"dein Gott, ist drinnen bei dir" (Zefanja 3,17) Spirituelle Profile. Markus Roentgen
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So kommt dem Menschen, der das Band mit Jerusalem und damit die jüdische Prophetie als Verheißung aufnimmt bar jeder Gewähr auch keine Ruhe zu.
Ein anderer Großer der Tradition des Christlichen taucht nun unabweisbar auf und wird gekontert: Augustinus.
Wenige Celan Exegeten haben dies bemerkt. In Celans Exemplar von Augustinus Confessiones, welches er 1960 erwarb, ist im ersten berühmten Abschnitt die Zeile unterstrichen „...weil du uns schufest zu dir hin“ (vgl. das „zu dir hin“ in Du Sei Wie Du ). Der ganze Satz bei Augustinus heißt: „Du treibst ihn (= den Menschen), daß dich zu preisen ihm Wonne ist, weil du uns schufest zu dir hin, und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“
Nun, in Wirk nicht voraus, wird dieses Ziel, die „Ruhe in Gott“, regelrecht attackiert durch das „nehm ich dich auf,/ statt aller/ Ruhe“. „Wer das Band zu Jerusalem neu knüpft und sich des Bundes mit Jhwh erinnert, nimmt die Bürde der Ruhe-und Heimatlosigkeit auf sich.“ (Lydia Koelle, a.a.O. 209)
Die Ruhe ist nicht das Ziel Celans – er gehört, wie Gustav Landauer und andere, zu denen, die durch nichts beruhigt werden können, solange die Welt sichtbar nicht wiederhergestellt ist ( vgl. hebr. Tikkun olam = die Welt zusammenfügen).
Literatur:
Maßgeblich für dieses Kapitel ist die Arbeit von Lydia Koelle, Paul Celans pneumatisches Judentum. Gott-Rede und menschliche Existenz nach der Shoah. Mainz 1997. Zitiert nach: Lydia Koelle, a.a.O.).
LECTURA ECKHARDI I-II. Hg. v. Georg Steer u. Martin Sturlese. Stuttgart u.a. 1998-2008.
Meister Eckhart. Deutsche Predigten. Eine Auswahl. Mittelhochdeutsch. Neuhochdeutsch (=Reclam 18117). Stuttgart 2001.
Meister Eckehart, Deutsche Predigten und Traktate (=detebe Klassiker 20642), hg. und übersetzt v. Josef Quint. München 1979.
Meister Eckhart, Predigten und Schriften, ausgewählt und eingeleitet von Friedrich Heer. Frankfurt/M. 1956.
Alois Dempf, Meister Eckhart. Herder-Tb 71. Freiburg i. Br. u.a. 1960.
Kurt Flasch, Meister Eckhart. Philosoph des Christentums. München 2010.
Alois M. Haas, Mystik als Aussage. Erfahrungs-, Denk- und Redeformen christlicher Mystik Frankfurt/M. 2007.
Dietmar Mieth, Meister Eckhart. Einheit mit Gott. Die bedeutendsten Schriften zur Mystik. Ostfildern 2/2014.
Klaus-Werner Stangier, Das Unsagbare sagen. Book on Demand 2017.
Bernhard Welte, Meister Eckhart, Gedanken zu seinen Gedanken. Freiburg i. Br. u.a. 1992.
Teresa von Avila
„In Gottes Freundschaft durch und mit Jesus leben –
das Beispiel der großen Therese des Karmel“
„Das Buch des Lebens“ der Teresa von Avila I
Das Beispiel der Teresa von Avila im Blick auf ihr „Buch des Lebens“ (Vida)
Im Karmel, als einzigem Orden der Kirche, sind erster und zweiter Bund, Israel und die Kirche, im selben Maße innig geeint!
Teresa von Jesus (von Avila), von Paul VI. 1970 am 27. September als erste Frau der Kirche zur Doctor Ecclesiae, zur Kirchenlehrerin ernannt, mit den Lebensdaten 1515-1582, ist die eigentliche Reformerin des Ordens, Johannes vom Kreuz, mit den Lebensdaten 1542-1591, ist sein substantieller Theologe – und in Therese vom Kind Jesu (von Lisieux), mit den Lebensdaten 1873-1897, (1997 von Papst Johannes Paul II ebenfalls zur Kirchenlehrerin ernannt) ereignet sich das volle Ausdrücklichwerden des Ordens – sie finden im vielschichtigen Symbolwort Feuer ihr Wortbild!
