Feuerblüte II. Катя Брандис
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„Ich versuch’s, das kannst du mir glauben.“
„Jedenfalls zahle ich dir schon mal deinen Anteil aus der letzten Expedition aus, auch wenn mir die Händler das Geld noch schuldig sind.“ Kerrik ging seine Börse holen und zählte zwanzig Tarba auf den Tisch. Jorak blickte nachdenklich auf die matt glänzenden dreieckigen Münzen, nickte dann und steckte sie ein. Das war eine Menge Geld, und Jorak wusste, dass Kerrik ihm mehr gegeben hatte, als ihm eigentlich zustand. Aber es wäre nicht klug gewesen, abzulehnen. Er wusste, er musste mehr als die Hälfte davon für ein paar ordentliche Waffen ausgeben. Wenn man den Gerüchten glauben konnte, würde er mit dem Messer nicht viel ausrichten können gegen die Wesen, die nördlich von hier über die Grenze kamen.
„Vielleicht kannst du uns ja mal eine Nachricht schicken“, sagte Kerrik.
„Und ihr mir auch.“ Jorak grinste. „Sonst komme ich zurück und stelle fest, dass Ekaterin gar nicht mehr da ist.“
Lilas lächelte etwas gezwungen. Sie kam mit seinem schwarzen Humor nicht besonders gut klar, und es tat Jorak leid, dass er sich den Witz nicht verkniffen hatte. Er umarmte sie und Kerrik, dann machte er sich auf den Weg. Obwohl er merkte, dass Kerrik und Lilas ihm nachsahen, drehte sich nicht mehr um. Die beiden sollten nicht merken, wie schwer ihm der Abschied fiel.
***
Du bleibst hier ? ich möchte nicht, dass du gegen diese Biester kämpfst. Immer wieder echote es in ihrem Kopf. Alena spürte, wie Wut auf ihren Vater in ihr hochbrodelte. Wie hatte er so was sagen können? Wieso hatte er sie nicht mal gefragt, was sie tun wollte? Die paar Atemzüge dafür hätte er sich nehmen können! Er hatte ihr einfach seine Wünsche aufgedrückt. Bedeutete es gar nichts, dass sie Meisterin war und damit ganz offiziell erwachsen?
Ich verlasse mich auf dich, Alena!
Alena verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte an die schräge metallene Decke ihres Zimmers. Sie tastete sich an den Gedanken heran, wie es wäre, über die Grenze zu gehen und einfach weiterzuziehen, das Land dahinter zu erkunden. Hinein ins Unbekannte. Dinge sehen, die noch nie jemand gesehen hatte. Durch Gegenden reisen, in denen seit Tausenden von Wintern kein Bewohner Dareshs mehr gewesen war. Es würde gefährlich werden, selbst für eine Schwertkämpferin wie sie und mit einem Begleiter wie Cchraskar. Würde sie das schaffen, ging das überhaupt? Was war, wenn sie drüben in Schwierigkeiten geriet? Dann könnte niemand ihr helfen und niemand würde je erfahren, was mit ihr geschehen war …
Sie nahm einen Schluck Cayoral direkt aus der Kanne, die ihr Vater am Nachmittag aufgebrüht hatte. Dabei verschüttete sie ein paar Tropfen, und erschrocken sah sie, dass ihre Hände zitterten.
Du hast Angst, wurde es Alena klar. Und trotzdem willst du dorthin. Unbedingt. Was ist eigentlich mit dir los? Alle werden dich für verrückt halten. Und Pa wird schrecklich wütend auf dich sein.
Du bleibst hier ? ich möchte nicht, dass du gegen diese Biester kämpfst.
Immerhin: Davon, dass ich nicht über die Grenze gehen soll, hat er nichts gesagt, dachte Alena trotzig. Außerdem habe ich nichts versprochen. Er hat mich nicht gefragt und ich habe nicht Ja gesagt.
