Fröhlich durch den Weltuntergang. Julianne Becker
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Gleichzeitig jammern unsere Krankenkassen über ihre Kostenexplosion. Weil wir uns die Zuzahlungen für Altersheime nicht leisten können/wollen, werden weibliche Billigkräfte aus dem ärmeren europäischen Ausland als Gesellschafterinnen und Haushälterinnen für unsere Alten angeworben. Wo man früher noch in Altersheimen alle Pflegestufen fand (auch wenn sie damals so noch nicht definiert waren) haben sich unsere Altersheime durch die Überflutung mit schweren Fällen und wegen der Rentabilität zu reinen Siechenheimen entwickelt, wo es Insassen wie Besuchern schwer fällt, überhaupt noch an eine positive Stabilisierung und Gesundung zu glauben.
Aber es sind ja auch Krankenkassen und keine Gesundheitskassen. Sonst würden sie selbst direkt Gelder in die Forschung billiger Alternativen stecken und sich nicht auf die Forschungen der an Gewinn orientierten Pharmariesen verlassen. Sollten nicht eigentlich unsere Krankenkassen diese Fälle sammeln, untersuchen und zusammentragen und nicht der Forster Gamble?
Wir haben so vieles einfach nur falsch organisiert, hier ein Beispiel: Würden jeweils fünftausend Menschen dezentral gemeinsam mit einem Beitrag in Höhe des jetzigen Krankenkassenbeitrags ein eigenes Ärztehaus unterhalten und finanzieren, dessen einzige Aufgabe es wäre, diese fünftausend Leute - und nur sie - gesund zu halten, wie anders wäre unsere Erfahrung? Wenn alle Fünftausend gesund sind, hätte das Ärzteteam das ganze Jahr nur einen Notdienst für Unfälle zu unterhalten und nette Sprechstunden mit zufriedenen Kunden, die einfach mal zum Plaudern vorbeischauen. Und würde sich ansonsten der Prävention und Aufklärung widmen können.
Was glaubst du, wie schnell wir alle gesund wären! Denn die verantwortlichen Ärzte würden dann in Absprache mit ihren fünftausend Kunden auch frei entscheiden, wen sie mit ins Team aufnehmen, um möglichst viele Heilerfolge zu erzielen. Sie wären doch qualifiziert dazu, wofür sonst haben sie so lange und so gründlich studiert? Es geht um praktische Erfolge, Punkt. Das nenne ich gesunden Menschenverstand. Wieso muss dieser riesige Staatsapparat mit seinen Beamten und politischen Gremien entscheiden, was für uns gut ist? Durch wen lassen die sich bei ihren Entscheidungen leiten, wer stellt ihnen ein reichliches Informationsmaterial zur Verfügung? Für jedes Pharmaunternehmen ist es ein Muss, gute Beeinflusser für Politiker abzustellen. Ihre Lobby hat dafür zu sorgen, dass ihre Gewinnabsichten mehr Einfluss auf unser Gesundheitssystem haben als die Bedürfnisse von uns allen. Geht es auch anders? Merkst du: Wir fragen uns das gar nicht mehr. Wir können uns das Gesundheitswesen nur noch mit Gesundheitskarte und fremdbestimmt vorstellen. Können wir uns vorstellen, dass alle Menschen vollkommen gesund sind? Das wäre für mich ein Aspekt des Himmels auf Erden, den ich mit dir zusammen erschaffen möchte.
Es gibt noch zahlreiche andere Faktoren, die uns körperlich verändern, gefährden und belasten. Wir haben immer weniger Kontakt zur stärkenden und belebenden Natur. Wir essen domestizierte Tiere, und Obst, Gemüse und Getreide sind überzüchtet und benötigen Eingriffe wie Dünger, Pestizide oder Medikamente, um auszureifen. Und wir selbst sind auch längst domestiziert und überzüchtet und so weit entfernt von einem gesunden kraftvollen wilden Körper wie ein Pudel entfernt ist von einem freilebenden Wolf. Bei jeder Krankheit greifen wir ohne Hemmungen chemisch in die körperlichen Abläufe ein, mit Chemikalien, die längst den natürlichen Arzneistoffen aus der echten Natur nur noch im Labor künstlich nachempfunden oder sowieso ganz neu entwickelt wurden. Es gibt billigen, künstlichen Schinken und Käse, und den meisten konservierten Produkten wurden künstliche Aromen und Farbstoffe zugegeben.
Das Gärtnern, die Tierhaltung zur Ernährung und die autarke Selbstversorgung mit allem, was man zum Leben braucht, ist großen Teilen der Bevölkerung ganz abhandengekommen. Kein Interesse, kein Wissen, keine Erfahrung. Man verlässt sich auf die App, die wird es schon richten, sollte sich die Situation verschärfen. Und ja, die Probleme ziehen sich nun schon jahrelang hin. Wir haben uns so an die nächsten Schreckensmeldungen gewöhnt, dass wir einfach nur machtlos mit den Schultern zucken. Oder wir protestieren lautstark oder ballen die Faust in der Hosentasche. Was können wir tun? Wo können wir ansetzen?
