Das Wintermärchen. William Shakespeare
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Und Zärtlichkeit, und macht sich zum Gespött
Für härtre Seelen! Hier, des Knaben Antlitz
Betrachtend, war es mir, als ging' ich rückwärts
Um dreiundzwanzig Jahr; so sah ich mich
Im grünen Kinderröckchen, in der Scheide
Fest meinen Dolch, daß er den Herrn nicht stoße,
Und so, wie Putzwerk oft, gefährlich werde.
Wie ähnlich, dünkt mich, war ich da der Knospe,
Dem Sproß da, diesem Herrchen; – starker Mann,
Nimmst du statt Silberstüber Nasenstüber?
MAMILLIUS.
O nein, ich schlage los.
LEONTES.
So? wer's trifft, hat den Preis! – Mein teurer Bruder,
Seid Ihr in Euern Prinzen so verliebt,
Wie wir in unsern sind?
POLYXENES.
Bin ich daheim,
Ist er mein Ziel für Scherz und Ernst, mein Spielwerk,
Jetzt mein geschworner Freund, und dann mein Feind,
Mein Höfling, mein Minister, mein Soldat:
Er kürzt mir Juli zu Dezembertagen,
Und heilt durch tausend Kinderei'n Gedanken,
Die sonst mein Blut verdickten.
LEONTES.
Ganz das Amt
Hat dieser Herr bei mir; ich geh' mit ihm,
Ihr geht wohl ernstern Weg. – Hermione,
Wie du mich liebst, zeig' unsers Gasts Bewirtung;
Was kostbar in Sizilien, werde wohlfeil;
Mit dir und meinem kleinen Schelm ist er
Der Nächste meinem Herzen.
HERMIONE.
Sucht Ihr uns,
So trefft Ihr uns im Garten; kommt Ihr bald?
LEONTES.
Geht Eurer Neigung nach, ich find' Euch schon,
Bleibt Ihr am Tageslicht; –
beiseit
ich angle jetzt,
Wenn Ihr auch nicht die Schnur mich werfen seht.
Schon gut, schon gut!
Er beobachtet Polyxenes und Hermione.
Wie sie nach ihm den Mund, den Schnabel reckt!
Und sich mit eines Weibes Frechheit rüstet,
Des Mannes Schwachsinn trauend! Ha, schon fort!
Polyxenes und Hermione gehn mit Gefolge ab.
Zolldick, knietief, über Kopf und Ohr gehörnt! –
Geh, spiel', Kind, deine Mutter spielt, auch ich;
Doch meine Roll' ist schmachvoll, und der Schluß
Wird in mein Grab mich zischen; Hohngeschrei
Mir Sterbeglocke sein. – Geh, Kind, und spiel'! –
Auch sonst gab's, irr' ich nicht, betrogne Männer;
Und manchen gibt's noch jetzt im Augenblick,
Der, grad' indem ich sprech', umarmt sein Weib; –
Er träumt nicht, daß sie ihm ward abgeleitet,
Sein Teich vom nächsten Nachbar ausgefischt,
Ja, vom Herrn Nachbar Lächler: das ist Trost;
Auch andre haben Tor', und offne Tore,
Wie ich, sehr wider Willen. Soll verzweifeln,
Wem sich sein Weib empört, so hängte sich
Der Menschheit Zehntel. Dafür hilft kein Arzt.
Es ist ein kupplerisch Gestirn, das trifft,
Wo es regiert, und mächtig muß es sein
In Ost, West, Nord und Süd; drum steht es fest,
Für eine Frau ist keine Grenzensperre;
O glaubt's! Sie läßt den Feind herein, hinaus,
Mit Sack und Pack. Viel tausend unter uns,
Die diese Krankheit haben, fühlen's nicht. –
Nun, Knabe?
MAMILLIUS.
Man sagt, ich gleich' Euch.
LEONTES.
Ja, das ist noch Trost.
Wie, ist Camillo hier?
CAMILLO.
Ja, teurer Herr.
LEONTES.
Geh spielen, Kind; du bist ein ehrlich Blut. –
Mamillius geht ab.
Der große König bleibt noch hier, Camillo.
CAMILLO.
Viel Mühe macht's Euch, eh' sein Anker hielt:
So oft Ihr auswarft, wich er.
LEONTES.
Merktest du's?
CAMILLO.
Auf Eure Bitten blieb er nicht; ihm schien
Zu wichtig sein Geschäft.
LEONTES.
Hast du's beachtet?
Sie passen mir schon auf; sie flüstern, murmeln:
Sizilien ist ein solcher: das