Amsterdam. Uwe Hammer

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Amsterdam - Uwe Hammer

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den Rest der Fahrt mit dem Versuch Ordnung in seine Gedanken zu bringen, wozu die Fahrt aber eindeutig zu kurz war. Als er ausstieg war er und seine Gedanken immer noch sehr verwirrt, und er begab sich äußerst widerwillig in Richtung seiner Arbeitsstelle. Bevor er sein Büro betrat, um sich den Blicken seiner nicht allzu sehr geschätzten Kollegen und Kolleginnen auszusetzen, blieb er kurz stehen und überlegte ob er sich nicht einfach umdrehen sollte und wieder nach Hause gehen sollte. Dieser Vorgang wiederholte sich fast jedem Tage und wie jedes Mal entschied er sich, nicht nach Hause zu gehen, sondern seiner verdammten Pflicht nachzugehen.

      Eines Tages und das schwor er sich ebenfalls jedes Mal, können sie ihn Alle den Buckel herunterrutschen um das Ganze etwas vornehmer auszudrücken, Er stellte sich vor, wie er einfach die Tür aufreißen, „Ihr könnte mich alle Mal„ den verstört dreinschauenden Kollegen und Kolleginnen entgegen rufen sich umdrehen und wieder nach Hause gehen würde, um nie wieder zu kommen. In der Hoffnung, dass ihn keiner seiner Kollegen und Kolleginnen sieht, begab er sich möglichst unauffällig in Richtung seines Schreibtischs, obwohl er wusste, dass es unumgänglich war früher oder später seinen Kollegen und Kolleginnen in die Arme zu laufen.

      „Ah unsere Sportskanone“, schallte es Dieter bereits nach wenigen Sekunden entgegen.

      Gott sei Dank dachte er bei sich als er die Stimmer erkannte. Es war Andreas Krüger, einer der wenigen Kollegen mit denen Dieter gut zu Recht kam. Andreas war fast so etwas wie ein Freund, auch wenn es diese Freundschaft nie in den privaten Lebensbereich von Dieter geschafft hatte, sondern es sich um eine reine Arbeitsplatzfreundschaft handelte, mochte er Andreas sehr gerne. Vor allem mochte er seinen Humor und seine lockere Lebenseinstellung. Andreas sah nicht alles immer so verdammt verbissen, wie die Anderen Kollegen und Kolleginnen und vor allem wie er selbst. Er war nicht immer nur am Schimpfen und beteiligte sich nur selten am allgemeinen Gelästert während der Frühstücks- und Mittagspause.

      “Na lass dich mal ansehen“, sagte Andreas während er ihm den Arm um die Schulter legte um ihn übertrieben gründlich zu mustern.

      „Man sieht ja fast nichts“, schloss er mit einem breiten Grinsen seine Begutachtung ab.

      „Tut es denn weh?“

      „Nur wenn ich lache. Ist der Alte schon da?“ wollte Dieter wissen.

      „Ja der wartet schon auf dich, hat irgendetwas von einer Zwischenpräsentation gefaselt“

      Bei dem Wort Zwischenpräsentation läuft es Dieter eiskalt den Rücken herunter.

      „Verdammt die Präsentation habe ich ganz vergessen wann soll die vorgestellt werden?“

      Dieter blickt ängstlich zu Andreas in der Hoffnung von der schlimmsten aller denkbaren Antworten verschont zu bleiben.

      „Heute um 10:00 Uhr. Der Entwicklungsleiter Dr. Müllerstein ist auch schon im Haus, ich wusste gar nicht, dass der heute auch dabei ist. Ich glaube der hat eine verdammt schlechte Laune, jedenfalls hat der den Alten schon ziemlich zur Sau gemacht.“, antwortete Andreas mit einem mitleidigen Blick in Richtung Dieter.

      Diese Antwort übertraf die von Dieter als die schlimmste aller denkbaren Antworten erdachte um ein erhebliches Maß, auch wenn er der Vorstellung, dass der Alte zur Sau gemacht wurde, durchaus etwas Positives abgewinnen kann. Dieter wurde schlagartig klar, dass er ein Problem hatte und zwar ein großes. Er besaß eine Rohfassung der Präsentation die allerdings noch so roh war, dass das Blut noch daraus tropfte und er hatte genau eine Stunde Zeit, diese so aufzubereiten, dass sie zumindest einigermaßen verdaulich war. Dieters Puls beschleunigte sich rasant.

      „Verdammt ich muss sofort retten was noch zu retten ist, der Alter wusste doch, dass ich krank war, warum hat er den Termin nicht verschoben?“ schaffte Dieter seiner Verärgerung Luft während er sich schon auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz machte.

