Geliebter Prinz. Billy Remie

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Geliebter Prinz - Billy Remie Legenden aus Nohva 1

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Kerker, dem sie sich näherten, ertönten bei jedem Schritt lauter.

      Desiderius hatte keine Angst, er war nicht einmal nervös, er war lediglich hochkonzentriert, weil er diesen Auftrag keinesfalls vermasseln wollte.

      Was er mehr fürchtete als das, was vor ihm lag, war das, was sich unmittelbar hinter ihm befand und dessen Atem er im Nacken spüren konnte. Der Halbgott hatte Tricks auf Lager, die beunruhigend waren. Kein Wesen, das in dieser Welt wandelte, sollte so mächtig sein.

      Desiderius war nur froh, dass Bellzazar derzeit auf seiner Seite stand.

      Vielleicht war es doch nicht so schlecht, wenn der Halbgott bald in das Reich der Götter gehen würde, dann wäre Nohva wenigstens von dieser Gefahr befreit. Denn sollte der Halbgott seine Meinung ändern und statt den Luzianern, den Menschen helfen, säße der König, gelinde gesagt, mächtig tief in der Scheiße.

      Es war bereits dunkel um sie, als sie zu einer Tür kamen, unter deren Spalt der warme Schein einer Fackel leuchtete. Viele Schatten liefen an der Tür vorbei.

      Desiderius spürte eine Hand an seiner Schulter, er wurde zurückgehalten. Kurz darauf drängte sich ein männlicher Körper an seine Rückseite und warmer Atem streifte sein Ohr.

      »Was tut Ihr da?«, zischte Desiderius leise nach hinten. Er mochte es nicht, wenn ihm magische Wesen zu nahekamen. Vor allem nicht, wenn sie auch noch große, gutaussehende Männer waren.

      »Wartet!«, hauchte Bellzazar ihm zu und zwang ihn, mit ihm in die Hocke zu gehen. »Es sind noch zu viele Wachen vor der Tür.«

      »Ich hatte nicht vor, sie blind zu öffnen«, flüsterte Desiderius verärgert. Er war ja nicht einfältig!

      »Geht nicht zu nah ran«, erklärte Bellzazar. »Warten wir hier, bis die Luft rein ist.«

      Ergebend ließ sich Desiderius auf seinen Hintern fallen. »Fein, warten wir.«

      ***

      Einige Stunden später musste Desiderius zugeben, dass der Halbgott genau wusste, was er tat. Sie hatten lange gewartet, aber dann hatten sie den Kerker ohne große Probleme durchqueren können. Es war Nacht, und die meisten Wachen waren auf ihrem Posten eingeschlafen.

      Unbemerkt hatten sie den Kerker verlassen und duckten sich nun von Schatten zu Schatten über den Innenhof.

      »Wo ist der Speicher für die Soldatenvorräte?«, fragte Desiderius, als er sich zusammen mit Bellzazar in den Schatten eines abgestellten Heukarrens drückte.

      Bellzazar nickte über den Hof zu einer unscheinbaren Holztür. »Dort lagert ihr Korn.«

      »Gut, wie machen wir es?«, fragte er.

      »Über uns stehen Wachen«, flüsterte Bellzazar. »Sie sehen uns von der Mauer aus, sobald wir zur Tür laufen.«

      Desiderius nickte, er hatte die Wachen auch bemerkt.

      »In der Nähe sind Hunde«, berichtete Bellzazar weiter. »Ich glaube, sie schlafen, sonst hätten sie uns längst gewittert.«

      Hunde? Desiderius sah keine und er roch auch keine, vermutlich wegen des Ziegendunstes. Woher der Halbgott also wusste, dass Hunde in der Nähe waren, konnte er sich nicht erklären. Vermutlich noch so eine magische Gabe, von der er nichts wissen wollte.