Sie brauchte jemanden, der ihr einen Rat geben konnte. Vielleicht war dieser Jemand nicht einmal ein lebendes Wesen. Nachdenklich zog Alena ihr Schwert. Ob es ihr noch einmal einen Traum schicken konnte? Sie strich mit den Fingern über den großen Smaragd, der im Griff eingebettet war. Bei ihrem Kampf gegen den Weißen Panther hatte ihr Schwert ihr durch Träume geholfen, ihr einen Weg gezeigt, wie sie mit dem Dämon fertig werden konnte …
Alena legte die Hand um den Ledergriff ihres Schwerts und zwang sich, alle Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen, zur Ruhe zu kommen. Sie musste einschlafen! Doch die Nachricht vom Fall der Grenze, die Aufregung, ließ sich nicht so leicht verdrängen. Es schien ewig zu dauern, bis ihre Augenlider schwer wurden, bis sie es schaffte, wegzudämmern …
Wirbelnder Nebel. Alena sieht kaum die Hand vor dem Gesicht. Nervös bleibt sie stehen, blickt sich um, versucht im weißen Nirgendwo etwas zu erkennen. Schritt für Schritt wagt sie sich hinein ins Unbekannte. Doch auf einmal kann sie es kaum mehr erwarten, anzukommen. Freude durchpulst sie. Sie beginnt zu rennen, obwohl sie nicht sieht wohin. Der Nebel lichtet sich etwas, gerade genug, dass Alena eine eigenartige Landschaft dahinter ahnen kann, und eine schlanke Gestalt, die sich gegen den hellen Himmel abzeichnet …
Mit einem Ruck erwachte Alena. Der Cayoral, den sie vorhin verschüttet hatte, war noch nicht getrocknet; sie konnte kaum mehr als ein paar Momente geschlafen haben. Langsam löste sie die Finger vom Griff ihres Smaragdschwerts. Ein Echo der Freude, die sie vorhin gespürt hatte, kehrte zurück, als sie an den Traum dachte. Jetzt war sie sicher, dass sie jenseits der Grenze etwas Wunderbares finden konnte. Etwas, das ihr Leben verändern würde.
Sie musste aufbrechen – sobald wie möglich.
Doch ein nagendes schlechtes Gefühl in ihrem Inneren blieb. Es fühlte sich nicht gut an, einfach so zu gehen. Sie wünschte, sie hätte sich richtig von ihrem Vater verabschieden können. Ich brauche mal wieder ein Ritual, dachte Alena. Ein Abschiedsritual. Aber nicht jetzt. Kurz bevor ich gehe.
Sie begann die Sachen zusammenzusuchen, die sie für die Reise brauchte. Auch als sie hörte, wie jemand die Pyramide betrat, Schritte im Gang wahrnahm, packte sie weiter. Sie wusste längst, wer das war. Jelicas Schritte waren leichtfüßig und übermütig, Kilians ein wenig schüchtern, gleichmäßig. Alena wandte sich erst um, als sie Jelicas Stimme hörte.
„Du gehst also trotzdem.“ Jelica lehnte im Türrahmen. „Überrascht mich ehrlich gesagt nicht. Aber was ist mit den Schwertern, die du fertig schmieden sollst?“
Alena ließ sich nicht beim Packen stören. Eine zweite Tunika zum Wechseln, Schleifstein, Verbandszeug – jetzt brauchte sie nur noch Proviant. „Ich arbeite heute die Nacht durch. Meinetwegen auch noch den ganzen Tag morgen. Aber dann mache ich mich auf den Weg.“
„Allein? Zu Fuß?“ Kilian sah beeindruckt, aber auch ein bisschen besorgt aus. Er hockte sich auf eine Werkbank und stützte sich mit den Armen nach hinten ab.
„Nicht allein“, sagte Alena, hob den Kopf und sog die Luft ein. Sie musste lächeln. Es war nicht schwer zu merken, dass ihr bester Freund in der Nähe war, dazu roch er zu stark nach Raubtier. „Cchraskar, ich finde es ganz schön albern, dass du dich versteckst!“
„Vorrsicht ist bessser als blaue Fleccken, Feuerblüte.“ Das haarige Gesicht des Iltismenschen lugte hinter der Tür hervor. Als Cchraskar grinste, kamen seine Fangzähne prächtig zur Geltung. „Die mögen micch nicht hier im Dorrf.“
„Warum hast du Meister Palek auch den Torquil-Braten geklaut, den er zum Dörren rausgehängt hatte?“ Alena schüttelte den Kopf. „Das war nicht gerade schlau! Er konnte sich denken, wer’s war.“
Kilian und Jelica beobachteten Alenes besten Freund mit großen Augen. Obwohl sie Cchraskar schon ein paarmal gesehen hatten, faszinierte er sie noch immer. Man sah nicht oft Halbmenschen in den Siedlungen, meistens blieben sie unter sich und scherten sich nicht um die „Dörflinge“ – denen sie Spitznamen gaben, die oft weniger schmeichelhaft waren als Alenas Name „Feuerblüte“.
„Habt ihr gefragt, ob ihr mitkommen dürft?“, fragte Alena die Geschwister.
Kilian blickte zur Seite, sein Mund war verkniffen. „Ja. Keine Chance, wie ich’s mir schon gedacht