Feuerblüte II. Катя Брандис

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Feuerblüte II - Катя Брандис

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die gerade ihre Waren in Lagerhäuser bringen ließ, ein paar Handvoll Felizas-Sprossen und Rillza-Nüsse mitgehen. Niemand bemerkte es.

      Ich könnte erst mal bei Kerrik und Lilas unterschlüpfen, ging es Jorak durch den Kopf. Doch er hasste es, von der Großzügigkeit anderer abhängig zu sein, und er wollte nicht, dass die beiden Ärger bekamen, weil sie einem Gildenlosen Gastrecht boten. Außerdem hatte er gerade sowieso wenig Lust, Kerrik zu sehen. Es hatte keinen Sinn, darum herumzureden ? die Sache mit Alena hatte ihre Freundschaft angeknackst. Er konnte einfach nicht vergessen, dass sie mit Kerrik … nein, er wollte jetzt nicht daran denken.

      Stattdessen überlegte er, was er an diesem Tag Neues machen konnte. Er hatte sich einmal geschworen, jeden Tag etwas zu tun, was er nie zuvor getan hatte. Dadurch blieb sein Geist beweglich, und er wurde kein Sklave seiner Gewohnheiten. Das konnte leicht gefährlich werden, wenn man so lebte wie er.

      Das Neue konnte eine Kleinigkeit sein, zum Beispiel eine ungewöhnliche Frucht zu probieren oder eine Straße zu erkunden, die er sonst nie entlangging. An manche Dinge erinnerte er sich noch genau. Wie er zum ersten Mal mit einem Natternmenschen gesprochen hatte (eine interessante Erfahrung, auch wenn er nicht viel verstanden hatte). Wie er versucht hatte eine Audienz beim Stadtkommandanten zu bekommen (hatte nicht geklappt, zählte aber trotzdem). Wie er in eins der Gasthäuser gegangen war, zu denen nur Feuerleute Zutritt hatten (er war nach zweimal zehn Atemzügen rausgeflogen). Oder wie er zum ersten Mal ein Mädchen geküsst hatte (es war nur vorübergehend in der Stadt gewesen, er hatte es nie wiedergesehen).

      Doch heute fiel ihm nichts ein. Das war ärgerlich. Sonst hatte er immer jede Menge Einfälle, zum Glück meistens dann, wenn er sie brauchte. Er hatte sich daran gewöhnt, sich auf seine Intuition zu verlassen. Doch heute schien sein Kopf wie leer gefegt.

      Vielleicht lag das daran, dass auch mit Ekaterin irgendetwas nicht stimmte. Wie immer, wenn er durch die Bezirke streifte, beobachtete er ständig, erspürte Stimmung und Pulsschlag der Stadt, registrierte, was sich wo tat. Heute herrschte eine seltsame Stimmung im Blauen Bezirk. Irgendwas ist anders als sonst, dachte Jorak und schlenderte zu ein paar Händlern hinüber, die er flüchtig kannte. Sie diskutierten aufgeregt miteinander.

      „He, was gibt’s Neues?“, fragte Jorak.

      Sie sagten es ihm.

      „Beim Nordwind, das darf doch nicht wahr sein“, meine Jorak und ließ sich auf einen Sack Frühlingsmehl nieder, der gerade abgeladen worden war. Er hatte das Gefühl, dass seine Beine ihn plötzlich nicht mehr trugen.

      Auf einmal wusste er, was er heute Neues tun würde.

      Er würde sich ein Schwert besorgen.

      Jede Hand zählt

      Auf dem Dorfplatz war es schon voll, die Fackeln erhellten eine unruhige Menschenmenge. Alena konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals alle Bewohner von Gilmor versammelt gesehen hätte. Sie, Jelica und Kilian quetschten sich so weit nach vorne, wie sie es schafften. Alena hielt Ausschau nach ihrem Vater, sah ihn aber nicht.

      In der Mitte des Platzes stand ein Bote, er sah verschwitzt und übernächtigt aus. In der Dunkelheit konnte Alena die Säulenbeine und die riesige keilförmige Schnauze des Dhatlas erkennen, mit dem er hergekommen war.

      „Was ist denn nun passiert?“, rief jemand ungeduldig und die Menge lärmte zustimmend.