Sie knüpfen damit an Elija und Mose an, deren zentrale Gottbegegnung unter dem Geheimnis von Feuer und verschwebendem Schweigen stehen. (Vgl. 1 Könige 19/ Exodus 3).
Teresa wird am 28. März 1515 in Avila geboren; gestorben ist sie am 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes.
Als Papst Paul VI. Teresa von Avila zur Kirchenlehrererin ernannte, sicher auch der Anfang eines epochal neuen und vollständigeren Blickes der Kirche auf Frauen, da ernannte er sie ja zur Lehrerin für uns auf der Suche nach dem tieferen Sinn im Leben.
Den Weg, den sie da ging – dieser Weg ist viel komplexer und vielleicht deshalb uns heute nahe, näher, als allein das krönende Resultat, kirchlich ernannte „Heilige und Kirchenlehrerin“, erahnen lässt.
Teresa von Avila stammt aus einer jüdischen Familie, sie ist eine der conversos, eine Konvertitin in ihrem familiären Grund, deren Eltern eher dem massiven antisemitischen Druck in der Konversion sich beugten, bzw. ihren Tribut zollten (die Familie war 1485 in Toledo konvertiert – aber sie flohen, als beargwöhnte conversos, 1493 in das für sie anonymere Avila. 1492 wurden die Juden, 1502 die Muslime aus Spanien ausgewiesen; dies zum Zeitzusammenhang, der ausweist, in welch bedrängender Grundsituation sich ihr Leben und Glauben ausformt; ihre Brüder etwa wandern alle ins heutige Lateinamerika aus). Von ihrem Vater berichtet sie ob seiner großen Zuwendung zu Armen; ihre Mutter, die zweite Frau ihres Vaters, der Witwer aus erster Ehe war, bringt 10 Kinder zur Welt, ist ebenso wie Teresa von vielen Krankheiten heimgesucht und wird von Teresa als sanftmütig und von beachtlicher Intelligenz gekennzeichnet). Teresa (die als Mädchen damals erstaunlich reichen Zugang zur Bildung erhielt) selbst ist eine von Kindheit an um Gott und ihr Inneres ringende Frau (von früh an sind ihr die Worte „Himmel“, „immer“; „ewig“ wesentlich), oftmals hin- und hergerissen, auch (und gerade noch) nach dem Eintritt in den Karmel, das „Kloster der Menschwerdung (Encarnatión)“ in Avila, in dem sie fast 28 Jahre lebte.
Mit 20 Jahren tritt sie (auch aus Angst vor einer Verheiratung) am Allerseelentag 2. November 1535 in das Kloster ein, legt ein Jahr später ihre Profess ab und bleibt dort bis 1562/1563.
Ihr Lebensweg ist von zahlreichen, bisweilen chronischen, todnahen Krankheiten mit geprägt, mitunter fortwährend über mehrere Jahre (etwa ununterbrochen von 1538-1542).
Ihre mystischen Erfahrungen basieren auf dem Gefühl der Gegenwart Gottes, aus der ihre innere Gewissheit wächst: Gott ist da! Dies verstärkt sich ihr in der Erfahrung der Gegenwart Jesu Christi, mit dem sie in inniger Freundschaft verbunden ist (in der Weise „Inneren Betens“ und „Alltäglicher Lebensannahme“), der sie angstfreier macht; schließlich die Erfahrung der Einwohnung der in sich liebenden Dreifaltigkeit Gottes in ihr, Teresas, Selbst, im Jahr 1571, die sie als mystische Vermählung beschreibt in ihrer „inneren Burg“. Die inneren Erfahrungen bewegen zu äußeren tatkräftigen und ganz nüchternen Veränderungen, sie wird, gegen viele Widerstände der Kirche, Klosterneugründerin und reformiert, mit Johannes vom Kreuz, die Frauen– und Männerzweige des Ordens. Sie hält nichts von einem Rigorismus der äußeren rituellen Strenge, viel wichtiger ist ihr das menschliche Verständnis, die suavidad (Sanftheit) im Umgang miteinander. Dazu hilft ihr Jesus, der Freund, den sie als den wahren Menschen liebt, gerade auch in seiner Ohnmacht, Einsamkeit und Schwäche (Kenose). Sie fühlt sich in allem ihres Lebens von ihm und durch ihn verstanden und mit ihm verbunden. Von ihm her wird ihr inneres Beten zur Freundschaft mit Gott. Sie schreibt im 8. Kapitel (unter Abschnitt 5.) ihrer „Vida“: „Meiner Meinung nach ist inneres Beten nichts anderes als Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher sind, dass er uns liebt.“
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