Vermisst in Nastätten. Ute Dombrowski

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Vermisst in Nastätten - Ute Dombrowski Blaues-Ländchen-Krimi

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zurück. Unfassbares Entsetzen hatte sie ergriffen und sie sahen sich ängstlich an.

      „Oh mein Gott“, schluchzte Sabine. „Was machen wir denn jetzt?“

      Michelle nahm sie wieder in den Arm.

      „Ich weiß es nicht. Die in der Schule werden mich vermissen und deine Freundinnen heute Abend auch. Hast du dein Handy?“

      „Nein, er hat es mir weggenommen. Du?“

      „Liegt in meinem Zimmer.“

      Sie hielten sich fest, bis Michelle in dem düsteren, stickigen Raum eine alte Picknickdecke und ein paar Kartons in der Ecke hinter dem Wasserkessel entdeckte. Sie schaute in die Kartons, aber die waren leer. Darum zerrte sie so lange an ihnen, bis eine glatte Pappe vor ihr lag. Darauf legte sie die Decke und zog den Korb heran. Sabine schluchzte, setzte sich aber zu Michelle.

      „Wenigstens ist es warm. Komm, Mama, wir frühstücken.“

      „Ich schäme mich so!“

      „Das musst du nicht.“

      „Doch, ich bin deine Mutter und hätte dich beschützen müssen. Und nun bist du die Starke und hast viel mehr Mut als ich.“

      Endlich fasste Sabine Mut und erzählte Michelle, was in den letzten Wochen geschehen war. Die Erniedrigungen, die Schläge, die Drohungen – all das hatte sie verändert und zu einem zitternden Wrack gemacht, das sich alles gefallen ließ. Das musste sich ändern!

      „Wenn wir hier lebend rauskommen, gehen wir zur Polizei.“

      Michelle nickte und verbarg ihre Angst. Ob sie hier jemals wieder rauskamen? Auf jeden Fall hatten sie jetzt zwei Tage Ruhe vor diesem unberechenbaren Mann da oben. Es fühlte sich an, als habe er sich wie ein Parasit in ihr Leben geschlichen, um es zu zerstören.

      In der Küche frühstückte Robert und ließ sich Zeit. Die Frauen waren gut untergebracht. Was hatte er sich nur dabei gedacht, sich auf eine Beziehung einzulassen? Ja, er hatte ein paar Probleme, aber in seiner kleinen Wohnung in Frankfurt hätte er auch gut allein zurechtkommen können. Dann war alles schief gegangen. Zuerst war es ein Glücksfall gewesen, als er Sabine getroffen hatte. So konnte er bei ihr unterkommen.

      Jetzt fiel ihm dieser Mädelsabend ein und er nahm ihr Handy aus der Tasche. Er tippte: „Liebe Undine, ich kann heute Abend nicht bei euch sein, denn ich muss zu meiner Tante nach Düsseldorf. Sie ist ausgerutscht und hat sich ein Bein gebrochen. Ich werde ihr ein wenig zur Seite stehen. Deine Sabine.“

      Weil er vorher andere Nachrichten gelesen hatte, um Sabines Art zu schreiben nachzuahmen, fand er den Text sehr gelungen, als er ihn laut vorlas. Bei Undine hatte sie sich immer mit „Deine Sabine“ verab­schiedet, also passte alles. Er drückte auf Senden und schaltete das Handy aus. Ohne sich weiter um die beiden Frauen im Keller zu kümmern, machte er sich auf den Weg.

      9

      Undine hatte am Donnerstagmorgen auch allein gefrühstückt. Nun überlegte sie, was sie alles erledigen musste.

      „Ach ja, heute Abend ist Mädelsabend!“

      Rasch räumte sie den Tisch ab, schrieb Reiner einen Morgengruß auf dem Handy und ging hinüber in die Werkstatt. Sie hatten gestern die Keramik gebrannt, deshalb war der Ofen heute tabu. Es war immer etwas Besonderes, so eine Art Geburt, und Undine war jedes Mal aufgeregt, bis sie endlich den Ofen öffnen durfte. Aber sie wusste, dass Geduld wichtig war. Eigentlich könnte sie schon heute Abend nachschauen, doch da war ja das Treffen in der Pizzeria „La Gondola“.

