Geliebter Prinz. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebter Prinz - Billy Remie страница 36
»Dann lasst es«, zischte Desiderius und schnitt dem Kronprinzen damit das Wort ab.
Der Kronprinz senkte einatmend seinen Blick. Es widerstrebte ihn, dass man ihm nicht zuhören wollte, doch er blieb ganz ruhig. »Ich verurteile Euch nicht.«
»Wenn, dann wäre es mir gleich«, gab Desiderius trocken zurück. »Wisst Ihr was, ich glaube, ich werde jetzt doch müde ... «
Wenn der Kronprinz nicht bald gehen und das Gespräch beenden würde, wusste Desiderius nicht, ob er sich beherrschen könnte. Er hatte furchtbare Angst, weil mittlerweile zu viele Prinzen von seinen Vorlieben wussten. Das könnte tödlich sein ...
»Desiderius, ich kann verstehen, dass Ihr Angst habt, aber ich möchte, dass Ihr wisst, dass ich auf Eurer Seite bin«, sagte der Prinz so schnell, dass man ihm nicht ins Wort fallen konnte. »Und ich wollte Euch nur sagen, dass ich weiß, in welche Schwierigkeiten das Verhalten meines Bruders Euch bringen kann und ich wollte Euch versichern, dass ich mit ihm spreche und versuche, ihn von Euch fernzuhalten ... wenn Ihr das denn wollt. Mir ist nämlich nicht entgangen, dass er Euch nachläuft und Ihr damit sehr unglücklich seid.«
So könnte man das auch ausdrücken, dachte Desiderius. Aber er war eher deshalb unglücklich, weil er den Kleinen von sich stoßen musste, statt darauf einzugehen.
Desiderius mahlte verbissen mit den Zähnen.
Prinz Karic senkte erneut seine Stimme, als fürchtete er, die Wände könnten Ohren haben, und flüsterte Desiderius zu: »Ihr habt Recht, der König sieht sich leider gezwungen, den Menschen in Nohva das Recht zu gewähren, nach Ihren Regeln und Gesetzen zu urteilen. Ihr habt ja keine Ahnung, wie viele ungerechte Hinrichtungen wir schon miterlebt haben, nur, weil die Menschenmenge auf den Straßen protestierte und einen Aufstand anzettelte, bis der König die Hinrichtung genehmigte. Frauen und Männer ungerechtfertigt verbrannt, geköpft, erhängt und viergeteilt. Nur weil sie ... liebten.«
»Was wollt Ihr eigentlich von mir, Prinz Karic?«, fragte Desiderius verwundert, als er bemerkte, dass der Prinz mit Tränen in den Augen an ihm vorbei sah. Schreckliche Erinnerungen mussten sich gerade vor seinem inneren Auge abspielen.
Hinrichtungen waren grauenhaft, das wusste auch Desiderius, der die ein oder andere mit angesehen hatte. Es waren mehr, als ihm lieb war, aber sicher weniger als der Prinz hatte mit ansehen müssen, weil Menschen es von ihm erwarteten.
»Ich glaube, Ihr zögert, Euer Erbe anzunehmen, weil Ihr Angst habt, entdeckt zu werden«, antwortete Prinz Karic. »Ich bin ehrlich, ich möchte Euch als einen Verbündeten wissen, nicht Euren Bruder. Und damit wir einst aufeinander zählen können, möchte ich Euch ein Versprechen geben, Desiderius.«
»Kein Versprechen aus Eurem Munde könnte meine Zweifel tilgen«, warf Desiderius ein, der keine gelogenen Worte hören wollte. Er gab nichts mehr auf Versprechen, da noch nie jemand ein Versprechen eingehalten hatte. Desiderius hatte es satt, enttäuscht zu werden.
