AYESHA - SIE KEHRT ZURÜCK. Henry Rider Haggard

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AYESHA - SIE KEHRT ZURÜCK - Henry Rider Haggard

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Fuß gesetzt hatte. In einem Teil dieses riesigen Landes, das Turkestan genannt wird, befindet sich ein großer See, der Balhkash-See, dessen Gestade wir aufsuchten. Zweihundert Meilen westlich davon erhebt sich eine gewaltige Bergkette, die auf den Karten als Arkarty Tau bezeichnet wird, und auf der wir etwa ein Jahr zubrachten. Etwa fünfhundert Meilen östlich davon liegt ein weiteres Bergmassiv, das Cherga genannt wird, und dorthin zogen wir, nachdem wir das Arkarty Tau-Gebirge durchforscht hatten.

      Und hier begann endlich unser wirkliches Abenteuer. Auf einem Ausläufer der zerklüfteten Charga-Berge - man wird ihn auf keiner Landkarte finden - wären wir beinahe verhungert. Der Wintereinbruch stand unmittelbar bevor, und wir fanden kein Wild. Der letzte Mensch, den wir getroffen hatten - mehrere hundert Meilen südlich von hier -, hatte uns berichtet, dass sich in dieser Bergkette ein Kloster befände, in dem Lamas von überragender Heiligkeit lebten. Er hatte uns erzählt, dass sie in diesem wilden Land lebten, das noch von keiner Macht beansprucht worden war, und in dem es nicht einmal Nomaden gebe, um Verdienst zu erwerben. Wir glaubten zwar nicht an die Existenz dieses Klosters, doch suchten wir trotzdem nach ihm, getrieben von dem blinden Fatalismus, der uns während der jahrelangen Suche aufrechterhalten hatte. Wir standen kurz vor dem Verhungern und konnten auch kein Stück Holz finden, um ein Feuer zu machen. Schweigend schritten wir durch die mondhelle Nacht und trieben das Yak an, das unsere Lasten trug. Wir hatten keine Dienstboten mehr; der letzte war im Jahr davor gestorben.

      Es war ein kräftiges Tier, dieses Yak, doch inzwischen war es genauso am Ende wie seine Herren. Nicht dass wir es überladen hätten; die Last bestand nur noch aus etwa hundertfünfzig Gewehrpatronen, dem Rest des Postens, den wir zwei Jahre zuvor in einer Karawane hatten erstehen können, für einen kleinen Beutel mit Gold- und Silbermünzen, etwas Tee und einem Bündel Felldecken und Schafspelzen. Wir zogen über ein weites verschneites Plateau, die Berge zu unserer Rechten, als das Yak plötzlich seufzte und stehenblieb. Wir blieben notgedrungen ebenfalls stehen, wickelten uns in die Felldecken und hockten uns in den Schnee, um auf den Sonnenaufgang zu warten.

      »Wir werden das Yak töten und sein Fleisch roh essen müssen«, sagte ich und klopfte dem armen Tier, das geduldig neben uns lag, auf das Hinterviertel.

      »Vielleicht finden wir Wild, wenn es hell geworden ist«, sagte Leo.

      »Vielleicht auch nicht, und dann werden wir verhungern.«

      »Gut«, antwortete er, »dann werden wir eben sterben. Der Tod ist der letzte Ausweg aus dem Versagen, und wir sterben zumindest in dem Bewusstsein, unser Bestes getan zu haben.«

      »Sicher haben wir unser Bestes getan, Leo, wenn man sechzehn Jahre Trampen über Berge und durch endlosen Schnee in Verfolgung eines nächtlichen Traums so nennen kann.«

      »Du weißt, was ich glaube«, antwortete er scharf, und dann herrschte eine Weile Schweigen zwischen uns. Ich wusste, dass er allen Argumenten unzugänglich war, und auch ich wollte mir nicht eingestehen, dass alle Mühen und Leiden umsonst gewesen sein sollten.

      Als es dämmerte, blickten wir einander prüfend an; jeder wollte sehen, wieviel Kraft noch in dem anderen verblieben war. In den Augen zivilisierter Menschen mussten wir wie wilde Tiere wirken. Leo war jetzt über vierzig Jahre alt, und was seine Jugend versprochen hatte, hatte er im Mannesalter gehalten. Ich habe noch nie einen prächtigeren Mann gesehen. Er war groß und schlank, und die vielen Jahre in Wüste und Gebirge hatten seine Muskeln zu Stahl werden lassen. Sein Haar war schulterlang, wie das meine, Schutz vor Sonne und Kälte, eine lockige, goldene Mähne, und sein Bart bedeckte die breite Brust. Sein Gesicht – so viel der Bart davon freiließ - war von männlicher Schönheit, von Wind und Wetter braun gegerbt, nachdenklich und edel, und darin leuchteten, klar wie Kristall, seine großen grauen Augen.

