Feuerblüte II. Катя Брандис
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Читать онлайн книгу Feuerblüte II - Катя Брандис страница 10
Sieht so aus, als hätte ihm der Fremde eine Wette angeboten, dachte Alena.
Der Wirt eilte herbei und hängte eine hölzerne Scheibe an der Erdwand auf. Der Fremde zog ein Messer und legte es auf den Tisch. Alena spähte neugierig hinüber. Es war ein teurer Dolch mit einer Klinge aus Iridiumstahl. Der Griff aus schwarzem Nachtholz war mit einem gelben Stein ausbalanciert, sodass der Dolch sich zum Werfen eignete. Auf die Klinge war ein Flammenmuster graviert. Interessiert beobachtete Alena, wie der Fremde sich neben die Wurfscheibe stellte.
Sein Wettpartner warf den Dolch. Hart und schnell. Doch der Dolch kam nie auf der Wurfscheibe an. Mit einer blitzartigen Bewegung hatte der Fremde ihn aus der Luft gefangen und hielt ihn hoch. Er hatte sich nicht daran verletzt.
Ein Raunen ging durch die Schänke. Auch Alena staunte. „Unglaublich ? der hat ja Reaktionen wie ein Iltismensch!“
„Fast“, bemerkte Cchraskar, schnappte nach einer vorbeisummenden Fliege und holte sie glatt aus der Luft.
„Und Mut muss er auch haben. Er hätte sich an dem Ding ganz schön die Hand aufschlitzen können“, meinte Kilian.
Cchraskar schaute beleidigt drein, weil niemand sein Kunststück würdigte, und spuckte die Fliege unter den Tisch.
„Na ja, wahrscheinlich hat er lange mit einem stumpfen Messer geübt, sodass er das nicht mehr befürchten muss.“ Jelica ließ den Blick nicht von dem Fremden.
Am liebsten hätte Alena den Trick noch mal gesehen. Aber der Fremde sammelte nur gelassen seinen Gewinn ein und bestellte sich einen großen Krug Cayoral. Als er ausgetrunken hatte, stand er auf und ging.
Nachdenklich blickte Alena dem Fremden nach. Sie fragte sich, warum der Mann einen so wertvollen Dolch trug, aber offensichtlich nicht genug Geld hatte, um sich in der Schänke etwas zu bestellen. Vielleicht war er ein verarmter Meister vierten Grades, dem peinlich war, wie er inzwischen lebte. Nein, auch das konnte nicht sein, seinen Bewegungen nach war der Fremde zu jung, um ein Meister vierten Grades zu sein.
„Wir müssen los“, sagte Kilian und sie standen auf. Es dämmerte schon.
Alenas Herz pochte, als sie vor den Eingang des Erdhauses traten. Schon nach wenigen Atemzügen hatte sie die Sache mit dem Fremden und dem Dolch vergessen. Sie waren nur noch zwei Tage von der Grenze entfernt, das hieß, sie mussten auch hier schon mit Überfällen der Wesen aus dem Land jenseits der Sieben Türme rechnen.
Alena zündete mit einer gemurmelten Formel eine der Fackeln an und hielt sie hoch, damit ihr Schein die Umgebung erhellte. Doch er reichte nicht besonders weit. Tiefe Nacht lag über den Hügeln des Grenzlandes und umschloss sie wie eine schwarze Faust. In der Ferne hörten sie die pfeifenden Rufe eines Rudels Nachtwissler, sonst war es still.
„Vielleicht hätten wir uns besser einen Lagerplatz gesucht, als es noch hell war“, sagte Jelica beklommen.
„Am besten wir lagern gar nicht, sondern wandern weiter nach Norden“, meinte Kilian. Seine Stimme klang nicht sehr zuversichtlich. „Was meinst du, Alena?“
„Ja – gute Idee“, antwortete Alena und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass auch ihr nicht ganz wohl zumute war. „Wir müssen nur durchhalten, bis es hell wird, dann können wir schlafen.“ Sie war froh, dass Cchraskar bei ihnen war.
Der Iltismensch witterte in die Nacht hinein. „Bin gespannt, sssehr gespannt, wie die Biester riechen. Und ob man reinbeißen kann.“
Worauf haben wir uns da nur eingelassen?, dachte Alena.
***
Fünf Menschen, dachte Tavian niedergeschlagen. Wir sind nur zu fünft und sollen etwas schaffen, was wahrscheinlich unmöglich ist.
