Kaltes Herz. Ana Dee
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Es war schwer vorstellbar, dass sie tatsächlich dieselben Gene in sich trugen, und mehr als einmal hatte sich Julia gefragt, ob sie als Babys vielleicht vertauscht worden waren? Ständig hielten die Eltern zu Beatrice und egal, um welche Angelegenheit es sich drehte, sie bekam immer Recht. Das hatte zu einem tiefen Riss innerhalb der Familie geführt.
Bei Julia verhielt es sich anders, sie fühlte sich oft ausgenutzt. Jeder Einladung zu Familienfeiern folgte die unweigerliche Aufforderung zur Bewirtung der Gäste und der Beseitigung des Abwaschs, während sich die Herrschaften im Wohnzimmer amüsierten. War das der Preis der Erstgeborenen, sich um alles kümmern zu müssen? Ein vorbestimmtes Schicksal – Julia, die Unscheinbare, und Beatrice, der Vamp?
Frustriert beobachtete sie Christian und Beatrice. Wie witzig und geistreich er in Gegenwart ihrer Schwester doch sein konnte, kannte sie bisher nur seine plumpen Töne. Also auf in den Kampf, bevor das Essen serviert wurde!
„Erzähl mal Christian, was sagt eigentlich deine Partnerin dazu, dass du dich mit anderen Frauen triffst?“
Dieser Seitenhieb hatte gesessen, seine Kinnlade folgte der Erdanziehungskraft.
„Wieso interessiert dich das ausgerechnet jetzt?“
Drei Mal darfst du raten, dachte sie schadenfroh. „Ich habe mir deinen Beziehungsstatus angesehen und war ein wenig überrascht, wenn du verstehst, was ich meine.“
Sofort zog sich Beatrice zurück. Jetzt, wo feststand, dass es sich nicht um Julias Neuen handelte, musste sie ihre Flirtstrategie neu überdenken.
„Ich habe ein paar Probleme mit den Servicekräften. Die Mädels dackeln mir ständig hinterher und ich blocke die Annäherungsversuche lieber von vornherein ab.“
Oh. Mein. Gott. Beziehungsweise musste sich Christian für einen halten. Dieser Mann neigte zum Größenwahn und selbst Beatrice hatte ein großes Fragezeichen im Gesicht.
„Dann bist du ja sehr gefragt.“ Julia lächelte scheinheilig.
„Könnte man so sagen …“
Wie jetzt? Hatte er ihren Zynismus kein bisschen bemerkt? Julia musste sich auf die Zunge beißen, bevor ihr noch etwas herausrutschte, das sie anschließend bereute.
Endlich wurden die Menüs serviert und die Situation entspannte sich. Julia konzentrierte sich auf ihren Teller, während das Interesse ihrer Schwester angesichts der Konkurrenz neu entflammte. Nach dem Essen plauderten Christian und Beatrice ganz unverfänglich über belanglose Dinge. Gelangweilt blickte Julia von einem zum anderen und unterdrückte ein Gähnen.
„So, ihr Lieben, ich werde euch jetzt verlassen. Ich schreibe morgen eine wichtige Klausur und muss früh raus.“ Na also, das mit dem Lügen klappt immer besser. Sie erhob sich und holte ihre Jacke.
„Julia, nimmst du mich ein Stück mit?“
„Wo steht denn dein Auto?“
„Vor meinem Haus, ich bin mit dem Bus gekommen.“
„Tja, dann habe ich wohl gar keine andere Wahl.“ Julia ärgerte sich, weil sie einen Umweg fahren musste.
„Danke, du bist immer so liebenswürdig.“ Beatrice bedachte sie mit einem undefinierbaren Blick.
„Christian, man sieht sich.“
Julia klopfte zum Abschied kurz auf die Tischplatte und eilte zum Ausgang, während Beatrice ihm förmlich die Hand reichte. Nein, sie konnten unmöglich Schwestern sein. Nachdem sie beide in den Wagen gestiegen waren, startete Julia den Motor und scherte aus der Parklücke.
