Kaltes Herz. Ana Dee

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Kaltes Herz - Ana Dee

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Und genauso bekleidet machte sie sich kurze Zeit später auf den Weg.

      Julia quälte sich durch den zäh fließenden Verkehr der Vorweihnachtszeit und hatte nach einigem Suchen auch die Adresse gefunden. Er wohnte direkt in der Innenstadt, in einem Haus mit nur sechs Mietparteien. Leider gestaltete sich die Parkplatzsuche sehr schwierig und sie würde garantiert zu spät kommen. Als sie endlich eine winzige Lücke gefunden hatte, brauchte sie mindestens zehn Anläufe, um ihren Kleinwagen hinein zu manövrieren.

      Im Eiltempo jagte sie die Stufen hinauf und drückte auf die Klingel. Bereits im Treppenhaus hatte sie ein appetitlicher Duft empfangen und ihr Magen begann zu rumoren. Voller Vorfreude wartete sie darauf, dass Christian die Tür öffnete, doch er ließ sich nicht blicken. Hatte sie sich vielleicht doch in der Hausnummer geirrt? Sie wollte gerade wieder gehen, als die Tür schwungvoll aufgerissen wurde.

      „Guten Abend Julia, hast du einmal auf die Uhr geschaut? Du bist eine halbe Stunde zu spät! Das Soufflé ist inzwischen hinüber.“

      Erschrocken zuckte sie zusammen, sein barscher Ton verunsicherte sie.

      „Du hättest doch sagen können, dass ich erst einen Parkplatz suchen muss. Außerdem bin ich sofort losgefahren“, versuchte sie sich zu verteidigen.

      „Was soll’s, komm rein.“

      Schulterzuckend folgte sie ihm ins Innere. Sie hatte alles erwartet, nur nicht das. Es lag außerhalb ihrer Vorstellungskraft, dass er auf Retro stand und prompt bemerkte er ihren verwunderten Blick.

      „Ich habe die Wohnung von meiner verstorbenen Mutter übernommen. Meist miete ich mir ein Zimmer in der Nähe meines Arbeitsplatzes.“

      „Du arbeitest gar nicht hier in der Stadt?“

      „Nein, in einem Schlosshotel etwas außerhalb.“

      „Oh, wie nobel.“

      „Ja, das Haus hat vier Sterne.“

      … die deiner Bude fehlen, vollendete sie in Gedanken diesen Satz. Warum warf er die altbackenen Möbel aus den Achtzigern nicht einfach raus? Was war Christian überhaupt für ein Typ? Hatte er schon immer bei Mutti gewohnt?

      „Entschuldige bitte meine Neugier, aber ist deine Mutter hier verstorben?“

      „Nein, in einem Pflegeheim. Warum?“

      Konnte er sich das nicht denken?

      „Das ist doch recht ungewöhnlich. Außerdem, all die Erinnerungen, tut das nicht manchmal weh?“

      „Können wir vielleicht das Thema wechseln?“ Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn.

      „Selbstverständlich, ich wollte dir nicht zu nahe treten.“

      „Gut, dann setz dich bitte an den Tisch.“

      Wie ein braves Lamm nahm sie folgsam Platz. Die dunklen schweren Möbel wirkten bedrückend, von der hässlichen Blümchentapete ganz zu schweigen. Nur Christian, der war total in seinem Element und was er auf den Teller zauberte, sah einfach köstlich aus. Als Koch war er ein unangefochtener Meister. Das Fleisch war zart und auf den Punkt gegart, die Klöße fluffig, das Gemüse knackig und der angeblich misslungene Nachtisch zerschmolz auf ihrer Zunge.

      „Das war wirklich lecker“, lobte sie ihn, als sie das Besteck zur Seite legte und sich die Mundwinkel mit einer Serviette abtupfte. Doch von ihm kam keine Reaktion. Was hatte sie denn nun schon wieder falsch gemacht?

