Das Wintermärchen. William Shakespeare
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Zum Glück erhob, so tät' ich's nicht; doch so,
Da Erz, Stein, Pergament nicht eins bewahrt,
Verschwör' es selbst die Schändlichkeit. Verlassen
Muß ich den Hof; Tun, Nichttun, beides bricht
Den Hals mir sicher. Glücksstern, geh mir auf!
Hier kommt Polyxenes.
Polyxenes tritt auf.
POLYXENES.
Seltsam! mich dünkt,
Im Sinken hier sei meine Gunst. Nicht sprechen?
Camillo, guten Tag!
CAMILLO.
Heil, teurer König!
POLYXENES.
Was gibt's am Hofe Neues?
CAMILLO.
Nichts Besondres.
POLYXENES.
Der König blickt so ernst, als ging verloren
Ihm eine der Provinzen, ein Gebiet,
Das wie sich selbst er liebt; ich traf ihn eben
Und grüßt' ihn auf gewohnte Art; doch er,
Den Blick zur Seite werfend und verächtlich
Die Lippe beißend, eilt vorüber, läßt
Mich sinnend stehn, was sich wohl zugetragen,
Das seine Sitten so verwandelt.
CAMILLO.
Herr,
Nicht wag' ich, es zu wissen.
POLYXENES.
Wie! wagst du's nicht! Du weißt's, und wagst es nicht
Mir mitzuteilen? Ja, so ist's gemeint;
Denn was du weißt, das mußt du dir doch sagen,
»Nicht wag' ich's«, paßt da nicht. Du guter Mann,
Dein Blick ist, so verwandelt, mir ein Spiegel,
Der mir den meinen auch verwandelt zeigt;
Mich muß der Wechsel angehn, da ich selbst
Auch mit verwechselt bin.
CAMILLO.
Es gibt ein Übel,
Das manchen aufreibt, doch die Krankheit nennen,
Das kann ich nicht; auch kam die Ansteckung
Von Euch, der Ihr gesund.
POLYXENES.
Wie das? von mir?
Nein, gib mir nicht des Basilisken Auge,
Ich sah auf Tausend, die nur mehr gediehn
Durch meinen Blick; Tod bracht' er nie. – Camillo, –
So wie ein Edelmann du bist und auch
Gelehrt, erfahren (was nicht wen'ger ziert
Den Adel, als der Väter edle Namen,
Durch die wir adlig sind), – beschwör' ich dich,
Weißt etwas du, das meinem Wissen frommt, –
Werd' ich davon belehrt, so sperr' es nicht
In den Verschluß des Schweigens!
CAMILLO.
Ich kann nichts sagen.
POLYXENES.
Krankheit, die ich gebracht, und ich gesund!
Du mußt es sagen. – Hörst du wohl, Camillo,
Bei jeder Pflicht des Manns beschwör' ich dich,
Die heilig ist der Ehr' – und diese Bitte
Ist wahrlich nicht verächtlich –, gib mir Aufschluß,
Was du von einem nah'nden Übel weißt,
Das auf mich zuschleicht, ob es fern, ob nah;
Wie (wenn dies möglich ist) ihm vorzubeugen;
Wo nicht, wie sich's am besten trägt.
CAMILLO.
So hört:
Ihr selbst, höchst ehrenvoll, beschwört mich bei
Der Ehre; darum merket meinen Rat,
Den Ihr befolgen müßt, so schnell als ich
Ihn geben kann, sonst haben beide wir
Das Spiel verloren, und zu Ende ist's.
POLYXENES.
Fahr' fort, Camillo!
CAMILLO.
Ich bin von ihm bestellt, Euch zu ermorden.
POLYXENES.
Von wem?
CAMILLO.
Von meinem König.
POLYXENES.
Und weshalb?
CAMILLO.
Er denkt, ja schwört mit vollster Zuversicht,
Als ob er's sah und selbst ein Werkzeug war,
Euch anzuketten, – daß auf frevle Weise
Die Kön'gin Ihr berührt.
POLYXENES.
Zu Gift dann eitre
Mein reinstes Blut, geschmiedet sei mein Name
An jenen, der den Heiligsten verriet!
Mein unbefleckter Ruf werd' eine Fäulnis,
Durch die mein Nahn dem stumpfsten Sinn ein Ekel;
Und meine Gegenwart sei scheu vermieden,