Fröhlich durch den Weltuntergang. Julianne Becker

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Fröhlich durch den Weltuntergang - Julianne Becker

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einen verformbaren Ball und knautsche ihn an den Polen. Nun greife um und drehe weiter: Du siehst, genau diese Abflachung führt nun zu einer Unwucht in der Drehung. Während sich die Erde danach selbst sicher über die Jahre wieder auswuchtet, dürfen wir damit rechnen, dass die Erdkrusten stark reagieren müssen. Wenn die Achse springt, kommt es also unweigerlich zu Vulkanausbrüchen, Tsunamis, und auch zu allen anderen Naturkatastrophen, die wir kennen. Können wir trotzdem überleben? Als Homo Creativus Pax: Ja. Für den Homo Sapiens Sapiens habe ich da wenig Hoffnung.

      Was macht das Magnetfeld mit uns Menschen? Nun, es schützt uns vor der Strahlung der Sonne, es lenkt die lebensfeindlichen, elektrisch geladenen Teilchen um zu den Polen, woraus dann ganz herrliche Nordlichter entstehen, wenn sie in die Atmosphäre eintreten. Längst ist uns bekannt, dass das Magnetfeld selbst eine Wirkung auf uns hat. Fällt es ganz aus, drehen wir vielleicht durch. Unruhen und Krawalle, Suizide und andere verrückte Handlungen könnten die Folge sein. Dann sind wir auch nicht mehr vor der Strahlung der Sonne geschützt, das wäre einem Ozonloch rund um den Erdball vergleichbar. Vielleicht könnte man sich tagsüber nicht mehr auf der Erdoberfläche aufhalten. Man müsste sicher auch warten, bis sich die Erdoberfläche wieder beruhigt und neu geordnet hat.

      Wohin du auch blickst, eines ist sicher: So geht es nicht weiter. Naturkatastrophen nehmen zu. Die Überlieferungen der Eingeboren rund um den Globus behaupten, dass wir direkten Einfluss auf die Naturgewalten haben, und ich sage das auch. Ihre religiösen Bräuche haben genau diesen Erfahrungshintergrund. Darauf kommen wir noch. Wir können besänftigend wirken auf die Phänomene der Natur oder sie verstärken. Die Zunahme und Drastifizierung von Naturkatastrophen (z. B. Erdbeben), wie wir sie weltweit auch objektiv wissenschaftlich feststellen können, könnte in direktem Zusammenhang stehen zu der Art und Weise, wie ausbeuterisch unsere Zivilisation mit der Erde umgeht. Wir greifen in immer tiefere Erdschichten ein, egal, ob wir im Tagebau Erz abbauen oder Erdöl fördern aus dem Meeresboden oder Fracking betreiben. Ohne die Zusammenhänge zu verstehen, machen wir alles, was technisch möglich ist und Gewinne verspricht. Und die Erde verstärkt eben auch ihre Reaktionen; alles wird drastischer und schaukelt sich auf.

      Dass du dir diesen Zusammenhang nicht vorstellen kannst, hat nichts damit zu tun, ob er objektiv da ist und ob man ihn wissenschaftlich beweisen kann. Die Naturvölker hatten vielleicht kein Navi und kein Handy, dafür aber einen geschärften Orientierungssinn. Sie blickten auf lange Perioden der Ursache-Wirkungs-Beobachtung im Umgang mit der Natur zurück. Das waren Langzeitbeobachtungen oft über Jahrhunderte, die sie ausgewertet haben. Sie sprechen zum Beispiel mit ihrem Vulkan und lieben und besänftigen ihn. Es mag dir kindisch erscheinen, aber was wäre, wenn ihr kollektives Unbewusstes sich genau dadurch mit den inneren Geschehnissen des Berges so verbindet, dass sie ahnen können, wann er ausbrechen wird, Stunden vorher, oder dass sie konkret träumen, was sie tun müssen, um ihr Dorf zu retten? Tiere wittern die Gefahr oft so rechtzeitig, dass sie sich in Sicherheit bringen können. Wir haben diesen Sinn vermutlich nur einschlafen lassen. Wenn du selbst wittern kannst, wann woher Gefahr droht, wirst du Vorsorge treffen können oder rechtzeitig flüchten. Für den Weltuntergang ist das eine gute Idee.

      Auch wenn du das für reinen Humbug hältst oder für den Auswuchs religiöser Verblendung, ich habe es persönlich schon mehrmals erlebt, dass eine im Freien meditierende Gruppe die dichte Wolkendecke über sich zu einem großen kreisrunden Loch direkt über sich öffnen konnte, und der klare Sternenhimmel sichtbar wurde. Wir sind so borniert in unserer Zivilisation, dass wir es nicht einmal ausprobieren wollen! Wir können es uns nicht vorstellen, deshalb versuchen wir es nicht und machen keine Erfahrungen damit. Lieber fühlen wir uns fortschrittlich überlegen, behalten recht und lassen unsere Wahrnehmung verkümmern. Die indianischen Fährtenleser sahen noch viel mehr als die europäischen Einwanderer, sie konnten Spuren lesen. Diese Völker hatten eine lange Tradition, direkt mit den Elementen ihrer Umgebung zu leben. Können wir es uns überhaupt leisten, nicht auf sie zu hören?