„Ist dieser ältere Herr deine neue Eroberung?“ Beatrice wollte es anscheinend genauer wissen.
„Warum? Wetzt du jetzt schon die Krallen, um ihn dir zu schnappen?“, konterte Julia.
Beatrice schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich frage aus reiner Neugier.“
„Eben.“ Julia setzte den Blinker. „Christian ist eine reine Zufallsbekanntschaft und wie du vielleicht schon bemerkt hast, ist mein Interesse gleich null.“
„Aha. Und warum bist du dann so schlecht gelaunt?“
„Weil ich dich jetzt nach Hause fahren darf.“
Beleidigt sah Beatrice aus dem Seitenfenster und sagte keinen Mucks mehr. Vor ihrem Wohnhaus stieg sie aus und stürmte grußlos davon. Was für ein theatralischer Abgang, dachte Julia. Sie sehnte sich zurück ins Apartment und trat aufs Gaspedal.
Kapitel 2
Eine Woche war seit dem Treffen mit Christian vergangen und er hatte sich rar gemacht - soll heißen, es herrschte absolute Funkstille. Zuerst schien Julia darüber hocherfreut, aber letztendlich war ihr Ego angekratzt. Wenn nicht einmal ein Mann dieser Altersklasse etwas von ihr wissen wollte, wer dann?
Den ersten Advent hatte sie gemeinsam mit ihrer Schwester bei den Eltern verbracht. Beatrice schmollte noch immer, was Julia erneut Minuspunkte bei ihrer Mutter einbrachte. Der Vater stand wie immer auf dem Schlauch und schien nichts zu bemerken. Freudlos hatte Julia die trockenen Lebkuchen hinuntergewürgt und selbst das warme Licht der Kerzen konnte sie nicht in eine weihnachtliche Stimmung versetzen.
Inzwischen saß sie wieder vor dem Laptop und ärgerte sich über das aktive Leben ihrer Kommilitonen. Küsschen hier und Küsschen da, strahlende Gesichter und Glühweintassen, die mit roten Wangen in die Kamera gehalten wurden, um die Ausflüge auf die Weihnachtsmärkte zu dokumentieren.
Natürlich wollte auch ihre Clique zum Kölner Weihnachtsmarkt und keiner ahnte, wie sehr Julia davor graute. Sie wäre nämlich der einzige Single an Bord und verspürte keine Lust, den händchenhaltenden Pärchen hinterherzutraben. Schon jetzt bastelte sie an einer Ausrede, obwohl sie als Initiatorin die Reise angezettelt hatte. Zumindest damals, als ihre Welt mit Florian noch in Ordnung gewesen war.
Der Laptop gab ein leises Geräusch von sich. Jemand hatte ihr eine Nachricht zukommen lassen und voller Neugier drückte sie auf den Button.
Christian.
In gewohnt unterkühltem Ton lud er sie spontan zu einem Dinner ein, um sie zu bekochen. Es schmeichelte ihr, nicht im Abseits gelandet zu sein, und nur sein distanzierter Umgangston ließ sie zögern. Sollte sie oder sollte sie nicht? Sie musste sich sehr einsam fühlen, wenn sie tatsächlich darüber nachdachte.
Letzten Endes siegte ihre Neugier, denn sie wollte unbedingt wissen, wie und wo er wohnte. Ob es in seinen eigenen vier Wänden stylish ebenso unterkühlt einherging? Die Vorstellung passte einfach nicht zu ihm, dass er farbige Wände und eine heimelige Atmosphäre bevorzugte. Obwohl, bei ihr sah es auch nicht besser aus. Einen bunt zusammengewürfelten Mix von Billigmöbeln hatte sie in das enge Apartment gequetscht und jeder Raumausstatter würde wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Aber als Studentin war sie immer knapp bei Kasse, auch wenn sie nebenher Grafiken designte und sich damit ihren Lebensunterhalt verdiente.
Nach einigem Zögern sagte sie