Liebe im Exzess. Eliza Haywood
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„Es ist besser für Euch, Madame“, sagte er, „in Eurem eigenen Garten angetroffen zu werden, egal was geschehen ist.“
Amena stimmte zu und ließ sich zitternd dorthin führen, bei jedem Schritt gepeinigt von Kummer und Angst. Als sie aber alles verschlossen vorfanden und nicht mehr hoffen konnten, Eintritt zu erhalten, fiel sie ohnmächtig und ohne jedes Lebenszeichen vor die Füße ihres Liebhabers; er wusste nicht, was er mit ihr machen sollte, und schwor tausend Schwüre, sich nie wieder, wenn er heil aus dieser Sache herauskäme, auf ein ähnliches Abenteuer einzulassen. Um sie zu sich zu bringen, fehlte ihm die Kenntnis der geeigneten Mittel, und so verdankte es sich mehr ihrer Jugend und guten Verfassung als seinen ungeschickten Bemühungen, dass sie ihre Sinne wiedererlangte. Als es aber soweit war, geriet er durch ihre herzzerreißenden Klagen und die eigene Verwirrung darüber, was er mit ihr tun solle, beinahe in einen genauso üblen Zustand wie vorher Amena. Er hatte noch nie einen Vertrauten nötig gehabt, also war er nun in der unglücklichen Lage, niemanden zu kennen, dessen Haus er sie ohne größere Umstände anvertrauen könnte; und sie zu seiner jetzigen Unterkunft zu bringen, würde ihn auf dem schnellsten Weg zum Stadtgespräch von Paris machen.
Er fragte sie mehrmals, ob sie ihm keinen Ort nennen könne, wo sie, ohne dass man die Nase über sie rümpfte, unterkommen könnte, bis sie von ihrem Vater hörte; als Antwort kamen von ihr aber nur Vorwürfe. Also verwandelte er die Not in eine Tugend und machte sich daran, sie auf seinen Armen zu seiner eigenen Wohnung zu tragen (auch wenn ihm das gar nicht gefiel). Als sie durch eine sehr hübsche Straße kamen, die zu jener Straße führte, wo er wohnte, rief Amena plötzlich freudig aus:
„Lasst mich herab, mein Lord, ich sehe ein Licht in dem Haus dort drüben, die Lady ist meine beste Freundin, sie hat Einfluss auf meinen Vater, und wenn ich sie um Schutz bitte, wird sie ihn mir sicher gewähren und mein Unglück vielleicht lindern können.“
Der Count war überglücklich, von seiner schönen Last befreit zu sein, und setzte sie am Tor ab. Für die geplagte Lady war die Gleichgültigkeit aber nur zu offensichtlich, mit der er Anstalten machte, sich von ihr zu verabschieden.
„Ich sehe, mein Lord“, sagte sie, „dass die Freude darüber, mich gleich loszuwerden, die Sorge über die Not noch übertrifft, die Ihr über mich gebracht habt. Doch geht; ich werde diesen Missbrauch hoffentlich so bedauern, wie ich sollte, und werde das umso besser können, wenn Ihr mir den Brief zurückgebt, den ich in dieser verhängnisvollen Nacht geschrieben habe, denn der darin enthaltene Entschluss wird mich daran erinnern, wie schändlich ich ihn gebrochen habe.“
„Madame“, antwortete er kühl, aber mit großer Höflichkeit, „Ihr habt genug gesagt, um einen weniger gehorsamen Liebenden zu veranlassen, sich Eurer Bitte zu widersetzen. Doch weil ich mir bewusst bin, welch missliche Dinge mit einem Brief geschehen können, und um Euch zu zeigen, dass ich auch den strengsten Eurer Befehle nicht missachte, werde ich ihn bedenkenlos ausführen und darauf vertrauen, dass Ihr mir in Eurer Güte bald wieder Eure Achtung schenkt und das Glück gewährt, Euch wiederzusehen.“
Die Formalität dieser Höflichkeit traf sie zutiefst, und der Gedanke daran, was sie seinetwegen zu erleiden hatte, erfüllte sie mit solcher Wut, dass sie, sobald sie den Brief erhielt, eilig an das Tor klopfte, woraufhin ihr sofort geöffnet wurde; dann beendete sie das Gespräch und ging hinein, während er unterwegs zu seiner Unterkunft über jede Einzelheit dieser Affäre nachgrübelte und mit sich selbst zu Rate ging, wie er mit ihr fortfahren solle.
