-Khans zurückkehren und berichteten dort von ihrem Misserfolg.Gerade um diese Zeit kam Marco Polo von einer See-Expedition aus Hinterindien zurück, die er im Auftrag des Herrschers mit einigen Schiffen unternommen hatte. Er erstattete dem Kaiser Bericht über seine Erlebnisse und betonte, dass solche Seereisen auch über weite Strecken leicht und sicher auszuführen seien. Dies kam den Gesandten zu Ohren, die ebenso wie die drei Venezianer die Rückkehr in ihre Heimat ersehnten. Zusammen mit der Prinzessin Kogatin erbaten sie sogleich eine neue Audienz beim Herrscher und bemühten sich, ihn zu überzeugen, dass auch für sie eine bequeme und sichere Reise nur auf dem Seeweg möglich sei. Dazu aber benötigten sie die seemännischen Erfahrungen Marco Polos. Der Khan solle daher gestatten, dass dieser sowie Nicolo und Maffeo die Gesandtschaft bis in die Länder des Königs Argon begleite.Auch jetzt zeigte sich der Khan zunächst höchst ungehalten über den Vorschlag, weil er die Polos durchaus nicht gehen lassen wollte. Aber schließlich gab er nach. Er ließ sie rufen und nahm ihnen das Versprechen ab, dass sie wieder nach Cathay zurückkehren würden, wenn sie erst einige Zeit in ihrer Heimat verbracht hätten. Zum Abschied schenkte er ihnen noch eine Menge von Rubinen und anderen wertvollen Edelsteinen; dann schifften sie sich zusammen mit der Prinzessin Kogatin und den drei persischen Gesandten ein. Die ganze Flotte bestand aus vierzehn Schiffen, die auf Befehl des Kaisers mit Vorräten für zwei Jahre versehen waren.Nach einer Seefahrt von drei Monaten erreichten Marco und seine Begleiter Java, das sie jedoch – wenn überhaupt – nur flüchtig besucht zu haben scheinen, um alsbald nach Sumatra weiterzufahren. Dort verhinderte der Monsun die Weiterreise, so dass sie fünf Monate auf der Insel bleiben mussten. „Da es nötig war, so lange Zeit zu verweilen, ließ Marco sich mit seiner Begleitung, die aus ungefähr zweitausend Personen bestand, an der Küste nieder. Um sich gegen die Feindseligkeiten der Wilden zu schützen, die einzeln Umherirrende ergreifen, schlachten und fressen, ließ er rings auf der Landseite einen großen und tiefen Graben ausstechen, der auf beiden Seiten in den Hafen auslief, wo die Schiffe lagen. An dem Graben ließ er mehrere Blockhäuser errichten. Durch diese Festungsanlage erhielt er die Reisegesellschaft während der fünf Monate ihres Aufenthaltes in vollkommener Sicherheit.“Viele der tropischen Pflanzen und Früchte sind ihm neu, und alles findet er erzählenswert. „Die Leute verstehen es übrigens, Wein aus einem gewissen Baum zu bereiten, der dort vorkommt. Wenn sie welchen brauchen, schneiden sie einen Ast ab und befestigen einen großen Topf an der Schnittstelle. Am nächsten Tag finden sie dann den Topf gefüllt. Dieser Wein ist ein ausgezeichnetes Getränk; man gewinnt sowohl roten wie weißen. Er ist von so heilsamer Wirkung, dass er gegen Wassersucht wie auch bei Lungen- und Leberleiden hilft. Auch wachsen hier indische Nüsse (Kokosnüsse), so groß wie ein Mannskopf. Sie enthalten eine Substanz, die süß und angenehm schmeckt und weiß wie Milch ist. Die Höhlung dieses Fleisches ist mit

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