Der Elefanten-Tempel. Катя Брандис

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Der Elefanten-Tempel - Катя Брандис

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sich bewegte, klapperte es. Vielleicht hatte er Schwierigkeiten, sich zu entscheiden, oder er mochte das Gefühl, einen halben Eisenwarenladen um den Hals zu haben.

      Sein roter Toyota roch staubig und ein wenig nach Hund. Ricarda quetschte sich auf die Rückbank und kickte ein paar Plastik-Colaflaschen weg, die um ihre Füße rollten. Sofia machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem.

      „Arbeitest du auch im Refuge? Was machst du da? Bist du ein Mahout?“ Sofia begann sofort damit, Kaeo zu löchern.

      „Ja, ich bin Sohn von Ruang, kümmere mich um die Elefanten mit ihm. Viel, viel Arbeit!“ Sein Englisch klang lustig; die Wörter stimmten zwar, aber ihre Melodie war die einer asiatischen Sprache. Außerdem redete er wie die anderen Thais, denen sie bisher begegnet war, in einer höheren Tonlage als die Menschen in Deutschland.

      Kaeo kramte im Handschuhfach herum, zog eine CD mit Thai-Pop hervor und legte sie in den Player. Es klang eigentlich fast wie westliche Pop-Musik, nur dass Ricarda kein Wort von den Texten verstand.

      „Betreust du einen eigenen Elefanten?“, fragte Ricarda schüchtern. Kaeo schaute über die Schulter, um ihr zuzulächeln, und Ricarda fuchtelte panisch mit den Händen, damit er sich gefälligst wieder auf die Straße konzentrierte.

      „Ja, einen Bullen, sein Name ist Khanom“, erkärte der junge Mann. „Ist im Moment schwierig, weil er in der Musth ist. Kann gerade nicht mit ihm arbeiten. Er wütend den ganzen Tag. Deswegen hole ich ab euch in der Stadt.“

      „Musth?“, fragte Sofia. „Wo ist das denn?“

      „Nein, nein, kein Ort ... erwachsene Elefantenbullen ... crazy manchmal“, erklärte Kaeo. „Zeit, in der sie mit anderen Bullen kämpfen und sich paaren wollen. Ist leicht zu erkennen, in der Zeit ihnen läuft Flüssigkeit entlang am Kopf, der Geruch davon ist Signal für die anderen Elefanten.“

      Ricarda hoffte, dass sie dem Bullen nicht über den Weg laufen würde. Sie lehnte den Kopf an das staubige Seitenfenster des Autos und schaute nach draußen. Je weiter sie sich von Chiang Mai entfernten, desto ländlicher wurde die Gegend. Ricarda sah überflutete Felder, aus denen smaragdgrün die Reispflanzen hervorlugten. Bauern, die auf den Feldern arbeiteten, manchmal mit Dingern, die wie ein großer Rasenmäher aussahen und wahrscheinlich Motorpflüge waren, manchmal aber auch mit einem gewöhnlichen Pflug, vor den ein dunkelgraues, gedrungenes Tier mit riesigen Hörnern gespannt war. Wow, ein Wasserbüffel. Dann kam wieder ein Ort, mit Stromleitungen kreuz und quer, ein verrücktes Gewirr über der Straße. Hühner, die aus dem Weg rannten und flatterten, einmal hätte Kaeo um ein Haar eins überfahren. Dann wieder dichter Wald rechts und links der Straße.

      Schließlich bog der Toyota von der Straße auf einen Waldweg ab. Ricarda sah ein geschnitztes, bemaltes Schild mit der Silhouette eines Elefanten und „Chiang Mai Elephant Refuge“ in Englisch und der Thai-Schrift, die wie eine Verzierung wirkte. Kaeo stieg aus, entriegelte das große hölzerne Eingangstor, und drin waren sie. Ricardas Herz schlug schnell. Es hatte geklappt. Sie war hier. Endlich!

      Ricarda fädelte sich aus dem Auto und trat dabei eine der Cola-Flaschen platt. Sie streckte sich, atmete tief durch. Sauber und gut roch die Luft. Nach Blüten, feuchter Erde und ... Elefantendung? Ja, da vorne lag ein gewaltiger grünbrauner Haufen. Aber nicht lange, ein Helfer war schon dabei, ihn wegzuschaufeln.

      Kaeo hievte sich ihr Gepäck auf den Rücken und ging voran. Inmitten der Büsche und Bäume tauchte ein Holzhaus auf, das von meterhohen Stelzen getragen wurde – mühelos hätte ein Elefant darunter gepasst. Anscheinend spazierte hier auch öfter mal einer herum, denn die Erde unter dem Haus war festgestampft von riesigen Füßen. Für die Menschen standen ein paar alte Gartenstühle aus angerostetem Metall herum, und hinter dem Haus sah Ricarda einen kleinen, mit einem Elektrozaun gesicherten Gemüsegarten. Daneben hing ein brandneuer signalroter Feuerlöscher.