Alovisa (denn es war ihr Haus, das Amena durch eine skurrile Laune des Schicksals als ihre Zuflucht ausgewählt hatte) wurde sogleich mitgeteilt, dass ihre Rivalin gekommen war, um mit ihr zu sprechen; alle Entzückungen, die eine erfolgreiche Missgunst bewirken kann, ergriffen von ihr Besitz, denn sie wusste über die Abenteuer dieser Nacht teilweise schon Bescheid. Der schlaue Charlo, der in ihrem Auftrag den Count D´Elmont ausspioniert und ständig beschattet hatte, war ihm zu Monsieur Sanseverins Garten gefolgt, hatte ihn eintreten und nachher mit Amena zu den Tuilerien gehen sehen, wo sie sich niederließen, woraufhin er nach Hause lief und seiner Herrin Bericht erstattete. Von Wut, Eifersucht und Neid bei dieser Nachricht gepackt, versprach sie dem Burschen den größten Lohn, um die beiden auseinanderzubringen, an dessen Ausführung er sich sofort machte, weshalb sie so spät noch wach war, um ungeduldig auf seine Rückkehr zu warten.
Sie ging hinunter, um Amena mit großer Höflichkeit zu empfangen, und gab sich überrascht, sie zu so später Stunde zu sehen, und dazu in einer solchen Aufmachung, woraufhin Amena ihr offenherzig Einblick in ihr Geheimnis gewährte und ihr nicht nur von ihrer Liebe, sondern auch von der Kälte erzählte, die sie an D´Elmonts Verhalten beim Abschied beobachtet hatte. Das bereitete der mitleidlosen Frau eine so exquisite Freude, dass sie die Täuschung kaum aufrechtzuerhalten vermochte. Um darin freier schwelgen zu können und die übrigen Details von Charlo zu erfahren, sagte sie Amena, sie solle nun zu Bett gehen und sich beruhigen, und dass sie selbst am nächsten Morgen nach Monsieur Sanseverin schicken und sich bemühen werde, ihn mit seiner Tochter zu versöhnen.
„Ich werde auch“, sagte sie mit einem trügerischen Lächeln, „den Count D´Elmont besuchen und ihm zu verstehen geben, wie glücklich er sich schätzen kann. Ich werde Euch sogar den Freundschaftsdienst erweisen, ihn für den Fall, dass es tatsächlich einen Grund gibt, Eure Liebschaft geheimzuhalten, als Gast in mein Haus einzuladen, damit er Euch hier treffen kann. Es gibt niemanden, dem ich für meine Handlungen Rechenschaft schulde, und mir ist gleich, was die Leute sagen und denken.“
Amena dankte ihr in den anerkennendsten Worten und folgte dem Dienstmädchen zu dem für sie vorbereiteten Gemach. Sobald Alovisa sie losgeworden war, rief sie Charlo herbei, um endlich zu erfahren, welchem geschickten Plan sie diese glückliche Fügung zu verdanken hatte.
„Madame“, sagte er, „unter den tausend Ideen, die mir in den Sinn kamen, fand ich keine so vielversprechend wie die, Monsieur Sanseverins Haus mit einem Feueralarm aufzuschrecken. Also läutete ich die Glocke am vorderen Eingang und schrie im schrecklichsten Ton, dessen meine Stimme fähig ist, ´Feuer, Feuer!, ihr werdet alle in euren Betten verbrennen!´. Schon nach wenigen Wiederholungen stellte sich der gewünschte Effekt ein. Die Geräusche und die Lichter in den Zimmern zeigten mir, dass alle aus dem Schlaf erwacht waren. Daraufhin eilte ich in die Tuilerien, um die Liebenden zu beobachten, aber sie wussten schon, dass sie Gefahr liefen, entdeckt