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Seufzend ließ Desiderius sich zurückfallen und ergab sich den fähigen Händen des Alten. Aber während der Verarztung kreisten seine Gedanken unaufhörlich um den jungen Prinzen. Er fragte sich, warum er sich selbst so quälte, obwohl es so einfach sein könnte. Doch die Antwort darauf hatte er sogleich parat. Ein Mann wie er bekam einfach nie das, was er sich ersehnte, vor allem keinen Prinzen.
Selbst wenn es im Moment nicht den Anschein hatte, aber letzten Endes würde es übel für ihn enden, wenn er sich auf Wexmell einließ. Entweder er würde anfangen, den jungen Prinzen zu mögen, oder er verlor seinen Kopf, weil sie beide erwischt wurden.
Wäre Wexmell kein Prinz, wäre es vielleicht einfacher. Aber Desiderius hätte vermutlich auch dann zu viel Angst davor, seine knallharte, kalte Fassade abzureißen, um zu offenbaren, dass er tief im Inneren ein Herz besaß, das sich davor fürchtete, verletzt zu werden.
Wer nicht fühlte, konnte auch nicht enttäuscht werden. Das hatte er dank der Ablehnung seiner Familie schon sehr früh lernen müssen. Warum sollte ein Prinz ihn anders behandeln? Für Wexmell war er doch nichts weiter als ein nettes Spielzeug. Eine Ablenkung vom tristen Alltagsleben eines Hochgeborenen. Er würde nur solange Spaß an ihm haben, bis ihm das Verbotene langweilig wurde und er seine Aufmerksamkeit einer neuen Verlockung zuwandte. Der junge Prinz würde ihn schneller fortwerfen, als es bei einem Gewitter blitzen konnte.
Desiderius schützte sich nur selbst mit seiner Abwehrhaltung. Er musste es tun, es gab keine andere Wahl. Es sei denn, er und die Welt würden sich von Grund auf ändern.
***
»Ich habe ihm etwas gegeben, das ihn schlafen lässt«, erklärte der Heiler dem hereinkommenden Kronprinzen. »Ihr könnt mit ihm sprechen, aber er wird sehr bald einschlafen und braucht dann eine Weile Ruhe.«
»Ich bin nicht müde«, mischte sich Desiderius ein.
Er wurde ignoriert.
Der Kronprinz fragte den Heiler voller Führsorge: »Wie schlimm ist seine Wunde?«
»Nicht schlimm«, antwortete der Heiler. »Ich habe sie gesäubert und genäht, damit keine große Narbe zurückbleibt, aber sie wird ihm schon morgen nicht mehr wehtun. Es ist nicht die Wunde, die ihm zusetzt, sondern seine Erschöpfung und weil er zu wenig getrunken hat.« Der Heiler warf über die Schulter einen scharfen Blick auf Desiderius: »Oder er hat zu viel vom Wein getrunken.«
Desiderius schob grinsend einen Arm unter seinen Kopf und gestand: »Es war wohl eine Mischung aus beidem.«
Der Kronprinz schmunzelte belustigt, aber der Heiler schüttelte verdrossen seinen Kopf.
»Er muss schlafen!«, trug der Heiler dem Kronprinzen streng auf. »Haltet ihn nicht zu lange wach, Eure Majestät.«
»Natürlich nicht«, versicherte Prinz Karic.
Der Heiler verließ die dunkle Kammer, in der nur zwei winzige Kerzen leuchteten und spärlich Licht spendeten.
Nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war, verschränkte der blauäugige Kronprinz die Arme vor der Brust und senkte unsicher seinen Blick. »Wie ... ähm, geht es Euch?«
Desiderius antwortete grinsend: »Ziemlich gut. Was auch immer er mir gegeben hat, ich habe mich noch nie besser gefühlt.«
Und das war die Untertreibung seines Lebens. Um genau zu sein fühlte es sich an, als schwebte er. Sein Körper war betäubt, fühlte sich aber nicht taub an. Die Pelze, in die sein nackter Körper eingehüllt war, fühlten sich wundervoll streichelnd an. Außerdem war sein Verstand von einer leichten Nebelschicht überlagert und ließ ihn dauerhaft schmunzeln. Es fühlte sich beinahe so an wie damals, als er zu Besuch bei einem Stamm des Waldvolkes an einer Pfeife gezogen hatte, die man ihm am Lagerfeuer gereicht hatte.