      Gefahren aus dem Weltall

      Die meisten Menschen denken bei Weltuntergang vor allem an Gefahren, die uns aus dem Kosmos überraschen. Es könnte Meteore oder unser eigener Weltraumschrott vom Himmel fallen und jährlich tun das auch geschätzte fünfzig Tonnen. Meistens verglühen diese Bomben noch in der Atmosphäre, bevor sie auf dem Boden einschlagen könnten. Wir sehen sie als Sternschnuppen. Sind diese Wurfgeschosse groß genug, dann kann alles Leben auf der Erde aussterben. Fast alles. Und das ist auch schon passiert, danach würden sich ganz andere Lebensformen als unsere jetzt bekannten in den Vordergrund drängen. Sicher könnte sich auch daraus neues intelligentes Leben entwickeln.

      Heute gehen unsere Wissenschaftler davon aus, dass die Dinosaurier vor etwa achtzig Millionen Jahren durch eine kosmische Katastrophe ausstarben. Ein großer Meteorit kam über dem heutigen Mexiko nieder und schlug mit der Zerstörungskraft etlicher Atombomben an der Küste in den Golf von Mexiko ein. Dieser Einschlag hatte eine tödliche Wirkung auf seine direkte Umgebung. Es muss auch von einer sich anschließenden, riesigen Flutwelle und massiven Staubwolken ausgegangen werden, etwa wie beim Ausbruch des Supervulkans im Yellowstone Park der USA immer mal wieder. Der äußere Mantel der Erde wurde sicher auch heftig erschüttert, was weltweit zu Vulkanausbrüchen führte. Dadurch wurden noch mehr giftige Asche- und Gaswolken in die Atmosphäre geschleudert, oder es flossen Lavaströme und heiße pyroplastische Ströme übers Land.

      Die Dinosaurier an anderen Orten als Mexiko starben nicht unmittelbar aus; nur ihre Verwandten in den unmittelbaren Gefahrenzonen traf es sofort oder sie gingen an den Spätfolgen elend zugrunde. Vielleicht wurden sie auch nur zeugungsunfähig und ihr Immunsystem geschwächt, das genügt auf Dauer auch, um eine Art aussterben zu lassen. Das Worst Case Szenario der Wissenschaft geht noch weiter. Das Meer und die Flüsse der Umgebung kochten vermutlich, auch das tötete viele Tiere und Pflanzen. Die Atmosphäre wurde erst einmal sehr heiß. Wer sich nicht unter die Erde verkriechen konnte, wurde verbrannt oder von giftigen Dämpfen erfasst. Dann verdunkelte sich die Sonne mit der aufsteigenden Staubwolke und eine Dämmerung mit Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt brach für mehrere Jahre über der Erde herein. Das Sterben, das qualvoll lange Verenden und die Spätfolgen als Krankheiten und Siechtum, Hunger und Durst verbreitete sich rund um den Globus. Der jahrelange globale Dauerzustand ‚Winter‘ war der echte Schock.

      Man nimmt an, dass zuerst die großen Pflanzenfresser ausstarben, denn die Pflanzenwelt verdorrte umgehend ohne Sonnenlicht. Wie lange halten unsere Zimmerpflanzen durch ohne Sonnenlicht, wenn wir die Rollläden unten lassen? Die Kaltblüter erstarrten schnell oder sie wurden zumindest sehr langsam. Sie konnten sich nur bewegen, wenn die Sonne mal etwas durchkam. Räuberische Warmblüter fanden gleich richtig gute Beute bei so vielen geschwächten Tieren. So begann das große Fressen, denn in jeder Situation gibt es Gewinner. Vermutlich wurde das gesunde Quellwasser sehr schnell sehr knapp, denn von oben regnete es Gift und Asche. Den Aasfressern ging es eine Weile am besten, zumindest wenn die Tierkadaver noch nicht vergiftet waren. Wenn die Pflanzen sterben, sinkt ja auch der Sauerstoffgehalt der Luft rapide! Ohne Sauerstoff kein Leben. Stell dir zusätzlich alleine die Vergiftung und Seuchen durch all die herumliegenden Kadaver vor!

      Arten, die sich in einen Winterschlaf begeben konnten, der ihre Lebensfunktionen herunterfuhr, ohne dass sie starben, und Arten, die sowieso in Höhlen und im Untergrund oder nahe dem Gefrierpunkt und ohne Pflanzen zurechtkamen, hatten nun einen großen evolutionären Vorteil. Sie konnten den jahrelangen Dauerstress mit einer Kettenreaktion von Problemen am besten überleben und besetzten, als sich die Erde wieder beruhigt hatte, die ökologischen Nischen, die durch das Aussterben der Dinosaurier frei geworden waren. Auch die Pflanzenwelt änderte sich. Rasch besiedelten die überlebenden Pflanzenarten auch ihre neuen Freiräume, sobald die Sonne wieder durchkam. Langsam entstand ein neues, ein anderes Fließgleichgewicht der ökologischen, gegenseitigen Abhängigkeit. Dieser einen Katastrophe allein verdanken wir die Blüte der Säugetiere und damit unsere Existenz.

      Halten wir fest: Was uns rückblickend in der Geschichte wie ein punktuelles Ereignis erscheint, zog sich in seinen globalen Folgen noch über Jahre

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