Der Elefanten-Tempel. Катя Брандис

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Der Elefanten-Tempel - Катя Брандис

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war schwer und feucht und warm.

      „Okay, es regnet vielleicht nur einmal am Tag, dann aber richtig!“ Sofia seufzte. „Wenn wir draußen gewesen wären, wären wir wahrscheinlich einfach ersoffen.“

      Ricarda warf noch einmal einen kurzen Blick in ihren Reiseführer, zuckte dann die Schultern und verstaute ihn in ihrem Rucksack. „Wusstest du, dass Krung Thep, der thailändische Name von Bangkok, ´Stadt der Engel´ bedeutet? Dabei würden die Engel während der Regenzeit glatt vom Himmel gespült werden.“

      „Ich glaub auch.“ Sofia lachte. „Egal. Wir lassen uns den Tag in Bangkok nicht vermiesen, bevor wir nach Chiang Mai weiterfahren. Meinst du, wir finden hier irgendwo ein Internetcafé? Ich habe meinen Eltern versprochen, dass ich mich gleich melde, wenn wir angekommen sind.“

      „Meinen Eltern soll ich eine SMS schreiben.“ Ricarda tippte auf ihrem Handy herum und stellte fest, dass sie keinen Empfang bekam und außerdem der Akku leer war. „Aber ich glaube, sie bekommen auch eine Mail, ist eh besser, da kann man mehr reinschreiben.“

      Internetcafés gab es überall hier in Bangkok. Nachdem Sofia und Ricarda ihre Mails abgeschickt hatten, drängten sie sich unternehmungslustig durch das Touristengewimmel in der Khao San Road.

      „Komm, wir schauen uns mal an den Straßenständen um“, schlug Sofia vor. „Brauchst du nicht zufällig eine unechte Rolex?“

      Auch gefälschte Ausweise gab es an den vielen Ständen zu kaufen. Ricarda sah sogar Personalausweise aus Deutschland. Nein, so was brauchte sie nicht, und zum Glück gab es auch Dinge, die sie mehr interessierten, zum Beispiel CDs und DVDs, Schmuck, bunte Tücher und Flip-Flops. Alles enorm billig, ein T-Shirt kostete umgerechnet nur zwei Euro.

      Allmählich besserte sich Ricardas Stimmung. Wie schön, dass jeder ihr zulächelte. Die Menschen schienen hier viel freundlicher zu sein, nicht so verkniffen wie in Deutschland. Und es gefiel Ricarda auch, dass die Thais Buddhisten waren. Es war ein Glaube, der etwas tief in ihr zum Klingen brachte, weil er Gewalt ablehnte und für Toleranz und Weisheit stand.

      „Schade, ausgerechnet eine Buddha-Figur sehe ich nirgendwo – so eine hätte ich gerne gehabt“, meinte Ricarda.

      „Frag doch einfach!“

      Ricarda ging lieber weiter, so wichtig war es schließlich auch nicht. Aber Sofia hatte die Sache schon in die Hand genommen; mit einem strahlenden Lächeln wandte sie sich an einen der Verkäufer. „Do you have a Buddha statue?“

      „I´m very sorry“, sagte der junge Mann mit einem entschuldigenden Lächeln. „No Buddha.“

      „Why?“ Sofia ließ nicht locker.

      „No Buddha for Farang. Foreigners. They take Buddha home, maybe not respect him, maybe treat him bad.“

      Ach so war das. Nein, sie hätte die Statue bestimmt nicht schlecht behandelt, aber es war verständlich, dass die Thais dieses Risiko mit einem so heiligen Gegenstand nicht eingehen wollten. Schließlich wurden die meisten Reiseandenken bald vergessen und staubten irgendwo ein, landeten vielleicht sogar im Keller oder auf dem Flohmarkt.

      Ricarda beschloss, zum Abschied mal den traditionellen Wai auszuprobieren, von dem sie im Reiseführer gelesen hatte. Sie legte die Handflächen aneinander und verbeugte sich leicht. „Danke für die Auskunft!“

      Jetzt wirkte das Lächeln des Verkäufers überrascht, er erwiderte den Wai und sah ihnen hinterher, als sie weiterschlenderten. Bedeutete das, dass sie es richtig gemacht hatte oder dass die Verbeugung übertrieben tief gewesen war?

      „Was meinst du, wollen wir uns noch den Königspalast anschauen?“, meinte Sofia. „Ich glaube, dann sollten wir uns eins dieser Tuk-Tuks schnappen, zu Fuß ist es zu weit.“

      „Gute Idee“, antwortete Ricarda, ihre rechte Sandale war nämlich gerade dabei, ihren kleinen Zeh wundzuschubbern. Er hatte schon die Farbe einer reifen Kirsche.