Wie es scheint, wird unser Weltuntergang wie ein Gummiband gedehnt und in die Länge gezogen. Dabei wird der Bogen immer weiter überspannt. Das gibt uns zumindest Spielraum und Hoffnung, damit besser umzugehen. Und was kaputt geht, gleich wieder zu reparieren und uns erneut zu retten. Nur selten trifft es uns persönlich: Als Diagnose mit tödlicher Perspektive oder als Überschwemmung, die unser Haus so beschädigt, dass wir wirtschaftlich und finanziell am Ende sind. Oder ein Sturm zerlegt unser Hab und Gut. Wir in Deutschland sahen diese Bilder bisher eher in den Nachrichten aus anderen Kontinenten, doch leider gibt es sie immer öfter auch bei uns. Doch die echten, großen Katastrophen scheinen immer noch weit weg. Und die schleichenden ignorieren wir geflissentlich. Auch deshalb können wir gut gelaunt so weiterleben wie bisher.
In unserer Gesellschaft herrscht die Meinung vor, dass unser Körper Mitte Dreißig seinen Höhepunkt an Gesundheit erfährt. Von da an geht es mit ihm nur noch bergab. Immer mehr Zipperleins, Beschwerden und chronische Krankheiten, schlimmer und schlimmer, bis unser Körper in ein andauerndes, langes Siechtum übergeht. Gut, du könntest mir sagen: Schau dich um, so ist das doch ganz oft! Diesen Verlauf des Lebens kann man doch überall beobachten. Ja, das mag sein, es gab wohl auch noch nie so viele schwerkranke Menschen wie heute. Doch wenn du ein Naturvolk besuchen würdest, könntest du so viele Krebsleiden, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Autoimmunerkrankungen, Allergien und degenerative Probleme des Bewegungsapparates auch unter ihnen beobachten? Diese Menschen wissen, dass sie zu ihrem eigenen Überleben gesund bleiben müssen. Sie halten in sich den Glauben aufrecht, dass sie gesund bleiben. Und wenn es einmal Zeit für sie ist, dann sterben sie eben.
Unserer modernen Vorstellung eines dahinsiechenden Körpers liegt ein Glaube zugrunde, den wir nie überprüft haben: Dass unser Körper entropisch zerfällt, dass er also wie ein unbewohntes Haus allmählich in den Zustand einer Ruine übergeht oder wie ein rostendes Auto immer reparaturanfälliger wird. Als sei er eine Sandburg, die von Wind und Wellen zerstört wird. Wir glauben das, weil wir es in unserer Umgebung so häufig sehen. Dabei sehen wir es nur deshalb so häufig, weil diese Menschen es glauben. Und weil wir uns zivilisatorisch verseuchen und falsch behandeln. Und nicht mehr auf die Selbstheilungskräfte für unseren Körper und für unsere Zivilisation setzen. Das eine geht nicht ohne das andere.
Ich sehe das anders: Unser Bewusstsein hält unseren Körper aufrecht, unser Höheres Bewusstsein, auch Überseele genannt. Wenn ein Körper dement wird oder deutlich zerfällt, hat das Bewusstsein sich schon halbwegs daraus verabschiedet, es hängt irgendwo unbewusst draußen herum. Es sucht aber immer noch seinen Weg zu dieser Persönlichkeit, um gehört zu werden und den Körper doch noch zu heilen. Oder noch etwas zu erledigen. Der Volksmund kennt das, man sagt „der ist nicht mehr ganz bei sich“ oder „der steht grade neben sich“. Unsere Vorfahren haben das noch so gemeint oder gesehen. Denn exakt so beschreiben mediale Menschen, wo sie das Bewusstsein dieses Menschen sehen: Draußen, daneben, dahinter oder darüber. Je mehr ein Mensch unbewusst und fremdgesteuert lebt, umso weniger Bewusstsein verwendet er auch auf, um seinen Körper gesund zu halten. Und niemand ist eine Insel, wir alle leben mit den schädlichen Bedingungen unserer Zivilisation und können uns nur minimal dem entziehen. Wir werden vergiftet, verstrahlt und durch allerhand Mikrowellen gegrillt. Das muss sich ändern, das ist unser Untergang. Wenn wir uns von der Natur trennen lassen, geht das nur, wenn wir uns gleichzeitig von unserem Körper trennen, das eine geht nicht ohne das andere. Und das ist dann das Ende.
Ich bin froh, dass ich schon im Alter von Dreißig Jahren eine lebensgefährliche Allergie entwickelt habe, sie hat mich frühzeitig auf einen guten neuen Weg gebracht. Die von meiner Ärztin vorgeschlagene Desensibilisierung habe ich damals in den Wind geschlagen, denn ich wollte sensibel bleiben, das schien mir eine gute Sache zu sein. Stell dir vor, du bist die einzige Ratte auf einem Müllhaufen, die noch wahrnimmt, dass