Feuerblüte II. Катя Брандис
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Jelica blickte sie neugierig an. „Was genau hast du vor? Wirst du mitkämpfen?“
„Nein.“ Alena zurrte den Ledergurt um ihr Gepäck fest. „Nur wenn mir eins von den Viechern über den Weg läuft. Eigentlich will ich über die Grenze. Dass einer der Türme zusammengebrochen ist, ist eine Chance, wie es sie nur einmal im Leben gibt. Ja, ich weiß, das ist irgendwie egoistisch. Alle anderen verteidigen Daresh, nur ich nicht. Aber ich muss es einfach tun.“
„Suchst du nach dem Schatz?“ Kilian sah sehnsüchtig aus.
„Vielleicht – wenn ich gerade Zeit habe“, antwortete Alena. Der Schatz war ihr nicht besonders wichtig. Tavian und sie waren nicht arm. Wozu sollten sie noch mehr Besitz horten? Alena hatte kein Interesse daran, in einem Palast zu leben oder ein eigenes Dhatla zu reiten. Nur dass man sich in Atakán angeblich Liebesglück herbeiwürfeln konnte, klang interessant. Sie musste wieder an Kerrik denken, an sein sonnenfarbenes Haar und seine ruhige Kraft. Vergiss es, dachte sie streng. Vergiss ihn endlich, Rostfraß und Asche!
„Ach verdammt“, rief Kilian. „Ich komme mit!“
Jelica fuhr herum. „Ich glaube, der Gedanke an diese dreimal verfluchten Würfel von Atakán hat dir das Hirn geröstet!“
„Es geht mir nicht nur um den Schatz.“ Kilian blickte ärgerlich und ein wenig schuldbewusst drein. „Diese Biester einfach an der Grenze zurückzuschlagen reicht nicht. Wir sollten herausfinden, wo sie herkommen und ob dort drüben vielleicht noch Schlimmeres lauert. Ich wette, sie werden uns noch dankbar sein dafür, dass wir uns nach drüben gewagt haben!“
Gute Idee, dachte Alena anerkennend. Die muss ich mir merken, falls irgendjemand auf die Idee kommt, mir Vorwürfe zu machen.
Doch Jelica schienen Kilians Worte eher noch wütender zu machen. Sie stieß sich vom Türrahmen ab und blitzte ihren Bruder an. „Und was ist, wenn sie den Turm reparieren, bevor ihr zurückkommt?“
„Das werden sie nicht so bald hinkriegen“, sagte Alena und entschuldigte sich in Gedanken bei ihrem Vater dafür.
„Keine Sorge, ich passe sccchon auf sie auf“, behauptete Cchraskar und sträubte wichtigtuerisch sein Fell, sodass er viel größer wirkte, als er war.
„Na gut“, meinte Jelica plötzlich. „Ich komme auch mit.“
Alena war verblüfft. Doch als sie sah, wie Jelica Kilian anblickte, begriff sie. Sie brachte es nicht fertig, ihren Bruder allein gehen zu lassen. Ihren kleinen Bruder, der inzwischen größer war als sie.
***
Zwei Tage später, als die neuen Meisterschwerter fertig zum Abholen bereitlagen, stand Alena noch vor dem Morgengrauen auf. Obwohl sie fast die ganze Nacht durchgearbeitet und sich nur kurz hingelegt hatte, war sie nicht müde. Wieder einmal war sie dankbar dafür, dass Feuer-Leute in Zeiten der Gefahr wenig Schlaf brauchten.
Ernst und konzentriert legte Alena die schwarze Tracht an, die die Feuer-Gilde zum Kampf trug. Dann wanderte sie zu einem Hügel in der Nähe, von dem aus man das ganze Dorf überblicken konnte. Dort setzte sie sich im Schneidersitz auf den Boden. Schweigend, das blanke Schwert auf den Knien, wartete sie auf den Sonnenaufgang. Es war ein herrlicher Anblick, als die ersten hellen Strahlen die Spitzen der Pyramiden wie mit flüssigem Gold überzogen.
Alena war feierlich zumute. Sie stand auf und verbeugte sich leicht, so wie es vor einem rituellen Kampf üblich war. „Es war eine gute Zeit in Gilmor“, sagte sie und versuchte ihre Stimme fest und sicher klingen zu lassen.
Sich von der Schmiede zu verabschieden, in der sie aufgewachsen war, fiel ihr schwerer. Alena sah sich ein letztes Mal darin um. Das Feuer in der Esse war ausgegangen und die beiden Ambosse kauerten schwer und klobig auf dem Boden. Hier und dort standen halb fertige Schwerter herum, der ungeschliffene Stahl noch dunkelgrau und voller kleiner Dellen, sodass die Klingen aussahen wie aus Stein gehauen. Es roch nach kaltem Rauch und Asche. Nur wenn das große Schmiedefeuer brannte, war dieser Ort wirklich lebendig.
