Geliebter Prinz. Billy Remie

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Geliebter Prinz - Billy Remie Legenden aus Nohva 1

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hatte, die ihn zur leichten Beute machte. Er schlenderte an den Ständen vorbei, beäugte die fragwürdige Ware und vermied Augenkontakt mit Hexen.

      Vor einem Stand hielt er inne und starrte verwundert auf das Angebot der weißhaarigen Frau, die ein Gewand trug, das einmal einer Kirchenschwester gehört haben musste. Desiderius konnte auf dem verblassten Stoff noch das Zeichen der Kirche erkennen: Eine halbe, strahlende Sonne und ein halber Sichelmond, die sich zusammen in der Mitte trafen.

      Aber es war nicht das Gewand, das ihn irritierte, sondern die Ware: In winzigen Käfigen konnte er Kinder erkennen, die wie tollwütige Hunde die vorbeiziehenden Leute anknurrten.

      Es war nicht ungewöhnlich, dass Waisenkinder verschleppt und an der Küste als Sklaven verkauft wurden. Es gab kein Gesetz gegen die Sklaverei, nur ein Gesetz, das verbot, einen freien Mann zu verschleppen und zu versklaven. Bei Waisenkindern sah es anders aus, noch bevor sie wussten, was ein eigener Wille war, wurde er ihnen genommen.

      Desiderius hatte noch nie einen Sklavenhändlerstand gesehen und es erschreckte ihn.

      Die Kinder in den Käfigen sahen verzottelt und dreckig aus, aber sie waren wohlgenährt. An ihrem Verhalten war nichts mehr kindlich, sie waren nicht ängstlich oder eingeschüchtert, sondern sie wirkten auf ihn wie kampflustige Hunde.

      »Wenn Ihr Euch eines kaufen wollt, dann macht das nach unserem Auftrag, wir kommen ohne einen Sklaven schneller voran«, scherzte Bellzazar, der plötzlich hinter ihm auftauchte.

      Desiderius sah ihn über die Schulter verständnislos an. »Das ist grauenvoll.«

      »Wieso?« Mit einem gefühllosen Blick warf sich Bellzazar einige Trauben in den Mund, von denen noch mehr lose in seinen Händen lagen.

      Desiderius fragte sich, wo der Halbgott diese saftig grünen Trauben aufgetrieben hatte.

      »Weil Ihr Euch selbst in einem dieser Käfige seht, Desiderius? Fühlt Ihr Euch schuldig, weil Ihr einer der wenigen Bastarde seid, der nicht an einen Sklavenhändler verkauft wurde?«

      Desiderius ging weiter und murmelte: »Vielleicht ein wenig, ja.«

      »Vertraut mir, Ihr könnt Ihnen nicht helfen«, sagte Bellzazar ernst, als er ihm folgte.

      »Ich könnte sie frei lassen«, warf Desiderius ein.

      »Dann würden sie herausspringen und alles angreifen, das Fleisch auf den Rippen hat«, erwiderte der Halbgott. »Bedenkt, dass diesen Kindern Giftkräuter und magische Flüssigkeiten eingeflößt werden, bis sie nur noch Tiere sind, die keinen eigenen Willen besitzen. Sie denken nur ans Töten und Fressen, die primitivsten Instinkte eines Lebewesens, bis jemand kommt, sie kauft und ausbildet.«

      Genau da lag das Problem mit der Sklaverei, seufzte Desiderius innerlich. Sklaven wurden mit Magie zu willenlosen Wesen, ohne ihren Herrn oder ihre Herrin waren sie unberechenbar und gefährlich, weshalb man sie nicht einfach in die Freiheit entlassen konnte. Dennoch war es grauenhaft. Desiderius hasste Sklaverei. Leider gehörte er mit seiner Meinung der Minderheit an. Viele glaubten, die Sklaverei wäre die bessere Wahl, denn gäbe es sie nicht, würden unzählige Kinder in den Waisenhäusern einfach verhungern.

      Desiderius glaubte, dass der Tod vielleicht für manche Sklaven die bessere Alternative gewesen wäre. Dies war aber nur seine eigene Meinung.

      »Wonach suchen wir?«, fragte Desiderius den Halbgott, um das Thema zu wechseln. Er wollte nicht länger über diese Kinder nachdenken. Ein Schreckliches Leben stand ihnen bevor.

