Geliebter Prinz. Billy Remie

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Geliebter Prinz - Billy Remie Legenden aus Nohva 1

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wenn die Wachen auf den Wehrgängen nicht in Alarmbereitschaft waren, dann könnte sich ein kleiner Trupp Assassinen auf die Mauer schleichen, die Verteidigung ausschalten und das Tor öffnen. Oder man schleuste Monate zuvor unbemerkt einige Assassinen als einfache Arbeiter in die Burg, die im Falle eines Angriffs das Tor rechtzeitig öffnen würden. Doch dann stand man als Angreifer vor anderen Risiken, da Assassinen nicht nur sehr teuer waren, sondern auch nicht unbedingt loyal oder zuverlässig. Da sie allerdingst nun mal diskret arbeiteten, wurden sie immer wieder angeheuert. Ein Teufelskreis. Man müsste vielleicht einen Assassinen Orden gründen, der nur der Krone unterstellt war, grübelte Desiderius vor sich hin. Die Idee kam ihm nicht so übel vor.

      »Über was denkt Ihr so angestrengt nach?«, rief Bellzazar.

      Desiderius blickte zu ihm auf und bemerkte, dass der Halbgott bereits den schmalen Weg zu Ende geritten war und sein Pferd oben auf der Bergspitze gewendet hatte, um Desiderius fragend anzusehen.

      Schmunzelnd scherzte Desiderius: »Über meinen nächsten Wohnsitz.«

      Er trieb seinen Rappen an und schloss zu Bellzazar auf. Noch immer schneite es und mittlerweile waren ihre dunklen Haare komplett zugeschneit, ganz zu schweigen von dem Eis, das ihre Bartstoppeln zusammenklebte. Jedes Mal, wenn Desiderius seine Mimik bewegte, spürte er, dass sein Gesicht gefroren war.

      Grinsend blickte Bellzazar zur Schwarzfelsburg und nickte zustimmend. »Beeindruckend, nicht wahr? Aber ich fürchte, es wäre Euch hier oben zu kalt.«

      »Nur im Winter und Frühjahr«, warf Desiderius ein. »Aber im Sommer soll es hier sehr schön sein. Dann, wenn der Schnee nicht mehr die Berge bedeckt.«

      Bellzazar lachte in sich hinein. »Mir gefällt, wie Ihr denkt, Desiderius. Vergesst den König, nehmt die Burg ein und macht Euch hier ein schönes Leben!«

      »Ich fürchte nur, die Eroberung wird nicht so leicht, wie ich mir das vorstelle«, scherzte Desiderius.

      »Vermutlich nicht, nein«, stimmte Bellzazar zu. Er wendete sein Pferd und nickte in die Richtung, die sie nehmen mussten, als er mit einem listigen Lächeln hinzufügte: »Aber ihre hohen Mauern werden ihnen nun zum Verhängnis.«

      »Ich hoffe nur, dass wir auch Erfolg haben werden«, gab Desiderius zurück und lenkte seinen Rappen neben den Halbgott.

      »Das werden wir«, versicherte Bellzazar. »Euer Plan ist idiotensicher.«

      ***

      Es stank nach Ziegen und Rindern, noch bevor sie überhaupt in die Nähe der Mauern kamen.

      »Wie gedenkt Ihr eigentlich unbemerkt hinein und wieder hinaus zu gelangen?«, wollte Desiderius wissen.

      Der Halbgott erwiderte ausweichend: »Das werdet Ihr ja gleich sehen.«

      »Sollten wir nicht warten, bis die Nacht hereinbricht?«, gab Desiderius zu bedenken.

      Es dämmerte bereits, aber es würde noch eine Weile dauern, bis es dunkel wurde und der Schleier der Nacht sie in seinen schützenden Mantel hüllen konnte. Außerdem sorgen die Schneemassen für zusätzliches Licht. Sie leuchtete geradezu.

      »Ihr sorgt Euch zu viel«, neckte Bellzazar.

      Desiderius murmelte murrend: »Und Ihr Euch zu wenig.«

      Es gab da jemand auf der Schwarzfelsburg, dem er lieber nicht begegnen würde. Die Erinnerung an jene Person, schnürte ihm die Kehle zu, und Melancholie legte sich wie ein schwerer Mantel über seine Schultern.