»Ich werde die Gesetze in Nohva ändern«, beschloss Prinz Karic mit stolz erhobenem Kinn und feierlicher Stimme. »Zu Gunsten aller Liebenden. Jeder sollte frei entscheiden dürfen, wen er als Gefährten wählt oder bei wem er Leidenschaft sucht. Wenn ich König bin, wird sich einiges ändern.«
Desiderius verzog gerührt die Mundwinkel, weil er erkennen musste, dass alle Prinzen furchtbar naiv waren. »Bei allem Respekt, mein Prinz, aber wenn Ihr das tut, werden die Menschen einen Aufstand anzetteln, der Euch schnell entthront.«
»Nicht, wenn ich einen gerissenen Verbündeten an meiner Seite habe«, gab Prinz Karic grinsend zurück. »Die Menschen werden sich fürchten, wenn wir den berühmten Dieb und Vagabunden Desiderius M’Shier zum Lord des Toten Waldes ernennen. Sie werden sich hüten, gegen mich zu rebellieren, wenn Ihr ein treuer Freund der Krone seid.«
»Wisst Ihr, wie die Lords mich nennen?« Desiderius schmunzelte ohne Freude. »Mann ohne Ehre. Weil ich ihre Adeligen ohne jede Ehre beraube. Glaubt mir, ich wäre nur ein weiterer Grund für die Menschen, gegen Euch vorzugehen.«
Der Kronprinz wandte den Blick ab und sah nachdenklich zu Boden. »Bellzazar glaubt, Ihr wärt die Lösung für das Menschenproblem. Er war der festen Überzeugung, Ihr könntet die Aufstände unterbinden. Wir hegen keine Abneigung gegen das Menschenvolk, wir wollen ihnen nichts Böses, aber wenn sie sich gegen den König auflehnen, müssen wir uns dagegen wehren. Und Bellzazar glaubt, Ihr seid der richtige Mann dafür. Nicht nur wegen Euren Fähigkeiten, sondern weil Ihr kein Problem damit habt, Euch die Hände schmutzig zu machen. Der König heißt diese Methoden nicht gut, ich auch nicht unbedingt, aber um mein Volk zu schützen, würde ich alles tun. Ihr seid der Mann, der vielleicht viele Aufstände verhindern oder frühzeitig beenden kann.«
Vielleicht konnte er das, aber dazu musste er kein Lord werden.
»Wenn Ihr es nicht für die Krone tun wollt, werde ich das akzeptieren«, entschied der Prinz und sah Desiderius wieder in die Augen. »Ihr seid der Krone nichts schuldig, Ihr müsst uns nicht beistehen. Aber was ist mit unserem Volk, den Luzianern? Was ist mit Nohva, Desiderius? Liebt Ihr dieses Land?«
»Natürlich«, versicherte Desiderius. »Wäre dem nicht so, wäre ich längst in die Wildnis entflohen, wo ich frei leben könnte.«
»Dann helft mir, Nohva vor der Tyrannei der Machthungrigen zu beschützen.«
Müde seufzend ließ Desiderius seinen Hinterkopf auf die Pelze fallen und fuhr sich mit der Hand durch sein dunkles Haar.
»Entscheidet Euch für Euer Erbe, Desiderius!« Der Prinz stand auf. »Ich sorge dafür, dass mein Bruder Euch in der Zwischenzeit nicht noch mehr Ärger bereitet.«
Aber Desiderius wusste nicht, welcher der Prinzen ihm nun mehr den Verstand raubte. Der, der sein Blut in Wallung brachte, oder doch eher der Ehrgeizige, der die Gesetze in Nohva ändern wollte und darauf hoffte, dass Desiderius ihn vor den Konsequenzen schützen konnte.
Stöhnend und verzweifelt rieb er sich das Gesicht, nachdem der Kronprinz gegangen war.
Alles in einem wünschte Desiderius sich, nie zu diesem Treffen gekommen zu sein. Dann hätte er keinen Zwischenstopp an der Küste eingelegt, wäre dem jungen Prinzen nicht begegnet, hätte nichts von seinem Erbe erfahren und wäre vermutlich noch immer recht zufrieden mit seinem Vagabundenleben.
Nicht glücklicher als jetzt, aber immerhin zufriedener.
10
Die Kräutermischung, die der Heiler ihm verabreicht hatte, hatte Desiderius einen ganzen Tag lang schlafen lassen. Es war ein traumloser, tiefer Schlaf gewesen, der jeden Muskel in seinem Körper entspannt hatte.
Erholt erwachte er langsam aus seinem Tiefschlaf und musste einige Male blinzeln, bis er die dunkle Kammer erkannte, in der er noch immer lag.
Es war wieder dunkel geworden, vermutlich mitten in der Nacht, und nur eine Kerze brannte neben seinem Lager. Sie war fast abgebrannt, und weißer Wachs tropfte von dem niedrigen Tisch hinab auf den morschen Holzfußboden, durch dessen Rillen er das flackernde Licht aus dem Raum unter ihm wahrnehmen konnte.
Ein Geräusch ließ ihn zu Bewusstsein kommen. Desiderius drehte sich auf den Rücken und sah sich im Raum um. Augenblicklich