Er war Tage und Nächte geritten bis zur Grenze, fast ohne Pause. Auf dem Weg war Tavian im Geiste durchgegangen, was er über die Türme wusste, was er auf seinen Reisen mit Cano darüber erfahren hatte. Es war erschreckend wenig. Die Sieben Türme, die Daresh vor der Welt außerhalb schützten, standen etwa hundert Baumlängen weit von der Grenze entfernt. Immer gegenüber eines Tors, durch das man von außen nach Daresh oder von Daresh nach draußen kam. Gemeinsam erzeugten die Türme die eigenartige Grenze, manchmal auch Dunkelzone genannt, die zu überschreiten kaum möglich war – viele der Menschen, die es versucht hatten, waren dabei wahnsinnig geworden. Damals hatten Cano und er es nur geschafft, weil Cano sich und ihm ein Gegenmittel verabreicht hatte, das ihnen die Überquerung möglich gemacht hatte. Tavian hätte zu gerne gewusst, woraus dieses Mittel bestanden hatte. Es war eine Art Betäubungsmittel gewesen; es hatte einen ganzen Tag gedauert, bis sein Kopf wieder klar war.
Das Alte Volk hatte die Türme gebaut und das musste unglaublich lange her sein. Vier der Türme waren Ruinen, nur noch drei funktionierten – und nun war einer von ihnen ausgefallen. Zwei waren noch übrig und das war anscheinend zu wenig um die Grenze zu halten. Sie mussten mindestens einen der Türme wiederbeleben.
Jetzt stand er hier, auf der Linie, die ödes Gestein und Gras trennte, und schaute sich die anderen Menschen an, die aus ganz Daresh herbeigerufen worden waren.
„Sukie heiß ich“, stellte sich eine junge Frau mit heiteren rauchgrauen Augen und roten Locken vor. Sie trug kein Schwert – das war ungewöhnlich für eine Frau der Feuer-Gilde. Tavian beäugte sie skeptisch. Sie sah so aus, als wäre sie keinen Tag älter als zweiundzwanzig Winter, aber wie konnte das sein? Ihre Insignien zeigten, dass sie schon eine Meisterin dritten Grades war! Sie musste hochtalentiert sein.
Die dicke Frau mit den strähnigen Haaren, die neben Sukie stand, kannte Tavian nur allzu gut. Es war Lella, die ehemalige Feuermeisterin des Propheten. Schüchtern spähte sie in die Runde und versuchte sich hinter dem Vorhang ihres Haars zu verbergen. Eigentlich hätte Tavian sich freuen sollen, dass sie dabei war – Lella beherrschte Feuer-Arten, an die niemand sonst sich heranwagte, sie hatte unglaubliche Kräfte. Aber er wusste auch, andere Menschen interessierten sie herzlich wenig, und das machte sie gefährlich. Es wunderte ihn, dass sie überhaupt hier war um zu helfen.
Auch den dritten im Bunde, einen älteren Meister namens Cleon, betrachtete Tavian mit gemischten Gefühlen. Er hatte schon von ihm gehört. Natürlich. Cleon war nur zufrieden, wenn sein Name in aller Munde war. „Mit meinen neuen speziellen Formeln werde ich das Problem in den Griff bekommen“, verkündete er gerade mit seiner volltönenden Stimme. „Im Gegensatz zu euch bin ich ja nicht außer Übung, was Blaues Feuer betrifft …“
„Spezialformeln? Was soll denn das für ein Aschehaufen sein?“, knurrte Mika Indro, der Vierte im Bunde – er war Mitglied des Gildenrates, der höchsten Instanz der Feuer-Gilde. Er überragte sie alle um einen Kopf und hatte, wie es manchen Feuer-Leuten passierte, sämtliche Haare schon in seiner Jugend verloren. Tavian betrachtete die große Brandnarbe auf seinem Hals. Hm, ja, sieht tatsächlich nach Blauem Feuer aus, dachte er und musste grinsen. Es schien, als würden Indro und Cleon sich kennen …
Das waren die vier anderen. Tja, und er selbst … er konnte die Vorsicht in den Gesichtern der anderen sehen, wenn sie ihn anblickten. Bis auf Lella. Die hatte ja selbst dem Propheten gedient, und außerdem dachte sie gar nicht daran, ihn anzuschauen.
Auf dem Weg über die steinige Ebene diskutierten die anderen lebhaft darüber, wie es wohl im Inneren des Turms