      Die Präsentation

      Der Alte war Joseph Bachmüller Dieters direkter Vorgesetzter, den Dieter, wenn er bezüglich Herrn Bachmüller positiv gestimmt war gerne als Arschloch titulierte, wobei diese Bezeichnung die charakterlichen Eigenschaften von Herrn Bachmüller wohl am trefflichsten wiedergab. Das einzige was Dieter an Herrn Bachmüller mochte war dessen Unsportlichkeit die er fast schon provokativ in Form eines enormen Hüftumfanges zu Schau trug. Ansonsten war er herrschsüchtig, ungehobelt, ungerecht, und eben das besagte Arschloch. Dieters Problem war, dass die Gefühle die Herr Bachmüller im gegenüber hegte in etwa deckungsgleich mit seinen Gefühlen Herrn Bachmüller gegenüber waren, allerdings und das fand Dieter schicksalsmäßig äußerst ungerecht, hatte Herr Bachmüller bedeutend mehr Möglichkeiten seiner Unsympathie Rechnung zu tragen. Was dieser auch mit großer Genugtuung in Form der Zuteilung von sehr unbeliebten Tätigkeiten praktizierte.

      Auf Deutsch gesagt alles wozu keiner in der Abteilung Lust hatte oder was unvermeidlich dazu führte, sich bei den Kollegen und Kolleginnen unbeliebt zu machen landet bei Dieter. Dazu zählten unter anderem, die Terminverfolgung, die Überprüfung der Einhaltung des Budgets, das Sicherstellen der Produktqualität sowie dafür zu sorgen, dass von der Geschäftsleitung mutmaßlich willkürlich eingesetzte Arbeitsrichtlinien, heute kurz Prozesse genannt, in der vorgeschriebenen zeitlichen Reihenfolge eingehalten wurden, sowie die Verfassung von Begründungen wenn dies wie fast immer nicht der Fall gewesen war, und nicht zu vergessen die Erarbeitung von Präsentationen sowie das Vortragen der Selbigen, insbesondere wenn es sich um das Vorstellen von Misserfolgen handelte, was ebenfalls meist der Fall war. Positive Meldungen überbrachte Herr Bachmüller in der Regel persönlich, was allerdings eher selten vorkam. Bei der heutigen Präsentation ging es darum Herrn Müllerstein möglichst schonend beizubringen, dass die Entwicklung der neuesten Generation von Hochspannungsschaltern nicht ganz den gewünschten Erfolg gebracht hatte.

      Zum einen vielen die Dinger bereits nach der Hälfte der vorgeschriebenen Schaltzyklen reihenweise aus, zum anderen hetzte man dem vorgegebenen Zeitplan bereits um 4 Monate hinterher, wobei dieser davon ausging, dass das Produkt zu diesem Zeitpunkt voll funktionsfähig war, was nach Dieters Ansicht von einer gewissen Weltfremdheit zeugte, und zu guter Letzt, war das Budget bereits um 600 000 € überschritten.

      Es konnte Dieter nur wenig Trösten, dass aufgrund dieser Horrornachrichten das Interesse von Herrn Müllerstein an der Einhaltung der Entwicklungsprozesse nicht mehr allzu groß seine würde, und es ihm so wenigstens erspart blieb, diesem schonend beizubringen warum sich keine Sau abgesehen von der Geschäftsleitung, der er natürlich ohnehin nie als Säue bezeichnen würde, für die Einhaltung der Entwicklungsprozesse interessierte. Während Dieter darauf wartet, dass sein Computer, im Übrigen mit Abstand der Älteste in der ganzen Abteilung, endlich seine Arbeitsbereitschaft signalisierte, kamen Einer nach dem Anderen seine Kollegen und Kolleginnen bei ihm vorbei, um sich zum einen an seinem entstellten Äußeren und zum Anderen seinem panischen Inneren zu ergötzen, da natürlich alle wussten, dass er mit der erfreulichen Aufgabe betraut war Herrn Müllerstein das völlige Versagen der kompletten Abteilung näher zu bringen, wobei es letztlich so war, dass sämtlich nicht erreichte Ziele mutmaßlich in sein Aufgabenfeld fielen, ohne dass er die geringste Möglichkeit hätte, irgendwie zum positiven Gelingen beizutragen, da er unter dem Strich absolut nicht zu melden hatte, und keiner seiner Kollegen und Kolleginnen vielleicht mit Ausnahme von Andreas ihn für voll nahm, was von Herr Bachmüller von ganzem Herzen unterstützt wurde.

      Als sein Rechner nach 10 Minuten endlich arbeitsbereit war, und Dieter die entsprechende Datei öffnete, stellte er fest, dass deren Zustand noch erbärmlicher war als er es in Erinnerung hatte. Für eine kurzen Moment verfiel er in eine Arte Schockstarre. Gerade in diesem Moment kam Renate an seinem Platz und musterte ihn breit grinsend.

      „Oh das sieht aber gar nicht gut aus“, sagte sie mit einem durchaus

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