Feuerblüte II. Катя Брандис
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Feuerblüte II - Катя Брандис страница 8
„Doch. Wir müssen bald anfangen, tagsüber zu schlafen und nachts zu wandern. Ich will nicht im Schlaf von so einem Biest überrascht werden.“ Alena war das ganz recht, sie war sowieso ein Nachtmensch.
Kilian wirkte nachdenklich und wurde immer stiller. Schließlich fragte ihn Alena vorsichtig: „Alles klar mit dir?“
„Inzwischen wissen unsere Eltern, dass wir weg sind. Aber ich glaube, die werden uns nicht suchen können. In diesem Getümmel – keine Chance.“
„Das stimmt“, sagte Alena – und wurde nun selbst schweigsam. Nach mir sucht keiner, dachte sie. Ihr Vater wusste nicht, dass sie die Schmiede im Stich gelassen hatte, Rena und Tjeri hatten keine Ahnung, was Alena vorhatte, und sonst interessierte sich niemand dafür, was sie tat und wo sie war.
Es war ein berauschendes Gefühl, dass sie nun wieder selbst über ihr Schicksal bestimmte. Aber Angst machte es ihr auch.
Der Fremde im dunklen Umhang
Joraks Geld reichte noch, um sich auf dem Weg nach Norden ein Zimmer in einem Gasthaus zu nehmen. Er brauchte lange, bis er eins gefunden hatte, in dem sie einen Gildenlosen wie ihn aufnahmen. Das Zimmer war klein und hatte keinen Kamin, aber er hatte in seinem Leben so oft auf dem Boden und in zugigen Ecken der Stadt geschlafen, dass er den ungewohnten Luxus genoss. Die wenigen Münzen, die er noch übrig hatte, reichten entweder für drei Krüge Polliak oder ein heißes Bad. Joraks innerer Schweinehund brauchte nicht lange um sich zu entscheiden.
In der Gaststube blickten sie ihn erst angewidert und misstrauisch an. Aber als sie merkten, dass er nicht auf Ärger aus war und zahlen konnte, beachteten sie ihn nicht mehr. Der Wirt, ein Mann der Luft-Gilde, war in guter Stimmung, weil er zurzeit ein volles Haus hatte. Als Jorak fragte: „Na, wie gehen die Geschäfte?“, blieb er für eine kurze Plauderei.
„Blendend“, berichtete der Wirt. „Im Moment sind viele Leute unterwegs, die dem Ruf folgen – die meisten aus Tassos, wenn mich nicht alles täuscht. Mal schauen, wie viele wieder zurückkommen!“
Jorak horchte auf. Er wusste, dass Alena im Norden von Tassos lebte, im Dorf Gilmor. Eigentlich versuchte er, nicht mehr an sie zu denken – es war sowieso aussichtslos –, aber der kleinste Anlass brachte die Sehnsucht zurück. Wieso hatte er eigentlich nie daran gedacht, dass auch sie auf dem Weg zur Grenze sein könnte?
„Es war nicht zufällig ein Mädchen der Feuer-Gilde mit schulterlangen rotbraunen Haaren dabei? Schlank, langbeinig, hübsch?“, fragte er ohne viel Hoffnung.
Erstaunt blickte ihn der Wirt an. „Moment mal, ja, so eine habe ich gestern im Ort gesehen. Eine junge Meisterin. Sie hatte ein eigenartiges Schwert, es hat einen großen Smaragd am Griff. Als ich das gesehen habe, dachte ich: Hm, mit der legst du dich besser nicht an, wenn dir dein Leben lieb ist!“
Jorak war es, als bliebe sein Herz stehen. Alena. Es musste Alena sein.
„Aber hübsch … na ja …“, sagte der Wirt. „Kurven muss ein Mädel haben, sonst hat man ja nichts in der Hand!“
„Sie ist wunderschön.“ Jorak funkelte ihn an.
„Ja, ja, die Liebe.“ Der Wirt grinste.
Jorak ärgerte sich, dass er den Mund nicht gehalten hatte. „War jemand bei ihr?“, fragte er.
„Ein Iltismensch. Andere Menschen – vielleicht auch. Es war ein großes Gewimmel, ich habe nicht so genau darauf geachtet.“
Cchraskar. Jorak erinnerte sich. Der Iltismensch hieß Cchraskar. Und jetzt gab es nicht mehr den geringsten Zweifel, dass sie es war.