Der Kronprinz schnaubte amüsiert.
Dann wurde sein Blick jedoch wieder ernst und er deutete mit einem Kopfnicken auf die Bettkante. »Darf ich?«
Desiderius wollte rüber rücken, um zu zeigen, dass er nichts dagegen hatte, aber er konnte seinen Körper beim besten Willen um kein Stück bewegen. Also nickte er: »Aber natürlich, Majestät.«
»Lasst das doch endlich«, lachte der Kronprinz, als er sich setzte. »Mein Vater, der König, wird so genannt, aber ich möchte für Euch einfach nur Karic sein.«
»In Anbetracht der Tatsache, dass Ihr schon bald meine kleine Halbschwester ehelicht, bin ich ganz froh darüber, dass ich Euch nicht mit solchen Floskeln in den königlichen Hintern kriechen muss«, erwiderte Desiderius amüsiert.
Der Kronprinz lächelte milde, als er versicherte: »Ich werde sie gut behandeln, seid unbesorgt.«
»Das will ich Euch auch geraten haben«, warnte Desiderius drohend.
Der Kronprinz schluckte schwer, als er den Blick zu ihm hob.
Desiderius zwang sich, sich aufzusetzen und brachte im Schein des flackernden Kerzenlichts sein Gesicht ganz nahe an das des Kronprinzen heran. Mit leiser Stimme drohte er: »Denn eines wollen wir mal klarstellen, ob Kronprinz oder nicht, wenn Ihr meine Schwester nicht glücklich macht oder ihr sogar wehtut, seid Ihr ein toter Mann.«
Lange forschte der Kronprinz in Desiderius’ Augen. Doch Desiderius hielt diesem Blick stand und machte deutlich, dass er nicht mehr scherzte.
Plötzlich lächelte der Prinz. »Ihr seid der einzige Mann, der es wagt, einem Prinzen zu drohen.«
»Wenn ich eine Eurer Schwestern heiraten sollte, würdet Ihr das gleiche zu mir sagen, mein Prinz«, sagte Desiderius etwas versöhnlicher.
»Und deshalb respektiere ich Euch«, erwiderte der Prinz.
Überrascht blinzelte Desiderius den Prinzen an. Er wusste nicht, was er sagen sollte. War es üblich, sich nach einem solchen Kompliment zu bedanken? Oder musste er es erwidern?
Desiderius wusste es nicht, deshalb tat er nichts dergleichen. Außerdem wusste er nicht, ob er den Prinzen respektierte, er kannte ihn ja nicht gut genug. Und er war kein Heuchler.
Der Kronprinz verengte plötzlich seine Augen und schmunzelte listig. »Ich bin froh, dass Ihr von selbst meine Geschwister angesprochen habt, aber es sind nicht meine Schwestern, um die ich mich sorgen muss, habe ich recht?«
Desiderius’ Miene wurde hart und kalt. »Was immer Ihr denkt, zu wissen ...«
Der Kronprinz hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen und lächelte ihn dann mit einem milden Gesichtsausdruck an. »Nur keine Sorge, Desiderius, nicht jeder in Nohva teilt die Ansichten der menschlichen Kirchengesetze. Nicht einmal die Menschen.«
»Aber der König führt sie durch«, warf Desiderius dem Kronprinzen vor. Er ließ sich wütend zurückfallen und sah mit unnachgiebiger Miene den Prinzen an, als er erwiderte: »Wie ich bereits sagte, was immer Ihr glaubt, zu wissen, ist falsch, mein Prinz.«
»Das sieht mein Bruder aber anders«, gab der Kronprinz eisern zurück. »Er hat mir nämlich von Euch erzählt. Von der Nacht in dem Bordell.«
Fassungslos blinzelte Desiderius den Kronprinzen