Der Elefanten-Tempel. Катя Брандис

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Der Elefanten-Tempel - Катя Брандис

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hat angedeutet, dass wir mitdürfen, sobald wir die Grundkommandos halbwegs richtig aussprechen.“

      Sie machten sich auf den Weg zu ihrer Hütte, um endlich ihre Dusche nachzuholen. Dabei probierten sie einen anderen Weg über das Gelände aus, um zu erforschen, was sich dort alles verbarg. Eine ganze Menge, wie sich herausstellte – mitten unter großen schattigen Bäumen stand ein Pferch mit einer Elefantin, die mager und ungepflegt aussah. Ruang hielt sich am Gatter auf und beobachtete sie. Nervös schwenkte sie den Rüssel in Ruangs Richtung, hielt den Kopf gesenkt und die Ohren eng an den Kopf gepresst. Sie hatte eine offene Wunde am Bein, um die sich schon Fliegen gesammelt hatten.

      Ruang beobachtete sie mitleidig. „Ihre Haltung bedeutet, sie unterwirft sich uns. Anscheinend ist sie geschlagen worden. Kennt es nicht mehr anders.“

      „Welcher Elefant ist das denn?“, fragte Sofia neugierig.

      „Laona heißt sie. Erst seit ein paar Tagen bei uns.“ Ruang wandte nur kurz den Blick von der Elefantin, um sich aus einer Thermoskanne etwas einzuschenken. Roch nach irgendeinem Saft. „Ihr geht nicht in ihre Nähe, okay? Zu gefährlich. Sie denkt wahrscheinlich jetzt, Menschen sind Feinde. Wer nicht stark genug ist, sie zu etwas zu zwingen, den könnte sie angreifen.“

      „Armes Vieh“, murmelte Ricarda. „Wer kommt bloß auf die Idee, einen Elefanten zu schlagen? Wenn der sauer auf dich ist, kann er dich einfach gegen einen Baum werfen.“

      Sofia stöhnte. „Oh, danke, das habe ich gebraucht. Jetzt traue ich mich nicht mehr an Mae Jai Di ran.“

      „Ach, Quatsch. Ich glaube, die ist total lieb, die würde so was nie machen.“

      „Aber der hier schon. Liebend gerne.“

      Angekettet an einen Baum, im Schatten und erst auf den zweiten Blick sichtbar, stand ein Elefant mit einem gewaltigen gewölbten Schädel und einem einzelnen Stoßzahn – der andere fehlte. Unruhig bewegte er sich, wandte sich plötzlich gegen den Baum und drückte mit der Stirn dagegen, bohrte den spitzen Stoßzahn ins Holz und riss ein Stück Rinde ab. Der Baum erbebte, ein paar Blätter flatterten zu Boden und ein Waldvogel machte sich mit einem schrillen Schrei aus dem Staub. Ricarda und Sofia gingen ein paar Schritte zurück.

      „Ich glaube, das ist der Musth-Bulle, von dem Kaeo erzählt hat“, flüsterte Ricarda. „Khanom. Er hat ganz wütende Augen.“ Nicht nur das, sein Blick sprühte förmlich vor Bosheit. Na, hoffentlich war das vorübergehend. Und hoffentlich schaffte er es nicht, sich von diesem Baum loszureißen. Was dann? Wegrennen? Oder irgendwo hochklettern?

      „Was ist mit ihm los, weint er?“

      Ja, jetzt sah es Ricarda auch, über die Schläfen des Elefanten liefen dunkle feuchte Spuren. Aber Tränen waren das keine, die Flüssigkeit roch scharf und unangenehm. „Ich glaube, das ist die Flüssigkeit, die Kaeo erwähnt hat. Die zur Musth dazugehört, als Duftsignal.“

      „Duft?“ Sofia verzog das Gesicht. „Na ja.“

      Nach dem Duschen waren sie beide so müde, dass sie es nur noch mit Mühe und Not schafften, sich zu einem schnellen Curry zur Suppenküche der Mahouts zu schleifen. Das war ein an den Seiten offener, einfacher Unterstand mit einem Boden aus Holzplanken, in dem mit einem Gaskocher gebrutzelt wurde. Zehn Mahouts saßen schon an einer langen Bank und schaufelten plaudernd ihr Essen in sich hinein. Sofia und Ricarda schnappten sich einen Teller, ließen sich eine Portion Reis, Fleisch und Gemüse darauf klatschen und setzten sich dazu. Die Männer nickten ihnen freundlich zu, aber die meisten schienen kein Englisch zu können, nach dem ersten „Hello“ stockte die Unterhaltung. Schon bald wankten Ricarda und Sofia zu ihrer Hütte zurück und fielen in die Betten.

      Sofia gähnte und küsste ihr Plüschschwein auf die Schnauze. „Gute Nacht!“

      „Wen hast du gemeint, mich oder das Vieh?“ Ricarda streifte ihr Schlaf-T-Shirt über.

      „Dich natürlich. So krank bin ich auch wieder nicht.“

      „Na, dann ist ja gut. Träum was Schönes!“

      „Du auch.“

      Im Halbschlaf schien es Ricarda, dass draußen irgendein Aufruhr herrschte. Äste knackten, dann hörte sie fragende thailändische Stimmen, im Hintergrund das tiefe Schnaufen und Scharren von Elefanten. Es dauerte ein paar Minuten, bis Ricarda sich dazu überwinden konnte, aufzustehen; Sofia war gar nicht erst wach geworden.

      Ricarda lehnte sich ans Fenster und schaute nach draußen. Es war nicht völlig dunkel, der zunehmende Mond tat sein Bestes, um die Sterne zu überstrahlen. Außerdem brannte im Haupthaus noch Licht. Ein paar Leute gingen mit schnellen Schritten über das Gelände. Ricarda fröstelte in der kühlen Nachtluft, doch ihre Neugier war geweckt. War irgendwas vorgefallen? Doch weiter tat sich nichts, und nach ein paar Minuten wünschte sich Ricarda nur noch eins, ins Bett zurückzukriechen.

      Draußen surrten ein paar Moskitos und wollten herein, weil sie einen Riesenappetit auf Blut hatten. Vergesst es, mich kriegt ihr nicht, dachte Ricarda. Sie ließ sich wieder auf ihre Matratze sinken und zog das kühle, glatte Laken über sich.

      Morgen. Morgen würde sie herausfinden, was geschehen war.

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