      Erschöpft hob der Bote die Hand, bat um Ruhe. „In Alaak ist die Grenze zwischen Daresh und Draußen zusammengebrochen. Wahrscheinlich hat einer der Türme versagt. Jede Nacht kommen von drüben tödliche Wesen, die keiner von uns je zuvor gesehen hat …“

      Schockiertes Schweigen herrschte auf dem Dorfplatz. Alena wagte kaum zu atmen. Alaak, die Provinz der Erd-Gilde, war nicht weit weg von hier, nur eine Tagesreise. Von dort waren es noch mal zehn Tagesreisen bis zur Außengrenze von Daresh. Was für Biester waren das, beim Feuergeist, und würden sie es schaffen, so weit ins Binnenland vorzudringen?

      „Die Regentin hat schon all ihre Soldaten zur Grenze entsandt“, fuhr der Bote fort und musste einen Moment innehalten, bevor er die Kraft fand, fortzufahren. „Aber das genügt nicht. Der Rat bittet euch um Hilfe! Jede Hand zählt.“

      „Wie sehen die Wesen denn aus?“, rief jemand.

      Das Gesicht des Boten verzerrte sich. „Wie lebende massige Steine, aber Steine, die Mensch und Tier zerfleischen können. Eins der Dörfer in Grenznähe haben sie in einer einzigen Nacht ausgelöscht, es gab keine Überlebenden.“

      „Eins ist sicher ? die Erd-Gilde wird’s nicht schaffen, mit den Biestern fertig zu werden“, flüsterte Jelica Alena ins Ohr.

      Alena nickte. Im Gegensatz zur Feuer-Gilde waren die Erd-Leute friedlich, die meisten trugen nicht einmal Waffen.

      „Vor allem brauchen wir Feuermeister“, erklärte der Bote. „Vielleicht gelingt es uns, den Turm neu zu beleben.“

      Kilian schüttelte fassungslos den Kopf. „Hat der Kerl zu viel Beljas gekaut? Wenn die Türme vom Alten Volk gebaut worden sind, dann verstehen wir sie ja nicht einmal. Wie sollen wir sie dann reparieren?“

      „Wir müssen es jedenfalls irgendwie hinkriegen“, sagte Alena. „Oder hast du Lust auf eine Herde blutdurstiger Wesen in eurem Erzlager?“

      „Wir haben kein Erzlager“, zischte Kilian zurück.

      „Dann halt in eurer Küche!“

      Ein paar Leute beschwerten sich, sie sollten still sein. Alena und die anderen wandten sich wieder dem Boten zu, der gerade erklärte, an welcher Stelle die Wesen durchgebrochen waren und was die Truppe der Regentin inzwischen über sie herausgefunden hatte. „Feuer scheint ihnen nicht zu schaden, doch sie mögen Licht nicht. Man kann sie mit einem Schwert verletzen, aber nur sehr schwer töten. Wir haben gefällte Bäume als Barrieren verwendet, das hält sie etwas auf, wenn auch nicht lange. Sie fressen sich überall durch. Und sie ermüden nicht, sie folgen ihrem Opfer einfach so lange, bis es nicht mehr kann, und töten es …“

      Ein paar Meter weiter leuchtete das helle Haar von Zarko aus der Menge. Er streifte sie mit einem kalten Blick. „Na, ist euch der Mut schon durchgerostet?“

      „Zarko, kümmer dich um deine eigenen Klingen, ja?“, fauchte Jelica.

      Hm, dachte Alena. Seit Kilian und Jelica nicht mehr zu Zarkos Gefolgsleuten zählen, ist die Stimmung zwischen ihnen deutlich abgekühlt!

      „Ich wette, ihr seht die Grenze nicht mal von weitem“, flüsterte Zarko grinsend.

      Alena zuckte die Schultern und beachtete ihn nicht mehr. Wieder schaute sie sich nach ihrem Vater um. Wo blieb er? Es konnte nicht sein, dass er von diesem Aufruhr nichts mitbekommen hatte! Auch Zarko hatte bemerkt, dass ihr Vater fehlte. „Na, traut er sich nicht her?“ Sein Grinsen wurde noch breiter.

      Alena kniff leicht die Augen zusammen und blickte ihn ein paar Sekunden lang intensiv an, ohne zu blinzeln. Zarko wurde blass und wandte sich ab. Wirkt immer, dachte Alena zufrieden. Rena hatte ihr das beigebracht und erzählt, dass ihre Mutter Alix – die seit langem tot war – diesen „Raubtierblick“ gerne eingesetzt hatte. Rena selbst konnte ihn nicht nutzen. Sie war einfach zu nett, und das merkte man.

      Ein Mann drängte sich durch die Menge. Alenas Herz machte einen Satz, als sie ihren Vater erkannte. Sie wollte ihm etwas zurufen

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