      »Nach einer Hexe.«

      »Das war mir bewusst«, erwiderte Desiderius und drehte sich zu dem Halbgott um. Sie blieben im Getümmel stehen und sahen sich an. »Welche Hexe? Wie sieht sie aus und was verkauft sie – abgesehen von dem, was wir benötigen?«

      Bellzazar schmunzelte und drängte sich an Desiderius vorbei: »Kommt mit!«

      Er hatte ja gar keine andere Wahl, also folgte er ihm kommentarlos.

      Je weiter sie gingen, je dunkler schien es um sie herum zu werden. Sie kamen in eine enge Marktgasse und mussten sich durch eine Vielzahl zwielichtiger Menschen drängen. Dabei wurde Desiderius’ Körper ungewollt gegen die Rückseite des Halbgottes gedrängt, der sich aber nicht daran störte, denn er selbst war an den Rücken einer älteren Dame mit grauem Haar gepresst.

      Desiderius mochte solche Ansammlungen nicht, denn man konnte nie wissen, ob einer der Umstehenden ein Messer bei sich trug und nur darauf aus war, ihn auszurauben oder gar einfach nur hinterrücks zu töten.

      Bellzazar warf einen amüsierten Blick über die Schulter und sagte Desiderius an: »Das Gute ist, dass es an der Küste stets so kalt ist, dass ich diese Bedrängnis geradezu genieße.«

      Desiderius runzelte verständnislos seine Stirn. »Ihr seid ein seltsamer Mann.«

      Grinsend wandte Bellzazar sich wieder ab.

      Da es nur schleppend voranging, sah sich Desiderius um und stellte fest, dass auch die Ware an den Ständen immer fragwürdiger wurde. Ihm war ganz unwohl als er einen Hexenstand erblickte, der Knochen und Totenschädel von Luzianern anbot. Man konnte die Fänge an den gebleckten Gebissen erkennen.

      Desiderius beschloss, in der nächsten Zeit seine Lippen geschlossen zu halten, bevor auch sein Schädel zum Ausstellungsstück wurde.

      Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich die Menschenmenge langsam etwas löste und es ihnen gelang, vorwärts zu kommen.

      Bellzazar drehte sich plötzlich zu Desiderius um, umfasste seinen Arm und zog ihn eilig mit sich. Geschickt glitten sie durch die restlichen Marktbesucher, von denen sie skeptisch betrachtet wurden. Vermutlich, weil sie so viel gepflegter wirkten als die üblichen Küstenbewohner und Besucher.

      Bellzazar steuerte einen kleinen Marktstand an, vor dem sich eine lange Schlange anstehender Personen drängte.

      »Habe ich dir nicht gesagt, ich verfluche dich, wenn du noch einmal hier auftauchst, du Bastard eines Dämons!«, zischte die junge Frau am Stand, als sie Bellzazar erblickte.

      Sie war eine seltene Schönheit, die sogar Desiderius den Atem verschlug. Sie hatte dunkelviolette Augen und lange Haarwellen, die wie Bronze schimmerten. Über ihrem enganliegenden, einfachen Leinenkleid trug sie einen schwarzen Umhang, aber die Kapuze hatte sie nicht aufgesetzt. Sie war sehr klein, hatte eine schmale Taille aber einen überaus üppigen Vorbau, der geradezu dazu lockte, das Gesicht daran zu schmiegen. Ihre halb entblößte Brust war vermutlich auch der Grund, weshalb so viele Männer an ihrem Stand einkaufen wollten.

      Bellzazar grinste sie frech an. »Beruhige dich, Ruhna, heute habe ich vor, zu zahlen.«

      »Das möchte ich dir auch unbedingt geraten haben«, erwiderte die junge Hexe und kam um ihren Stand herum. Der Verkauf ihrer angebotenen Tinkturen überließ sie einem jungen Burschen, den Desiderius auch nicht unbedingt abgelehnt hätte. Er war zwar abgemagert und klein, aber hatte ein hübsches Gesicht und lächelte zudem sofort zurück, als Desiderius ihn schmunzelnd musterte.

      »Warum schleppst du mir den jungen M’Shier Bastard an, Zazar?«

      Desiderius starrte der jungen Hexe in die violetten Augen. Woher wusste sie, wer er war?

      »Er hat dich nicht zu interessieren, ich will nur von deinem Angebot profitieren«,

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