Fröhlich durch den Weltuntergang. Julianne Becker

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Fröhlich durch den Weltuntergang - Julianne Becker

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vernünftigen, atheistischen Strömungen, nicht nur zu der besagten braunen Brühe. Wir haben leidvoll gelernt, dass Religion besser Privatsache bleiben sollte und eine Politik für alle nur in Säkularisierung gelingt. Darauf sollten wir uns konzentrieren.

      Die im jüdischen Museum vorgestellten VIPs waren oft eher moderat bis enthaltsam in ihrer Religionsausübung oder sogar Atheisten. Berühmte Juden kamen sehr oft gerade aus Deutschland. Überhaupt wurde im Mittelalter die gesamte Kultur europäischer Juden in den deutschen Städten entlang des Rheins erneuert und gestärkt. Auch die Thora wurde erst da schriftlich konserviert. Es gab auch viele Juden, die sich taufen ließen (natürlich, um dem permanenten Druck und der Verfolgungsgefahr zu entgehen, keine Frage). So verschwanden sie aus der Registrierung als Juden, sie nahmen sogar andere Namen an - und wurden christliche Deutsche (eine Alternative dazu gab es noch nicht). Mittlerweile dürfte jeder gebürtige Deutsche in seiner entfernten Ahnengalerie auch auf jüdische Mitbürger stoßen. Tun wir doch nicht so, als hätte es nur diese Parallelkultur der Judenviertel gegeben!

      Als Hitler an die Macht kam, war es gar nicht so einfach, keinen Juden in der Ahnengalerie zu finden. Mit dieser Bedrohung wurde die gesamte Bevölkerung unter Druck gesetzt und gespalten, nicht nur diejenigen, die tatsächlich betroffen waren. Bis zu den Großeltern einschließlich nur Deutsche, das musste man erst mal nachweisen! Ein einziges Großelternteil jüdisch und - schwupp - winkte der Davidstern, egal, ob man Atheist war oder die Kirche oder die Synagoge besuchte. Trennen und Herrschen sind die zwei Seiten der gleichen Medaille einer Diktatur. Es werden dabei aber alle Menschen in Angst und Schrecken gehalten. Wir sollten uns nicht mehr spalten lassen oder gegenseitig in Schubladen stecken. Wir sollten mehr auf das kreative Zusammenspiel und die gegenseitige Befruchtung von Kulturen im deutschen Sprachraum setzen, die Mischung bringt offenbar Kreativität und Größe hervor. Und die werden wir noch brauchen.

      Stell dir vor, ein Nachbarsjunge hat einen anderen verkloppt. Das soll es ja immer noch geben. Nun bleibt diese Schuld bestehen. Egal, wie nett er danach ist und was er zur Wiedergutmachung getan hat, und auch egal, wie heimtückisch er eventuell in diesen Vorfall hinein gelockt wurde, er bleibt für immer ein Schläger. Er ist und bleibt als schuldiger Außenseiter abgestempelt. Wenn etwas in seiner Umgebung passiert, wird er verdächtigt. Wenn er etwas sagt, was den anderen nicht passt, wird er sofort mit seiner Schuld mundtot gemacht. Da wären wir doch alle zu Recht empört! Das ist doch schon lange nicht mehr unser gesellschaftlicher Konsens: Menschen zu diskriminieren! Auch wenn ein gesundes Misstrauen natürlich nie schadet. Menschen können sich ändern und sollten eine Chance dazu erhalten, und dann muss es mit der Vergangenheit auch mal gut sein. Das ist auch Teil unserer Menschenwürde. Es ist menschenunwürdig, andere in einer Erbschuld zu halten. Dennoch: Auf internationaler Ebene schwingen unsere Bündnispartner schnell die Nazikeule gegen unser Land und unsere Politiker, wenn Deutschland in der internationalen öffentlichen Meinung in Ungnade fällt.

      Schuld und Schulden sind von zentraler Bedeutung in der Erzeugung internationaler Konflikte. Wir müssen sie verstehen, um daran etwas zu ändern. Die Schuldfrage steht auch in einer psychologischen Verbindung zu Schulden, privat und kollektiv. Das ist nicht nur eine sprachliche Verbindung. Wenn man genauer hinschaut, ist Schuld ein Mittel zur Disziplinierung, und Schulden auf dem internationalen Parkett auch. Das mit den Schuldgefühlen wissen schon kleine Kinder, warum lassen wir uns als Erwachsene also noch damit fangen? Als Teenager machst du zum Beispiel deiner Mama Schuldgefühle, denn sie hat dich nach dem Training vergessen abzuholen. Nun schilderst du ihr eindringlich, wie schwer und gefährlich und mühsam dein Heimweg war - und Mama backt dir einen Kuchen. Oder du darfst länger fernsehen. Ist die Mama ein Nazi, wenn sie sich zwar bei dir gebührend entschuldigt und es ihr auch echt leid tut, sie dann aber weder zerknirscht ist noch einen Kuchen backt? Oder gibt sie ihrem Sprössling nur eine Lektion, dass sie sich auf diese Weise nicht manipulieren lässt? Und dann passt sie eben gut auf, dass es nicht wieder passiert. Und wenn der Sprössling dann immer wieder mit dieser Geschichte anfängt, meinst du, die Mutter wird dann besser aufpassen, dass es ihr nicht mehr passiert? Oder sollten sie in ihrer Beziehung lieber Vertrauen aufbauen, zu einer ganz neuen Tagesordnung übergehen und ihre gemeinsame Zukunft besser gestalten?