      Sie räumte die kleine Küche auf, stapelte Schalen und Eimer ineinander, aber das machte ihr nach einer Weile keinen Spaß mehr. Draußen war es kalt, also beschloss sie, ein wenig Anfeuerholz zu hacken. Sie zog sich warm an, nahm das Beil vom Haken und ging hinaus. Eine Stunde später tat ihr zwar der Arm weh, aber ein Berg schmaler Holzscheite lag neben dem Hackklotz. Diesen räumte sie in Kisten und Körbe.

      Zufrieden betrachtete sie ihr Werk und machte sich auf, Jasmin zu wecken. Die Freundin hatte gestern gesagt, dass sie ausschlafen wolle. Jasmin hatte ab heute Urlaub bis Anfang Januar, weil die Firma, in der sie seit einiger Zeit arbeitete, Betriebsferien machte.

      Sie klopfte und trat ein. Jasmin saß bereits mit einer Tasse Kaffee und ihrer geliebten Zeitung in der Küche.

      „Guten Morgen, Jasmin.“

      „Morgen“, brummte die Angesprochene.

      „Was gibt es Neues?“

      „Nichts Besonderes. Nur einen Einbruch in der Stadtverwaltung.“

      „Was? Davon hat Reiner gar nichts erzählt. Wer bricht denn ins Amt ein? Was gibt es dort zu klauen?“

      „Sie schreiben, es war nur ein versuchter Einbruch und nichts wurde gestohlen.“

      „Wenn, dann sucht man dort ja nur Technikkram oder … wichtige Informationen. Vielleicht hat jemand etwas über eine andere Person gesucht. Eine Adresse oder so.“

      Jasmin sah Undine an und schüttelte den Kopf.

      „Da geht mit dir wieder mal die Fantasie durch, du Hobbydetektivin! Ich denke mal, es wollte jemand einen Locher stehlen. Oder einen Computer.“

      Undine lachte. Ja, Jasmin hatte recht: In solchen Momenten spielte ihr Kopfkino einen Krimi ab, denn sie wollte immer wissen, was dahintersteckte.

      „Einen Locher, natürlich. Der ist sehr wertvoll.“

      „Du weißt, wie ich das meine. Außerdem hat ja niemand irgendetwas gestohlen. Also Schluss. Kommen heute Abend alle?“

      „Bisher hat niemand abgesagt.“

      „So, ich gehe jetzt zum Frisör. Kommst du mit in die Stadt?“

      „Ja, wir treffen uns in zehn Minuten im Hof.“

      Undine lief ins Haus und zog sich um. Sie wollte mitgehen, aber nicht zum Frisör. Sie wollte sich ein bisschen umhören, was man in der Stadt über den Einbruchsversuch wusste. Und wenn Reiner ermittelte, konnte sie ihn mit ihrem Wissen unterstützen. Lene war unterwegs und erst am Nachmittag erreichbar, also musste sie auf eigene Faust etwas herausfinden. Jasmin musste davon nichts wissen, darum begleitete sie sie zuerst zum Frisör und machte sich danach auf den Weg zum Bäcker.

      Kornelia Krinkmann war selbst erstaunt über den versuchten Einbruch, allerdings las sie die Zeitung immer erst mittags. Sie fragte ihren Mann und Joshua, aber die beiden hatten auch noch nichts gehört.

      „Sowas, da passiert nach langer Zeit mal wieder etwas in Nastätten und dann weiß man so wenig.“

      „Frag doch Reiner, der hat sicher eine Ahnung.“

      Undine grinste.

      „Nein, lieber nicht. Ich finde erstmal selbst etwas heraus und rede dann mit ihm. Ich halte euch auf dem Laufenden.“

      Sie wanderte durch die Stadt, traf Bea, die auch nichts wusste und stand auf einmal vor Günther.

      „Na, wieder mal

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