Kaltes Herz. Ana Dee
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Nach einer kurzen Dusche traf Julia die letzten Vorbereitungen für ihr Date mit Christian. Sie schminkte sich viel zu selten und nervös wie sie war, zitterten ihre Hände beim Auftragen der Mascara. Anschließend musste sie sich die schwarzen Tupfen sogar von ihrer Augenbraue wischen.
Damals, für das erste Treffen mit Florian, hatte Emily sie zurechtgemacht. Sie war das klassische Weibchen, mit Sommersprossen und Stupsnase weckte sie in jedem Mann den Beschützerinstinkt. Und mehr als einen einzigen Augenaufschlag brauchte es meist nicht, um das männliche Geschlecht davon zu überzeugen.
Emily ging unglaublich geschickt mit den Schminkutensilien um und das Ergebnis war hinterher stets perfekt. Julia staunte immer wieder über die eigene Verwandlung. Aber dieses Mal traute sie sich nicht, die Dienste ihrer besten Freundin in Anspruch zu nehmen. Emily würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Erst über die Idee mit dem Foto und dann wahrscheinlich über das Alter von Christian. Mit Sicherheit war es besser, Emily nicht einzuweihen.
Ein letztes Mal musterte sich Julia im Spiegel. Das flachsblonde Haar fiel in leichten Wellen auf ihre Schultern. Die Farbe des Shirts ließ sie ein wenig zu blass und die enge Jeans etwas zu dünn wirken. Aber mit dem Gesamtpaket konnte sie sich arrangieren. Sie zwängte sich in die dicke Winterjacke, griff nach dem Autoschlüssel und lief nach unten.
Kalte Winterluft strömte ihr entgegen, als sie die Haustür öffnete. War es wirklich die richtige Entscheidung, sich mit Christian zu treffen? Sie spürte förmlich, wie es sie zurück in ihre gemütlichen vier Wände zog. Die Kälte und die Dunkelheit wirkten wenig einladend.
Dann dachte sie an die händchenhaltende Szene im Bistro, verfluchte Florian und stieg in den Wagen. Ihre eiskalten Hände umklammerten das Lenkrad, während die Heizung auf Hochtouren lief. In Sekundenschnelle beschlugen die Scheiben von innen. Julia zockelte im Schneckentempo durch den Feierabendverkehr, während sich ihre Laune im Tiefflug befand.
Vor dem Restaurant musste sie einige Runden drehen, um einen Parkplatz zu ergattern. Mit raschen Schritten strebte sie zum Eingang und entdeckte Christian sofort. Er saß direkt vor dem Fenster und flirtete ganz ungeniert mit der Dame vom Nebentisch. Julias Enthusiasmus löste sich vollends auf.
Sie beschloss kurzerhand zurückzufahren, die Sache mit dem Foto war sowieso eine dumme Idee gewesen. Kaum hatte sie eine Kehrtwendung vollführt, klopfte Christian an die Scheibe. Wie ärgerlich. Enttäuscht drehte sie sich um und sah, wie er ihr zuwinkte. Warum hatte sie nur so lange gezögert?
Sie trat durch die große Glastür und steuerte den Tisch an. Christian nickte ihr zur Begrüßung zu, blieb aber sitzen. Ein Mann ohne Manieren, dachte Julia verärgert. Es wäre doch das Mindeste gewesen, ihr aus der Jacke zu helfen. Sobald sich eine günstige Gelegenheit ergab, würde sie sich unter einem Vorwand davonmachen.
Mühsam pellte sie sich aus ihrer Winterjacke und hängte sie an einen Haken.
„Ich habe bis vor einem Jahr in diesem Restaurant gearbeitet. Der gesamten Mannschaft musste ich das Kochen und den Service beibringen“, fügte er nicht ohne Stolz hinzu.
Bitte nicht schon wieder. Julia senkte ihren Blick und atmete tief durch. Am liebsten hätte sie ihm die Speisekarte um seine Ohren gehauen, aber diese Blöße wollte sie sich in aller Öffentlichkeit nicht geben.