      Sie führten ihre Pferde an den Zügeln durch den Wald, bis sich vor ihnen plötzlich die riesige Mauer auftat. Sie banden ihre Pferde fest, damit sie sie bei einer möglichen, nicht eingeplanten Flucht nicht erst suchen mussten.

      Geduckt folgte Desiderius Bellzazar ins Unterholz. Von dort aus spähte er vorsichtig die gewaltige Mauer hinauf, nur um festzustellen, dass sie nicht bemannt war. An einigen Stellen war sie rissig und sogar halb eingestürzt.

      Fragend sah Desiderius Bellzazar von der Seite an.

      Leise erklärte der Halbgott: »Die Burg ist nur teilweise bewohnt. Diese Seite hier ist eine Ruine, ein ehemaliges Kerkerabteil. Seht Ihr die Tür dort?«

      Desiderius folgte dem Fingerzeig und erblickte eine einsame Tür in der Mauer. Sie war massiv und wirkte einbruchssicher. Er nickte.

      »Sie wird verschlossen sein, aber ich kann sie von innen für Euch öffnen. Durch die Ruine gelangen wir in den Kerker der Festung. Er ist nicht groß, deshalb besteht dort die größte Gefahr, entdeckt zu werden.«

      »Und wie wollt Ihr die Tür öffnen?«, fragte Desiderius irritiert. »Wie wollt Ihr hineingelangen?«

      Bellzazar grinste ihm ins Gesicht. »Ich mag Euch, deshalb möchte ich Euch jetzt einen Rat geben, den ich noch nie jemandem gegeben habe.«

      »Welchen Rat?«, seufzte Desiderius ungeduldig.

      Mit einem bösartigen Funkeln in den Augen flüsterte Bellzazar: »Ich bin zwar zur Hälfte ein Gott, vergesst aber niemals, dass ich auch zur Hälfte ein Dämon bin!«

      Und plötzlich war er verschwunden. Von einem auf den nächsten Moment hatte sich seine Gestalt aufgelöst.

      Sprachlos starrte Desiderius den schwarzen Nebel an, der geblieben war und sich langsam verzog, wie Rauch einer ausgeblasenen Kerze.

      »Verdammt, was… ?« Irritiert drehte sich Desiderius in geduckter Haltung um sich selbst. Er konnte nicht glauben, was geschehen war. Passierte es wirklich oder war er in einer Art Fiebertraum gefangen? War er wohlmöglich in der Nacht krank geworden und noch gar nicht erwacht? Nicht einmal Hexen schafften es, sich einfach in Luft aufzulösen.

      Nein ... Nein ... Das konnte nicht stimmen. Es wollte nicht in Desiderius’ Kopf. Er musste sich das eingebildet haben.

      Noch bevor sein Verstand überhaupt verarbeitet hatte, was gerade vor seinen ungläubigen Augen geschehen war, ertönte ein Pfiff.

      Sein Kopf flog herum und ihm fielen fast die Augen heraus, als er Bellzazar lässig im Rahmen der offenen Tür lehnen sah.

      Wie hatte er das gemacht?

      Grinsend zuckte Bellzazar mit der Schulter.

      Es dauerte einen Moment, bis Desiderius sich einigermaßen gefangen hatte, um zu ihm hinüber zu huschen.

      Kopfschüttelnd ging er an Bellzazar vorbei und betrat das feuchte Innere einer halbeingestürzten Burgruine. Der ehemalige Kerker stand teilweiße unter Wasser, das so kalt war, dass ihm die Füße in den Stiefeln gefroren.

      »Wenn Ihr solche ... Tricks auf Lager habt«, zischte Desiderius dem Wesen zu, »wäret Ihr nicht besser ohne mich dran?«

      »Ich reise nicht gern allein«, scherzte der Halbgott.

      Desiderius fuhr zu ihm herum und warnte: »Tut das nicht noch mal!«

      »Fürchtet Ihr Euch so sehr vor Magie?« Bellzazar grinste erheitert.

      Da es stimmte und er darauf nichts zu erwidern hatte, wandte sich Desiderius verärgert ab und folgte dem einzigen Weg durch die Ruine.

      Je

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