Die Nadel im Heuhaufen. Rudi Kost

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Die Nadel im Heuhaufen - Rudi Kost

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gefunden. Ich muss doch das Protokoll unterschreiben, das Sie sicher schon fertig haben. Aber bitte ohne Tippfehler diesmal.«

      Berger starrte mich wütend an. Er war ja so leicht auf die Palme zu bringen.

      »Fertig jetzt?«, fragte Keller ungerührt. »Dann zu den Fakten. Todeszeitpunkt ist klar, zwischen acht und zehn Uhr, genauer lässt er sich im Moment nicht eingrenzen. Wunde am Hinterkopf. Bei der eigentlichen Todesursache will sich die Gerichtsmedizin im Moment noch nicht ein­deutig festlegen. Vielleicht ein Schlag auf den Schädel, möglicherweise eine Folge des Sturzes, von was immer der ausgelöst wurde.«

      »Was gefunden?«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Noch nichts. Wenigstens nichts, was als mögliche Tat­waffe in Betracht käme. Blutspuren am Rand der Luke, durch die er gefallen ist. Wahrscheinlich hat er sich beim Sturz angeschlagen.«

      »Irgendeine Theorie?«

      »Das Geländer oben auf dem Heuboden ist morsch. Vielleicht hat er sich dagegengelehnt, vielleicht ist er aus­gerutscht.«

      »Oder er ist dagegengesprungen«, gab ich zu bedenken.

      Berger mischte sich ein: »Ein als Unfall kaschierter Selbstmord? Wozu das denn?«

      »Doppelte Versicherungssumme bei Unfall. Reine Fürsorge. Man tut ja alles für seine Lieben«, sagte ich.

      »Das ist doch Blödsinn!«, fuhr Berger auf. »Dillinger, Sie haben eine krankhafte Phantasie!«

      »Ei forbibbsch! Wänn’s um dä Mäbbse gäht!«, sagte ich spöttisch.

      Berger lief rot an. Er war ein Wendeimport aus Sachsen, der sich krampfhaft bemühte, hochdeutsch zu reden. Ein aussichtsloses Unterfangen. Er mochte es gar nicht, wenn man ihn damit hänselte.

      Keller wiegte bedächtig den Kopf.

      »Ko scho sei«, sagte er. »Älles scho do gwest.«

      Er war auch nicht von hier. Aber als Schwabe von der Ostalb, sozusagen als landsmannschaftlicher Vetter, hatte er einen Bonus. Außerdem: Er konnte Hochdeutsch. Und sprach es auch meist.

      Er wechselte wieder in die Amtssprache. »Wir können derzeit jedenfalls kein Verdachtsmoment ausschließen.«

      Das Wort »Verdachtsmoment« hörte ich gerne. Es be­deutete, dass der Kommissar die Akte noch nicht geschlos­sen hatte.

      »Was weiß man über den Tathergang?«, fragte ich.

      »Vorerst gibt es noch keinen Tathergang, sondern nur einen Todesfall, dessen Ursache wir untersuchen«, belehrte er mich.

      »Es war ein Unfall, nichts weiter«, sagte Berger.

      »Das glaube ich vorerst mal noch nicht«, erwiderte ich.

      »Und warum nicht?«, wollte Berger wissen.

      »Sagt mir mein Gefühl.«

      »Pah!« Berger plusterte seine Pausbäckchen auf. »Ge­fühl!«

      »Mit dem Wort können Sie nichts anfangen, gell?«

      Keller bot mir seine Thermoskanne an. Ich lehnte dan­kend ab. Wenn ich etwas hasse, dann ist es Kamillentee. Keine Ahnung, weshalb er den trank. Vielleicht half er bei der Ausnüchterung.

      Keller konsultierte seine Notizen.

      »Also zum Hergang. Gesehen oder gehört hat natür­lich niemand etwas. Die Nachbarn waren im Stall oder sonst wo beschäftigt. Ach ja, der Viehhändler war im Dorf, ein gewisser …« Er blätterte in seinen Unterlagen. »… ein gewisser Norbert Czichon. Der war übrigens auch bei Huber. Er hat ihn im Stall nicht gefunden, hat am Haus geläutet, aber keiner hat aufgemacht. Dann ist er wieder gegangen.«

      »Sagt er.«

      »Sagt er. Irgendwelche Zweifel?«

      »Es kommt mir seltsam vor. Ich habe ja auch in der Scheune nachgeschaut, als ich Huber nirgends gefunden habe.«

      Keller dachte nach. »Vielleicht hatte er es eilig. Vielleicht war es ihm nicht so wichtig. Er kommt ja regelmäßig vor­bei. Und er hatte keinen festen Termin mit Huber.«

      »Wann war er bei Huber?«

      »Nach seiner Aussage zwischen neun Uhr und halb zehn. Genauer weiß er’s nicht.«

      »Da war Huber vermutlich schon tot. Hat den Vieh­händler jemand gesehen?«

      »Im Dorf ja, bei Huber nein.«

      »Was ist mit der Frau und dem Sohn?«

      »Alle drei waren wie üblich im Stall. Von sechs bis etwa halb acht. Danach haben sie gemeinsam gefrühstückt. Wie jeden Morgen. Frau und Sohn haben sich umgezogen und sind gegen halb neun nach Schwäbisch Hall gefah­ren. Einkaufen. Huber ging nicht mit. Was er auf dem Hof vorhatte, wussten sie nicht. Sie haben ihn zuletzt gesehen, als er in die Scheune ging. Er wollte Heu hinunterwerfen. Sagen sie.«

      »Wozu er aber nicht mehr kam.«

      »Richtig. Auf dem Scheunenboden lag kein Heu.«

      »Das grenzt den Todeszeitpunkt zumindest ein, wenn die Hubers um halb neun weggefahren sind.«

      Keller schüttelte den Kopf.

      »Seit dem Frühstück haben sie den Huber nicht mehr ge­sehen.«

      Ich blieb hartnäckig.

      »Andersherum: Es könnte gleich nach dem Frühstück passiert sein, weil er nicht mehr dazu kam, das Heu hinun­terzuwerfen.«

      »Muss nicht so sein. Wer weiß, was er sonst noch getan hat?«

      »Was ist mit einem Motiv?«

      »Das einzige Motiv, das ich bisher sehe, haben Sie ins Spiel gebracht. Das mit der Lebensversicherung hat mich stutzig gemacht. Kommt es häufiger vor, dass die Ehefrau als Begünstigte gestrichen wird?«

      Ich schüttelte den Kopf.

      »Habe ich noch nie erlebt. Außer nach einer Scheidung.«

      »Stand da bei den Hubers etwas an?«

      »Keine Ahnung. Aber besonders mitgenommen haben Frau und Sohn auf mich nicht gewirkt.«

      Ich erzählte von meinem kurzen Gespräch mit den so eigenartig gefassten Hinterbliebenen. Mein Eindruck deckte sich mit dem von Keller.

      »Haben Sie die Hubers danach gefragt?«, wollte ich wissen.

      Keller tat unschuldig: »Noch nicht.«

      Ich merkte, worauf es hinauslief.

      »Haben Sie sich im Dorf schon umgehört?«, fragte Kel­ler nun mich wie beiläufig.

      Nun spannte es auch Berger.

      »Chef,

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