      Sofia einigte sich mit dem Tuk-Tuk-Fahrer auf einen Preis von zweihundert Baht, dann kletterten sie in den offenen Fahrgastraum und klammerten sich an einer Metallstange fest, damit sie während der rasanten Fahrt nicht hin- und hergeworfen wurden oder einfach hinten aus der dreirädrigen Höllenmaschine herausfielen. Sofias große silberne Ohrringe pendelten wild.

      „Wieso habe ich gerade das Gefühl, dass wir beim Preis übers Ohr gehauen wurden?“, überlegte Sofia; sie musste fast schreien, damit Ricarda sie über den Verkehrslärm verstand.

      „Wahrscheinlich, weil es so ist“, brüllte Ricarda zurück. „Aber es sind ja nur drei Euro, egal.“ Der Fahrtwind wehte ihr die langen dunkelbraunen Haare aus dem Gesicht, was ganz praktisch war, weil sie dadurch mehr sah. Sie hatte sich vor ein paar Wochen einen neuen Haarschnitt zugelegt, in einer weichen Schwinge fiel ihr der Pony über die Stirn. Seither musste sie sich das Haar ständig aus den Augen streichen. Das nervte ein bisschen, wirkte aber hoffentlich elegant.

      Sie sahen den Königspalast schon von weitem, mächtig und golden erhoben sich die Tempeldächer und -türme über der Stadt. Kein Hochhaus in ihrer Nähe machte ihnen die Herrschaft streitig, die gläsernen Fassaden der Wolkenkratzer ragten in einem anderen Bezirk der Stadt auf. Der Palast und die Tempelanlagen ließen Ricarda verstummen, sie waren unfassbar prächtig. Manche Gebäude wirkten edel und schlicht, andere bunt und verspielt, steingewordene Lebensfreude. Wie viele Menschen wohl daran gearbeitet hatten, diese Millionen von pastellfarbenen Porzellankacheln anzufertigen und festzukleben?

      „Schau mal, manche Tempel werden bewacht“, sagte Sofia und deutete auf mannshohe, bunt kostümierte Dämonenstatuen mit Fratzengesichtern.

      „Die sollen bestimmt böse Geister fernhalten“, meinte Ricarda und gähnte. Was nicht an den Dämonen lag, sondern am schrecklich langen Flug. Zum Glück nahmen es ihr die Dämonen nicht übel, dass sie angegähnt wurden, oder ließen es sich zumindest nicht anmerken.

      „Ich glaube eher, die sollen schamlose Touristinnen mit Shorts verjagen.“ Sofia grinste. Obwohl es ganz schön heiß war, trugen sie lange Hosen – sonst wären sie nicht eingelassen worden.

      Sie teilten sich eine Limo und ruhten sich an einem Teich aus, in dem Lotusblüten die Oberfläche bedeckten. Die rosa-weißen Knospen waren geformt wie Regentropfen und größer als ein Hühnerei. Neugierig beobachtete Ricarda, wie zwei Mönche in orangefarbenen Roben und Sandalen über das Gelände gingen. Ernst und würdig sahen sie aus mit ihren kahl geschorenen Köpfen ...

      Der Nachtzug nach Chiang Mai ging erst am Abend, ihr Gepäck hatten sie schon zum Bahnhof gebracht und dort deponiert. Am liebsten hätte sich Ricarda bis zur Abfahrt auf irgendeine Parkbank gelegt und die Augen geschlossen. Doch erstens trug die Bank, die sie sich ausgeguckt hatte, bei näherem Hinsehen ein kleines Schild mit dem Hinweis „For Monks only – Nur für Mönche“, und zweitens kam eine solche Freizeitplanung für Sofia nicht in Frage.

      „Vergiss es, wir gehen jetzt noch einen Cocktail trinken“, sagte sie.

      „Einen Cocktail?“ Ricarda dachte kurz darüber nach, was ihr Vater dazu sagen würde, wenn sie jetzt gleich ein eisgekühltes alkoholisches Getränk schlürfte. Nicht viel, was druckreif wäre. Aber praktischerweise befand sich ihr Vater gerade mehrere tausend Kilometer entfernt. Ricarda lächelte selig. „Okay.“

      „Und wehe, du überlegst es dir anders und bestellst mal wieder Johannisbeerschorle.“

      „Gibt´s

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