      „Jetzt weiß ich natürlich, warum du Chefkoch geworden bist. Ich habe selten so gut gegessen“, versuchte sie nachzulegen und tatsächlich ließ er sich zu einem schmallippigen Lächeln hinreißen.

      „Talent und Übung sind alles. Ich habe jahrelang einen Partyservice geführt und weiß, wovon ich spreche.“

      „Warum arbeitest du dann im Schloss? Was ist passiert?“

      Diese Frage hätte sie lieber bleiben lassen, sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.

      „Jede Menge Ärger mit den Angestellten, die kamen und gingen, wie es ihnen passte. Wenn man sich auf seine Leute nicht verlassen kann, dann hat das alles keinen Zweck.“

      „War es denn nicht möglich, zuverlässiges Personal zu finden?“

      „Nein. Wer will schon am Wochenende rund um die Uhr arbeiten?“

      „Stimmt, das ist ein Argument.“

      „Sogar meine Ehe ist an den Arbeitszeiten gescheitert.“

      „Schade, das tut mir wirklich leid für dich.“

      Mit einem Mal regte sich so etwas wie Mitgefühl in ihrer Brust. Wozu sollte er sich ein heimeliges Heim schaffen, wenn sich keine Zeit für die Liebe fand?

      „Egal ob an Sonn- oder Feiertagen, immer stehst du in der Küche, meist bis spät in die Nacht hinein. Urlaube fallen aus, wenn sich Kollegen krankschreiben lassen, denn Köche sind Mangelware. Du kannst dir sicher denken, wie sich das auf eine Beziehung auswirkt.“

      Darüber hatte sie sich noch nie den Kopf zerbrochen, schließlich wurde sie eher selten von Köchen zum Abendessen eingeladen. Der heutige Abend war quasi ihr Debüt.

      „Bist du schon länger allein?“, hakte sie nach.

      „Nein, so würde ich das nicht sagen. Meine letzte Bekanntschaft war Innenarchitektin, aber wir hatten einfach keine Zeit füreinander.“

      „Das ist sehr bedauerlich.“

      „Falls du nichts dagegen hast, räume ich jetzt den Tisch ab.“

      Er beendete abrupt das Gespräch, stand auf und brachte das Geschirr in die Küche. Julia half ihm und er beobachtete mit Argusaugen, wie ungeschickt sie sich dabei anstellte. Nicht, dass ihr die Übung fehlte, aber sein kontrollierender Blick setzte ihr zu. Wie schon erwähnt, auch ihre Mutter konnte eine Tyrannin in der Küche sein und dieses Verhalten machte Julia stets nervös.

      Anschließend entkorkte Christian eine Flasche Wein und stellte zwei Gläser auf den Couchtisch. Julia setzte sich neben ihn, hielt aber einen Sicherheitsabstand von mindestens zwanzig Zentimetern ein. Es machte sie doch verlegen, auf diese Weise seine Nähe zu spüren. Ob er wohl mehr wollte? Und kam das für sie überhaupt infrage?

      Christian berichtete, wo er schon überall gearbeitet hatte, selbst bis nach Sylt hatte es ihn verschlagen.

      „Du hast ziemlich häufig deine Stelle gewechselt“, stelle sie nüchtern fest und diese Frage schien ihm nicht zu behagen.

      „Man muss schließlich auch Erfahrungen sammeln, um sich weiterzuentwickeln.“

      So konnte man das auch sehen. Dabei war er es doch gewesen, der seine Crew stets auf Vordermann brachte, oder irrte sie sich da? Immerhin gab sich Christian Mühe, den Abend auf romantische Art und Weise ausklingen zu lassen, auch wenn er nicht gerade der klassische Romeo war.

      Julia war inzwischen beim dritten Glas Wein angelangt und als sie auf die Uhr schaute, stellte sie erschrocken fest, dass der letzte Bus bereits abgefahren war. Geld für ein Taxi hatte sie nicht übrig und es

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