„Noch einen Krug Polliak gefällig?“, fragte der Wirt.
„Nein, ich danke Euch. Aber könnte mir einer von Euren Leuten ein Bad richten?“
Zehn mal zehn Atemzüge später saß Jorak in der Wanne und schrubbte sich wie ein Wilder. Er überlegte, wie er es anstellen konnte, Alena und ihre Freunde zu treffen. Eine Tagesreise Vorsprung war ganz schön viel. Und was war, wenn er sie eingeholt hatte? Sie mochte ihn ja nicht mal. Die Erinnerung daran, wie er sich mit seinem Versuch, eine Flamme zu rufen, vor ihr blamiert hatte, ließ ihn selbst nach einem halben Winter gequält aufstöhnen.
Aber da war noch eine zweite Erinnerung, die er hütete wie einen Schatz. Diesen Moment, als er nach ihrem Duell mit Cano im Palast der Trauer neben ihr gesessen hatte, als sie verletzt und bewusstlos gewesen war. Wie er ihr zärtlich Blut und Ruß aus dem Gesicht gewischt hatte. Klar, sie wusste nichts davon. Aber er würde es nie vergessen.
Auf einmal fiel ihm die Entscheidung leicht. Ja, er würde versuchen sie einzuholen. Alles Weitere musste er auf sich zukommen lassen.
***
Alena zählte nicht mehr mit, wie viele Ortschaften sie schon durchquert hatten. Sie wusste nicht mal, wie das Erd-Gilden-Dorf hieß, in dem sie gerade rasteten. Wichtig war nur, dass es eine Schänke hatte, in der sie ihre Wasserbeutel wieder auffüllen konnten. Der Gastraum des Erdhauses war so voll mit Menschen, die dem Ruf folgten, dass sie sich zunächst vergeblich nach einem Sitzplatz umsahen. Dank Cchraskar klappte es schließlich – als die Gäste ihn neben sich bemerkten, rückten sie erschrocken zur Seite und machten Platz.
Mit einem breiten Grinsen setzte sich der junge Iltismensch neben Alena und stützte sich mit den Vorderpfoten auf der Sitzbank auf. Iltismenschen waren aufgerichtet nur etwa einen Kopf kleiner als Menschen und Cchraskar konnte bequem über die Tischkante schauen.
„Ich höre mich ein bisschen um“, verkündete Jelica. Sie hatte kein Problem damit, jeden den sie trafen, anzusprechen. „Wie kommen wir zur Grenze? Ach, da wollt ihr auch hin? Habt ihr gehört, wie’s vor Ort aussieht?“, fragte sie und hatte ruck, zuck ein Gespräch angefangen. Mit einem rundlichen Kerl, der in Vanamee einen Regenfisch-Verleih hatte und eine Horde zahmer Kampfkrabben mitbrachte. Mit einem Armbrust-Schützen aus Nerada, dem ein kleiner schwarzer Vogel auf der Schulter saß. Mit muskulösen Erdleuten aus den Steinbrüchen von Telfa, mit einem zerlumpten Geschichtenerzähler und einem halben Dutzend anderen Gestalten.
„Sie ist einfach furchtbar neugierig auf Menschen“, meinte Kilian entschuldigend. „Manchmal kommt es mir vor, als müsste inzwischen jeder in Daresh sie kennen – oder zumindest jemanden kennen, der sie kennt.“
„Ich wünschte, ich wäre auch so“, gestand Alena. „Aber so was schaffe ich nicht.“
Kilian zuckte die Schultern. „Ich auch nicht. Doch ich fand es spannend, in Carradan immer wieder neue Leute zu treffen. Unsere Eltern hatten ein offenes Haus, ständig waren irgendwelche Gäste da …“
„Aucch Halbmenschen?“, erkundigte sich Cchraskar interessiert.
„Nein. Einmal hat sich ein Natternmensch in die Küche verirrt, aber wir, äh, haben ihn schnell wieder rausgeworfen.“
Cchraskar brummte etwas Unübersetzbares in seiner Sprache.
„Findet in Carradan nicht die Gipfelnacht statt?“ Alena hatte sich schon immer gewünscht, einmal bei diesem Fest mitmachen zu können. Feuer-Leute aus ganz Daresh versammelten sich und zogen auf den Berg Yintabor, um dort das alte Ritual zu vollziehen.
„Doch. Unsere Eltern haben sie organisiert.