Sie wickelte das Messer mit dem Griff aus Schlangenbaumholz – ihre Meisterarbeit ? in ein weiches Tuch und ließ es mitten auf dem großen Tisch. Dort würde ihr Vater es sofort sehen. Es war gleich nach dem Smaragdschwert das Wertvollste, was sie besaß.
Dafür suchte sie sich aus seinen Dingen etwas aus, das sie mit ihm verband und bei sich tragen konnte. Sie entschied sich für eine kleine Schriftrolle mit einem seiner Gedichte, das sie besonders mochte, und verwahrte sie sorgfältig in einer Innentasche ihrer Tracht. Eine gute Wahl, dachte Alena. Gedichte sind ein Stück Seele des Menschen, der es geschrieben hat …
Alena war nicht nach Reden zumute, als sie mit Kilian und Jelica nach Norden aufbrach, und die Geschwister schienen es zu spüren, denn sie waren genauso einsilbig. So lange sie noch in der Nähe des Dorfs waren, gingen sie abseits der Wege. Hier in der Gegend riskierten sie jemanden zu treffen, der sie kannte – und der wusste, dass ihnen ganz bestimmt niemand erlaubt hatte dem Ruf zu folgen. Alena hatte keine Lust, Fragen beantworten zu müssen.
Es war eine gute Zeit, um durch Tassos zu wandern. Jetzt, im Frühling, heizte sich der schwarze Sand zwar tagsüber auf, aber frühmorgens war die Luft noch frisch und kühl. Alena war froh, dass sie den warmen Umhang mitgenommen hatte, der einst ihrer Mutter Alix gehört hatte. Ihre Sandalen knirschten auf dem harten Vulkangestein und Alena hörte das Tappen von Cchraskars Pfoten neben sich. Ab und zu zertrat sie versehentlich die Blüten eines Wüstenveilchens und ein schwacher süßlicher Geruch zog durch die Luft.
„Bähhh“, meckerte Ccchraskar. „Das verstopft einem jarr die Nase wie eine Pfütze Düftwasser!“
Alena hörte ihm kaum zu. Sie fühlte sich unsicher. Eigentlich wusste sie nicht gerade viel über Kilian und Jelica. Es war gar nicht so lange her, dass sie ihr die Messer ins Gesicht gehalten hatten, weil sie Zarkos Getreue waren und Zarko mit Alena abrechnen wollte. Und jetzt reisten sie zusammen. Alena fragte sich, ob sie sich auf die beiden verlassen konnte. Ihr Gefühl sagte Ja. Sie hatte die beiden von Anfang an gemocht, auch wenn sie als Zarkos Gefährten um ein Haar mit ihr gekämpft hätten. Vielleicht musste man manchmal auf seinen Instinkt hören … und alles andere auf sich zukommen lassen.
Am nächsten Tag erreichten sie Alaak und stießen auf die große Handelsstraße. So voll hatte Alena sie noch nie gesehen. Tausende von Menschen aller Gilden strebten nach Norden – aber es gab auch viele Flüchtlinge, die sich mit ihren Habseligkeiten nach Süden davonmachten, plärrende Kinder an den Händen und Säuglinge in geflochtenen Tragtaschen auf dem Rücken. Selbst ohne ihre Amulette zu sehen erkannte Alena an ihren großen dunklen Augen und kräftigen Fingern, dass sie zur Erd-Gilde gehörten. Von Rena wusste sie, dass die meisten Erd-Menschen unterirdisch lebten und Tunnel gruben.
„Ganz schön was los hier“, sagte Kilian beeindruckt. „Der Ruf hat sich schnell verbreitet …“
Alena und die anderen gingen am Rand der Straße, um nicht versehentlich von einem der Dhatlas niedergetrampelt zu werden, die die Straße entlangschlurften. Heller Staub lag in der Luft und setzte sich in Alenas Nasenlöchern fest. Das Quietschen von Karrenrädern, das Schleifen von Grabkrallen und die Rufe von Menschen klangen ihnen in den Ohren.
„Ich würde vorschlagen, wir lagern heute Nacht irgendwo in den Wäldern, ein ganzes Stück weg von der Straße“, schlug Alena vor und hielt sich die Nase zu, als ein Dhatla neben ihr einen riesigen, dampfenden Haufen auf die fest gestampfte Erde setzte. „Da ist es ruhiger!“
„Ja,