„Na, dann bin ich aber gespannt, ob sich dein Einsatz auch gelohnt hat“, erwiderte sie mit einem Hauch von Sarkasmus.
Christians Blick verfinsterte sich. „Wie darf ich denn das bitte verstehen?“
„Ich freue mich auf das Essen, deinen Empfehlungen nach zu urteilen“, wich sie ihm aus.
„Ach so. Ich dachte schon, ich hätte dich falsch verstanden.“
„Aber nein, keine Sorge“, versicherte sie ihm mit einem aufgesetzten Lächeln. Der Appetit war ihr vergangen und sie wählte nur eine Kleinigkeit. Der enttäuschte Blick von Christian ließ sie kalt. Er konnte ja anschließend die Dame vom Nebentisch einladen.
„Du scheinst nicht auf deftige Hausmannskost zu stehen?“, fragte er, während sein Blick ihren Oberkörper streifte.
„Was willst du damit sagen? Dass du mehr auf Rundungen stehst und ich dir zu mager bin?“
Ihre Augen funkelten zornig. Dieser Mann brachte sie völlig aus dem Konzept, er musste ein Dauer-Abo für egomanes Verhalten abgeschlossen haben. Wie konnte er sie nur so verletzen, gleich beim ersten Treffen?
Selbstgefällig lehnte er sich zurück. „Nein, ich stehe nicht auf dicke Frauen.“
Jeder Satz aus seinem Mund klang in einem gewissen Maße abwertend. Versuchte er sich auf diese Weise zu schützen? War das eine Abwehrreaktion?
Mach schnell das Foto und sieh zu, dass du Land gewinnst, flüsterte ihre innere Stimme. Verkorkster konnte der Abend wirklich nicht mehr werden. Oder etwa doch?
„Na, das ist aber eine Überraschung“, ertönte eine bekannte Stimme vom Nebentisch.
Beatrice. Das Böse hatte gesiegt.
„Schwesterherz, was machst du denn hier?“, rief sie erstaunt.
Ihre eigene Schwester war also die Flirtpartie von Christian gewesen. Julia hatte krampfhaft versucht, die Frau vom Nebentisch zu ignorieren und sich mit dem Rücken zu ihr gesetzt. Diesen Fehler würde sie kein weiteres Mal begehen.
„Ich wurde leider versetzt und warte schon seit einer Stunde hier.“
„Warum bist du nicht gegangen?“
Genau, warum löste sich Beatrice nicht einfach in Luft auf und verschwand? Und dieser ganze Ärger nur, um es Florian mit einem Foto heimzuzahlen.
„Tja, ich glaube eben an das Gute im Menschen.“
Ihre Schwester warf einen koketten Blick in Christians Richtung. Wenn sich Beatrice zu ihnen gesellte, konnte sie das Foto vergessen, dann war der gesamte Abend ruiniert. Und prompt passierte das Unvermeidliche.
„Dann setzen Sie sich doch zu uns“, forderte Christian ihre Schwester auf.
Julia schnappte empört nach Luft, so hatte sie ihn noch nie säuseln hören. Während er sich ihr gegenüber wie ein grober Klotz aufführte, versprühte er in Anwesenheit von Beatrice einen nie gekannten Charme. In ihr brodelte es gewaltig.
„Vielen Dank.“
Beatrice blickte ihm tief in die Augen, bevor sie sich setzte. Julia überlegte derweil, ob sie ihrer Schwester fix den Stuhl wegzog, damit diese hintenüber kippte. Bei diesem Herumgeturtel wäre das sicher keinem der beiden aufgefallen.
„Was grinst du denn so, Schwesterchen?“
„Ach nichts.“
Ja, die liebe Beatrice, das war schon ein Kapitel für sich. Sie besaß die körperlichen Vorzüge, um die Julia sie oft beneidet hatte. Große Brüste, an denen sich so mancher Mann gerne ausgeweint hätte und wohlgeformte Hüften, die sie aufreizend schwang.
Beatrice