      Und ich - ich war, was ich immer gewesen bin - hässlich und behaart, jetzt eisengrau geworden, aber noch immer voller Kraft, denn meine Kraft schien mit den Jahren zu wachsen, und meine Gesundheit ebenfalls. Während all dieser Jahre waren wir beide, trotz aller Strapazen und mehrerer Unfälle, nicht einen Tag krank gewesen. Die Härten unseres Lebens schienen uns eine eiserne Konstitution gegeben und unsere Körper gegen jede Krankheit immunisiert zu haben. Oder war es, weil wir als einzige unter den Lebenden einst den Atem der Essenz des Lebens gespürt hatten?

      Unserer Sorgen entledigt - denn trotz unserer Nacht ohne Essen zeigte keiner von uns Zeichen der Erschöpfung - wandten wir uns um und betrachteten die Landschaft. Unter uns, hinter einem schmalen Streifen fruchtbaren Bodens, begann eine weite Wüste von der Art, mit der wir vertraut waren: sandig, salzverkrustet, baumlos, wasserlos, und hier und da streifig mit dem ersten Schnee des bevorstehenden Winters. Hinter der Wüste, achtzig oder hundert Meilen entfernt, erhob sich ein weiteres Gebirgsmassiv, ein wahres Meer schneebedeckter Gipfel.

      Als die goldenen Strahlen der aufgehenden Sonne den Schnee rot färbten, verdüsterte sich Leos Gesicht. Er wandte sich rasch um und blickte zum Rand der Wüste hinab.

      »Sieh!«, sagte er und deutete auf einen vagen, riesigen Schatten. Kurz darauf erreichte ihn das Licht der aufgehenden Sonne. Es war ein mächtiger Berg, der nicht mehr als zehn Meilen weit entfernt aus dem Boden der Wüste wuchs. Dann wandte er der Wüste seinen Rücken zu und starrte die Hänge der Berge hinauf, an deren Fuß wir während der Nacht entlanggezogen waren. Sie lagen noch im Dunkel, weil die Sonne hinter ihnen stand, doch kurz darauf begann das Licht über ihre Gipfel zu rollen wie eine Flut. Immer tiefer und tiefer strömte es herab, bis es ein kleines Plateau erreichte, das knapp dreihundert Meter entfernt direkt oberhalb von uns lag. Und dort, am Rand dieses Plateaus, stand ein riesiges, halb verfallenes Idol, ein gigantischer Buddha, der in die Unendlichkeit der Wüste hinausblickte, und hinter ihm sahen wir, aus gelben Steinen errichtet, den halbmondförmigen Bau eines Klosters.

      »Endlich!«, schrie Leo. »Mein Gott, endlich!« Und er warf sich zu Boden und vergrub sein Gesicht im Schnee, als ob er es verbergen wollte, als ob es etwas ausdrückte, das selbst ich nicht sehen sollte.

      Ich ließ ihn eine Weile in Ruhe; ich verstand, was in seinem Herzen vorging, und auch in dem meinen. Dann trat ich zu dem Yak, diesem armen Tier, das nicht an unserer Freude teilhaben konnte und mit hungrigen Augen umherblickte. Ich lud die Felldecken auf seinen Rücken, dann berührte ich Leo an der Schulter und sagte mit sachlicher Stimme: »Komm! Wenn das Kloster nicht verlassen ist, können wir dort vielleicht Nahrung und Schutz finden. Es sieht so aus, als ob gleich ein Schneesturm losbrechen würde.«

      Er erhob sich wortlos, klopfte den Schnee aus seinem Bart und seiner Kleidung und half mir dann, das Yak auf die Beine zu ziehen, denn das hungrige, erschöpfte Tier war zu schwach, um allein aufzustehen. Ich warf einen verstohlenen Blick auf Leos Gesicht und entdeckte einen glücklichen, fast verzückten Ausdruck; er schien von einem tiefen Frieden erfüllt.

      Wir stiegen den tief verschneiten Berghang hinauf und zogen das Yak mit uns. Als wir die Terrasse erreichten, auf der das Kloster errichtet war, kam es uns verlassen vor. Wir konnten nirgends Anzeichen von Leben entdecken, nicht einmal Fußspuren im Schnee. War das Kloster nur noch eine Ruine? Davon hatten wir eine Menge gefunden; dieses Land schien voll von Bauten, die einst Heime frommer, gelehrter Männer gewesen waren, die vor Hunderten oder sogar Tausenden von Jahren gelebt hatten und gestorben waren, lange bevor unsere westliche Zivilisation geboren wurde.

      Mein Herz, und auch mein leerer, hungriger Magen krampften sich bei dieser Vorstellung zusammen, doch während ich so stand und zweifelnd auf das Kloster starrte, bemerkte ich eine dünne Rauchfahne, die sich aus dem Schornstein kräuselte - noch nie hatte sich mir ein erfreulicherer Anblick geboten. In der Mitte des Komplexes befand sich ein großes, ausladendes Gebäude, offensichtlich der Tempel, und in einem uns näherliegenden Teil der Bauten entdeckte ich eine kleine Tür, direkt unter dem rauchenden Schornstein. Auf diese Tür ging ich zu und hämmerte mit der Faust gegen das Holz.

      »Macht auf! Öffnet uns, ihr heiligen Lamas! Fremde bitten euch um

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