Der Elefanten-Tempel. Катя Брандис

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Der Elefanten-Tempel - Катя Брандис

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zum Beispiel an den Fußsohlen.“

      „Was bedeutet denn ihr Name ... Suchada?“, wagte Ricarda zu fragen.

      „Die Hochgeborene“, erklärte Ruang. „Weil sie ein ranghohes Weibchen ist. Aber als sie zu uns kam, hatte sie Entzündungen am ganzen Körper, ihr Besitzer hatte sie vernachlässigt. Wir haben sie freigekauft. Schon längst ist sie geheilt und wir können sie reiten.“ Er hob den Finger. „Regel hier im Refuge, niemand reitet Elefanten allein, immer jemand dabei. Okay?“

      „Okay“, sagte Ricarda gehorsam.

      „Okay?“, beharrte Ruang und sah Sofia an. Doch die antwortete nicht, sondern schrie auf.

      Hinter ihr stand ein junger Elefant, der kaum so groß war wie sie, und stupste sie mit dem Rüssel an. Auf seinem Kopf sprossen dichte braune Haare, noch nie hatte Ricarda einen so wuscheligen Elefanten gesehen. Der Kleine quiekte vor Vergnügen, dass ihm die Überraschung gelungen war, und rannte mit hocherhobenem Rüssel davon.

      „Vor Noi müsst ihr euch in Acht nehmen.“ Mit einem Blick, der halb streng und halb amüsiert war, blickte Ruang dem Kalb hinterher.

      „Sie hat mir eine Rolle Mentos aus der Hosentasche geklaut! Die waren noch aus Deutschland!“ Sofia musste lachen. „Ich fürchte, sie hat das Einwickelpapier mitgefressen.“

      „Sie bekommt gleich noch was anderes in den Magen, glaube ich“, meinte Ricarda und deutete auf den großen freien Platz. Inzwischen hatten die anderen Mahouts dort Futter von einem Anhänger abgeladen und verteilten es in großen Haufen auf dem Gelände. Etwas, was Ricarda als Bambus erkannte, Reste von Maispflanzen, Teile von Bananenstauden.

      Die anderen Elefanten mampften schon friedlich und nun gesellte sich auch Mae Suchada zu ihnen. Sofort eroberte sie sich den besten Platz, der Rest der Herde rückte respektvoll beiseite.

      Ruang drückte Sofia und Ricarda Schaufeln in die Hände, so waren sie Minuten später eifrig dabei, mit den anderen Mahouts Futter abzuladen. Ricarda mochte den saftigen Geruch der frisch geschnittenen Pflanzen und es tat gut, sich zu bewegen, mit den Händen zu arbeiten.

      „Wie viel frisst jeder Elefant pro Tag?“, fragte sie Kaeo.

      „Je nach Größe – die Kühe etwa achtzig Kilo, die Bullen bis zu zweihundert Kilo.“

      „Zweihundert Kilo?“ Ricarda blieb der Mund offen stehen. Ihr dämmerte, dass sie noch öfter unterwegs sein würde, um Futter für die Tiere zu besorgen.

      Kurz darauf zerriss ein lautes Knattern den Frieden, ein schlammbespritztes kleines Motorrad holperte die Einfahrt hoch und zwei Jugendliche stiegen herunter: ein etwa sechzehnjähriges Mädchen und ein etwa neunjähriger Junge, der einen Kopf kleiner war als sie und langbeinig wie ein Fohlen. Mit seinem runden Kindergesicht staunte er die Fremden an, und Ricarda hätte ihn am liebsten spontan an sich gedrückt. So mussten kleine Brüder sein, nicht wie Severin!

      Das Mädchen trug zu einem Pferdeschwanz zurückgebundene Haare und eine brave Schuluniform – weiße Bluse mit dunkelblauem Blazer darüber, weiß-blau-karierter Rock, weiße Söckchen. Gut, dass wir so was nicht anziehen müssen, dachte Ricarda und fragte sich, wer das Mädchen war. Arbeitete es auch hier?

      Das Mädchen warf nur einen kurzen Blick auf die Neuen und turnte dann die Treppe zum Haupthaus hoch. Kurz darauf kam sie im T-Shirt und einer weiten knöchellangen Hose wieder zum Vorschein. Jetzt konnte Ricarda einen genaueren Blick auf sie werfen. Sie hatte lange, glänzende schwarze Haare und ein etwas eckiges Gesicht mit ausgeprägten Backenknochen und einer breiten Nase.