      »Was machen wir jetzt?«

      Bellzazar sah sich nachdenklich um. »Ich wüsste etwas, aber es ist riskant.«

      »Gut, raus damit!«

      »Ich lenke die Wachen und die Hunde auf mich«, schlug der Halbgott vor und nickte dabei auf das Dach der Soldatenvorratskammern. »Ich bin schnell, kann mich auflösen, wenn sie zu nahe sind, in der Zwischenzeit müsst Ihr in den Speicher.«

      »Klingt nach einem Plan«, erwiderte Desiderius. »Allerdings nach einem schlechten.«

      »In der Tat«, stimmte Bellzazar zu. »Denn sie werden Alarm schlagen und ausschwärmen, außerdem müsst Ihr allein durch den Kerker wieder zurück.«

      Desiderius überdachte ihre Möglichkeiten, aber eine bessere Idee kam auch ihm nicht. Entschlossen streckte er seine Hand aus.

      Bellzazar verstand und gab ihm die Phiole mit dem Gift.

      Sie nickten sich noch einmal zu und Bellzazar sagte zuversichtlich: »Wir treffen uns bei den Pferden.«

      Desiderius hoffte es, denn er hatte nicht vor, heute zu sterben.

      Er blieb im Schatten, als Bellzazar wieder verpuffte und kurz darauf Gestalt auf dem Dach annahm. Sein Umhang umhüllte ihn nun komplett. Erst passierte gar nichts, doch schließlich wurde die schwarze Gestalt auf dem Dach bemerkt.

      Die Wachen brüllten und Bellzazar lief los. Chaos brach aus.

      Dieser Moment war Desiderius’ einzige Gelegenheit, die Soldatenvorräte unbemerkt zu erreichen. Er rannte über den vereisten Hof zu der unscheinbaren Holztür.

      Schlitternd kam er zum Stehen. Er packte den Türriegel, doch dieser bewegte sich nicht.

      Hektisch rüttelte er daran, doch es änderte nichts an der Tatsache, dass die Tür verschlossen war.

      Desiderius verfluchte sich innerlich, er hätte es vorhersehen müssen.

      Er könnte die Tür ohne weiteres aufbrechen, doch niemand durfte bemerken, dass jemand bei den Vorräten war. Die kommenden Ereignisse durften nicht auf einen Einbruch zurückzuführen sein. Es musste alles nach einem Unglück aussehen und nicht nach einem hinterhältigen Anschlag.

      Desiderius trat frustriert gegen die Tür. Er hörte die Glocke, die weitere Wachmänner alarmierte, er hörte die Rufe und herannahende Stiefel, die über den vereisten Boden rannten.

      Nervös blickte er sich nach einer anderen Möglichkeit um, denn er wollte nicht gehen, ohne den Auftrag durchgeführt zu haben.

      Sein Blick fiel auf den Brunnen in der Mitte des Hofes, der vom grellen Mondlicht angestrahlt wurde, als zeigten die Götter auf ihn, damit Desiderius ihn erblickte.

      Zweifelnd blickte er auf die Phiole in seiner Hand. Sie hatten nur den Auftrag, die Soldaten zu schwächen. Der Brunnen hingegen war für alle Bewohner und sogar für die umliegenden Dörfer zugänglich. Das Wasser dort war das einzig trinkbare Wasser im Gebirge, weil der Brunnen bis tief in den Berg reichte, wo das Wasser durch Gestein gefiltert wurde.

      Verdammt, das übertraf nun wirklich alles an Boshaftigkeit. Doch die Wachen nahten, und er musste sich schnell entscheiden.

      Er stampfte zum Brunnen und riss dabei den Verschluss aus Wachs auf.

      Am Brunnen angekommen kippte er die grünliche Flüssigkeit in das Wasser. Dort würde es sich auflösen und nicht mehr zu sehen sein, sobald die Leute es tranken oder zum Kochen benutzten.

      Sein Gewissen lastete schwer auf ihm, aber er schob die unschuldigen Opfer vorerst beiseite, als er das Klimpern der Rüstungen der Wachen hörte. Gleich würden sie um die Ecke biegen.

      Er wandte sich ab und verschwand unbemerkt in der Tür zum Kerker.

      Dort

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