      Unsere Situation heute ist viel gefährlicher als sie es in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war. Es ist für uns überlebenswichtig, die Dinge möglichst gründlich zu durchschauen, damit wir eine andere Richtung nehmen können. Eine globale Weltdiktatur ist leider das erste Mal in der Geschichte machbar und durchaus in Reichweite. Eine Diktatur globalen Ausmaßes würde ich selbst auch zu den möglichen Weltuntergängen zählen, es wäre der Untergang der freien Menschheit. Die Pläne liegen schon lange in der Schublade, dort hat sie wohl der eine oder andere gefunden, denn sie wurden fast alle bereits verfilmt. Oder wo sonst kommen alle diese Filmideen her?

      Die Demokraten damals in der Weimarer Republik (direkt vor Hitlers Machtübernahme) spürten natürlich das Unbehagen und fürchteten um die Zukunft. Sie beobachteten bestimmt mit einer gewisse Sorge das Erstarken der radikalen Kräfte am rechten und am linken Rand der Gesellschaft, doch sie waren unfähig, etwas zu ändern. Die Not der Menschen in der Weltwirtschaftskrise verbreitete eine Weltuntergangsstimmung. Die Politiker konnten die galoppierende Inflation mit ihren wahnwitzigen Preissteigerungen und der super hohen Arbeitslosigkeit und die vielen Firmenpleiten einfach nicht verhindern!

      Als Kriegsverlierer des ersten Weltkriegs stand Deutschland in der Schuld der Sieger. Es waren vor allem diese Schulden, die das Land und die Bevölkerung als Reparationen an die Sieger zahlen mussten, die eine Handlungsunfähigkeit der demokratischen Politiker erzeugte. Ähnlichkeiten zu heute sind natürlich rein zufällig. Und es waren diesmal wir, die es umgekehrt genauso machten: Unsere Politik der letzten Jahre, im Bunde mit der Bürokratie in Brüssel, hat den Iren und Griechen eine ähnliche Situation zugemutet. Wer seine Vergangenheit nicht bewältigt, verliert sich in unendlichen Wiederholungen mit immer neuer Rollenverteilung. Hier wurde das Opfer zum Täter. Es ist immer das gleiche Spiel, bis wir es ganz verstanden, durchfühlt und in der spirituellen Tiefe bewusst integriert haben. Erst dann können wir ein neues Spiel spielen. Ich bin jedenfalls entschieden dafür, dass das alte Spiel aufhört.

      Hitler versprach damals, er würde diese Reparationen einfach nicht mehr zahlen. Punkt. Und stattdessen Jobs schaffen und für eine sichere Wirtschaft sorgen. Dass er die Jobs vor allem in den Waffenschmieden und im Straßenbau entstehen ließ, war den meisten erst mal egal, Hauptsache wieder eine verlässliche Ordnung, keinen Hunger, keine Not. Und kaum war Hitler gewählt, schaffte er die Demokratie ab. Das war ein Staatsstreich! Er hat sich auch sofort aller politischer Gegner angenommen, damit die gar nicht erst auf die Idee kamen aufzumucken. Unsere Demokratie war über Nacht zu Ende. Es dauerte nur, bis diese Erkenntnis auch bei letzten Deutschen ankam. Damit war und ist Hitler nicht der Einzige in der Geschichte, der so etwas tat, man muss sich nur etwas umschauen.

      Hitler glaubte - und viele glauben das heute wieder - an eine internationale jüdisch-zionistische Verschwörung, weil er herausgefunden hatte, dass die Großbanken, welche die deutschen Schulden eintrieben, vor allem in der Hand jüdischer Familiendynastien lagen. Und dafür machte er dann in seinem wirren Kopf alle Juden verantwortlich, dabei lebten die meisten bei uns eher mittelständisch oder sogar ganz arm. Doch das war ihm noch zu viel Wohlstand. So nahm er dem jüdischen Teil der Bevölkerung alles ab, ihre Güter, ihr Vermögen, ihre Lebensgrundlage und schließlich sogar ihr Leben. Mit dem Vermögen der Verfolgten finanzierte er seine Organisationen und belohnte seine treuen Anhänger. Ansonsten beruhte sein wirtschaftlicher Erfolg auf der Kriegsvorbereitung.

      Hitlers Judenverfolgung hatte aber keine Auswirkung auf genau diese reichen jüdischen Familiendynastien, auf die jüdischen Banker nämlich, denn die lebten ja alle außer Landes. Und die internationalen Banker waren es auch, die von den Kriegen profitierten. Es ging Hitler nur um die Spaltung der Gesellschaft in Lager, die er gegeneinander aufhetzen konnte, um sie besser zu beherrschen. Die Judenverfolgung war, wenn man es genau nimmt, auch eine Form von Terror an der gesamten Bevölkerung. Denn ich zumindest bin mir sicher, wenn ich weit genug zurück gehe, werden sich auch jüdische Wurzeln in meinem Stammbaum finden. Genau wie jeder Deutsche vermutlich

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