      „Unser Haus – hier wir wohnen, die Familie“, erklärte Kaeo. „Die Mahouts wohnen in anderen Hütten, sie haben auch einen eigenen Koch. Bei ihnen bekommt ihr gerne etwas zu essen, aber auch im Haupthaus. Die Übungsgelände sind weiter drüben, die zeige ich euch später.“

      „Wo sind die Elefanten jetzt gerade?“, fragte Sofia, denn nirgendwo waren Dickhäuter in Sicht.

      Kaeo deutete zu einem Fußpfad, der mitten ins grüne Gebüsch hineinzuführen schien. „Baden am Fluss. Kommen später heim.“

      Kaum zwanzig Schritt vom Haus entfernt ragte ein riesiger Feigenbaum auf und breitete seine üppig grünen Zweige über das Dach. Sein verschlungener Stamm wirkte wie die fließenden Gewänder einer Menschenfrau, die für irgendeinen Frevel in einen Baum verwandelt worden war. In welchem Märchen hatte sie so etwas schon einmal gelesen?

      Gleich neben dem riesigen Baum stand ein winziges rot und gelb angemaltes Häuschen auf einem Pfahl. Es war prachtvoll geschnitzt und sah aus wie ein Tempel von der Größe eines Puppenhäuschens. Blumengirlanden schmückten es und auch ein paar Porzellanschalen fanden darauf Platz.

      „Was ist das, ein Luxus-Vogelhäuschen?“, fragte Sofia neugierig und ging näher heran.

      Kaeo sah einen Moment lang verwirrt aus, bis das Lächeln auf sein Gesicht zurückkehrte. „San phra phuum. Ein Geisterhäuschen. Wenn ein Haus gebaut wird, brauchen die Geister der Erde und der Luft einen neuen Ort, wo sie wohnen können. Wir bringen ihnen Gaben.“ Er deutete auf die Schälchen. „Dann die Geister sind zufrieden und wachen über uns.“ Kaeo setzte das Gepäck ab, zog eine Flasche Cola aus seinem Rucksack hervor und goss eine der Opferschalen voll. Respektvoll verbeugte er sich mit gefalteten Händen vor dem Häuschen. Dann erst schulterte er die Sachen wieder.

      „Thailändische Geister mögen amerikanische Limonade?“ Ricarda staunte.

      „Bestimmt. Mein Onkel Fon sogar hat dem Erdgeist Chao Thi mal eine Flasche Whisky geopfert. Hatte ihm das versprochen, wenn Chao Thi ihm hilft, eine Wette zu gewinnen. Er hat gewonnen die Wette und hat gehalten sein Versprechen.“

      Als sie weitergingen, flüsterte Sofia ihr ins Ohr: „O Mann, da bin ich ja voll ins Fettnäpfchen getreten. Ich sage nur: Vogelhäuschen! Meinst du, er ist jetzt sauer auf mich?“

      Ricarda dachte nach. Kein Zweifel, das mit den Geistern war für Kaeo eine todernste Angelegenheit. Vielleicht hatten die Amulette um seinen Hals etwas damit zu tun. „Bestimmt nicht – er hat ja wieder gelächelt.“

      „Ja, aber das tun die Thais doch anscheinend die ganze Zeit.“

      Einen Steinwurf vom Haupthaus entfernt war eine Lichtung, eine Art zentraler Versammlungsort, etwa so groß wie ein Sportplatz. Ricardas Sandalen wirbelten hellen Lehmstaub auf, als sie ihn überquerten. An den Seiten des Platzes gab es einige offene Elefanten-Unterstände, die nur aus einem zerzausten Schilf- oder Strohdach und ein paar dicken Baumstämmen als Stützen bestanden. Etwas weiter entfernt, halb hinter Bäumen versteckt, sichtete Ricarda Pferche, die ähnlich aussahen wie Pferdekoppeln – nur, dass die Pfähle und Querbalken sehr viel dicker waren. Ob das einen Elefanten aufhielt, der unbedingt rauswollte?

      Nach ein paar Minuten Fußweg durch den Wald kamen sie zu einfachen, auf niedrigen Stelzen stehenden Bambushütten, von denen jede eine umlaufende Veranda aus roh gezimmerten Ästen hatte. Das waren vermutlich die Hütten der Mahouts.

      „Sind eigentlich noch andere Freiwillige hier?“, wollte Sofia neugierig wissen.

      Kaeo schüttelte den Kopf. „Nicht zurzeit. Meist sind nur zwei oder vier hier gleichzeitig. Die anderen sind am Samstag abgereist.“

      „Welche

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