      „Hey, you!“, rief sie ihnen zu, während sie eine Kiste mit Obst vom Gepäckträger des Mopeds lud. Sie lächelte breit und zeigte dabei eine kleine Lücke zwischen ihren Vorderzähnen. „Zwei Farang bei uns, wie schön. Great. Ihr seid die beiden aus Deutschland, oder?“

      Sofia lächelte genauso breit zurück und Ricarda versuchte es ebenfalls. Wenn das so weiterging, würden sie sich noch die Mundwinkel ausrenken.

      „Ich bin Chanida, und das ist nong Tao, mein kleiner Bruder. He, wollt ihr euch ein bisschen beliebt machen bei euren Elefanten?“

      „Haben wir denn welche?“ Sofia zog die Augenbrauen hoch und lächelte.

      „Oh, Por hat euch das noch nicht erklärt ... na ja, mai pen rai, macht nichts, kommt einfach mit.“ Sie warf Sofia eine braun verfärbte Ananas zu. „Hier, nimm das, Mae Jai Di ist ganz wild danach.“

      Wie sich herausstellte, war Mae Jai Di die Elefantin, die Sofia in den nächsten beiden Wochen betreuen sollte. „Die ist richtig nett“, berichtete Chanida. „Sehr sanft. Kälber liebt sie; wenn eins geboren wird, ist sie sofort zur Stelle und bietet ihre Dienste als Tante an.“

      Neugierig stand Chanidas kleiner Bruder neben ihr und sagte kein Wort, verstand er überhaupt Englisch?

      „Bis vor Kurzem musste sie bei einem Trekkingunternehmen schuften, obwohl sie trächtig ist“, fuhr Chanida fort. „Keine Rücksicht, den ganzen Tag den Berg rauf und runter, mit so einem blöden howdah, einem Gestell auf dem Rücken! Dadurch hat sie Rückenprobleme bekommen.“

      „Äh, trächtig – das heißt doch schwanger, oder?“ Ratlos betrachteten Ricarda und Sofia die Elefantin. Sie war keineswegs kugelrund, nicht einmal besonders dick sah sie aus.

      „Sieht man bei Elefanten erst ganz zum Schluss. Aber man kann es testen. Mit dem Pipi. Wie heißt das nochmal in Englisch? Ach, egal. Hier!“ Chanida drückte Ricarda eine matschige Mango in die Hand. "Und das ist für deine neue Freundin. Daeng. Sie musste in Bangkok betteln, ehe wir sie rausgeholt haben. Übrigens ist sie erst zwölf, fast noch ein Kind.“

      Die Mango war sehr, sehr klebrig und es liefen ein paar Ameisen darauf herum. Ricarda schaute sich nach einem Eimer Wasser um, in dem sie sich nachher die Hände waschen konnte. Sie überlegte, ob sie Chanida gestehen sollte, dass sie einen dieser Bettelelefanten gefüttert hatte. Doch eine Sekunde später platzte schon Sofia damit heraus.

      Chanida blickte grimmig drein. „Das Betteln in Bangkok ist inzwischen verboten, und das ist gut so. Aber manche Mahouts riskieren es trotzdem. Wenn die Polizei sie erwischt, passiert nicht viel, dann werden sie einfach aus der Stadt geworfen.“

      „Elefantenwerfen? Ist das eine eurer Sportarten?“ Sofia blickte todernst drein. „Da braucht man ganz schön Muskeln für, oder?“

      Chanida lachte begeistert, packte Sofia an einer Hand und zog sie mit sich, in Richtung einer friedlich fressenden Elefantin. Etwas langsamer folgte Ricarda. Sie fragte sich, welches der vielen Tiere Daeng sein mochte. Nein, sie waren nicht einfach groß und grau, Ricarda konnte sie schon ein wenig unterscheiden. Die Elefantin, an deren Seite die kleine Noi immer wieder zurückkehrte, hatte längere Beine als die anderen und eine herunterhängende Unterlippe. Ein anderes Tier hatte einen besonders stark gewölbten Kopf und sein Rüssel war auffällig rosa gesprenkelt. Auch die Ohrform sah bei jedem unterschiedlich aus, bei manchen Tieren – wahrscheinlich den älteren – war der obere Rand ein bisschen eingerollt. Nur zwei der Elefanten hatten Stoßzähne, wahrscheinlich waren das die Bullen.

      Sofia und Chanida waren schon ein Stück voraus und lachten gerade über einen Witz. Die kleine Noi trabte hinter ihnen her und fing an, sich mit einem jüngeren Kalb zu balgen. Ein Tauziehen um einen Zweig begann, und dann, als das langweilig wurde, eine Rangelei mit verschlungenen Rüsseln.

      Mae

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